Witiko

H60, S. 68b


Herzog, wenn einer aus dieser Versammlung hervor geht, könnte nicht wollen, daß er aus Nacht und Geheimniß sondern offenkundig und gerecht zu seiner Würde empor steigt. Ein[e]r Botschaft [|aber können wir an den erlauchten Herzog Sobeslaw nicht schiken| xxx] von uns würde der Herzog Sobeslaw [mißtrauen] nicht trauen, sie könnte auch erst später abgeschikt werden.
So lasset uns den Boten, den er [xxx ausgeschikt hat] gesendet hat, erkennen, und lasset ihn uns in die Versammlung als [|Hörer dessen, was hier verhandelt wird,|] Zeugen der Verhandlungen aufnehmen, damit er [die klare Wahrheit] sie dem Herzoge überbringt, und uns vor [dem Herzoge] ihm erhöht. Er ist zwar nicht von dem Herzoge an uns gesendet worden; aber er steht nun vor uns, und ihn zurük stoßen, hieße den Herzog selber zurük stoßen. Er ist nicht einer der Vornehmen des Reiches; aber der Herzog hat ihn geehrt, da er ihm einen so großen Auftrag gegeben hat, wir sehen, daß er [sorgfältig] wohl erzogen worden ist, und er hat vor uns gehandelt, wie ein edler Mann dieser Länder gehandelt haben würde. Auch vor allen, die von fernen Gegenden her ihre Augen auf uns richten, verlieren wir durch Aufnahme dieses Jünglings nicht an Achtung, sondern gewinnen an Stärke, weil unser Thun nicht das Licht jeder Mitwissenschaft scheut. Ja [xxx] ich möchte Gott bitten, daß wir unter seinem freien Himmel tagen könnten, und daß alle, die in diesen Ländern wohnen, herzu zu treten, und zuhören vermöchten, was wir sagen, und zu sehen, was wir thun. So spreche ich, der ich für alle mitsorgen möchte, die in diesen Ländern Böhmen und Mähren wohnen, und der ich in meinem [täglichen] Gebete stündlich zu dem Herrn [|flehe|] rufe, daß er all das Wehe und Blutvergießen von dem [|nahen|] jezigen Wechsel ferne halte, das [|in den früheren| Veränderungen] bei den früheren so schreklich und schmerzlich eingetreten ist."1

Als er schwieg, rief eine Stimme: "Der Bischof ist ein gerechter Mann wie der heilige Adalbert!"

Der Bischof aber entgegnete noch auf seinem Plaze stehend: "Als Führer dieses Hauses sage ich, daß die Ordnung desselben nicht gestört werden soll, und als Bischof sage ich, daß der heilige Adalbert ein Mann gewesen ist, zu dem man in Nachahmung aufschauen, den man aber nicht erreichen kann."

Nach diesen Worten entfernte er sich von dem freien Raume, und begab sich wieder zu seinem Plaze zurük.

"Lasset die nächsten Redner sprechen," rief jezt eine Stimme.

"Der hochehrwürdige Bischof hat gut gesprochen," antwortete eine andere Stimme.

"Er hat vortrefflich gesprochen," [rief] fiel eine dritte Stimme ein, und es erhoben sich verworrene [Laute] Rufe des Beifalls.

Der Bischof Zdik stand auf, ging zur Gloke, und that auf sie die drei Schläge, ohne etwas zu sprechen. Er blieb bei der Gloke stehen, bis es ruhig geworden war. Dann ging er wieder zu seinem Size.

Hierauf erhob sich Ben, und rief: "Der zweite Redner ist der Priester Daniel."
Randnotiz: Daniel

Da er sich niedergesezt hatte, ging der Priester Daniel hervor, und ging gegen die Versammlung: "[Hohe m]Mächtige Anwesende! Wenn ich im vorhinein gewußt hätte, was der hochehrwürdige Bischof Zdik, der vor mir gesprochen hat, reden würde, so hätte ich mich gar nicht zum Sprechen gemeldet, und auch jezt würde ich auf meine Worte verzichten, wenn ich doch nicht Eines anzuführen hätte, das tief unter seinem hohen Sinne steht, und dessen er auch darum keine Erwähnung gethan hat. [xxx]. Wenn es überhaupt angenommen werden müßte, daß unser hoher und erlauchter Herzog Sobeslaw geneigt ist, gegen die Versammlung, welche in diesem alten Fürstenhause [besteht] tagt, etwas Feindseliges zu unternehmen, und wenn dieses Feindselige durch Nachrichten, die der Herzog über uns erhält, vermehrt würde, wie einige

1 Absatz am Rand mit Bemerkung versehen: etwa das Alte?