Projekte

TWF-Projekt:
Der Buchberg bei Wiesing (Nordtirol) in der Bronzezeit

 

Gefördert vom: Tiroler Wissenschaftsförderung TWF Logo TWF
 
Laufzeit: 01.03.2019 - 29.02.2020

Projektleitung: Jessica Keil, Institut für Archäologien, Universität Innsbruck
 


Die Fundstelle

Panorama Buchberg heute
Abb. 1: Der Buchberg in seinem heutigen Zustand inmitten des Inntales.
(Photo: M. Staudt, Bearbeitung: J. Keil)

 

Postkarte Buchberg
Abb. 2: Der Buchberg auf einer Postkarte von 1919 mit schon erkennbarem Steinbruch im Westen.
(Photo: http://data.onb.ac.at/AKON/AK052_591 [14.02.2018].)

Auf dem Buchberg bei Wiesing (Unterinntal, Nordtirol) befindet sich, wie durch erste Entdeckungen von Funden des 2. und 1. Jts. v. Chr. ab den 1930er Jahren bekannt wurde, ein prähistorisches Siedlungsareal. Archäologische Aus­grabungen fan­den zwischen 1980 und 1984, im Jahr 1994, zwischen 1999 und 2004 sowie 2018 aus denk­mal­pflege­rischen Gründen statt, weil der Westteil des Buch­bergs und damit die Fundstelle suk­zes­sive durch Steinbrucharbeiten abgetragen wird.
Die jüngsten Grabungskampagnen des Bundes­­denk­malamtes von 1999 bis 2004 harren noch ihrer wissenschaftlichen Aufarbeitung. Diese bildet die Ausgangsbasis des Projektes, um den großen Fundkomplex vom Buchberg für eigene und zukünftige Forschungen zu erschließen.

Bei dieser Fundstelle – inmitten des großen, während der Bronzezeit ausgebeuteten Kupfer­­­erz­­r­eviers Schwaz–Brixlegg gelegen – handelt es sich um einen mutmaßlichen Siedlungs­platz, an dem nachweislich Kupfer verhüttet wurde. Das geborgene Fund­material setzt sich neben metallurgischen Überresten v. a. aus Tierknochen und Keramik­frag­menten, aber auch Steingeräten, Feuer­stein­pfeilspitzen etc. zusammen.
Auf dem Buchberg befanden sich vier, den Bergrücken abriegelnde Abschnittswälle, über die sonstige prähistorische Bebauung herrscht bislang weitestgehend Unklarheit. Auch ob die Anlage nur saisonal oder doch langfristig genutzt wurde, wird erst die anstehende Auswertung zeigen können.


Übersichtsplan
Abb. 3: Übersichtsplan der Ausgrabungen auf dem Buchberg. (Keil in Vorbereitung)

 

 

Dolch und metallurgische Funde

Abb. 4: Der kupferne Vollgriffdolch sowie ein Ausschnitt des metallurgischen Fundmaterials. (Photos: J. Keil)

Pfeilspitzen

Abb. 5: Die zwischen 1999 und 2004 geborgenen Silexpfeilspitzen. (Photos: J. Keil)



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Naturwissenschaftliche Analysen

Neben der Auswertung der dokumentierten Befundsituation hinsichtlich stratigraphischer und funktionaler Aspekte steht die antiquarische und naturwissenschaftliche Bearbeitung der Funde im Fokus. Diesbezüglich kommen folgende Kooperationen zum Tragen:

Dünnschliff
Abb. 6: Dünnschliff eines schlackengemagerten Keramikfragmentes.
(Kronenberg 2019, 13 Abb. 3.)

 

  • Keramik:
    • Dünnschliffe und Elektronenmikrosonde: Laura Kronenberg B.Sc. (Institut für Mineralogie und Petrographie)
    • μ-RFA: Univ.-Ass. Dipl.-Geol. Thomas Angerer (Institut für Mineralogie und Petrographie)
    • μ-CT: Gerald Degenhart B.Sc. M.Sc. (Universitätsklinik für Radiologie Abt. Experimentelle Radiologie)
  • Silex- und Quarzartefakte:
    • Rohmaterialanalytik und Herkunftsbestimmung: Mag. Dr. Michael Brandl (ÖAW, OREA – Institut für Orientalische und Europäische Archäologie)
  • Tierknochen:
    • Osteologische Bestimmung: PD Mag. Dr. Alfred Galik (ÖAW, ÖAI – Österreichisches Archäologisches Institut); Simon Trixl M. A. und StudentInnen (Institut für Paläoanatomie und Geschichte der Tiermedizin der Ludwig-Maximilians-Universität München)
    • Radiokarbondatierungen: In Vorbereitung


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Projektziele

Das Projekt zielt darauf ab,

  • die Grabungsdokumentation und das Fundmaterial nach wissenschaftlichen Standards vorzulegen und auf diese Weise den Fundkomplex für zukünftige Forschungen zur Verfügung zu stellen.
  • das Fundmaterial zu bestimmen, Radiokarbondatierungen an stratifizierten Tierknochen durchzuführen und damit die relativchronologische und naturwissenschaftliche Datierung des zwischen 1999 und 2004 untersuchten Fundstellenbereiches zu klären.
  • die ausgegrabene Befundsituation über vorhandene Baustrukturen, technologische Einrichtungen und das Fundmaterial zu charakterisieren.

Gesamtziel ist die Klassifikation der bronzezeitlichen Fundstelle auf Basis einer umfassenden Grabungsauswertung. Das Projekt zum Buchberg bei Wiesing bildet dabei die Grundlage für das ÖAW-geförderte Projekt Siedlungsentwicklung und Kupferversorgung in der Bronzezeit Nordtirols.

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Kontakt

Jessica Keil
Stipendiatin der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (DOC) am Institut für Archäologien der Universität Innsbruck Forschungszentrum HiMAT
Langer Weg 11
A-6020 Innsbruck
   +43 512 507 37511
Mail: jessica.keil@uibk.ac.at

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Literaturauswahl zum Buchberg

Keil in Vorbereitung
J. Keil, Der Buchberg bei Wiesing in der Bronzezeit. Siedlungsentwicklung und Kupferversorgung in Nordtirol. Sitzungsbeitrag AG Bronzezeit im Rahmen der 83. Jahrestagung des NWDV 2018 (in Vorbereitung).

Kronenberg 2019
L. Kronenberg, Mineralogisch‐petrographische Untersuchungen von frühbronzezeitlicher schlackengemagerter Keramik vom Buchberg bei Wiesing. Unpubl. Bachelorarbeit (Innsbruck 2019).

Martinek 1993
K.-P. Martinek, KG Wiesing, OG Wiesing, VB Schwaz. Fundberichte aus Österreich 32, 1993, 693 Abb. 377; 694.

Martinek 1995
K.-P. Martinek, Archäometallurgische Untersuchungen zur frühbronzezeitlichen Kupferproduktion und ‑verarbeitung auf dem Buchberg bei Wiesing. Fundberichte aus Österreich 34, 1995, 575-584.

Martinek/Sydow 2004
K.-P. Martinek/W. Sydow, Frühbronzezeitliche Kupfermetallurgie im Unterinntal (Nordtirol). In: G. Weisgerber/G. Goldenberg (Hrsg.), Alpenkupfer – Rame delle Alpi. Anschnitt Beiheft 17 (Bochum 2004) 199-211.

Pöll 1999
J. Pöll, KG Wiesing, OG Wiesing, VB Schwaz. Fundberichte aus Österreich 38, 1999, 59-60.

Pöll 2000a
J.Pöll, Ein bronzezeitlicher Siedlungsplatz auf dem Buchberg bei Wiesing. ArchaeoTirol. Kleine Schriften 2 (Wattens 2000) 126-128.

Pöll 2000b
J. Pöll, KG Wiesing, OG Wiesing, VB Schwaz. Fundberichte aus Österreich 39, 2000, 59-60.

Pöll 2001a
J. Pöll, Fortsetzung der archäologischen Untersuchungen an der frühbronzezeitlichen Siedlungsstelle auf dem Buchberg bei Wiesing. ArchaeoTirol. Kleine Schriften 3 (Wattens 2001) 185-188.

Pöll 2001b
J. Pöll, KG Wiesing, OG Wiesing, VB Schwaz. Fundberichte aus Österreich 40, 2001, 64-65.

Pöll 2003
J. Pöll, KG Wiesing, OG Wiesing, VB Schwaz. Fundberichte aus Österreich 42, 2003, 65-66.

Pöll 2004
J. Pöll, KG Wiesing, OG Wiesing, VB Schwaz. Fundberichte aus Österreich 43, 2004, 74.

Pöll 2014
J. Pöll, Der frühbronzezeitliche Vollgriffdolch vom Buchberg bei Wiesing. In: L. Andergassen/M. Frick (Hrsg.), Conservatum est. Festschrift für Franz Caramelle zum 70. Geburtstag. Schlern-Schriften 363 (Innsbruck 2014) 317-344.

Pucher 1984
E. Pucher, Bronzezeitliche Tierknochen vom Buchberg, OG Wiesing, Tirol. Fundberichte aus Österreich 23, 1984, 209-220.

Schubert 2005
M. Schubert, Die frühbronzezeitliche Kupferverarbeitung auf dem Buchberg im Unterinntal, Tirol. Unpubl. Diplomarbeit (Freiberg 2005).

Sydow 1981
W. Sydow, Wiesing, Gem. Wiesing, BH Schwaz. Fundberichte aus Österreich 20, 1981, 437.

Sydow 1982
W. Sydow, KG Wiesing, OG Wiesing, VB Schwaz. Fundberichte aus Österreich 21, 1982, 243.

Sydow 1983
W. Sydow, KG Wiesing, OG Wiesing, VB Schwaz. Fundberichte aus Österreich 22, 1983, 273.

Sydow 1984
W. Sydow, Die prähistorischen Wehranlagen auf dem Buchberg, OG Wiesing, Tirol. Fundberichte aus Österreich 23, 1984, 179-207.

Sydow 1994
W. Sydow, KG Wiesing, OG Wiesing, VB Schwaz. Fundberichte aus Österreich 33, 1994, 445.

Sydow 1995
W. Sydow, Eine frühbronzezeitliche Fundstelle am Buchberg, Gem. Wiesing (Tirol). Fundberichte aus Österreich 34, 1995, 567-573.

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