Witiko

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was ihm befohlen worden war. Wo ist [heute] jezt einer, der, wenn er auch wüßte, was Gehorsam ist, ein solches Zeichen gäbe, die Heiligkeit der Ordnung anzuerkennen? Das ist zu Grunde gegangen. Damals folgten die Herzoge auf einander ohne Widerrede. Auf den heftigen Ulrich folgte der erste Bretislaw, der das Alterserblichkeitsgesez errichtete, auf Bretislaw folgte der schöne Spitihnew, und auf ihn sein Bruder unser König Wratislaw, auf diesen sein Bruder Konrad, und auf Konrad der Sohn Wratislaws der zweite Bretislaw, der die Alterserblichkeit zerstörte. [Dann] Daraus folgten die bösen Kämpfe, von denen ich heute schon gesprochen habe. Vor der Alterserblichkeit, da die Söhne der Herzoge nach der Väter Tode immer das Land theilten, waren auch blutige wilde Streite. Diese Streite aber heilte das Alterserblichkeitsgesez; [allein es trug wieder in sich die Ursache seines Unterganges] es brachte aber andere. Der Herzog, welcher seinen Kindern und Brüdern wohl will, wird sie eifriger als Nachfolger wünschen als den ältesten des Geschlechtes, der [in] seiner Liebe sehr entfernt [stehen] sein kann, und weil er [als Herzog auch] die Macht hat, wird er versucht sein, sie [dahin] zu gebrauchen[, sich einen Anhang zu verschaffen, um seine Wünsche durchzusezen, und wenn er wie andere Menschen mehr von seiner Lust als von der Hinsicht auf das Ganze geleitet wird, wird er es auch thun.]. Der heftige zweite Bretislaw, der schon in seiner Jugend auf einem Kriegszuge durch ein unvorsichtiges Bad in einem Flusse, durch welches er die Feinde auf sich lokte, vielen Großen des Reiches, die ihn bewachten, den Tod bereitete, der den Freund seines Vaters Wratislaw Zderad, welcher [es] ihm dies einmal vorwarf, tödtete, und dadurch Mißtrauen zwischen sich und seinem Vater und sogar einen [häßlichen] sündhaften Sohneskrieg entzündete, hat es gethan. Er hat mit seinen Lechen und Zupanen [und Kmeten] seinem Bruder Boriwoy gegen das Alterserblichkeitsgesez die Nachfolge gesichert, weil er dem gesezlichen Nachfolger seinem Vetter Ulrich zürnte. Ihr wisset, wie er geendet hat. In dem Walde von Bürgliz ist er von einem Manne ermordet worden, wie man sagt, aus Rache der Wrse Bozey und Mutina, die er verbannt hatte. Wer durch Todschlag zeigt, daß er das Leben eines Menschen nicht achtet, gibt andern die Lehre, das seine auch nicht zu achten[, und die Waffen gegen ihn zu kehren.]. Und doch war er sonst ein guter Mann, er herrschte zur Wohlfahrt des Landes, und da er auf so traurige Weise gestorben war, weinten Jung und Alt um ihn. Nach seiner Herrschaft kam, [wie es zum Übel sein mußte] wie [es] sie kommen <mußte>, eine völlige Unsicherheit in die Nachfolge. Dem von ihm eingesezten Boriwoy entriß Swatopluk die Herrschaft, nach der Ermordung Swatopluks im Kriegslager wählte das Heer auf fremdem Boden für sich einen Herzog und zwar Otto den Bruder Swatopluks, ein Wahllandtag zu Hause wieder für sich Wladislaw de[r]n Bruder Boriwoys und Halbbruder Bretislaws, und es kam zu einem Vergleiche, in welchem Otto seinem Anspruche entsagte. Wladislaw aber gab aus eigenem Willen auf seinem Sterbebette die Nachfolge Sobeslaw unserm [jezigen] [gegenwärtigen] jezigen Herzoge, der unter der Freude des Volkes den Fürstenstuhl bestieg, und [jetzt] nun, da der Herzog noch lebt, da der nächste Herzog schon belehnt und anerkannt ist, sind wir wieder versammelt, einen Herzog zu wählen. Was kann aus diesen Dingen werden? Durch [diese] die Ungewißheit der Nachfolge sind von jenem Bretislaw an mehrere Hunderte der hervorragenden Männer der Länder um das Leben gekommen, und viele Tausende des Volkes in das Grab gesunken, es sind Städte in Asche gelegt, Dörfer dem Erdboden gleich gemacht und saatreiche Fluren in Einöden verwandelt worden, und das Land ist immer mehr in die Abhängigkeit von Fremden gekommen, weil jeder, der den Herzogstuhl verlangte, gerne auswärtige Hilfe suchte, wie Boriwoy Swatopluk und wie Otto und wie selbst der edle Wladislaw. Diese Übel, die jezt in unserer Zeit sind, gehen