Witiko

H78


in diesem Lande nur in einer andern Weise [gewesen] verehrt worden sind, haben harte Strafen für den Frevel des Meineides verkündet: um wie viel mehr straft ihn der gerechte und der einzig[e] wahre Gott der Christen[, welche] [aber]. Aber nicht der Strafe sondern des Glaubens willen [ihr Gelöbnis halten. Ich bitte daher inständig und in christlicher Demuth diejenigen, welche so zahlreich aus allen Theilen der Länder herein gekommen sind, daß sie auch vereinigt um das anerkannte Recht des künftigen Herzogs stehen, es zu schüzen. Und wenn sie meinen, sie hätten voreilig und klug geschworen, so sollen sie bedenken, daß es Gottes Fingerzeig ist, der sie in so großer Zahl nach Sadska geführt, und dort hat schwören lassen, und daß es sein Fingerzeig ist, daß er auf diesem Wege das Land segnen wolle, wie er durch den Knaben David den Goliath und durch Gideon unzählige Feinde nieder geworfen hat. Die Vereinigung im Rechte ist stark, wie schwach auch die Vereinigungsstelle zu sein scheint, und die Vereinigung im Unrechte ist schwach, wie stark auch die Vereinigungsstelle zu sein scheint; denn der Fürst der Zwietracht reißt die Glieder solcher Vereinigungen später immer auseinander, und läßt sie sich oft grimmig gegen einander selbst wenden. Und weil der Herzog Sobeslaw von diesen Versammlungen weiß, so sollten Einige aus diesem Saale zu ihm entsendet werden, welche sagen: Da wir in deiner Krankheit deiner Hilfe entbehrten, so sind wir zusammen gekommen, um zu rathen, und wir kommen nun, zu sagen, daß wir zu Gott um deine Wiedergenesung beten, und daß wir einst nach deinem Tode zum Schuze und Heile des Landes gereinigt zu deinem Sohne Wladislaw halten werden."]
Verweisungszeichen und Randnotiz: (hier folgt die Beilage zu 78)

Als der Bischof diese Worte geredet hatte, stand ein Priester nach dem andern und standen die Äbte auf, und verneigten sich tief vor ihm, und [an mehreren] in Theilen des Saales brach ein freudiger [und ehrerbiethiger] Zuruf aus.

Der Bischof ging wieder zu seinem Size, und ließ sich auf demselben nieder.

Als einige Zeit vergangen war, und die Versammlung wieder nach einem Redner schaute, stand der alte Bolemil auf, und sprach: "Nach dem hochehrwürdigen Bischofe Silvester kömmt die Rede an mich. Meine Worte werden gewiß vergeblich sein, weil die Jugend und viele Männer nach ihren Gelüsten [dahin] vorwärts gehen; aber ich rede sie, weil ich sie schuldig bin. Ich muß wieder von den alten Zeiten anfangen. Als der König Wratislaw herrschte, waren auch Streite, er hatte, als er Herzog war, viel Hader mit seinem Bruder Jaromir dem Bischofe von Prag, und da er König war, mit seinem Bruder Konrad von Brünn, und er hatte einen schmerzlichen Verstoß mit seinem eigenen Sohne Bretislaw, welchen Kämpfen ich selber schon als junger Dienstmann beiwohnte; aber diese Streite wurden immer nur durch eine starke Aufreizung, wie sie bei Menschen vorkommen, angezündet, und sie wurden mit Reueschmerz und mit Bruder- und Freundesthränen gestillt, wie der milde König vor Brünn mit der österreichischen Hilburg der Gemalin seines Bruders Konrad gethan hat. Man wußte damals stets, wer Herzog sei, sein Recht war nie in Zweifel gestellt, man that seine Pflicht, und alle hervorragenden Männer verehrten den König und Herzog, und das Volk insgesamt, wie sogar die Feinde des Königs sagen, liebte ihn, von dem größten Landmanne Böhmens bis zu dem armen Sakpfeifer herab. Da war ein Mann, ihr müßt seinen Ruf kennen, sein Name war Bozetech, er war Abt, und stand dem Kloster an der Sazawa vor: dieser malte liebliche Bilder, und gestaltete aus Holz und Stein und Bein Heilige und himmlische Erscheinungen, daß die Menschen herzu kamen, und sie mit Bewunderung und Thränen ansahen. Er war ein hochgesinnter fröhlicher Mann, und bei dem Könige Wratislaw sehr wohlbeliebt. Einmal grif er bei einer hohen Messe dem Bischofe Cosmas vor, und sezte dem Könige die Krone auf. Darüber erzürnte der Bischof so sehr, daß er ihm befahl, ein Heilandkreuz von seiner eigenen Lebensgröße zu schnizen, es auf seinen Schultern nach Rom zu tragen, und es daselbst in der Kirche des heiligen Petrus nieder zu legen. Und der Mann Bozetech that,