Witiko

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["Ja, wir stimmen ein," riefen mehrere Stimmen in dem Saale.] "Ich stimme ein," rief einer im Saale. "Ich auch, ich auch," riefen mehrere.

Nach dem alten Mirota stand ein Mann in den mittleren Jahren auf. Er trug ein sehr grobes gelbgraues Wollkleid und eine Wolfsmüze. Er rief: "Ich bin Osel aus dem Mittage Böhmens ein kleiner Besizmann, und sage, daß wir lieber einem Herzoge mit Gut und Waffen steuern, als uns von einem oder mehreren Lechen quälen lassen."

[Nun erhob] "Das ist wahr," "ja, ja" riefen mehrere Stimmen, und langer Beifall tönte.

Nun erhob sich ein alter Mann in der ersten Reihe, welcher weißgraue Haare blaue Augen und ein röthliches Angesicht hatte, und dunkelbraune Sammetkleider trug. Er rief: "Ich bin Znata der Sohn des Tas."

Ein Ruf des Beifalls entstand bei diesen Worten.

Dann sagte Znata: "Wenn wir Wladislaw den Sohn unsers erlauchten Herzoges Sobeslaw nicht als Nachfolger seines Vaters wählen, so schlage ich einen andern Wladislaw vor, nehmlich Wladislaw den Sohn des [gütigen] weisen und milden Herzogs Wladislaw, den Enkel des Königs Wratislaw, den Bruderssohn des jezigen Herzogs Sobeslaw. Er ist der Sohn des Mannes, welcher [auf seinem Sterbebette seinem Bruder Sobeslaw alle zugefügten Kränkungen verzieh, und ihn zum Herzoge machte, der jezt selber im Sterben liegt; er ist der Sohn des Mannes, der in sechzehn Jahren seiner Herrschaft kein Blut vergoß, der wohlwollend und gerecht war, und der freiwillig für seinen Bruder Boriwoy von dem Fürstenstuhle stieg. Er] in sechzehn Jahren seiner Herrschaft nur immer gut gewesen ist, welcher freiwillig seinem Bruder Boriwoy den Fürstenstuhl abtrat, und welcher uns auf seinem Sterbebette den guten Herzog Sobeslaw gab, der nun selber im Sterben liegt. Der Jüngling ist heiter und freundlich wie sein Vater, [und liebt uns und] er geht mit unseren Angehörigen um, und er wird unsere [geziemenden] gerechten Ansprüche erfüllen."

[Ein langer starker Ausdruk der Freude erschallte nach dieser Rede in der Versammlung.] "Ja, ja," riefen Stimmen. "Ja, ja, ja," riefen noch mehrere Stimmen, und Beifallsruf erhob sich.

Als er [sich gelegt hatte] verhallt war, stand Slawibor auf, und sagte: "Ich denke, daß wir doch auch nicht auf Wratislaw von Brünn vergessen sollen, damit wir seine Ansprüche und Eigenschaften gerecht und genau prüfen."

"Ja, wir sollen sie [auch] prüfen," rief[en mehrere] eine Stimme[n].

"Ja, ja," riefen mehrere Stimmen.

"Wratislaw" riefen andere, und es ertönte wieder Beifall.

Nun erhob sich Silvester der Bischof von Prag. Er trat in den freien Raum, richtete seine Augen gegen die Versammlung, blieb stehen, und sprach: "Liebe Gute Ansehnliche! Nach Slawibor bin ich an der Reihe zu reden. Ihr seht, daß meine Haare weiß sind, und daß mein Naken gebeugt ist. Ich rede nicht aus Lust oder Unlust oder für eine Person, sondern als der, der zum obersten Seelenhirten dieses Landes erwählt ist, wenn auch [noch nicht würdig] nicht würdig und noch nicht von seinem erzbischöflichen Oberherrn von Mainz geweiht [worden ist.]. Ich habe nicht für den Jüngling, welchen der Herzog gesendet hat, gesprochen, daß es nicht scheine, daß ich nur durch Gunst für den Herzog Sobeslaw bewegt sei. Ich rede zu euch, weil ihr Christen seid. Es sind in Prag und in dieser Burg Wysehrad Versammlungen gehalten worden, und es ist heute hier eine große Versammlung, zu welcher fast alle Herren der Länder Böhmen und Mähren gekommen sind. Diese Versammlungen haben in der bangen Lage um Rettung und um einen Herzog gesucht. Aber die Versammlungen bestehen vor dem Auge Gottes nicht. Unser Herzog lebt, und ist in Hostas Burg schwer erkrankt. Die Arzneiverständigen sagen, daß er an dieser Krankheit sterben werde; aber [welcher irdische Mensch kann mit Gewißheit die Rathschlüsse Gottes erforschen? Er kann den Herzog nach Prag führen] der den Lazarus erwekt hat, der zu dem Krüppel gesagt hat: Geh, und wandle, der kann ihn zu uns führen, und ihn für den Fürstenstuhl [noch] eine Reihe von Zeiten erhalten. Wenn aber auch in seinem Rathe bestimmt ist, daß der Herzog in das selige Leben gerufen werden soll, so ist auch dann noch der Herzog vorhanden; fast alle in diesem Saale, so weit meine Augen reichen, haben [für] Wladislaw den Sohn unsers erlauchten Herzogs Sobeslaw, welchen der deutsche König Konrad vor zwei Jahren am zwei und zwanzigsten Tage des Monates Mai auf dem Fürstentage zu Bamberg mit der Herzogsfahne Böhmens belehnt hatte, auf dem Tage unserer Länder in Sadska am neun und zwanzigsten des Brachmonates desselben Jahres in diese Belehnung [erkannt.] eingeführt. Es besteht demnach Wladislaw der Sohn unsers guten Herzogs Sobeslaw als künftiger Herzog. Schon die Priester der falschen Götter, welche in Griechenland und Rom und vor kurzer Zeit auch noch