Witiko

H38, S. 51

"Nun Witiko, wenn du in dem Lande bleibst," sagte der Scharlachreiter, "so kann es nicht fehlen, daß du uns öfter siehst, halte gute Freundschaft mit uns, und bringe manchmal eine Weile mit uns zu."

"Das kann geschehen," antwortete Witiko, "und es kann auch nicht geschehen, ich weiß es jezt noch nicht; ich habe andere Dinge vor."

"Der junge Reiter muß erst eine Zeit im Lande bleiben, um sich an unsere Art zu gewöhnen," sagte Odolen.

"Vielleicht gewöhne ich mich gar nicht daran," entgegnete Witiko.

"Dazu bist du noch zu jung, um dich an etwas nicht zu gewöhnen," erwiederte Odolen.

"Ihr seid ja auch alle jung," entgegnete Witiko, "vielleicht gewöhnt ihr euch an meine Art."

"Einer fügt sich leichter in alle als alle in Einen," rief Odolen.

"Das mußt du zuerst ablegen," rief Welislaw nach vorne, "daß du im Schritte reitest."

"Ich reite nur im Schritte, wenn ich reise," sprach Witiko zurük, "ich kann es [auch] zu anderen Zeiten auch anders thun."

"Wir thun es nicht einmal auf Reisen," antwortete Welislaw.

"Dann habt ihr Pferde zum Wechsel," sagte Witiko.

"Der junge Mann kann sich einmal in unser Wesen nicht finden," sagte der Scharlachreiter, "er schont seine Pferde, wir verderben sie, er ist klug, wir sind leichtfertig."

Er wendete sich dann wieder zu Witiko, und sagte: "Siehst du dort vor uns die Eiche. Von derselben geht ein leichter Streifen schräg gegen Morgen, nach der Richtung hin, in welcher [hin] die schönen Lande Mähren liegen. Der Streifen ist ein Weg, und den Weg werden wir reiten."

"Dann trennen wir uns bei der Eiche," sagte Witiko, "denn dorthin reite ich nicht."

"Das weiß ich schon," entgegnete der Scharlachreiter<.>

Sie legten nun in kurzer Zeit den Weg bis zur Eiche zurük.

Dort hielt der Scharlachreiter mit den Seinigen an, und sagte zu Witiko: "Lebe wohl, und fahre glüklich deines Weges."

Witiko sah den Mann an, und sprach: "Ich habe dir gesagt, wie ich heiße, und woher ich [xxx] komme, sage mir nun auch, wer du bist, da du so viel von den Schiksalen des böhmischen Landes weißt."

"Ich werde es dir sagen," antwortete der Scharlachreiter, "ich bin der Neffe jenes Bretislaw, der wie ein Stern vom Himmel in dem Walde von Bürgliz auf die Erde gesunken ist, ich bin der Neffe des jezigen Herzogs Sobeslaw, der das Land wohl beherrscht, und ich bin der Sohn des großmüthigen Wladislaw, des besten der drei Brüder, die über das Reich walteten. Mein Name ist Wladislaw."

"Wenn du das alles bist," sagte Witiko, "so..."

"Nun Witiko, so?" fragte der Scharlachreiter.

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