Kapitel
19 | |
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A. Verfassungsrechtliche
Grundlagen |
C. Personen
der Rechtspflege |
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B.
Gerichtsorganisation
und Besetzung |
Von Peter G. Mayr | |
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Obwohl der Instanzenzug
(grundsätzlich) nur dreistufig ist, bestehen in der ordentlichen
Zivilgerichtsbarkeit (grundsätzlich) vier verschiedene
Gerichtstypen (vgl
§§ 1 ff JN), nämlich: | Gerichtstypen |
• die Bezirksgerichte
(BG) | |
• die Landesgerichte (LG) | |
• die Oberlandesgerichte (OLG) und | |
• der Oberste Gerichtshof (OGH). | |
Der
Rechtszug geht, wenn ein Bezirksgericht Eingangsgericht ist, über
ein Landesgericht zum Obersten Gerichtshof und, wenn ein Landesgericht
Eingangsgericht ist, über ein Oberlandesgericht zum Obersten Gerichtshof. | Instanzenzug |
| Abbildung 19.1: Instanzenzug und Gerichtsbesetzung |
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Der (eine) Oberste
Gerichtshof in Wien ist das oberste Organ der ordentlichen
Gerichtsbarkeit. Sein Aufgabenbereich und die innere Organisation
wird durch ein eigenes Gesetz (BG über den Obersten Gerichtshof
– OGHG, BGBl 1968/328) geregelt, während für die innere Einrichtung
der anderen ordentlichen Gerichte das Gerichtsorganisationsgesetz
(GOG, RGBl 1897/217) maßgeblich ist. | OGH |
Unterhalb des Obersten
Gerichtshofes bestehen in Österreich
vier
Oberlandesgerichte (in Wien, Graz, Linz und Innsbruck)
und 18 Landesgerichte (davon in Wien und in Graz
jeweils ein Landesgericht nur für Zivilsachen und ein Landesgericht
nur für Strafsachen). Ein Landesgericht befindet sich in jeder Landeshauptstadt
(Ausnahme Vorarlberg, wo das Landesgericht in Feldkirch eingerichtet
ist) und darüber hinaus in Korneuburg, Krems an der Donau, Leoben,
Ried im Innkreis, Steyr, Wels und Wiener Neustadt. | OLG und LG |
Nach den jüngsten Zusammenlegungen
von zahlreichen kleinen Bezirksgerichten gibt es derzeit (1.1.2005)
im Bundesgebiet (noch) 150 Bezirksgerichte. Außerhalb
von Wien (dort gilt das Bezirksgerichts-OrganisationsG für Wien,
BGBl 1985/203) beruht die Bezirksgerichtsorganisation wegen einer
verfassungsrechtlich normierten Ausnahme (§ 8 Abs 5 lit d ÜbergangsG
1920 idF BGBl 1925/368) auf Verordnungen der Bundesregierung mit Zustimmung
der betreffenden Landesregierung. | BG |
Vgl die aktuellen Bezirksgerichte-VO betreffend Niederösterreich
(BGBl II 2002/81 idF BGBl II 2002/190), die Steiermark (BGBl II
2002/82 idF BGBl II 2002/190), Tirol (BGBl II 2002/240), Salzburg
(BGBl II 2002/287) und Oberösterreich (BGBl II 2002/422). | |
Die genannten ordentlichen Gerichte erledigen auch Handelssachen
sowie arbeits- und sozialrechtliche Streitigkeiten, nur in Wien
sind dafür eigene Gerichte eingerichtet: Das Bezirksgericht
in Handelssachen sowie (auf Gerichtshofebene) das Handelsgericht und
das Arbeits- und Sozialgericht Wien. | |
In aller Regel wird heute im Zivilverfahren
(im Gegensatz zur ursprünglichen Konzeption der Zivilprozessordnung)
in erster Instanz ein Einzelrichter tätig; nur
beim Landesgericht entscheidet bei einem Streitwert von über 50.000
Euro und einem entsprechenden Antrag einer Partei ein Senat von
drei (Berufs-)Richtern (§ 7a JN; in der Praxis sehr selten). Im
Rechtsmittelverfahren entscheiden sowohl beim Landesgericht als
auch beim Oberlandesgericht durchwegs Senate von
drei Richtern (§§ 7, 8 JN). Der Oberste Gerichtshof wird gewöhnlich
in Senaten von fünf Richtern, ausnahmsweise in Dreiersenaten oder
(bei Rechtsfragen von „grundsätzlicher Bedeutung”) in verstärkten
Senaten (von elf Richtern) tätig; vgl §§
5 ff OGHG. | Einzelrichter
und Senate |
In Arbeits- und Sozialrechtssachen sind zwar
in allen Instanzen grundsätzlich Senate vorgesehen, denen neben Berufsrichtern
auch Laienrichter angehören (§§ 10 f ASGG), jedoch ist diese Grundregel
zwischenzeitlich durch Novellen stark zugunsten eines Einzel(berufs)richters
und von Berufsrichtersenaten eingeschränkt worden (§ 11a ASGG).
Auch in Handelssachen kommen – in der Praxis allerdings sehr selten
– fachmännische Laienrichter („Kommerzialräte”) zum Einsatz; § 7
Abs 2, § 8 Abs 2 JN. | |
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A. Verfassungsrechtliche
Grundlagen |
C. Personen
der Rechtspflege |
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