Witiko

H97, S. 102b


man Witiko, daß diese zwei Gemächer zu seiner Wohnung dienen sollten. Der alte Mann wohnte in einem Stüblein, welches an der andern Seite des Vorhauses der Stube gegenüber lag, und dessen Fenster auf den Hof sahen, [und] die Magd hatte ein kleines Kämmerlein neben der Küche und der Knecht seinen Verschlag im Stalle.

Da der Abend dieses Tages gekommen war, besorgte Witiko noch einmal sein Pferd, und legte sich dann auf sein Tannengestelle zur Ruhe.

Als am andern Tage die Sonne über die Föhren, die im Morgen von den Häusern über einem sanften Bühel hinstanden, aufgegangen war, und als von den Häusern und Hütten der Rauch von den Feuern, an denen das Morgenmahl bereitet wurde, zwischen den Waldbäumen gerade gegen den Himmel empor stieg, stand Witiko schon angekleidet in der Stube, und betrachtete durch die Fenster diese Dinge. Und als ihm sein Morgenmehl gebracht worden war, das Lucia aus Milch und Mehl bereitet hatte, verzehrte er es, und verlangte dann von Martin, ob er ihm Fußbekleidungen verschaffen könnte, mit denen er durch jede Tiefe des Schnees zu gehen vermöchte. Da Martin einen Mann, der solche Dinge verfertigte, herbei gebracht, da Witiko sich zwei Paare langröhriger von starkem dichtem Leder verfertigte Stiefel aus dem vorgelegten Vorrathe ausgelesen und bezahlt hatte, da er ein Paar angezogen, und die Besorgung seines Pferdes vollendet hatte, nahm er sein Schwert und seine Lederhaube, und ging von dem Hause ins Freie.
Randnotiz: öffnete er die Thür des Hauses, und er ging in den Schnee des Landes hinaus
Er ging auf dem engen Schneewege des Hauses zu den anderen Häusern, er ging zwischen ihnen bis zur Kirche empor, er ging an der Kirche vorüber, und begann nun den [hinter ihr liegenden flachen] Berg, auf welchem das rothe Kreuz stand, zu besteigen. Er fand hier keinen Weg, sondern bahnte sich in dem tiefen Schnee und zwischen dem Gestrippe, das er jezt als lauter Wachholder erkannte, seine Richtung. Er ging bis auf den Gipfel empor, blieb neben dem rothen Kreuze stehen, das auf seinen Armen eine dichte Schneedeke hatte, und sah herum. Zu seinen Füssen lag der kleine Ort, dessen Schneedächer in dem allgemeinen weißen Schnee rings herum kaum zu erkennen waren, nur der aufsteigende Rauch zeigte zuweilen die Stelle, wo eine Hütte stand. [In der Kirche ertönte das Glöklein, welches die Menschen zur Andacht rief.] Unterhalb des Ortes war die weiße Hülle, unter der die Wiesen und Felder und die Moldau liegen mußten, sonst war
Randnotiz: trat ein Mann mit einer Axt in das Zimmer das ist Raimund der Knecht des Hauses.