Witiko

H98, S. 103b


alles dunkler dichter Wald, der von dem Froste bereift war. Im Morgen standen einige Hügel, die größtentheils Föhren trugen, und über die man gegen die Ferne nicht hinaus zu sehen vermochte. Weiter rechts, wo der Morgen gegen den Mittag neigte, war ein sehr breiter dunkeldämmeriger Rüken, etwa vier Wegstunden entfernt, der an dem reinen Himmel dahin zog. Witiko kannte ihn sehr wohl, es war der große Wald, durch den ihn Florian zu der Moldau und dem Orte Friedberg hinab geführt hatte, auf dessen Schneide die Säule des heiligen Apostels Thomas gestanden war, und von dem er den ganzen gegen Morgen liegenden Theil des Landes Baiern bis zu den Alpengebirgen hatte übersehen können. Witiko sah geraume Zeit auf den Wald. Von ihm weiter rechts gegen den reinen Mittag hin war ein schmäleres aber weithingehendes Waldband, jenseits dessen das Aigen liegen mußte, in welchem er den Boten Florian gedungen hatte. Es war dieses das Waldband, welches das Thal des oberen Planes gegen Mittag schloß. Dann war weiter rechts wieder ein mächtiger Waldrüken und von ihm im Abende eine hohe Wand, deren Wald fast dunkelblau schien, die an ihrer Seite das Beken des schwarzen Sees tragen mußte, auf den Witiko einmal hinunter geschaut hatte, und jenseits welcher das Haus stehen mußte, in welches ihn Bertha an jenem Sonntage geführt hatte, den er auf seiner Wanderung in dem jenseitigen bairischen Walde gefeiert hatte. In Mitternacht begann der Wald gleich unter dem Kreuzberge, und stieg nach geringer Senkung zu jener Anhöhe hinauf, über welche er gestern herein geritten war. Dorthin mußte Prag liegen, das er vor Kurzem verlassen hatte. Zwischen dem Walde des heiligen Thomas und dem Lande vor dem Aigen war ein Theilchen des Alpengebirges zu sehen. Es war wie ein Gewölke weit außerhalb des Waldes an dem Himmel. Sonst konnte man nirgends eine Stelle des Alpengebirges sehen. Witiko betrachtete die ganze Gegend in ihren Hügeln und in ihren Thälern in dem Baumwerke, womit sie bedekt war, in den großen Wäldern, die den Himmel säumten, und in dem Stükchen Alpengebirge.

Dann ging er, da die Sonne den Schnee beschien, und ihn wie mit Edelsteinen erglänzen machte, den Berg wieder hinunter. Er ging in der nehmlichen Richtung, in der er herauf gekommen war, und trat in seine eigenen Fußstapfen. Als er unter die Häuser gekommen war, betrachteten ihn Männer und Frauen, die aus den Thüren ihrer Häuser getreten waren.