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In den Himmel ohne Vorbedingungen? Zur Dramatik von Gnade und Gericht im Gleichnis vom königlichen Hochzeitsmahl (Mt 22,1-14)

Autor:Sandler Willibald
Veröffentlichung:
Kategorieartikel
Abstrakt:
Publiziert in:
Datum:2017-10-21

Inhalt

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Einleitung

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Was ist das für ein Gott, der uns im Gleichnis vom himmlischen Hochzeitsmahl vorgestellt wird: aufdringlich in seinen unablässigen Einladungen zu einem Heil, das Menschen nicht wollen? Rachsüchtig, wo Menschen seinen Bemühungen Widerstand leisten? Legt er doch gleich eine ganze Stadt in Schutt und Asche, als seine die Einladung ausrichtenden Diener ignoriert, misshandelt und von Einzelnen getötet werden. Unerbittlich, weil er einen Geladenen ohne Hochzeitsgewand Fesseln und ins äußerste Dunkel hinauswerfen lässt – eindeutig ein Bild für die Hölle. Wenn Gott wirklich so wäre, müsste man sich vor ihm hüten. Wenn er aber nicht so ist, sondern ein Gott der Liebe durch und durch und ohne Grenzen, wie sollen wir dann biblische Texte wie diesen verstehen?

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Sich an dieser Frage abzuarbeiten, ist ein erstes Anliegen dieses Aufsatzes. Unter „abarbeiten“ verstehe ich mehr als bloß das Vorstellen guter Deutungen. Es geht um eine Arbeit am eigenen Gottesbild, die widerständige Texte nicht durch vorschnelle Umdeutungen entschärft, sondern sich von ihnen bewegen lässt, ohne deshalb von der Grundüberzeugung einer grenzenlosen Güte Gottes abzugehen.

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Es geht mir also um eine engagierte und auch mühevolle Vermittlungsarbeit zwischen der „Widerspenstigkeit“ eines schwierigen Bibeltextes und dem unbeirrten „Vorurteil“ eines grenzenlos liebenden Gottes. Dabei gründet dieses „Vorurteil“ in zentralen Aussagen der Heiligen Schrift selber:

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„Wir haben die Liebe, die Gott zu uns hat, erkannt und gläubig angenommen. Gott ist die Liebe, und wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott, und Gott bleibt in ihm.“ (1 Joh 4,16)
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Es geht also zugleich um ein Ringen mit scheinbar unvereinbaren biblischen Texten. Nur wenn die biblische Botschaft nicht in sich widersprüchlich ist, kann sie uns Christen als Orientierung dienen, ohne dass sie uns auf Abwege und in Polarisierungen gegeneinander führt.

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Von daher ergibt sich ein zweites Anliegen dieses Aufsatzes: Es gibt unterschiedliche und schwer vereinbare „Lösungsansätze“ zur Interpretation schwieriger Schrifttexte, und zwar auch innerhalb derselben theologischen Schule – im vorliegenden Fall: der Innsbrucker dramatischen Theologie im Gefolge des verstorbenen Dogmatikers Raymund Schwager. In diesem Aufsatz arbeite ich mich nicht nur am Gleichnis vom königlichen Hochzeitsmahl ab, sondern auch an einer bestimmten Interpretation, die vor einigen Tagen ein geschätzter Kollege – Nikolaus Wandinger, aus dem gleichen Institut und wie ich ein Vertreter der dramatischen Theologie – eine Predigt im Online-Leseraum unserer Fakultät publizierte. Als ich sie las, sagte ich mir spontan: Eine spritzige, intelligente und originelle Predigt, aber so geht´s nicht!1

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Auch in einer solchen Situation könnte man mit einer schnellen Entgegnung reagieren. Oder aber man arbeitet sich an der anderen Position ab, um Spannungen nicht vorschnell hochzuspielen und sie auch nicht vorschnell zu glätten, sondern sie als Chance zu nutzen, um zu einem tieferen Verständnis vorzudringen: der Sichtweise des Kollegen, seiner vielleicht anders ausgerichteten Spiritualität, des biblischen Textes, der biblischen Offenbarung und auch der dramatischen Theologie. Nur so macht es einen Sinn, auf Teilen eines einfachen Predigttextes so lange und gründlich herumzureiten, wie ich es mit diesem Aufsatz unternommen habe.

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Ich werde zuerst den Text in der Fassung der revidierten Einheitsübersetzung vorstellen, mit einigen präziseren Übersetzungen, die wir noch brauchen werden, in Klammern. Im ersten Kapitel werde ich dann die Herausforderung eines scheinbar unheimlichen Gottesbildes in diesem Gleichnis beschreiben, mit einem ausführlichen Zitat aus Wandingers griffiger Predigt. Das zweite Kapitel gibt meine Erklärung des ersten schwierigen Teils des Gleichnisses vom königlichen Hochzeitsmahl: vom himmlischen König, der die Stadt, in der die widerständigen Eingeladenen wohnen, niederbrennt. Im dritten Kapitel interpretiere ich die zweite Gewalt-Stelle: den Rauswurf des Mannes ohne Hochzeitsgewand in das äußerste Dunkel, faktisch in die Hölle. Im vierten Kapitel setze ich mich mit problematischen Interpretationsmöglichkeiten zu diesem Rauswurf auseinander: entgegengesetzte Straßengräben, die einen vom Gleichnis anvisierten Mittelweg des Verständnisses verfehlen. Das ausführliche fünfte Kapitel bietet eine tiefer gehende theologische Auseinandersetzung. Unterscheidungen werden vorgeschlagen, die ein Verständnis der Stelle vom Hochzeitskleid erleichtern, die verschiedenen Sichtweisen von Wandinger und mir in Bezug zueinander bringen und ein tieferes Verständnis von Jesu Heilswirken durch Frohbotschaft und Drohbotschaft erschließen. LeserInnen, die das Gleichnis besser verstehen wollen, ohne sich tiefer auf theologische Diskussionen einzulassen, können dieses Kapitel überspringen, ohne dass dadurch das abschließende sechste Kapitel unverständlich würde. In diesem bringe ich das Gleichnis vom königlichen Hochzeitsmahl in den Zusammenhang mit der biblischen Brautmystik des Alten und Neuen Testaments. So kann es uns anregen, den schmalen, abgründigen Weg zu unserer eigenen hochzeitlichen Vereinigung mit Gott zu betrachten.

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Der biblische Text

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„Jesus antwortete und erzählte ihnen ein anderes Gleichnis:
2 Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem König, der seinem Sohn die Hochzeit ausrichtete.
3 Er schickte seine Diener, um die eingeladenen Gäste zur Hochzeit rufen zu lassen [wörtlich: zu rufen die (früher) Gerufenen zur Hochzeit]. Sie aber wollten nicht kommen.
4 Da schickte er noch einmal Diener und trug ihnen auf:
Sagt den Eingeladenen: Siehe, mein Mahl ist fertig, meine Ochsen und das Mastvieh sind geschlachtet, alles ist bereit. Kommt zur Hochzeit!
5 Sie aber kümmerten sich nicht darum, sondern der eine ging auf seinen Acker, der andere in seinen Laden,
6 wieder andere fielen über seine Diener her, misshandelten sie und brachten sie um.
7 Da wurde der König zornig; er schickte sein Heer, ließ die Mörder töten und ihre Stadt in Schutt und Asche legen [wörtlich: anzünden].
8 Dann sagte er zu seinen Dienern:
Das Hochzeitsmahl ist vorbereitet, aber die Gäste waren nicht würdig.
9     Geht also an die Kreuzungen der Straßen und ladet alle, die ihr trefft, zur Hochzeit ein!
10 Die Diener gingen auf die Straßen hinaus und holten alle zusammen, die sie trafen, Böse und Gute, und der Festsaal füllte sich mit Gästen.
11 Als der König eintrat, um sich die Gäste anzusehen, bemerkte er unter ihnen einen Menschen, der kein Hochzeitsgewand anhatte.
12 Er sagte zu ihm:
Freund, wie bist du hier ohne Hochzeitsgewand hereingekommen? Der aber blieb stumm.
13 Da befahl der König seinen Dienern:
Bindet ihm Hände und Füße und werft ihn hinaus in die äußerste Finsternis! Dort wird Heulen und Zähneknirschen sein.
14 Denn viele sind gerufen [wörtlich: Gerufene], wenige aber auserwählt [wörtlich: Auserwählte].“ (Mt 22,1-14, NEÜ)2
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1. Ein unheimliches Gottesbild

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„Finden Sie nicht auch, dass sich im heutigen Evangelium eine Seltsamkeit an die andere reiht? Stellen Sie sich vor, Sie werden auf eine Hochzeit eingeladen und haben keine Lust, hinzugehen. Sie sagen also ab und schieben irgendeinen Grund vor. Soweit, so unehrlich, aber nicht unplausibel. Der Vater, der die Hochzeit organisiert, ist aber ein hartnäckiger, zäher Knochen, ja er ist so aufdringlich, dass am Tag der Hochzeit seine Diener vor Ihrer Tür stehen und Ihnen sagen, das Essen sei schon bereit und Sie sollten doch gefälligst mitkommen.
Das ist schon seltsam. Welcher Braut- oder Bräutigamsvater wäre denn so aufdringlich und würde so was tun? Aber, gesetzt den Fall, es wäre so: Würden Sie die Abgesandten verprügeln oder sogar umbringen? Man könnte sie einfach wegschicken. Warum braucht man massive Gewalt, um sich vor einer Einladung zu drücken?
Hier enden aber die Seltsamkeiten keineswegs: Der so brüskierte Braut- oder Bräutigamvater schickt nun sein Heer, sagen wir – einen Schlägertrupp –, tötet die Mörder seiner Diener und verwüstet ihre Häuser und Wohnungen. Seltsam auch, dass das vorbereitete Festmahl dabei nicht kalt und alt wird, sondern dieser Feldzug scheint so schnell vonstatten zu gehen, dass das Mahl immer noch bereit und schmackhaft ist – und nun lädt der Vater alle ein, die auf der Straße anzutreffen sind. Eher wäre zu erwarten, dass er eben die Hochzeit nur in kleinem Kreis feiert; halt doch nicht die große Sause, sondern eine kleine Familienfeier; die Essensreste könnte man ja hinterher den Armen geben. Aber nein, es werden alle eingeladen: Arme und Reiche, Gute und Böse, Fromme und Unfromme. Alle sollen kommen – und sie kommen auch.
Und schließlich kommt der Vater, um sich die Gäste anzusehen, und bemerkt einen ohne Hochzeitsgewand – woher soll er auch eines haben, er wurde doch gerade von der Straße weggeholt. Aber den Vater ärgert das so, dass er ihn fesseln und hinauswerfen lässt, nicht bloß vor den Hochzeitssaal, sondern gleich in die äußerste Finsternis.
Und schließlich fragt man sich: Ist der Vater eigentlich ein Braut- oder Bräutigamvater? Wo sind diese beiden denn? Wer heiratet denn da und warum kommen die Brautleute gar nicht vor?
Von diesem Sammelsurium aus Seltsamkeiten, sagt Jesus, sollen wir etwas über das Himmelreich lernen. Was könnte das nun sein?“3
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Wenn diese Geschichte doch nur seltsam wäre! Aber schlimmer: Sie ist in hohem Maß anstößig. Dabei lässt der Text keinen Zweifel, worum es geht: „Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem König ...“ (V 2). Es geht darum, wie Gott ist. Dieser erscheint nicht nur als unglaublich geduldiger Gastgeber, der den ignoranten Geladenen wiederholt nachläuft und sie mit dem bereiteten Festessen zu locken versucht (V 4), sondern gerade dadurch als unangenehm aufdringlich, eben als „hartnäckiger, zäher Knochen“, – mit dem überdies nicht zu spaßen ist: Nicht nur, dass er die Mörder seiner Diener tötet und deren Häuser und Wohnungen verwüstet, er brennt gleich die ganze Stadt nieder, gewiss mit zahllosen unschuldigen Betroffenen. Sollen diese ungeladenen und unschuldigen Mitbewohner – soweit sie die Brandschatzung überlebten – bei der zweiten Einladung auch noch zum Hochzeitsmahl gerufen werden? Wer sollte da noch hingehen wollen? Wird so nicht im Nachhinein plausibel, warum die zuerst Geladenen mit einem solchen Choleriker erst gar nicht feiern wollten? Spätestens scheint dies klar zu werden, wenn man schaut, wie der König mit dem Eingeladenen umgeht, der kein Hochzeitskleid anhat. Was ist das für ein Gastgeber, der anstatt mit dem Fest zu beginnen, erst mal durch die Reihen geht, „um sich die Gäste anzusehen“ (Vers 11)?4 Und ist es nicht verständlich, dass der eine oder die andere aus den fernsten Straßen des Reichs5 gar kein Hochzeitskleid besitzt? Ist es nicht der Gipfel aller Ungerechtigkeit, diesem armen Tropf nun noch Hände und Füße zu binden und ihn in die äußerste Finsternis zu werfen, wo Heulen und Zähneknirschen herrschen (V 13), – noch dazu, wo das Gleichnis damit offensichtlich auf die ewige Hölle anspielt?

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Was ist das für ein Gottesbild, das hier gezeichnet wird? Und, so furchtbar es ausschaut: Entspricht es nicht einer geheimen, uneingestandenen Vorstellung, die unter uns Christen verbreitet ist: Gott kann wunderbar gütig und großzügig sein, aber zugleich ungemein fordernd und hart? Deshalb fühlen sich viele in Gottes Gegenwart nicht wirklich wohl. Vielleicht hat man ja auch Sehnsucht nach dem himmlischen Vater, aber auch dann scheint es besser, man lässt sich nicht allzu weit auf ihn ein. Wenn man ihm den kleinen Finger reicht, nimmt er vielleicht die ganze Hand. Und wer weiß, ob man dann nicht auf einmal ohne Hände dasteht. Ist Gott also wie ein furchtbarer Vater, der unberechenbar zwischen Abwesenheit und Übergriff pendelt?6

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2. Die Stadt in Schutt und Asche: Warnung vor einem Weg der kollektiven Selbstzerstörung

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Dass Gott ganz anders ist, muss zuerst an den beiden Gewaltakten aufgezeigt werden, die das Gleichnis dem göttlichen König zuschreibt: gegen die Stadt der widerständigen Geladenen und später gegen den Geladenen ohne Hochzeitskleid. Beginnen wir mit dem Ersten:

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„Der König aber wurde zornig, und schickend seine Heere, vernichtete er jene Mörder, und ihre Stadt zündete er an.“ (V 7, MNT)7
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An dieser Stelle wird das Gleichnis zur Allegorie. Das heißt, die angesprochene Vernichtung der Stadt ist nicht Teil einer selbständigen Sinngeschichte – eben eines Gleichnisses – die nur als Ganze gedeutet werden kann, sondern lässt sich eins zu eins übersetzen in ein konkretes Ereignis der damaligen jüngeren Wirklichkeit. Jeder Zeitgenosse, der diesen um 80 nach Christus entstandenen Matthäustext hörte oder las, konnte dabei nur an ein Ereignis denken: Die Zerstörung Jerusalems im Jahr 70 – ein Fiasko mit grenzenloser Verzweiflung und zahllosen Toten,8 das durch falsche Vorstellungen von einem göttlich sanktionierten, messianischen Befreiungskampf ausgelöst wurde. Verantwortlich dafür waren einige römische Legionen, die wohl kaum mit den vom göttlichen König geschickten Heeren aus dem Gleichnis (Vers 7) identifiziert werden können. Sehr wohl aber war es vom Alten Testament her üblich, jedes erfahrene Unheil Gott zuzuschreiben. Das war nicht Aberglaube, sondern Ausdruck der gläubigen Zuversicht, dass Gott das Geschick der Welt und schon gar seines erwählten Volkes in seinen Händen hat und deshalb auch wenden kann. In diesem Sinn spricht Jesaja angesichts der Katastrophe der Babylonischen Gefangenschaft:

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„Ich erschaffe das Licht und mache das Dunkel, ich bewirke das Heil und erschaffe das Unheil. Ich bin der Herr, der das alles vollbringt“ (Jes 45,7).
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Aber kann ein solcher, Böses wie Gutes verantwortender allmächtiger Gott selber noch gut sein? Spätere Texte des Alten Testaments differenzieren hier und schreiben das Böse einem Satan, der als Mitglied von Gottes himmlischem Hofstaat Gott untergeben, aber doch von ihm verschieden ist.9 Gänzlich abgewiesen bleibt damit die dualistische Vorstellung von einer teuflischen Urgewalt, die Gottes Heilsmacht prinzipiell begrenzen würde. Damit ist allerdings nicht gesagt, dass die Dynamiken des Bösen sich nicht in der Welt nicht auswirken könnten.10 Aber Gott hat den längeren Atem und kann auch auf den Wegen von Tod und Untergang noch Auswege für ein gutes Ende eröffnen. Und Gott zwingt Menschen nicht auf Unheilswege. Aber er respektiert ihre freie Entscheidung und setzt ihre Entscheidungsfreiheit – für oder gegen Gott, für Wege des Heils oder des Unheils (vgl. Ps 1) – dort frei, wo er sich ihnen offenbart.

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Einen solchen Kairos der vertieften göttlichen Selbstoffenbarung thematisieren die Evangelien immer wieder, – so auch im Gleichnis vom königlichen Hochzeitsmahl. Gott offenbart sich hier ganz und gar als sich verschenkende Liebe. Die Dringlichkeit seiner Einladung ergibt sich allein daraus, dass für das von ihm vermittelt durch Jesus Christus angebotene Heil keine Alternative besteht. Das von wechselnden Machthabern seit Jahrhunderten geknechtete Israel steht in großer Gefahr, selber seine politische Zerstörung zu betreiben, und zwar nicht aus Gottlosigkeit, sondern aus einem falsch verstandenen messianischen Glauben. Erwartet wurde, dass Gott ein Festmahl für Israel und alle Völker, die es unterstützen, ausrichtet, während er – vermittelt durch einen militärisch-politisch verstanden Messias – die gottlosen Gegner vernichtet. So bringt es eine alttestamentliche Verheißung zum Ausdruck, die im Hintergrund unseres Gleichnisses steht und deshalb auch diesem Sonntagsevangelium als Tageslesung zugeordnet wurde:11

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„Der Herr der Heere wird auf diesem Berg für alle Völker ein Festmahl geben mit den feinsten Speisen, ein Gelage mit erlesenen Weinen, mit den besten und feinsten Speisen, mit besten, erlesenen Weinen. 7 Er zerreißt auf diesem Berg die Hülle, die alle Nationen verhüllt, und die Decke, die alle Völker bedeckt. 8 Er beseitigt den Tod für immer. Gott, der Herr, wischt die Tränen ab von jedem Gesicht. Auf der ganzen Erde nimmt er von seinem Volk die Schande hinweg. Ja, der Herr hat gesprochen.
9 An jenem Tag wird man sagen: Seht, das ist unser Gott, auf ihn haben wir unsere Hoffnung gesetzt, er wird uns retten. Das ist der Herr, auf ihn setzen wir unsere Hoffnung. Wir wollen jubeln und uns freuen über seine rettende Tat. 10 Ja, die Hand des Herrn ruht auf diesem Berg.“ (Jes 25,6-10)12
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Bemerkenswert ist, dass wir in diesem Jesaja-Text bereits eine universale Heilshoffnung für alle Völker und Nationen finden (Vers 6 und 7). Das nimmt den Vorrang Israels nicht zurück, im Gegenteil. Das Festmahl findet nämlich auf Zion, dem Jerusalemer Tempelberg statt.13 In den Genuss des endzeitlichen göttlichen Mahls gelangen nur alle Völker, wenn sie nach Jerusalem pilgern und sich dem erwählten Gottesvolk anschließen. Was aber geschieht mit jenen, die sich dem Gott Israels – und damit zugleich Israel – nicht anschließen wollen? Eine Antwort gibt die irritierende Fortsetzung der zitierten Heilsvision:

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„Moab aber wird an Ort und Stelle zerstampft, wie Stroh in der Jauche zerstampft wird. 11 Wenn Moab darin auch mit den Händen rudert wie der Schwimmer beim Schwimmen, so drückt er den Stolzen doch nieder, auch wenn seine Hände sich wehren. 12 Deine festen, schützenden Mauern werden niedergerissen; der Herr stürzt sie zu Boden; sie liegen im Staub.“ (Jes 25,11-12)14
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Warum soll ein einziges Volk – Moab – ausgeschlossen sein von einem Festmahl, das Gott doch allen Völkern bereitet? Gewiss geht es hier nicht um Moab im Speziellen. Vielmehr steht Moab hier exemplarisch für „den Stolzen“ (Jes 25,11), der das göttliche Heilsangebot nicht annehmen will und die Wallfahrt nach Jerusalem verweigert.

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Wer aber sagt, dass dieses stolze Nein nur von Seiten anderer Völker kommt?15 Ist nicht jeder Mensch, jedes Volk, auch Israel selber gefährdet, ein göttliches Heilsangebot deshalb abzulehnen, weil es in einer Form und durch einen Mittler ergeht, die einem nicht belieben? Der späteste, dritte Teil des Jesajabuchs warnt vor dieser Gefahr eines Selbstgerichts, das zumindest ein Teil von Israel auf sich und andere herabruft:

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„Euch aber, die ihr den Herrn verlassen, meinen heiligen Berg vergessen, dem Glücksgott den Tisch gedeckt und dem Gott des Schicksals den Weinkrug gefüllt habt, 12 überantworte ich dem Schwert: Ihr müsst euch alle ducken und werdet geschlachtet. Denn ihr gabt keine Antwort, als ich euch rief, als ich zu euch redete, hörtet ihr nicht, sondern ihr habt getan, was mir missfällt, und habt euch für das entschieden, was ich nicht will“ (Jes 65,11f).
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An solchen prophetischen Warnungen konnten Johannes der Täufer und später Jesus nahtlos anschließen.

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Vor diesem Hintergrund ist die „Aufsässigkeit“ des göttlichen Königs und seiner Propheten-Diener zu verstehen. Es geht eben nicht nur um ein fröhliches Fest, das man unbeschadet des eigenen Glücks auch ausschlagen kann, sondern um ein Essen von den Bäumen des Lebens, deren Blätter allein das fortgeschrittene Krebsgeschwür einer Entfremdung von Gott und seiner Schöpfung zu heilen vermögen (vgl. Offb 22,2). Wer davon nicht isst, wird an seinem Leiden sterben, wie die von Giftschlangen Gebissenen, die ihren Blick nicht auf das Kreuz mit der ehernen Schlange ausrichten wollten (Num 21,8f), die das Johannesevangelium dann auf Jesus Christus deutet (Joh 3,14).

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Die Dringlichkeit der Warnung macht allerdings auch die Schärfe der Ablehnung verständlich. Wer von denen, die selbstbewusst große Geschäfte tätigen16 und im Namen Gottes auftreten, will schon gerne hören, weil er der Heilung, Vergebung und Erlösung bedarf (vgl. Joh 8,32f) und deshalb seine Prioritäten ändern muss? So wurden warnende Propheten stets auch als Entwerter und Störenfriede empfunden, verfolgt und getötet – „vom Blut Abels, des Gerechten, bis zum Blut des Zacharias, Barachias´ Sohn“ (Mt 23,45) – und schließlich Gottes Sohn (Mt 21,38), Jesus Christus.

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3. Der Geladene ohne Hochzeitsgewand: „Zieht den neuen Menschen an!“

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Mit der Einladung aller anderen endet die Lukas-Variante des Gleichnisses vom königlichen Hochzeitsmahl:

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„Da sagte der Herr zu dem Diener: Dann geh auf die Landstraßen und vor die Stadt hinaus und nötige die Leute zu kommen, damit mein Haus voll wird. Das aber sage ich euch: Keiner von denen, die eingeladen waren, wird an meinem Mahl teilnehmen.“ (Lk 14,24)
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Dieses Evangelium konnte von den christlichen Gemeinden als Selbstbestätigung bei Verwerfung anderer missverstanden werden. Je nachdem, als wen man die Erstgeladenen auffasste: als die Führenden Israels im Unterschied zum einfachen Volk, als die Armen im Unterschied zu den Reichen, als die Christen im Unterschied zu den Juden,17 würden einfache Christen eine falsche Identität gegen die Juden, ihre Anführer oder allgemein die Reichen und Angesehenen aufbauen. Die Warnung, die dieses Gleichnis an jeden Hörer und jede Hörerin richten, wäre damit in den Wind geschlagen. Eine solche Selbstkritik ist das ausdrückliche Anliegen von Matthäus in einem zweiten Teils des Gleichnisses, der in der Version von Lukas (Lk 14,16-24) fehlt. Dass man zur zweiten Gruppe der Eingeladenen gehört und der Einladung auch Folge leistet, ist noch keine Garantie, wirklich dazuzugehören. Dazu ist mehr gefordert:

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„Die Diener gingen auf die Straßen hinaus und holten alle zusammen, die sie trafen, Böse und Gute, und der Festsaal füllte sich mit Gästen.
Als sie sich gesetzt hatten und der König eintrat, um sich die Gäste anzusehen, bemerkte er unter ihnen einen Mann, der kein Hochzeitsgewand anhatte. 12 Er sagte zu ihm:
       Mein Freund, wie konntest du hier ohne Hochzeitsgewand erscheinen?
Darauf wusste der Mann nichts zu sagen. 13 Da befahl der König seinen Dienern: Bindet ihm Hände und Füße, und werft ihn hinaus in die äußerste Finsternis! Dort wird er heulen und mit den Zähnen knirschen.
14 Denn viele sind gerufen, aber nur wenige auserwählt.“ (Mt 22,11-14)18
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Wichtig ist, dass es sich hier um eine bedingungslose Einladung handelt. Unterschiedslos sind Böse und Gute eingeladen.19

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Diese Einladung ist als Gnaden-Kairos zu verstehen. Menschen, die von anderen und vielleicht auch von sich selber für würdelos gehalten werden, erhalten mit der königlichen Einladung eine Würde zugesagt, die geeignet ist, ihr Leben zu verändern. Sie können sich aufrichten und auch wie aufrechte Menschen leben. Auf diese Weise bleibt die Gnade der Gottesfreundschaft dem Menschen nicht äußerlich – wie es ein Einladungsticket wäre – sondern setzt ihre Freiheit frei, mit dieser Gnade selber zu wirken.

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In diesem Zusammenhang wird der Konflikt zwischen Martin Luthers Rechtfertigungslehre und der katholischen Kirche virulent, wie er auf dem Konzil von Trient zum Ausdruck kam. Dass der Mensch nur durch die allen guten Werken vorausgehende und insofern bedingungslos erfolgende Gnade gerechtfertigt wird, betont die katholische Kirche nicht weniger als Martin Luther. Allerdings will sie damit die Möglichkeit und Notwendigkeit einer inneren, seinsmäßigen Verwandlung des Menschen unter Beteiligung seiner Freiheit nicht ausschließen. In diesem Sinn entspricht es dem katholischen Gnadenverständnis, dass es nicht nur eine „ungeschaffene Gnade“ gibt, nämlich den ewigen Gottessohn Jesus Christus in seiner alles verwandelnden Begegnung mit ihm, sondern auch eine „geschaffene Gnade“ im Sinn einer seins- und charaktermäßigen Verwandlung des Menschen, die sich in – natürlichen und übernatürlichen – Tugenden ausdrückt. Von daher kann dann auch in einem berechtigten Sinn von Verdiensten gesprochen werden, die nicht nur der tugendhaften Person, sondern – im Sinn einer „communio sanctorum“ – auch anderen zugutekommen kann. Es ist das berechtigte Anliegen von Martin Luther und der Reformation, vor den Irrwegen zu warnen, die aus solchen Lehren entstehen, wenn die alles begründende Bedeutung der Selbsterschließung Gottes (also der „ungeschaffenen Gnade“) unterbelichtet wird. Nicht nur in der theologischen Lehre, sondern in lebensleitenden Überzeugungen ist der christliche Glaube stets in Gefahr einer moralistischen Versuchung, wonach wir zuerst Leistungen erbringen und uns in diesem Sinne erst selber „rechtfertigen“ müssten (wie Luther kritisiert), damit Gott uns annimmt. Demgegenüber ist es entscheidend wichtig, mit den Evangelien und der ganzen Bibel auch des Alten Testaments die Voraussetzungslosigkeit und in diesem Sinn Bedingungslosigkeit der göttlichen Heilsinitiativen („über Bösen und Guten“, wie die Bergpredigt betont, Mt 5,45.) in in Erinnerung zu rufen. Das schließt aber nicht aus, dass es nachfolgende Bedingungen gibt (vgl. dazu unten, Kap. 5.1): die Notwendigkeit umzukehren und Früchte zu tragen,20 die durch die vorausgehend bedingungslos ergangene Gnade gerade ermöglicht und deshalb bindend wird (im Unterschied zu einem Moralismus, der verlangt, was der Mensch nicht leisten kann und so den Menschen Lasten auflegt, die sie nicht tragen können.
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Wer seinen jeweiligen Gnaden-Kairos, der die eigene Freiheit freisetzt, mit dieser Gnade selber zu wirken, annimmt, wird dadurch – dank Gottes Gnade und gerade so ganz aus eigenem Tun – zu einem neuen Menschen. Das ist mit dem Bild vom Hochzeitsgewand gemeint.21 Letztlich steht es für einen Anzug nicht im Sinn eines fertigen Kleides, sondern als Ereignis des Anziehens, wie es Paulus im Epheserbrief einfordert:

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„Zieht den neuen Menschen an, der nach dem Bild Gottes geschaffen ist in wahrer Gerechtigkeit und Heiligkeit.“ (Eph 4,24)
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Von daher erscheint der Dialog zwischen dem König und dem Mann ohne Hochzeitsgewand in einem anderen Licht:

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„Mein Freund, wie konntest du hier ohne Hochzeitsgewand erscheinen?
– Darauf wusste der Mann nichts zu sagen.“ (Mt 22,12)
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„Freund“ ist hier keine ironisch-abwertende Anrede – wie „Freundchen“, „Bürschchen“ –, sondern Ausdruck einer freundschaftlichen Beziehung,22 die Gott mit diesem Menschen bereits durch seine Einladung angefangen hat, und die es diesem ermöglicht hätte, zu einem neuen Menschen zu werden. Dazu wäre er befähigt gewesen, und diese Chance hat er versäumt. Deshalb weiß er auf die Frage des Königs nichts zu sagen. Er kann sich nicht damit verteidigen, dass er sich kein Hochzeitskleid leisten konnte, denn er weiß: Er hätte diese Forderung erfüllen können und auch müssen.

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Ebensowenig wie die Zerstörung der Stadt im ersten Teil des Gleichnisses ist der Rauswurf des solcherart zur Rede Gestellten eine Gewalttat Gottes. Er steht vielmehr für die innere Konsequenz daraus, dass der Angesprochene den Gnaden-Kairos der – zunächst durch Diener vermittelten – Begegnung mit dem einladenden König verpasst hat. Wer nicht in das Hochzeitsgewand eines erneuerten Seins gekleidet ist, kann den Blick des liebenden Gottes, der einen aufrichtig als „Freund“ anredet, nicht aushalten. Es verhält sich hier wie schon beim „Rauswurf“ von Adam und Eva aus dem Paradies (Gen 3,23), dem ein Sichverstecken der beiden vorausging, weil sie den Anblick Gottes nicht mehr aushielten (vgl. Gen 3,8). Mit einem anderen Bild: Gott ist wie ein strahlendes Licht, welches das kranke Auge nicht aushält23, so dass der Kranke, der sich der Heilung seines Auges entzogen hat, gar nicht anders kann, als von selber in die äußerste Finsternis zu flüchten.

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„ ... werft ihn hinaus in die äußerste Finsternis! Dort wird Heulen und Zähneknirschen sein“ (Vers 13, NEÜ24).
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Aber ist das nicht eine unzulässige Umdeutung des Gleichnisses, dass der zur Rede gestellte von selber flieht, anstatt von Gott hinausgeworfen zu werden? Das ist deshalb nicht der Fall, weil der von Gott Gefragte sich tatsächlich als von Gott hinausgeworfen wahrnimmt. Auch wenn dessen Zuwendung von Gott her – und auch objektiv betrachtet – freundlich ist, ist sie für den Angefragten unerträglich. Aufgrund seines von Gott, Welt und sich selbst entfremdeten Zustandes („ohne Hochzeitsgewand“) kann er Gottes Zuwendung nur als feindlich empfinden. Wie schon beschrieben: Es verhält sich wie dem hellen Licht, das zwar an sich gut ist, vom kranken Auge nicht ertragen werden kann.

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Wer sich also von Gott ohne Hochzeitskleid gesehen sieht, wird das nicht aushalten, so dass er sich selber in die äußerste Finsternis hinauswirft. Heulen und Zähneknirschen, Zeichen äußerster Zerknirschung, sind dabei gewiss nicht die Folgen irgendwelcher sadistischer Folterungen, sondern der unerträglichen Erkenntnis, dass man ein Gerufener wäre, aber seine Erwählung „versaut“ hat,25 – was man sich selber zuschreiben muss.

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In diesem Sinn bleibt die Warnung vor der Hölle in diesen Gleichnissen über den versäumten Kairos dringlich, ohne dass man deshalb Gottes Liebe und seinen entschiedenen Heilswillen in Frage stellen müsste. Wir haben kein Recht, diese Warnung mit Verweis auf die bedingungslos ergehende Einladungsgnade in das Gottesreich aufzulösen oder umzuinterpretieren.26

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Allerdings handelt es sich hier um Gleichnisse, die keine umfassende Theologie liefern, sondern bestimmte Teilaspekte des Heilsdramas scharf herausarbeiten: nämlich die Gefahr, einen ergangenen Kairos zu verpassen, die Gnadenchance zurückzuweisen und sich auf diese Weise in eine Sackgasse zu gehen, die von sich her keinen Raum umzukehren hat,27wenn nicht Gott durch neu ergehende Kairoi bzw. Gnadenchancen einen solchen Raum schaffen würde.

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Diese Möglichkeit wird von den warnenden Gerichtsgleichnissen nicht genannt. Sie lassen aber Leerstellen offen, die für eine solche unerwartete Heils-Chance Raum geben. Im Gleichnis vom königlichen Hochzeitsmahl ist dies der Sohn des Königs, der Bräutigam – vom vorausgehenden Winzergleichnis her eindeutig Jesus selber28 – von dem im Hochzeitsgleichnis erstaunlicherweise überhaupt nicht die Rede ist.29 Diese Leerstelle wird allerdings gefüllt durch den Kontext, in dem dieses Gerichtsgleichnis – wie fünf andere Gerichtsgleichnisse in Mt 21 und 25 – steht: Jesus ist in Jerusalem angekommen, wo sich der Konflikt mit den Führenden Israels so weit zuspitzt, dass er gefangengenommen, gefoltert, verurteilt und getötet wird. Jerusalem ist der Ort, wo sich nicht nur das Geschick Jesu, sondern auch seine Sendung vollenden sollte: mit Auferstehung, Himmelfahrt und der Aussendung des Heiligen Geistes. Durch diese Ereignisse wurde jenen, die sich durch das vorösterliche Wirken Jesu in eine immer schärfere Verneinung Gottes treiben ließen, nochmals ein ganz neuer Kairos eröffnet.30 Passion und Kreuz geben uns eine Ahnung davon, wie weit Gott geht, gehen kann und gegangen ist, um die selbst die verlorensten Schafe doch noch zurückzuholen. Erlösung durch das Kreuz beinhaltet, dass Jesus „hinabgestiegen in das Reich des Todes ist“, wie wir mit dem Credo bekennen, womit er auch für jene eine Hoffnung über alles Vorstellbare hinaus begründet, die sich selbst hinausgeworfen haben „in die äußerste Finsternis“, wo „Heulen und Zähneknirschen“ ist.

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4. Missverständnisse und Straßengräben

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Es kann leicht passieren, dass man das Gleichnis vom Hochzeitsmahl – vor allem in der Fassung von Matthäus – grob missversteht: als Bestätigung eines abstoßenden Gottesbildes, das man dann entweder fälschlich übernimmt oder durch problematische Umdeutungen zu neutralisieren versucht. So ergeben sich zwei gegensätzliche Fehldeutungen oder Straßengräben, – auch bei der Interpretation des Mannes ohne Hochzeitsgewand. Der eine Straßengraben ist ein moralisierendes Verständnis: Man meint, man müsse sich erst ein Hochzeitskleid verdienen, und befürchtet, Gott einst ohne Hochzeitsgewand zu begegnen. Gegen ein solches Missverstehen, welches übersieht, dass Gottes Einladung voraussetzungslos an alle ergeht, und dass das Hochzeitskleid zugleich Gabe Gottes und nicht eine bloße Eigenleistung ist, stellt sich der Versuch, die Verkehrtheit dieses falschen Gottesbildes so weit zu entlarven, dass selbst schon die Meinung, ein Hochzeitskleid haben zu müssen, als Missverständnis angesehen wird. Das Verhängnis des Mannes aus dem Gleichnis bestünde also gar nicht darin, dass er kein Hochzeitskleid hat, sondern dass er irrtümlich meinte, eines haben zu müssen, – und deshalb den König als seinen Feind betrachtete. Ich setze mich zuerst mit dem ersten, moralistischen Missverständnis auseinander:

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4.1 „Vor Gott ohne Hochzeitskleid und mit leeren Händen“: Der moralistische Straßengraben einer (Selbst-)Verdammnis

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„Wenn ich einmal vor Gott stehe, dann stehe ich vor Ihm mit leeren Händen.“
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Das sagte mir immer wieder ein Mann, der uns im Gebetshaus besuchte.31 Er war obdachlos, krank, depressiv, und er schämte sich, weil er meinte, dass er aus seinem Leben nicht mehr gemacht hätte. Auf seine Sorge antwortete ich ihm meistens: „Gott sei Dank stehst du mit leeren Händen vor Ihm, denn nur so hast du die Hände frei, um von Ihm zu empfangen.“

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Einmal lasen wir das Tagesevangelium vom königlichen Hochzeitsmahl. Daraufhin sagte er ganz aufgeregt:

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„Siehst du, das ist genau, was ich meine. Wenn ich einmal vor Christus stehen werde, werde ich ohne Hochzeitsgewand sein.“
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Und das bedeutete für ihn selbstverständlich, dass er deshalb in die Finsternis der Hölle hinausgeworfen werden würde. Das entsprach ganz seinem jahrelangen Grundgefühl aufgrund einer schweren postpsychotischen Depression: von Gott in die äußerste Dunkelheit verstoßen – eine wirkliche Hölle –, und dies aus eigener Schuld.32

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Ich antwortete ihm damals, dass er sich nicht selber ein Hochzeitskleid zusammenflicken müsste, und dass es ganz normal sei, dass er das nicht könne. Gott weiß, dass wir das aus eigenen Kräften gar nicht können, und niemals würde Gott Unmögliches von uns fordern. Er gibt uns das Hochzeitskleid, und erst wenn und im Maße als wir es von ihm erhalten, sind wir auch gefordert es anzuziehen.

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Die Deutung, dass der König uns selber das Hochzeitkleid geben würde, kam im 18. Jahrhundert auf, „als bekannt wurde, daß im Orient bei feierlichen Gelegenheiten den Gästen Kleider geschenkt wurden“33. Diese originelle Interpretation wird heute als exegetisch unhaltbar angesehen.34 Nichtsdestoweniger bringt sie ein berechtigtes Anliegen zum Ausdruck, welches sich mit der biblischen Botschaft deckt: dass der Mensch seine erneuerte Existenz, die er „anziehen“ soll, niemals allein aus eigener Kraft bewirken kann oder gar muss, sondern ganz der freundschaftlichen Zuwendung Gottes verdankt.

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4.2 „Wir brauchen gar kein Hochzeitsgewand“: Der Straßengraben der „billigen Gnade“

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Dass wir uns das Hochzeitskleid – den neuen Menschen – nicht selber machen können, sondern nur im Maß der erhaltenen Gnade aneignen, heißt aber nicht, dass wir überhaupt kein Hochzeitskleid brauchen. Das wäre ein Heilsautomatismus gemäß dem Gassenhauer „Wir kommen alle, alle in den Himmel“, der Luthers Anliegen einer Rechtfertigung allein durch Gnade35 karikiert und sich solcherart Dietrich Bonhoeffers Kritik einer „billigen Gnade“ aussetzt:

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„Billige Gnade heißt Rechtfertigung der Sünde und nicht des Sünders. Billige Gnade ist Predigt der Vergebung ohne Buße, ist Taufe ohne Gemeindezucht, ist Abendmahl ohne Bekenntnis der Sünden, ist Absolution ohne persönliche Beichte. Billige Gnade ist Gnade ohne Nachfolge, Gnade ohne Kreuz, Gnade ohne den lebendigen, menschgewordenen Jesus Christus. Weil Gnade doch alles allein tut, darum kann alles beim alten bleiben36
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Bonhoeffer liegt es fern, Luther eine solche „billige Gnade“ zu unterstellen. Er spricht vielmehr von „einer ganz leichten, kaum merklichen Verschiebung des Akzentes, und das gefährlichste und verderblichste Werk war getan“37. Ebenso fern liegt es mir, Wandinger oder gar der Innsbrucker dramatischen Theologie, die ich ja auch selber vertrete, billige Gnade vorzuwerfen. Das Gegenteil ist der Fall.38 Es geht um eine Balance zwischen voraussetzungsloser Gnade – alle sind eingeladen (Vers 10)! – und Jesu Forderung nach Umkehr, Nachfolge und Früchten. Und auch wenn eine Predigt nicht immer alles berücksichtigen kann,39 ist sie dafür verantwortlich, diese Balance bestmöglich zu wahren halten. Es wäre fatal, wenn eine – noch dazu spritzige, originelle und intellektuell anspruchsvolle – Predigt den abschließenden Eindruck erzeugt, dass das Tragen eines Hochzeitskleids als Bedingung für ein Bleiben beim himmlischen Hochzeitsmahl nur ein großes Missverständnis ist: eine Projektion menschlichen Leistungsdenkens auf Gott, die von unserem Evangelium gar nicht bestätigt, sondern kritisch aufgedeckt wird.

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Ich befürchte, dass Wandingers Predigt einen solchen falschen Eindruck befördert40 und auf diese Weise eine Schlagseite in Richtung auf eine billige Gnade hat, auch wenn Wandinger gar nicht sagt, dass man kein Hochzeitsgewand braucht. Er deutet die entsprechende Passage des Gleichnisses nur anders, nämlich auf Jesus:

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Dafür greift er auf einen Aufsatz des US-Amerikaners Marty Aiken41 zurück, der den Mann ohne Hochzeitsgewand mit Jesus, dem neuen Gottesknecht identifiziert: „Er hatte keine schöne und edle Gestalt, so dass wir ihn anschauen mochten. Er sah nicht so aus, dass wir Gefallen fanden an ihm. Er wurde verachtet und von den Menschen gemieden, ein Mann voller Schmerzen, mit Krankheit vertraut. Wie einer, vor dem man das Gesicht verhüllt, war er verachtet; wir schätzten ihn nicht“ (Mt 53,3). Aufgrund seiner unzufriedenstellenden Erscheinung42 wurde er nicht vom König hinausgeworfen, der dafür seine Knechte schickte, sondern von jenen, die sich bloß für seine rechtmäßigen Diener hielten:

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„Wieder würde ich sagen, ist es nicht der Vater Jesu, der den alltäglich Gekleideten hinauswirft in die äußerste Finsternis, sondern es sind jene, die nicht glauben können, dass wirklich jeder und jede ohne Ansehen der eigenen Vorleistung geladen ist. Sie werfen den Mann ohne Hochzeitsgewand hinaus, weil sie ihn nicht für würdig erachten, und sie glauben, dass es der König tue.“43
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Diese kreative Um-Schreibung („Relecture“)44 hat zwar einige Vorteile, da sie mehrere „Seltsamkeiten“45 an diesem Gleichnis auflöst:

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(1)  den irreführenden Eindruck von einem unangemessen scharf richtenden Gott,

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(2)  die Voraussetzungslosigkeit der Einladung, die durch das Tragen eines Hochzeitskleides als „Voraussetzung“ scheinbar unterwandert wird,

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(3)  die Irritation darüber, dass die zentrale Figur des Bräutigams im Gleichnis nicht vorkommt,

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(4)  die verwunderliche Rede nicht von einem „Festgewand“, sondern von einem „Hochzeitsgewand“,

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(5)  den eigenartigen Eindruck, dass nur einer unter allen Gästen ohne Hochzeitsgewand ist.

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Allerdings handelt es sich bei Wandingers Vorschlag nicht um eine adäquate Interpretation des Gleichnisses, sondern eben um eine Um-Schreibung. Diese Um-Schreibung halte ich deshalb für problematisch, weil sie dem Gleichnis seine zentrale Pointe nimmt, – nämlich die Notwendigkeit einer Umkehr und eines Früchtetragens, um nicht nur Gerufener, sondern auch Auserwählter zu sein. So bürstet man es gegen den Strich und macht ein anderes Gleichnis daraus. Das Resultat mag zwar mit dem biblisch entfalteten Heilsdrama vereinbar sein, ja es auf eine originelle Weise zu illustrieren. Aber es ist eben keine Interpretation des Gleichnisses vom königlichen Hochzeitsmahl mehr, sondern eine andere, neue Geschichte.46

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Im vorliegenden Aufsatz interpretiere ich unser Gleichnis so, dass die fünf genannten Irritationen ohne eine solche Um-Schreibung des Gleichnisses überwunden werden. Ich fasse hier meine Antworten auf die fünf Fragen knapp zusammen, wobei ich teils zurückgreife auf schon Gesagtes und teils Späteres vorgwegnehme.

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(1)  Zum irreführenden Eindruck von einem unangemessen scharf richtenden Gott: (a) Die Zerstörung der Stadt ist nicht das direkte Werk Gottes, sondern die Konsequenz einer kollektiven Selbstzerstörung, die jene auf sich und andere herabrufen, die Gottes Heil – einer messianischen Befreiung – anders verstehen als durch den Gott Jesu Christi angeboten (vgl. oben, Kap. 2).

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(2)  Zur Voraussetzungslosigkeit der Einladung, die durch das Tragen eines Hochzeitskleides als „Vorbedingung“ scheinbar unterwandert wird, muss bei Gottes Heilsangeboten eine Unterscheidung zwischen Vorbedingung und nachfolgender Bedingung berücksichtigt werden. Vgl. dazu unten das Kapitel 5.2.

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(3)  Dass die zentrale Figur des Sohnes und Bräutigams – nämlich Jesus Christus – im Gleichnis nicht vorkommt, gibt dem Gleichnis eine Leerstelle, die die LeserInnen auf den näheren und weiteren biblischen Kontext verweist, in dem das Gleichnis steht. Der nähere matthäische Kontext (mit Jesus in Jerusalem, ab Mt 21) verweist soteriologisch auf den Sohn, der gekreuzigt wird, aufersteht und so zum Erlöser wird. Der weitere biblische Kontext verweist eschatologisch auf den Bräutigam– von den auf Gott bezogenen alttestamentlichen bundestheologischen Brautmetaphern bis zur auf den Sohn bezogenen Hochzeit des Lammes in der Johannesoffenbarung. Hier wird deutlich, dass der Sohn zugleich der Bräutigam ist, und zwar mit dem Volk Gottes und letztlich mit jedem Menschen, der zum Hochzeitsmahl gerufen ist, als Braut. Wollte man diesen Punkt – in einer etwas anderen, biblisch näherliegenden, Um-Schreibung – in das Gleichnis hineinnehmen, dann stünde der Mann ohne Hochzeitsgewand nicht für einen einfachen Gast, auch nicht für den Bräutigam, sondern für die Braut. Vgl. dazu unten, Kap. 6.

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(4)  Mit einer solchen verweisenden Bezugnahme – bzw., wenn man will: homiletischen Um-Schreibung – ist auch die eigenartige Formulierung berücksichtigt, dass dem einen Mann nicht bloß ein Festgewand, sondern ein Hochzeitsgewand abgeht.

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(5)  Dass nur einer unter allen Gästen ohne Hochzeitsgewand ist, entspricht schließlich der exemplarischen Rede in Gleichnissen und Gerichtsworten. Wir finden solches bereits im oben zitierten alttestamentlichen Gerichtswort gegen Moab. Nur von einem stolz-widerspenstigen Volk ist die Rede, – womit aber exemplarisch eine Warnung für alle erfolgt (s.o. Kap. 2). Und auch unser Gleichnis lässt keinen Zweifel daran, dass es sich um eine Warnung handelt, die jeden betrifft. Jeder könnte in die Situation kommen, ohne Hochzeitsgewand dazustehen, wenn er oder sie sich Gottes Heilsangebot nicht innerlich aneignet, – indem man, wie oben erklärt, „den neuen Menschen anzieht“ (s.o. Kap. 3).

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5. Das Hochzeitskleid als Bedingung zur Teilnahme am himmlischen Hochzeitsmahl

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5.1 Unterscheidung zwischen Vorbedingung und nachfolgender Bedingung in Bezug auf göttliche Heilsangebote

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Zu unterscheiden ist zwischen den innergeschichtlichen göttlichen Gnadenangeboten und dem eschatologischem Heil, sowie zwischen einer Vorbedingung und einer nachfolgenden Bedingung. Die Einladung zum Hochzeitsmahl steht für die zahllosen größeren und kleineren Kairoi von innergeschichtlichen göttlichen Gnadenangeboten. Sie erfolgen ohne Vorbedingung – alle sind eingeladen, Böse und Gute (Vers 10). Ein solcher Gnaden-Kairos setzt Buße und Umkehr nicht voraus, aber ermöglicht sie und fordert sie auch ein. Ob man das Gnadenangebot von Gottes liebender Einladung für sein Leben übernimmt und fruchtbar macht, entscheidet darüber ob man den Kairos angenommen oder zurückgewiesen hat und ob einem die erfahrene Gnade solcherart zum Heil oder zum Gericht ausschlägt. Insofern erfolgen Gottes – machtvolle und die Freiheit respektierende, ja freisetzende – Gnadenangebote nicht ohne Bedingungen. Man kann sagen, sie ergehen ohne Vorbedingungen (ohne geforderte Vorleistungen), enthalten aber nachfolgende Bedingungen: Buße, Umkehr und Nachfolge Christi.

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Diese Unterscheidung zwischen Vorbedingung und nachfolgender Bedingung ist wichtig in Raymund Schwagers dramatischer Theologie:47

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„Gott vergibt zunächst einmal voraussetzungslos, bedingungslos. Seine Vergebung geht, wie H. Merklein die Verkündigung Jesu zusammenfassend sagt, „zeitlich und logisch der Umkehr voraus“ Er »bietet den Sündern das Heil an, ehe sie Buße tun.“ Die Umkehr wird damit keineswegs überflüssig. Sie ist aber nicht mehr eine Bedingung, die der Vergebungsbereitschaft Gottes vorausgeht, sondern — wie das Gleichnis vom unbarmherzigen Gläubiger deutlich macht (Mt 18,23-35) — aus ihr folgt. Dem Schuldner, der nicht zahlen kann, wird vom Herrn zunächst aus reiner Güte und ohne jede Gegenleistung die ganze Summe erlassen. An dieses Geschenk ist allerdings die Erwartung geknüpft, es möge das Herz des Beglückten erreichen und ihn dazu bewegen, seinen Mitknechten gegenüber ähnlich zu handeln. Als sich diese Erwartung nicht erfüllt und der Knecht, der eine so große Gnade erfahren hat, selber nicht gnädig handelt, wird er zurückgerufen und die bereits erlassene Schuld wird ihm erneut angerechnet. Die Vergebungsbereitschaft des Herrn ist in dem Sinne voraussetzungslos, daß sie keine vorausgehende, wohl aber eine nachfolgende Bedingung kennt: Vom beschenkten Knecht wird ein neues Handeln erwartet.“48
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Wer das Gegebensein einer nachfolgenden Bedingung bei Gottes Heilsangeboten verdunkelt, pervertiert das Evangelium von Gottes voraussetzungslosem Heilsangebot (wie von Luther in seiner Rechtfertigungslehre verfochten, – und zwar im Einklang mit der katholischen Gnadentheologie seit Augustinus und in Trient) zum falschen Evangelium einer billigen Gnade. Das berechtigte Anliegen solcher nachfolgenden Bedingungen wird hingegen durch Bonhoeffers Lehre von der teuren Gnade zum Leuchten gebracht:

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„Dagegen ist teure Gnade der verborgene Schatz im Acker, um dessentwillen der Mensch hingeht und mit Freuden alles verkauft, was er hatte; die köstliche Perle, für deren Preis der Kaufmann alle seine Güter hingibt; die Königsherrschaft Christi, um derentwillen sich der Mensch das Auge ausreißt, das ihn ärgert; der Ruf Jesu Christi, auf den hin der Jünger seine Netze verlässt und nachfolgt. Teure Gnade ist das Evangelium, das immer wieder gesucht, die Gabe, um die gebeten, die Tür, an die geklopft werden muss.“49
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5.2 Unterscheidung zwischen Gerufenen und Auserwählten

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Für das, was sich theologisch als nachfolgende Bedingung von Gottes Heilsangeboten oder als teure Gnade ausdrücken lässt, stehen in den Evangelien die Begriffe Umkehr, Nachfolge, sowie die Bilder vom Arbeiten im Weinberg50 und vom Früchte bringen.51 Das Tragen eines Hochzeitsgewandes ist dem nahe zugeordnet: Es ist eine seinsmäßige Bestimmung – wir könnten auch sagen: ein Charakter –, den sich ein Mensch aus der tätigen Mitwirkung mit der erfahrenen Gnade (aus der Kraft dieser Gnade) angeeignet (im Bild: angezogen) hat. Wie die vorausgehenden Gleichnisse ist auch das Gleichnis vom königlichen Hochzeitsmahl vorrangig an die Anführer Israels gerichtet: an die Hohenpriester und Ältesten (Mt 21,23), Pharisäer (Mt 21,45) und Schriftgelehrten (Mt 21,15). Ihnen spricht Jesus diese seinsmäßige Wandlung ab. Ihre zunehmend verstockte Reaktion bestätigt nochmals das Urteil seiner Gerichtsworte. Jesu Gleichnisse decken dieses Defizit auf, um die Verstockten zu erschüttern, damit sie doch noch umkehren. Es sind seine letzten Versuche, sie durch sein Wirken in Worten und Taten für Gott zu gewinnen. Nachdem auch diese Versuche gescheitert sind, folgen die Wehworte gegen die Pharisäer und Schriftgelehrten (Mt 23), die Prophezeiung von apokalyptischen Katastrophen, die eng mit einer kollektiven Selbstvernichtung zu tun haben(Mt 24)52, sowie dann der Kreuz-Weg einer Erlösung nicht mehr durch Wirken, sondern durch Leiden hindurch.

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Diese Warnungen bringt unser Gleichnis mit dem Mann ohne Hochzeitsgewand zum Ausdruck. Das darf nicht durch eine Um-Schreibung des Gleichnisses verloren gehen. Die zentral warnende Stoßrichtung des Gleichnisses mündet in eine abschließende Unterscheidung:

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„Denn viele sind gerufen, nur wenige aber auserwählt.“ (Vers 14, NEÜ)
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Um diese Unterscheidung richtig zu verstehen, empfiehlt es sich, möglichst nahe am Urtext zu bleiben:

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„Denn viele sind Gerufene, wenige aber Auserwählte.“ (Vers 14, MNT)
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„Berufen“ und „auserwählt“ sind hier Eigenschaftsworte, die substantivisch verwendet werden. Auf diese Weise kommt eine seinsmäßige Bestimmung zum Ausdruck: Viele Personen sind Berufene, und nur wenige von ihnen sind auch Auserwählte. Dies steht im Unterschied zu Vers 3, wo die Diener vom König geschickt werden, „zu rufen die (früher) zur Hochzeit Gerufenen“. Das sind Zeitworte, die auf den König als den Rufenden bzw. Einladenden Verweisen. An dieser Stelle des Gleichnisses ist noch offen, was aus diesem Rufen wird. In Vers 14 ist dann alles entschieden.

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So lässt sich die gnadentheologisch abgründige Frage,53 was „gerufen“ und „auserwählt“ bedeutet, mühelos aus dem Kontext erschließen:54Auserwählte sind jene, die die Berufung auch angenommen haben, und zwar nicht nur äußerlich, indem sie zum Hochzeitsmahl gingen, sondern ihr Sein betreffend, indem sie sich durch die (durch Diener vermittelte) Begegnung mit dem einladenden König verwandeln ließen. In der Bildsprache des Gleichnisses: Sie zogen das Hochzeitsgewand an.

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Das Hochzeitsgewand steht also für die Notwendigkeit, die vorausgehende Gnade anzunehmen, um dadurch Frucht zu tragen, ein gewandelter Mensch zu werden und so letztendlich „gottesreichfähig“ zu sein, – für sich und für die anderen.55 Diese Pointe des Gleichnisses vom Hochzeitsmahl, die sie mit all den anderen Gottesreich-Gerichtsgleichnissen verbindet, geht durch die Umdeutung von Wandinger und Aiken verloren. Auch wenn Wandinger nicht sagt, dass ein Hochzeitsgewand bzw. das damit Gemeinte nicht nötig ist – weil diese Frage sich infolge der Umdeutung des Manns ohne Hochzeitsgewand gar nicht mehr stellt –, legt er eine solche Annahme nahe, wenn er den Schlusssatzes des Gleichnisses ohne Warnung vor einem fehlenden Hochzeitskleid zu deuten versucht:

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„Alle sind gerufen, heißt es, aber nur wenige auserwählt. Was bedeutet das? Ich würde sagen: Alle sind gerufen und geladen, aber nur wenige verstehen und leben voll und ganz, dass es keinen Leistungsnachweis braucht für dieses Hochzeitsmahl. Diejenigen, die dies verstehen, sind auserwählt ...56
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Heißt „keinen Leistungsnachweis brauchen“ hier nicht dasselbe wie „kein Hochzeitsgewand brauchen“? Und hier bzw. bis hierher57 wäre kritisch zurückzufragen: Reicht es denn für ein Auserwähltsein, von dem das Gleichnis spricht, dass man versteht, dass es keinen Leistungsnachweis braucht für dieses Hochzeitsmahl? Sind die Menschen damit nicht von einer seinsmäßigen Verwandlung im Einklang mit Gottes Ruf dispensiert?

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5.3 Unterscheidung zwischen innergeschichtlichen Gnaden-Kairoi und der eschatologischen Vollendung beim königlichen Hochzeitsmahl

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Allerdings schreibt Wandinger in obigem Zitat nicht nur von einem Verstehen, sondern auch von einem Leben. Was heißt es aber, dass man „voll und ganz“ nicht nur verstehen, sondern auch leben soll, „dass es keinen Leistungsnachweis braucht für dieses Hochzeitsmahl?“ Was das bedeuten könnte, wird durch die Fortsetzung ein wenig deutlicher:

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„Diejenigen, die dies verstehen, sind auserwählt, die Lebenshaltung Jesu anzunehmen und es ihm gleichzutun.58
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„Die Lebenshaltung anzunehmen und es ihm gleichzutun“, ist eine treffende Umschreibung jener nachfolgenden Bedingung, um die es geht. Dadurch vermeidet Wandinger den Straßengraben einer billigen Gnade vermieden und schließt an dem an, was Bonhoeffer teure Gnade nennt (vgl. Kap. 4.2 und 5.1).

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Allerdings: Wo ist der Ort für diese von Wandinger anvisierte Nachfolge? Sie ist die innerweltlich zu lebende Konsequenz der innergeschichtlich erfolgenden Gnadenangebote. Nur wer sie erbringt, kann in den Hochzeitssaal eintreten (Mt 25,10.12 im Gleichnis von den klugen und törichten Jungfrauen) oder im Hochzeitssaal zum Mahl bleiben (in unserem Gleichnis, Vers 1059). Deshalb ist die Formulierung „erwählt, die Lebenshaltung Jesu anzunehmen ...“ missverständlich. Vers 14 spricht von einer Auserwählung, am eschatologischen Mahl teilzunehmen. Diese Auserwählung kommt dadurch zustande, dass Berufene die Gnaden-Kairoi von freundlicher Einladung wie auch von warnender Kritik nutzten, und aus der Kraft dieser Gnade umkehrten und Jesus nachfolgten, – in Wandingers Worten: dass sie die Lebenshaltung Jesu annahmen und es ihm gleichtaten. Diese Nachfolge-Praxis ist in Bezug auf die Gnadenerfahrung eine nachfolgende Bedingung (vgl. Kap. 5.1), in Bezug auf die Teilnahme am himmlischen Hochzeitsmahl aber eine vorausgehende Bedingung bzw. Vorbedingung. Dass es, wie Wandinger betont, keinen Leistungsnachweis braucht, kann allzu leicht so verstanden werden, dass keine vorausgehende Bedingung für die Teilnahme am eschatologischen Hochzeitsmahl nötig ist. Diese Annahme würde in die Sackgasse einer billigen Gnade führen.

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Allerdings würde auch ich nicht von einem von Gott geforderten Leistungsnachweis zur Teilnahme am Hochzeitsmahl sprechen, weil das viel zu äußerlich ist. Es geht hier nicht um Leistung, nicht um das Vorlegen von Verdiensten, sondern – viel tiefer – um das Gegebensein einer seinsmäßigen Verwandlung, mit der allein ein Mensch „himmelreichfähig“ ist.60 Diese ist aber eine Vorbedingung für die Teilnahme am himmlischen Hochzeitmahl.

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5.4 Die enge Beziehung zwischen innergeschichtlichen Gnaden-Kairoi und der eschatologischen Vollendung beim königlichen Hochzeitsmahl (präsentische Eschatologie)

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Allerdings müssen wir hier noch einen weiteren Gesichtspunkt berücksichtigen, um die Heils- und Gerichtsdramatik von göttlicher Gnade und menschlichem Tun nicht zu verkürzen: Die eschatologische Vollendung, die Matthäus mit den Bild-Wort vom himmlischen Hochzeitsmahl wie auch mit dem Begriff „ewiges Leben“ (vgl. Mt 19,16; 25,46) thematisiert, liegt nicht einfach nur in unerreichbarer Ferne jenseits unseres Todes und jenseits der Welt, in der wir leben. Gerade durch das Heilswirken Jesu Christi – durch seine Menschwerdung, sein irdisches Wirken, Tod, Auferstehung und Himmelfahrt sowie die Ausgießung des Heiligen Geistes – wird uns immer wieder ein Zugang zum Himmel bereits hier eröffnet. Nicht dass wir in dem neuen ewigen Leben, das keinen Tod mehr kennt, und das im leiblich auferstanden Jesus Christus seinen Anfang genommen hat, ungefährdet und dauerhaft leben könnten, – aber wir werden durch Gottes Gnade und seine Sakramente so tief in sie eingetaucht, dass Christen mit Paulus sagen können:

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„Unsere Heimat ist im Himmel. ...“ (Phil 3,20a),
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– ohne dass dadurch die Vollendung als noch ausstehende (der „eschatologische Vorbehalt“) übersehen würde. Denn die Fortsetzung dieser Stelle lautet:

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„... Von dorther erwarten wir auch Jesus Christus, den Herrn, als Retter, 21 der unseren armseligen Leib verwandeln wird in die Gestalt seines verherrlichten Leibes, in der Kraft, mit der er sich alles unterwerfen kann.“ (Phil 3,20b-21)61.
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Für unser Gleichnis bedeutet das: Wenigstens anfangshaft ist die selige Teilnahme am himmlischen Hochzeitsmahl für Christen bereits eine gegenwärtige Erfahrung, – nicht durchgängig, aber immer wieder in Gnaden-Kairoi. Die Feier der Eucharistie bringt diese eschatologische Gegenwart zum Ausdruck. Damit wird die Gnade eines bereits gegenwärtigen Eintauchens in die himmlische Liturgie sakramental bezeichnet, – eine Gnade, die, wie wir wissen, längst nicht immer in der Eucharistie und nicht selten in Gnadenereignissen außerhalb sakramentaler Feiern erlebbar ist.

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Was unser Gleichnis als Teilnahme am himmlischen Hochzeitsmahl beschreibt, kann somit in Bezug zu Kairos-Erfahrungen gebracht und dort zugeordnet werden: Ein Gnaden-Kairos – in seinen zahllosen, größeren und kleineren, anonymen oder expliziten Gestalten, wie sie uns überall in Gottes Schöpfung begegnen können – hat etwas von einer Durchbrucherfahrung, die manchmal (längst nicht immer) auch ekstatisch erlebt werden kann. Und zwar in dem nüchternen Sinn, dass man von Gott ein Stück über das alltägliche Wahrnehmen und Urteilen hinausgeführt wird.62 So gibt man Gott eine Zustimmung, die man ihm sonst vielleicht verweigert hätte.63 Dieses nicht emotionell misszuverstehende ekstatische Moment geht in der Folge zurück, und so entsteht erst der Moment, an dem herausgefordert und auch befähigt sind, in eigener Freiheit zum erfahrenen Gnaden-Kairos Stellung zu beziehen. Ich kann ihn annehmen, was eine gewisse Änderung der Prioritäten meines Lebens erfordert, oder aber zurückweisen, – etwa, um diesen Änderungen zu entgehen. Wenn ich ihn annehme,64 kann (muss aber nicht) sich mir ein Stück weit der Himmel öffnen.65 Dann erfahre ich bereits hier und jetzt etwas von der Herrlichkeit des himmlischen Hochzeitsmahls, wie sie unser Gleichnis beschreibt. Und in diesem Sinn kann ich mich bereits hier und jetzt als Auserwählter erfahren.66

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In diesem „kairologischen“ Kontext gewinnt die Aussage von Wandinger, die ich in Kapitel 5.3 kritisierte, neue Relevanz: Dort, wo sich uns mitten im Leben ein Fenster zu Gott öffnet, dürfen wir seine Herrlichkeit eine Zeit lang genießen, werden aber auch – wie die Jünger nach der Erfahrung des verklärten Christus (Mt 17,1-20) – wieder in die Niederungen und Abgründe unseres alltäglichen Lebens zurückgeschickt. Dort sind wir, wie Wandinger sagt, „auserwählt, die Lebenshaltung Jesu anzunehmen und es ihm gleichzutun“.

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Umgekehrt läuft es dort, wo jemand eine Kairos-Erfahrung zurückweist. In der Folge wird ihm oder ihr die Nähe Gottes, wo er sich zeigt, unerträglich. Unter Umständen fühlt man sich dann auch abgeschnitten von Gott, – hinausgeworfen in die Finsternis. So gibt es mitten im Leben immer wieder ein anfängliches und vorausweisendes Aufblitzen der eschatologischen Mysterien von Jüngstem Gericht, Himmel und Hölle.

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Von daher bekommen wir eine Ahnung, wie unser Hochzeitskleid – als Bild für die innere Verwandlung unter dem Eindruck der göttlichen Gnaden-Kairoi unseres Lebens – gewoben oder auch zerrissen wird: je nachdem, ob wir diese Kairoi annehmen oder zurückweisen.

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5.5 Die mystagogische Bedeutung von Drohworten

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Welche Bedeutung kann für diesen geistlichen Wachstumsprozess das Drohwort von dem hinausgeworfenen Mann ohne Hochzeitsgewand haben? Ist die Angst, einst vor Gott ohne Hochzeitsgewand dazustehen, ein guter Ratgeber dafür, dass man sich um ein gutes Leben bemüht? Wird man damit nicht auf den moralistischen Irrweg einer Leistungsethik fehlgeleitet? Man kann sein Hochzeitsgewand doch nicht aus Eigenem heraus weben, sondern ist dafür auf die Kairos-Erfahrungen von Gottes Liebe angewiesen! Thomas Pröpper hat diesen Vorbehalt einmal auf den Punkt gebracht:

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„[W]er meint, durch die Ankündigung von Bestrafung der Freiheit gerechter zu werden, plädiert damit keineswegs für die Würde des Menschen, sondern verrät nur ein ungenügendes Verständnis von Liebe und vielleicht auch ein Mißtrauen gegen die Möglichkeiten, die menschliche Freiheit in ihr gewinnt.“67
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Ich habe den Eindruck, dass ein solcher Vorbehalt auch für Wandinger leitend ist, dem biblischen Drohwort vom Mann ohne Hochzeitskleid für ein Wachstum in Glaube und Nachfolge Christi nicht allzu viel zuzutrauen. Schauen wir uns seine Aussage aus der Predigt nochmals daraufhin an:

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„Ich würde sagen: Alle sind gerufen und geladen, aber nur wenige verstehen und leben voll und ganz, dass es keinen Leistungsnachweis braucht für dieses Hochzeitsmahl. Diejenigen, die dies verstehen, sind auserwählt, die Lebenshaltung Jesu anzunehmen und es ihm gleichzutun. Alle anderen kämpfen mit ihrem eigenen Widerstand und ihren Hindernissen – aber sie sind geladen.“
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Nun finden sich aber sehr viele Drohworte Jesu in den Evangelien. Worin besteht ihre Bedeutung im Gesamtzusammenhang von Jesu Verkündigung, mit der Jesus die Menschen ja niemals aburteilen, sondern auf Gottes Wege führen will?68 Im Blick auf unser Gleichnis könnten wir die Frage auch (bibeltheologisch etwas naiv) so formulieren: Meinte Jesus denn, dass er durch das Drohwort vom hinausgeworfenen Mann ohne Hochzeitsgewand seine Gegner, denen er das Gleichnis vortrug, doch noch zu einem Umdenken und in die Nachfolge führen könnte? Würde man darauf mit Nein antworten, so wären seine Worte nur mehr eine Aburteilung der Gegner. Andererseits ist Angst kein guter Wegweiser für einen Weg der Umkehr und Christusnachfolge. Mit biblischen Worten:

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„Furcht gibt es in der Liebe nicht, sondern die vollkommene Liebe vertreibt die Furcht. Denn die Furcht rechnet mit Strafe, und wer sich fürchtet, dessen Liebe ist nicht vollendet.“ (1 Joh 4,18).
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Ich denke, dass wir die mystagogische69 Bedeutung der Drohworte Jesu differenziert verstehen müssen: Jesus beginnt seine Verkündigung stets mit einer Frohbotschaft, niemals mit einer Drohbotschaft. Wo Menschen den Kairos der voraussetzungslos ergehenden göttlichen Einladung verfehlen, verpanzern sie sich in einem verschärften Nein zu Gott. Hier setzt Jesus seine Drohworte ein, um diesen Panzer aufzubrechen.70 Dadurch allein wird ein Menschen allerdings noch nicht auf die Wege Gottes zurückgeführt. Aber er oder sie kann sich durch Drohworte öffnen lassen für ein nachfolgend ergehendes Wort bzw. Zeichen von Gottes Liebe.

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Ein treffendes Beispiel dafür ist das Gerichtswort des Propheten Natan, nachdem er sich gegen Batseba und ihren Ehemann vergangen hat. Psalm 51 lässt David dazu ausrufen:

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„Das Opfer, das Gott gefällt, ist ein zerknirschter Geist, ein zerbrochenes und zerschlagenes Herz wirst du, Gott, nicht verschmähen.“ (Ps 51,19)
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Nicht dass Gott an unserem Zerbrechen als solchem Freude hätte. Es geht um ein Zerbrechen einer Verstockung und Verpanzerung des Herzens, die die vorausgehenden Verirrungen überhaupt erst möglich machte. Infolge dieses Zerbrechens kann Gott wieder seine Gnade fließen lassen, die andernfalls nicht nur wirkungslos abprallen, sondern den verhärteten Menschen nur in noch tieferes Dunkel stoßen würde. Das ist der Sinn von Gottes Drohwort über den Mann ohne Hochzeitsgewand, der gebunden und in die äußerste Finsternis geworfen wird. Es erfolgt nicht, weil Gott gewalttätig wäre, sondern weil seine Freundlichkeit – im Gleichnis ausgedrückt durch das Wort „Freund“ (Vers 12) – für einen noch verhärteten Menschen zwangsläufig diese fesselnde und verstoßende Wirkung hat.

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Auf diese Weise kann nicht nur Jesu Frohbotschaft, sondern auch seine Drohbotschaft zu einem Kairos werden. Jesu Drohworte dienen dazu, den Widerstand bei seinen Gegnern aufzubrechen. Geschieht dies (indem sie sich von dem Drohwort betreffen lassen, was eine freie Entscheidung ist), werden sie wieder offen für Erfahrungen von Gottes Liebe. Und diese vermag Menschen direkt dazu zu führen, „die Lebenshaltung Jesu anzunehmen und es ihm gleichzutun“, wie Wandinger sagt. Drohworte haben eine indirekte, vorbereitende Bedeutung dafür, – die im Fall einer Verhärtung (nach verfehlten Kairoi) unverzichtbar ist.

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5.6 Zur Gegenprobe: Ein Himmel mit seinsmäßig unerneuerten Menschen (also ohne Hochzeitsgewand) wäre die Hölle

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Unbeschadet der Differenzierungen der Kapitel 5.4 und 5.5 gibt es also – wie in Kapitel 5.3 im Gegensatz zu Wandingers Predigt festgestellt – eine Vorbedingung zur Teilnahme am himmlischen Hochzeitsmahl.71 Diese Bedingung macht die universale Heilshoffnung, die Wandinger im Schlusssatz seiner Predigt anspricht, nicht zunichte. Denn eine solche Hoffnung wird – wie im 3. Kapitel beschrieben – durch Jesu Hingabe am Kreuz eröffnet.72 Aber auch die Erlösung durch das Kreuz – das uns eröffnet, wie weit Gott den verlorenen Schafen nachgeht, die die Einladung nicht annehmen und das erhaltene Hochzeitskleid nicht anziehen wollen – begründet nicht eine Hoffnung auf eine Aufnahme in den Himmel ohne Hochzeitskleid, sondern vielmehr darauf, dass auch die nackteste Person, der aller falscher Glanz im Angesicht Gottes zusammengeschmolzen ist, doch noch das Kleid eines in Christus erneuerten Seins wird anziehen können (vgl. 1 Kor 3,15).

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Stellen wir uns – zur Gegenprobe der hier vertretenen Position – vor, wie das himmlische Hochzeitsfest, das letztlich für die ewige Herrlichkeit des Himmels steht, in der Gemeinschaft von Menschen ausschauen würde, die nicht durch und durch von Gottes Liebe erneuert sind. Jean Paul Sartre hat eine solche Situation in seinem Drama Geschlossene Gesellschaft kammerspielartig inszeniert.73 Drei Personen, jede in ihrem Egoismus verfangen, finden sich auf Ewigkeit in einen Raum eingeschlossen. Die Qualen, die sie sich dabei – ohne Aussicht auf Ende – gegenseitig bereiten, münden in den berühmt gewordenen Ausruf: „Die Hölle sind die anderen“. Dieses erschreckende Szenario würde um nichts besser werden, wenn es sich um viele – teils unerneuerte – Menschen handelte, die an einem noch so herrlichen göttlichen Hochzeitsmahl teilnehmen. Ein Himmel mit unerneuerten Menschen – ohne Hochzeitsgewand – würde eben dadurch zur Hölle.

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6. Der schmale Weg zur eigenen Hochzeit

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Zwischen den Straßengräben von moralistischer (Selbst-)Verdammnis („Du musst...“ oder „du hättest sollen ...“) und billiger Gnade („Du brauchst ja gar nicht ...“) gibt es den schmalen Weg (Mt 7,13f), der uns zu unserer eigenen Hochzeit führt. Eröffnet wird dieser Weg durch den werbenden Gott, der uns bis in die entferntesten Straßen nachgeht, um uns immer wieder neu zu sich einzuladen. Es ist ein Gott, der um mich wirbt74 und um meine Freundschaft bemüht ist, – bis zuletzt.75

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Eigenartig offen bleibt im Gleichnis, wo denn hier der Sohn und Bräutigam vorkommt – dass es Jesus ist, machte das vorausgehende Gleichnis von den bösen Winzern schon deutlich (Mt 21,37f) – und wer seine Braut ist. Oben war schon davon die Rede, dass diese Leerstelle durch den erlösenden Kreuz-Weg des Sohnes ausgefüllt wird, auf die der ganze Abschnitt des Evangeliums – über Jesus in Jerusalem – hinausläuft, in dem sich unser Gleichnis befindet. In diesem ist der Sohn aber zugleich der Bräutigam. Die Frage nach dem Bräutigam ist eine weitere, mit der ersten verbundene Leerstelle. Sie wird durch den Gesamtzusammenhang der Heiligen Schrift gefüllt. Sie erinnert uns an ein alttestamentliches Motiv, gemäß welchem Gott der Bräutigam ist, der sich das Gottesvolk sowie den einzelnen gläubigen Menschen antrauen will:

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„Wie der junge Mann sich mit der Jungfrau vermählt, so vermählt sich mit dir dein Erbauer. Wie der Bräutigam sich freut über die Braut, so freut sich dein Gott über dich.“ (Jes 62,5)76
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Und die Johannesoffenbarung als letzte Schrift des Neuen Testaments und der ganzen Bibel greift darauf in einer eschatologischen Vision zurück:

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„Ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott her aus dem Himmel herabkommen; sie war bereit wie eine Braut, die sich für ihren Mann geschmückt hat. [...] Und ... einer von den sieben Engeln... sagte zu mir: Komm, ich will dir die Braut zeigen, die Frau des Lammes. Da entrückte er mich in der Verzückung auf einen großen, hohen Berg und zeigte mir die heilige Stadt Jerusalem, wie sie von Gott her aus dem Himmel herabkam, erfüllt von der Herrlichkeit Gottes. Sie glänzte wie ein kostbarer Edelstein, wie ein kristallklarer Jaspis.“ (Offb 21,2-11)
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Das gilt dem erneuerten Gottesvolk als Ganzem und jedem Einzelnen. Die entscheidende Frage ist dabei, ob die Braut wirklich bereit ist. Im Alten Testament hat Gott als Bräutigam die mangelnde Bereitschaft der Braut beklagt:

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„Vergisst denn ein Mädchen seinen Schmuck, eine Braut ihre Bänder? Mein Volk aber hat mich vergessen seit ungezählten Tagen“ (Jer 2,32).
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Ähnlich wie dieses Mädchen hat im Gleichnis vom Hochzeitsmahl einer sein Hochzeitskleid vergessen. Die Folgen für ihn, wie sie das Gleichnis beschreibt, sind hinlänglich bekannt. Aber mit der Passionsgeschichte folgt eine Fortsetzung, die die Leerstelle des abwesenden Bräutigams ausfüllt. Es ist die Geschichte vom Sohn und Bräutigam als dem gutem Hirten,77 der den verlorenen Schafen bis an die äußersten Enden – auch in die äußerste Finsternis – folgt, ja sogar sein Leben für sie gibt (Joh 10), um sie doch noch zu gewinnen. Dass das ein dramatisches Ringen wird, welches grauenvolle Abgründe offenlegt, ist das durchgängige Thema der Johannesoffenbarung. Aber im Blick auf den gekreuzigten und auferstandenen Erlöser, das „Lamm wie geschlachtet“ (Offb 5,6.12; 13,9), das – in der Hochzeit des Lammes (Offb 19,7.9) – zum Bräutigam wird, endet auch dieses Buch und damit die ganze heilige Schrift mit einem zuversichtlichen Ausblick auf die gelingende Hochzeit. Denn nun, innerlich verwandelt durch den Heiligen Geist, ist die Braut bereit:

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„Der Geist und die Braut aber sagen: Komm! Wer hört, der rufe: Komm! Wer durstig ist, der komme. Wer will, empfange umsonst das Wasser des Lebens.“ (Offb 22,17)
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Aber auch das ist keine Heilsautomatik. Ohne Entschiedenheit, das vom Bräutigam bereitete Hochzeitskleid eines erneuerten Menschseins anzuziehen, wird keiner in die himmlische Herrlichkeit, die mystische Hochzeit eintreten können. Das ist der Sinn der sechs Himmelreich-Gerichtsgleichnisse von Mt 21-22 und Mt 25.

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Was ergibt sich, wenn wir diese Wendung – vom Eingeladenen als Braut – in das Gleichnis hineinprojizieren und zugleich versuchen uns darin selber zu finden? Es ergäbe sich ein geradezu kafkaesker Alptraum,78 eine surreale Szene, die ich abschließend imaginieren möchte:

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Ich befinde mich auf einer königlichen Hochzeit. Mit vielen Menschen stehe ich im Prunksaal und frage mich, wer wohl der Bräutigam und wer die Braut ist. Auf einmal erscheint, in strahlendes Licht getaucht, der König und Bräutigamvater. Aller Augen sind auf ihn gerichtet. Nun wird er die Braut vorstellen. Feierlich schreitet er durch die Menge. Wo er hinkommt, lichten sich die Reihen, um ihm Platz zu machen. Auf einmal steht er vor mir, strahlt mich an und reicht mir die Hand. Da erkenne ich – zugleich mit allen anderen: Ich bin die Braut! Das verwirrt mich; zugleich beginnt mich Freude zu durchströmen. Doch da schaue ich an mir herab und sehe, dass ich — kein Hochzeitsgewand anhabe, ja überhaupt kein Gewand, sondern splitterfasernackt bin. Ich höre noch, wie der König mich anspricht: „Mein Freund, ...“ Aber da bin ich schon auf und davon, hinaus aus dem gleißenden Licht des Königs und des Thronsaals in die dunkelste, furchtbare, aber so mich schützende Nacht.
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Mit diesem Schreckensbild müsste man schließen, wenn man dem warnenden Charakter unseres Gleichnisses entsprechen wollte. Allenfalls könnte man noch dessen Schlusssatz anschließen:

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„Denn viele sind Gerufene, wenige aber Auserwählte.“
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Aber gerade als Warnung, nicht als Aburteilung, ist das Gleichnis mehr als die Inszenierung eines irreversiblen Endpunktes, bei dem die furchtbare Nacht definitiv die Hölle ist. Schließlich endet das Evangelium ja nicht mit diesem Gleichnis. Einzubeziehen ist deshalb sowohl das Erlösungswerk Christi wie auch eine präsentische Eschatologie, die ein Erwachen aus diesem Alptraum kennt. Hoffentlich um – erschüttert – einen neuen Kairos zu erflehen, damit Umkehr gelingt.

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Anmerkungen

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1Nikolaus Wandinger, Mit dem Himmelreich ist es sehr seltsam – oder nicht? Gedanken zum 28. Sonntag im Jahreskreis 2017 (LJ A), online publiziert am 18. 10. 2017: http://theol.uibk.ac.at/itl/1213.html

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2NEÜ steht für „Neue Einheitsübersetzung“, also die revidierte Version der Einheitsübersetzung von 2017. Bibelstellen ohne besondere Quellenangabe sind zitiert nach der Einheitsübersetzung von 1980, kurz: EÜ. Die wörtlichen Übersetzungen in eckigen Klammern sind von mir.

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3Nikolaus Wandinger, ebd.

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4Dagegen allerdings Massimo Grilli / Cordula Langer, Das Matthäus-Evangelium. Ein Kommentar für die Praxis, Stuttgart 2010, 344: „Das griechische theáomai meint eingehend, begreifend betrachten, so dass man durchaus auch an persönliches Begrüßen und näheres Kennenlernen denken kann.“

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5So die präzisere Übersetzung von Mt 22,10. Vgl. dazu U. Luz, Das Evangelium nach Matthäus (Mt 18-25) (EKK I/3. Zürich 1997, 231, 243.

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6Man denke hier an die krankmachenden Gottesvorstellungen, über die Tilman Moser in seinem Buch Gottesvergiftung (Frankfurt 1976) schrieb.

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7Zitiert nach: Münchener Neues Testament, Düsseldorf 1988. Dafür im Folgenden kurz: MNT.

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8Der römisch-jüdische Geschichtsschreibers Flavius Joesephus schreibt von mehr als einer Million Toten, in ders., De bello Iudaico, die Bücher V-VI.

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9Vgl. den Prolog des Buchs Ijob, sowie die beiden Texte zu einer Gott nicht wohlgefälligen Volkszählung, die David durchführte. Im älteren Text von 2 Sam 24,1 führt Gott David in Versuchung, die Volkszählung durchzuführen; in einer späteren Version dieses Textes (1 Chr 21,1), ist es Satan.

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10In den Versuchungsgeschichten nennt sich der Teufel Herrn dieser Welt – von Jesus unwidersprochen (Lk 4,5).

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11Vgl. die Lesungen und das Evangelium am 28. Sonntag des Lesejahrs A.

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12Die von mir eingefügten Hervorhebungen verweisen auf Stellen, auf die ich mich im Folgenden beziehen werde.

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13Vgl. Jes 25,6 mit 24,23.

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14Hervorhebung von mir.

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15Vgl. dazu W. Sandler, Die gesprengten Fesseln des Todes. Wie wir durch das Kreuz erlöst sind. Kevelaer 2011, 177-182, online: https://www.uibk.ac.at/theol/leseraum/texte/800.html#ch55

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16Dies beschreibt ausführlicher die Lukas-Version dieses Gleichnisses: „Aber einer nach dem andern ließ sich entschuldigen. Der erste ließ ihm sagen: Ich habe einen Acker gekauft und muss jetzt gehen und ihn besichtigen. Bitte, entschuldige mich!Ein anderer sagte: Ich habe fünf Ochsengespanne gekauft und bin auf dem Weg, sie mir genauer anzusehen. Bitte, entschuldige mich! Wieder ein anderer sagte: Ich habe geheiratet und kann deshalb nicht kommen.“ (Lk 14,18-20)

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17Luz diskutiert diese Deutungsvarianten und gibt der Deutung auf die Reichen den Vorzug. Vgl. ders. 237f.

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18Hervorhebung von mir.

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19Vgl. dazu die Worte Jesu in der Bergpredigt: „Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen, damit ihr Söhne eures Vaters im Himmel werdet; denn er lässt seine Sonne aufgehen über Bösen und Guten, und er lässt regnen über Gerechte und Ungerechte.“ (Mt 5,44f).

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20Im Vorfeld unseres Gleichnisses: Mt 21,19.34.43.

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21„Die Alte Kirche deutete das Hochzeitskleid in der Regel auf die ‚Heiligkeit des Fleisches‘, auf die guten Werke, besonders der Asketen, oder – dies vor allem seit Αugustin – auf die Liebe“ (Luz, ebd. 248). Diese Deutung ergibt sich auch aus einer Zusammenschau der drei Gottesreich-Gleichnisse von Mt 21f: Das Tragen eines Hochzeitsgewandes entspricht dem Arbeiten auf dem Feld aus dem ersten Gleichnis (Mt 21,28) von den beiden Söhnen und dem Fruchtbringen aus dem zweiten Gleichnis von den bösen Winzern (Mt 21,34.43).

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22„Freund ist nicht etwa herablassend oder gar ironisch zu verstehen, denn genauso spricht auch der gütige Weinbergbesitzer im Gleichnis die Knechte an, die einen Tag lang für ihn gearbeitet haben (20,13) und Jesus wählt im Garten Gethsemani dieselbe Anrede für Judas (26,50)“ (Massimo Grilli / Cordula Langer, Das Matthäus-Evangelium. Ein Kommentar für die Praxis, Stuttgart 2010, 345).

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23Vgl. dazu Augustinus, der die scheinbare Änderung vom liebenden zum zornigen Gott auf den Zustand des Menschen zurückführt: „Es ist wie bei der Sonne. Für kranke Augen wandelt sie sich und ist nun nicht mehr lieb und erfreulich, sondern lästig und quälend, während sie tatsächlich immer die gleiche bleibt“ (De civ. Dei XXII, 2; Übersetzung: Wilhelm Thimme]).

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24Das ist präziser übersetzt als die alte Fassung der Einheitsübersetzung, wo es heißt: „Dort wird er heulen und mit den Zähnen knirschen“.

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25Zum Verhältnis von „Gerufen“ und „Auserwählt“ siehe unten das Kapitel 5.2.

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26Vgl. dazu die folgende Auseinandersetzung mit einer Predigt von Nikolaus Wandinger, unten im Kapitel 4.2.

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27Dass die eigentliche Absicht dieses Gerichtsgleichnisses – wie vieler anderer – die Warnung vor dem Verpassen eines versäumten Kairos ist, entspricht ganz einer dramatischen Theologie. Es wird aber auch von anerkannten Bibeltheologen so gesehen, die nicht der dramatischen Theologie zuzurechnen sind. So schreibt Ulrich Luz, der wahrscheinlich den bedeutendsten gegenwärtigen Matthäus-Kommentar verfasst hat, bereits zur kürzeren Version von Lukas: „Wenn das Gewicht der Erzählung aber auf der Absage der zuerst eingeladenen Gäste liegt, so wird ihr Grundton dunkel. ‚Das Haus ist voll‘ heißt dann: Die zuerst Eingeladenen haben ihre Chance definitiv verpaßt. Die Parabel spricht dann nicht vom doch zustande gekommenen Fest, sondern vom verpaßten Kairos. Für diese zweite Deutung spricht, daß nach unseren traditionsgeschichtlichen Überlegungen das Gewicht der ursprünglichen Erzählung tatsächlich auf der Absage der zuerst eingeladenen Gäste liegt“ (Luz, ebd. 237). Das Gleichnis warnt vor „Möglichkeiten, den Kairos des Gottesreichs zu verpassen“; es handelt sich bei ihm „in erster Linie um eine Warnung an die Hörer/innen geht, die große Gelegenheit nicht zu erfassen, auf daß nicht das Fest des Gottesreiches ohne sie stattfinde“ (Ebd. 238). – „[D]ie Warnung steht im Vordergrund: ... Das Gottesreich hat seinen Kairos; seine Annahme läßt sich nicht verschieben“ (Ebd. 239).“

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28Vgl. Mt 21,37-39 mit Vers 42 und 44, sowie 45.

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29Vgl. dazu die treffende Aussage von Ulrich Luz, a.a.O. 250: „Wer über diese Parabel predigt, wird mehr über den Sohn zu sagen haben, als in ihr steht.“

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30Vgl. dazu: Willibald Sandler, Die gesprengten Fesseln des Todes. Wie wir durch das Kreuz erlöst sind. Kevelaer 2011, 111-113; online: https://www.uibk.ac.at/theol/leseraum/texte/900.html#ch42

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31Gemeint ist das Innsbrucker Gebetshaus „Die Weide“. Vgl. www.dieweide.org

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32Er meinte, dass er seine Krankheit durch ein liederliches Leben und durch eine bestimmte unverantwortliche Handlung selber verschuldet hätte.

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33Luz, a.a.O. 248.

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34Vgl. Luz, ebd. 249.

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35Zu Luthers Rechtfertigungslehre eines „sola gratia" und ihre drohenden Schlagseiten vgl. oben die ausführliche Anmerkung zu Luther und dem Konzil von Trient bzw. zur ungeschaffenen und geschaffenen Gnade.

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36Dietrich Bonhoeffer, Nachfolge, München 1971,13f.

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37Ebd, 35f.

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38Ich werde unten in den Kapiteln 5.2 und 5.3 diesen gegenläufigen Akzent einer Forderung von Werken und Nachfolge auch an Wandingers Predigt aufzeigen.

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39Deshalb können an eine kurze Predigt nicht die gleichen Maßstäbe angelegt werden wie etwa an diese umfangreiche Abhandlung.

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40Vor allem durch seinen letzten Absatz, auf den ich in den Kapiteln 5.2 und 5.3 noch zu Sprechen komme.

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41The Kingdom of Heaven Suffers Violence: Discerning the Suffering Servant in the Parable of the Wedding Banquet. Vortrag auf der COV&R-Konferenz in Innsbruck 2003. Das Manuskript ist online zugänglich auf http://girardianlectionary.net/res/innsbruck2003_Aiken_Paper.doc

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42In einer anderen Preidgt deutet Wandinger diese unzufriedenstellende Erscheinung Jesu als Enttäuschung an der ganz anderen Weise, wie er seinen Messiasanspruch umsetzt: „Jesu Weg führt ihn bald nach Jerusalem und ans Kreuz. Er hat, wie es das Gleichnis sagt, Gute und Böse in das Reich Gottes geladen, und eine Zeit lang sah es so aus, als würden sie ihm folgen, als kämen sie zum Festmahl des Königs. Doch irgendwann hat Jesus ihre Erwartungen enttäuscht: ‚Was, du bist kein Messias, der uns von den Römern befreit?‘ ‚Wie, du stellst nicht das Reich des Königs David wieder her?‘ Und sie nehmen ihn und verurteilen und kreuzigen ihn. Es ist, als hätten sie das Gleichnis umgeschrieben. In ihrer Version ist der eine Mann ohne Hochzeitsgewand der Bräutigam, der Sohn des Königs, den sie nicht erkennen, weil er ein anderes Gewand anhat, als sie erwarten.“ (Wandinger, Hochzeit mit Hindernissen. Gedanken zum 28. Sonntag im Jahreskreis (LJ A), online: https://www.uibk.ac.at/theol/leseraum/texte/606.html#12)

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44 Solches Um-Schreiben oder Neu-Lesen („Relecture“) älterer Texte in neuen Kontexten finden wir immer wieder bereits innerhalb der Bibel, z.B. in der Anwendung von Jes 7,9 („Seht, die Jungfrau wird ein Kind empfangen“ auf die Geburt Jesu von der Jungfrau Maria in Mt 1,23. Papst Benedikt brachte die Bedeutung solcher Relecture in seinem ersten Jesusbuch treffend zum Ausdruck: „Durch die moderne Exegese wurde sichtbar, wie sich die Schriftwerdung der in der Bibel überlieferten Worte in immer neuen ‚Relectures‘ zuträgt: Die alten Texte werden in neuer Situation neu aufgenommen, neu verstanden, neu gelesen. Im Neulesen, Fortlesen, in stillen Korrekturen, Vertiefungen und Ausweitungen trägt sich die Schriftwerdung als ein Prozess des Wortes zu, das allmählich seine inneren Potentialitäten entfaltet, die irgendwie wie Samen bereitlagen, aber erst in der Herausforderung neuer Situationen, in neuen Erfahrnissen und Erleidnissen sich öffnen.“ (J. Ratzinger / Benedikt XVI., Jesus von Nazareth. 1. Teil: Von der Taufe im Jordan bis zur Verklärung, Freiburg 2006, 17). Ein solches Neuaufnehmen biblischer Texte in neue Kontexte, – etwa einem geschärften Bewusstsein für problematische Gewaltprojektionen auf Gott – gibt es in analoger Weise auch in der kirchlichen Rezeptionsgeschichte. Für unser Gleichnis geschieht bereits Ähnliches mit der Annahme, dass das Hochzeitskleid den Gästen vom König geschenkt wurde. Vgl. dazu weiter oben. Solche Relectures haben gewiss ihren Wert, müssen aber als solche gekennzeichnet werden und dürfen deshalb auch nicht als Auslegungen des Textes bezeichnet werden.

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45Die Auseinandersetzung mit diesen „Seltsamkeiten“ ist ja der rote Faden von Wandingers Predigt.

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46Zumindest in einer früheren Predigt gesteht Wandinger das auch zu, wenn er seine Deutung als „Gedankenexperiment“ einführt. Vgl. ders., Vom himmlischen Hochzeitsmahl – oder Babettes Fest (Gedanken zum 28. Sonntag im Jahreskreis 2014 (LJ A)), online: https://www.uibk.ac.at/theol/leseraum/texte/1066.html#12. In seiner jüngsten Predigt geht Wandinger jedoch einen Schritt weiter: „Doch kann man so eine Deutung des Gleichnisses begründen? Ich denke schon, ...“ https://www.uibk.ac.at/theol/leseraum/texte/1213.html#14

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47Diese Unterscheidung ist wichtig für das Verhältnis vom ersten und zweiten Akt in Jesu Heilsdrama. Der erste Akt besteht in Jesu Verkündigung des Gottesreichs, die wesentlich ohne Vorbedingung erfolgt. Der Übergang in den zweiten Akt mit Jesu Gerichtsworten wäre nicht verständlich, wenn es nicht eine nachfolgende Bedingung gäbe, die unerfüllt blieb. Die Nichterfüllung der nachfolgenden Bedingung ist gleichbedeutend mit einem Verpassen des Gnaden-Kairos (aus dem ersten Akt).

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48Raymund Schwager, Der Tod Christi und die Opferkritik. In: Theologie der Gegenwart (1986), 11-20, hier: 14.

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49Bonhoeffer, Nachfolge, ebd. 13f.

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50Vgl. bei Matthäus die Gleichnisse von den Arbeitern im Weinberg (Mt 20,1-16) und von den beiden Söhnen (Mt 21,28-31).

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51Vgl. bei Matthäus die Gleichnisse vom Sämann (Mt 13,3-9.18-23) von den bösen Winzern (Mt 21,33-43), sowie Jesu prophetische Zeichenhandlung der Verfluchung des fruchtlosen Feigenbaums (Mt 21,19-21)

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52Zum Zusammenhang von der Zerstörung Jerusalems und einer kollektiven Selbstvernichtung vgl. oben, Kap. 2.

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53Abgründig ist die Frage, ob nicht nur das Gerufensein (die Berufung), sondern auch die Auserwählung ganz von Gottes Gnade abhängen. Wenn man dies – wie Augustinus – bejaht, fällt die Schuld bestimmter Menschen, die dem Ruf nicht folgen, auf Gott zurück: Weil er diese Menschen auch so hätte rufen können, dass sie diesem Ruf mit Sicherheit gefolgt wären. Das ist die Problematik der Prädestinationslehre von Augustinus. Vgl. Dazu: W. Sandler, Augustinus – Lehrer der Gnade und Logiker des Schreckens? Ein nötiger Schnitt in der Rezeption von „An Simplician“ aus der Perspektive der dramatischen Theologie, in: Ders., Skizzen zur dramatischen Theologie. Erkundungen und Bewährungsproben. Freiburg i.Br. 2012, 335-377. Gekürzte Fassung online: https://www.uibk.ac.at/theol/leseraum/texte/852.html

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54Die augustinische Problematik der göttlichen Erwählung stellt sich hier deshalb nicht, weil in Mt 22,14 nicht mehr von einem Vorgang des Erwählens die Rede ist, sondern von einer seinsmäßigen Bestimmung der Wenigen als Erwählte. Dass die seinsmäßige Wandlung durch das Anziehen eines Hochzeitskleides verbildlicht wird, weist zugleich auf eine eigenständige Tätigkeit des Menschen als auch auf den König als Verursacher in einer tieferen Weise: wenn schon nicht durch die Bereitstellung des Kleides, so doch durch die Einladung, die den Anlass zum Anziehen des Kleides bildete. (Dass der König hier nicht Unmögliches verlangte, wird durch das Verstummen des Befragten in Vers 12 verdeutlicht.) Mit dieser Zuordnung von König und Geladenem als Akteuren auf unterschiedliche Ebene wird die Grundlage für eine differenzierte gnadentheologische Zuordnung von göttlichem und menschlichem Wirken gelegt.

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55Mit „für sich und für die anderen“ meine ich, dass eine unerneuerte Person die Gegenwart Gottes gar nicht ertragen kann (vgl. oben, 3. Kapitel), und dass unerneuerte, noch in ihren Sünden verstrickte Personen das Himmelreich in eine Hölle verwandeln würden. Dazu unten, Kapitel 5.6.

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57Bis hierher, weil ich Wandinger hier unvollständig zitiert haben. Auf den durch die abschließenden Punkte markierten Rest des Satzes werde ich gleich noch eingehen.

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58Ebd., Hervorhebung von mir.

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59Vgl. dazu die wörtliche Übersetzung: „und gefüllt wurde der Hochzeitssaal von (zu Tisch) Liegenden“ (Vers 10, MNT)

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60Deshalb können im Gleichnis von den zehn Jungfrauen die törichten Jungfrauen auch nicht das fehlende Öl – das ebenso wie das Tragen eines Hochzeitsgewands für eine seinsmäßige Verwandlung steht – sich einfach von den anderen Jungfrauen schenken lassen oder es schnell erwerben. Ein „Leistungsnachweis“ könnte viel schneller nachgeholt werden als eine seinsmäßige Wandlung, die ja ihre gottgegebene Zeit hat, weil sie ganz von den Kairoi seiner Gnade abhängt.

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61Hervorhebungen von mir.

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62Das muss überhaupt nicht spektakulär sein. Es kann z.B. auch darin bestehen, dass man einem Menschen, mit dem man immer Schwierigkeiten hatte, so begegnet, dass man auf einmal – unerklärlich – ein offenes Herz für ihn oder sie hat. Das kann ein Kairos für eine Versöhnung oder den Aufbau einer vertieften Beziehung sein, – ein Kairos, den man auch verpassen kann.

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63So heißt es von den Anwesenden in der Synagoge von Nazaret, zu denen Jesus predigte, dass seine Rede bei allen Beifall fand (Lk 4,22a), obwohl unmittelbar anschließend sich Vorbehalt und Ablehnung durchsetzen: „[S]ie staunten darüber, wie begnadet er redete, und sagten: Ist das nicht der Sohn Josefs?" (Lk 4,22b).

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64In unserem obigen unspektakulären Beispiel: Ich kann die Gunst der Stunde nutzen, und der Person, zu der ich überraschend einen Zugang gefunden habe, die Hand reichen.

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65Die Bibel spricht hier etwa von der Frucht des Geistes, die in „Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue,Sanftmut und Selbstbeherrschung“ bestehen (Gal 5,22f), – wohlgemerkt nicht als Leistungen, sondern als Gaben, in die man aber durch seinsmäßige Wandlung nach und nach hineinwachsen kann.

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66Allerdings ohne dass ich daraus eine eschatologische Heilsgewissheit ableiten konnte (worauf auch das Konzil von Trient in DH 1541 verbindlich hinweist). Denn es handelt sich hier nicht um eine verbindliche göttliche Zusage, sondern eine Verheißung, die mich auf meinem Weg zum Heil hin aufbauen kann.
Von einer Erwählung in diesem Sinn spricht übrigens der Epheserbrief: „Denn in ihm hat er uns erwählt vor der Erschaffung der Welt, damit wir heilig und untadelig leben vor Gott“ (Eph 1,4). Hier ist von Erwählung (als Verb, nicht als Seins-bestimmendes Adjektiv wie in Mt 22,14) die Rede, nicht bloß von Berufung. Dies ist eine Zusage, dass die Adressaten bereits mit Gott in seiner Gnade leben, dass sie also seinem Ruf bereits gefolgt sind, – nicht aus eigener Kraft, sondern aus seiner unvordenklich vorausgehenden Gnade: „erwählt vor der Erschaffung der Welt“.

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67Pröpper, Erlösungsglaube und Freiheitsgeschichte. Eine Skizze zur Soteriologie. 2. wesentlich erweiterte Auflage. München 1988, 84f

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68Das ist ein zentrales Thema der dramatischen Christologie, die den Gerichtsworten – als zweiter Akt innerhalb von fünf Akten im Heilsdrama Jesu – einen zentralen Stellenwert einräumt.

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69Unter „mystagogisch“ verstehe ich hier: leitend für den Weg einer gelebten Umkehr und Christus-Nachfolge.

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70Wobei auch dieses Aufbrechen kein Gewaltakt ist, sondern den Charakter eines Appells an – freigesetzte – Freiheit hat. Insofern können auch Jesu Gerichtsworte Ereignis eines Kairos sein.

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71Man könnte allenfalls noch in Frage stellen, ob man denn die seinsmäßige Wandlung von dem Lohn einer Teilnahme am himmlischen Hochzeitsmahl trennen dürfe. Müsste man nicht vielmehr annehmen, dass die seinsmäßige Wandlung schon die seinsmäßige Einigung, die mit der Aufnahme in den Himmel angesprochen ist, impliziert? Im Gegensatz glaube ich, dass die biblische Offenbarung eine Unterscheidung zwischen beidem nahelegt. Dies schon am Beispiel Jesu: Gewiss lebte er eine vollkommene seinsmäßige Einigung mit seinem himmlischen Vater. Dennoch gibt es die Auferstehung als ein Ereignis, das gemäß Gottes Handeln seine Zeit hat. Dagegen steht Hansjürgen Verweyens Auferstehungsthese, dass Jesu Auferstehung über die Vollendung seiner Lebenshingabe am Kreuz nichts Neues bringen konnte. Jesu wäre damit in die Auferstehung hineingestorben, ohne dass hier ein eigenes göttliches Handeln anzunehmen wäre.

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72Es ist nicht nötig, dieses Motiv durch die christologische Umdeutung des Mannes ohne Hochzeitsgewand direkt im Gleichnis zu verankern, wie es Wandinger mit seiner Um-Schreibung des Gleichnisses unternimmt. Wie beschrieben, ergibt sich die Dimension von Kreuz und Erlösung aus dem weiten Kontext, in dem das Gleichnis steht: dem Wirken Jesu in Jerusalem kurz vor seiner Gefangennahme und Passion.

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73Französisch: Huis clos = Geschlossene Türen. Das Drama wurde 1944 uraufgeführt.

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74Vgl. dazu Grilli/Lagner, a.a.O. 342: „Bibelkundige Leser erkennen hier das Motiv des Werbens Gottes um sein Volk wieder (z.B. Jes 46,3-13; Hos 2,16-25, Ps 81,9-17): wie ein Liebhaber wirbt Gott in der Geschichte mit Heilstaten um die Zuneigung des Volkes Israel und dafür, dass es seinen Weisungen folgt.“

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75Vgl. die Anrede „Freund“ in Vers 12 unseres Gleichnisses.

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76Vgl. das ganze Hohelied des Königs Salomo (Hld).

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77Der innere Zusammenhang zwischen dem sich am Kreuz hingebenden Sohn und dem Bräutigam wird explizit in der Johannesoffenbarung, wenn von der „Hochzeit des Lammes“ die Rede ist (Offb 19,7).

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78Man denke an den Schluss von Kafkas Kurzgeschichte „Das Urteil“.

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