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Severische Dynastie

Septimius Severus (193-211 n.Chr.)

Der 146 n.Chr. in der nordafrikanischen Stadt Leptis Magna geborene L. Septimius Severus wurde am 9. April 193 n.Chr. in Carnuntum zum Kaiser ausgerufen. Am 1. Juni desselben Jahres wurde er vom Senat anerkannt, zog wenig später in Rom ein und konsekrierte seinen ermordeten Vorgänger P. Helvius Pertinax (192-193 n.Chr.). Daraufhin fügte er seinem eigenen Namen dessen cognomen Pertinax und das Beiwort pius hinzu, um sein pietätvolles und pflichtbewusstes Handeln zu betonen. Wie alle römischen Kaiser nach Augustus trug er die Titel Imperator Caesar ... Augustus, wobei die ersten beiden Bestandteile vor dem Individualnamen stehen, der dritte Bestandteil hingegen danach. Darauf folgen drei Siegerbeinamen: Nach seinem ersten Partherkrieg (195 n.Chr.) wurden ihm wegen des Sieges über zwei parthische Vasallen die Titel Arabicus und Adiabenicus (nach einer Landschaft in Nordmesopotamien) verliehen. 198 n.Chr. nahm er nach der Eroberung der parthischen Hauptstadt Ktesiphon den Beinamen Parthicus maximus an.

Wenn Géza Alföldy den Text der Inschrift Nr. 3a der Innsbrucker Sammlung zutreffend ergänzt hat, führt der Kaiser hier noch nicht den Siegerbeinamen Britannicus maximus. Dieser wurde ihm nämlich erst Anfang 210 n.Chr. wegen seiner militärischen Erfolge in Britannien verliehen. Um seine Herrschaft zu legitimieren, behauptete er seit dem Jahr 195 n.Chr., von Kaiser Marcus Aurelius (161-180 n.Chr.) adoptiert worden zu sein. Seither nannte er sich Sohn des vergöttlichten Marcus Aurelius Antoninus - dessen Siege über die Markomannen und Quaden sowie über die Sarmaten feiern die Siegerbeinamen Germanicus und Sarmaticus - und Bruder des vergöttlichten Commodus (177-192 n.Chr.). Diese "Selbstadoption" bezeugt der zeitgenössische Historiker und Senator Cassius Dio (Römische Geschichte 76,7,4): "Besonders uns [Senatoren] jagte er Schrecken ein, indem er [Septimius Severus] sich als den Sohn des Marcus und den Bruder des Commodus bezeichnete und dem Commodus, den er erst jüngst noch geschmäht hatte, göttliche Ehren erwies."  Aus dieser fiktiven Adoption ergibt sich ein Verwandtschaftsverhältnis auch mit den vorhergehenden Adoptivkaisern: Diese Filiation wird über die Kaiser Antoninus Pius (138-161 n.Chr.), Hadrian (117-138 n.Chr.) und Traian (98-117 n.Chr.) - dessen erfolgreicher Partherkrieg brachte ihm den Siegernamen Parthicus ein - bis auf Nerva (96-98 n.Chr.) zurückgeführt. Damit knüpfte der Usurpator an die Tradition der Adoptivkaiser an und legitimierte durch die langen "Ahnenreihe" seine Herrschaft.

Caracalla (211-217 n.Chr.)

Septimius Bassianus, der ältere Sohn des Septimius Severus und der Iulia Domna, wurde 188 n.Chr. in Lugdunum (Lyon) geboren. Um die Severische Dynastie zu legitimieren, wurde er 195 n.Chr. nach Kaiser Marcus Aurelius in Marcus Aurelius Antoninus umbenannt und bekam als designierter Nachfolger den Titel Caesar. In die Geschichte ging er unter dem Spitznamen Caracalla ein, den er nach der Bezeichung für den keltischen Kapuzenmantel erhielt, den er mit Vorliebe trug. 198 n.Chr. wurde der neunjährige Caracalla von seinem Vater zum Mitregenten (mit dem Titel Augustus) erhoben. Ende desselben Jahres wurde seinem Namen das ehrende Epitheton pius hinzugefügt, das bald zu pius felix erweitert wurde.

In der rekonstruierten Innsbrucker Ehreninschrift (Nr. 3a) folgt darauf die Filiation mit den Namen und Titeln seines Vaters und denjenigen seiner fiktiven Vorfahren.

Geta (211 n.Chr.)

Der jüngere Sohn des Septimius Severus, P. Septimius Geta, wurde 189 n.Chr. geboren. Ihm wurde 198 n.Chr., als sein Bruder Caracalla zum Augustus und Mitregenten erhoben wurde, der Rang eines Caesar verliehen. Mit dem Caesartitel wurden seit den Adoptivkaisern die künftigen Nachfolger bezeichnet. Das Epitheton nobilissimus sollte auf seine vornehme Abstammung betonen. Wie bei seinem Bruder folgt dann die Filiation mit den Namen und Titel seines Vaters und denjenigen der fiktiven Vorfahren. Wenn es zutrifft, dass Geta, wie in der Rekonstruktion vorgeschlagen, noch nicht den Titel Augustus trägt, ergebt sich für die Abfassung der Inschrift als terminus ante quem das Ende des Jahres 209 n.Chr.

Iulia Domna

Iulia Domna wurde ca. 170 n.Chr. in der syrischen Stadt Emesa (heute Homs) geboren. Nachdem Septimius Severus zum Kaiser erhoben worden war, erhielt sie den Titel Augusta. Seither nannte sie sich Iulia Augusta. In der Innsbrucker Ehreninschrift werden nach diesem Namen die Namen und Titel ihres Gatten und ihrer beiden Söhne angeführt. Am Schluss steht der Titel Mater castrorum, der ihr 195 n.Chr. verliehen wurde.

Datierung

Trifft die vorgeschlagene Rekonstruktion zu, geht aus den Titeln, welche die Mitglieder des Kaiserhauses tragen, hervor, dass die Ehrenschrift zwischen 198 und 209 n.Chr. gesetzt wurde. Da die Formel devoti numini eorum auf die spätere Regierungszeit des Septimius Severus verweist, als die Severische Dynastie fest etabliert war und das Herrscherhaus fast göttliche Ehren genoss, sind die Jahre 208/209 n.Chr. als Abfassungszeit am wahrscheinlichsten. Géza Alföldy schließt allerdings eine spätere Abfassungszeit (210/211 n.Chr.) nicht aus. In diesem Fall müsste man bei Septimius Severus den Siegerbeinamen Britannicus maximus einfügen; die für den jüngeren Sohn Geta bestimmte Kolumne würde dann mit  Imp. Caes. P. Septimio Getae Aug. beginnen.

Das weitere Schicksal der vier Mitglieder des Herrscherhauses

Septimius Severus starb am 4. Februar 211 n.Chr. während eines Britannien-Feldzuges in Eburacum (York). Caracalla ließ seinen Bruder und Mitregenten Geta am 26. Dezember 211 n.Chr. in Rom ermorden und dessen Namen von allen öffentlichen Denkmälern tilgen (damnatio memoriae). Seitdem regierte er als Alleinherrscher. In der nach ihm benannten Constitutio Antoniniana verlieh er 212 n.Chr. fast allen Bewohnern des Römischen Reiches das Bürgerrecht. Durch die Errichtung der riesigen Caracalla-Thermen in Rom versuchte er die Gunst der römischen Bevölkerung zu erlangen. Im Zuge eines Partherkrieges wurde er am 217 n.Chr. bei Carrhae (Nordmesopotamien) ermordet. Auf diese Nachricht hin beging Iulia Domna, die somit ihre beiden Söhne verloren hatte, in Antiochia Selbstmord.

Iulia Domna hatte eine Schwester namens Iulia Maesa, der es gelang, Caracallas Nachfolger Macrinus (217/218 n.Chr.) zu stürzen und ihre beiden Enkel Elagabal (218-222 n.Chr.) und Severus Alexander (222-235 n.Chr.) nacheinander auf den römischen Kaiserthron zu setzen. Für beide jugendlichen Herrscher führten deren Mütter, nämlich Iulia Soaemias bzw. Iulia Mamaea, weitgehend die Regierungsgeschäfte.

 

Literaturhinweis

Birley Anthony R., Septimius Severus 193-211, in: Clauss Manfred (Hg.), Die römischen Kaiser. 55 historische Portraits von Caesar bis Iustinian, München 1997, 173-185.
Birley Anthony R., Caracalla 211-217, in: Clauss Manfred (Hg.), Die römischen Kaiser. 55 historische Portraits von Caesar bis Iustinian, München 1997, 185-191.
Birley Anthony R., Caracalla, in: DNP 2 (1997), 980-982.
Bleckmann Bruno, Die severische Familie und die Soldatenkaiser, in: Temporini-Gräfin Vitzthum Hildegard (Hg.), Die Kaiserinnen Roms. Von Livia bis Theodora, München 2002, 265-339.
Christ Karl, Geschichte der römischen Kaiserzeit. Von Augustus bis zu Konstantin, 3. Aufl. München 1995, 600-626.
Franke Thomas, Imp. Caesar P. Septimius Severus Geta Augustus, in: DNP 4 (1998), 1024f.
Franke Thomas, Imp. Caesar L. Septimius Severus Pertinax Augustus, in: DNP 11 (2001), 431-435. Kienast Dietmar, Römische Kaisertabelle. Grundlage einer römischen Kaiserchronologie, 2. Aufl. Darmstadt 1996, 156-168.
Stegmann Helena, Iulia Domna, DNP 6 (1999), 4f.

Verfasst von der Schülerin Irina Tautschnig

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