Witiko

H37, S. 50b


keit walten. Das Gericht wurde gehalten, und am nächsten Tage wurden Miroslaw Strezimir die zwei Dienstmänner und der Arzt, welcher das Gift geliefert hatte, hingerichtet. Miroslaw hatte den Bischof Meinhard als obersten Anstifter angeklagt, welcher auf einer Pilgerreise nach Jerusalem abwesend war. Da der Bischof zurük gekommen war, wurde er nach des Herzogs und der böhmischen Kmeten Willen dem Erzbischofe von Mainz Adalbert und dem Bischofe von Bamberg Otto zum Gerichte übergeben. Am Tage des heiligen Wenzel wurde das Urtheil verkündet. Der heilige Otto von Bamberg war selber nach Prag gekommen, und that vor der Versammlung des Volkes kund, daß der Bischof Meinhard unschuldig sei. Der Bischof Otto der Bischof Zdik und sieben böhmische Äbte legten ihre Stolen nieder, und bezeugten Meinhards Unschuld. So war die Ehre des Verbündeten hergestellt. Seit dem Tage stand niemand mehr in Böhmen gegen Sobeslaw auf. Auch hatte er nie Ursache, einen aus dem Hause Premysls zu strafen. Den Krieg, der wegen des ungrischen Bela [ausgeb] mit [P]Boleslaw Schiefmund ausgebrochen war, beendete er siegreich, es ist wieder die alte Freundschaft zwischen ihm und Boleslaw, und es ist seither Friede[n]. Der Herzog errichtete an den Grenzen neue Burgen oder stellte die alten in ihrer Festigkeit her, er verschönerte Prag und den Wysehrad, bestellte die Ämter in größerer Vollständigkeit, und sammelte doch Reichthümer. Zum Pfingstfeste des Königs Lothar ist er einmal mit mehreren tausenden von schön ausgerüsteten Reitern nach Merseburg geritten, und hat kostbare Geschenke mitgenommen. Gegen sein Alter hin ist er immer freundlicher geworden, und ist jezt leutselig und gerecht gegen alle. Es ist ein Glück für Böhmen, daß zwei so edle Brüder nach einander das Land beherrschen wie Wladislaw und Sobeslaw."

"Wer weiß, was noch kommt, und welche edlen Geschlechter sich erheben können," sagte Witiko.

"Es sind mehrere Geschlechter gewesen, die dem Lande zum Ruhme gedient haben," entgegnete der Scharlachreiter, "und mehrere, durch die ihm Verderben gekommen ist. Jezt aber, du lederner Mann, ich weiß, daß du gerade nach Mitternacht zu reitest, unser Weg wird uns nicht mehr lange mit einander führen, wir werden eine Seitenrichtung einschlagen: wenn du auch geheim thust, so könntest du mir doch sagen, wie du heißest, daß ich dich nennen kann, wenn wir wieder einmal zusammen treffen; denn nach den Kleidern kann ich dich nicht immer benennen, da du einmal auch etwas anderes anhaben könntest als Leder."

"Ich heiße Witiko," sagte der Gefragte.

"Du hast gesagt, Witiko, daß das mittägliche Böhmen deine Heimath ist," entgegnete der Scharlachreiter, "wohnest du in jenem Theile, und wer sind die Deinigen?"

"Meine Mutter ist jezt die einzige [unsers Geschlechts] von den Meinigen," antwortete Witiko, "sie wohnt in Baiern, und ich komme von Baiern. Ich habe nicht im Mittage Böhmens gewohnt, werde aber einmal dort wohnen."

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