Witiko

H37, S. 49b


aus Muthwillen begonnen, um das Blut deiner edlen Großen zu vergießen, oder dir eine Schmach anzuthun, sondern um die Gewalt, die man uns brachte, abzuwehren. Gott hat gerichtet. Wir wollen alle alten Rechte bestehen lassen, und von dir die Bestätigung der Herzogswahl annehmen, nicht weil du deutscher König bist, sondern weil du römischer Kaiser sein wirst. Dann magst du in Frieden ziehen." Der König küßte hier auf den Herzog, und bestättigte ihm mit der Fahne seine Wahl auf den Fürstenstuhl. Dann ging er ungehindert von dannen. Die Todten wurden von den Böhmen ehrenvoll begraben, und die Gefangenen ohne Lösegeld frei gegeben. An fünfhundert edle tapfere deutsche Ritter sind in dieser Schlacht umgekommen, und viele sind gefangen worden, wie Albrecht der Bär die Bischöfe von Merseburg und Halberstadt und drei Äbte. Von diesem Tage bis heute war Freundschaft zwischen dem Könige und Sobeslaw, und zwei mal gab ihm der Herzog Leute zu seinen Romfahrten. Mit dem Könige von Ungarn Stephan hatte der Herzog in dem ersten Jahre seiner Herrschaft eine Zusammenkunft, und ordnete mit ihm ihre Angelegenheiten, so trat er auch mit Boleslaw Schiefmund dem Könige von Polen zusammen, daß der Friede lange bewahrt wurde."1

"Der Ruf dieser Thaten ist in ferne Lande gedrungen," sagte Witiko.

"Als Sobeslaw im fünften Jahre seiner Herrschaft einmal mit einem goßen Geleite nach Mähren zog," fuhr der Scharlachreiter fort, "nannte ihm ein Kämmerling zwei Männer aus seinem Gefolge, die vor hatten, ihn zu ermorden, und einer Gelegenheit dazu harrten. Der Herzog eröffnete dies den Zupanen Zdeslaw und Diwis, die seine treuen Räthe waren, und hieß sie die zwei Männer insgeheim in Haft nehmen. Als dies geschehen war, erkannte man in ihnen Dienstleute der Herren Miroslaw und Strezimir der Söhne Johanns des Sohns Tistas des Wrsen. Ihre Waffen waren vergiftet. Sie gestanden, daß ihre Herren sie zum Morde gedungen haben. Miroslaw, welcher bei dem Herzoge war, wurde gefangen, Strezimir suchte zu fliehen, wurde aber ereilt, und beide wurden gebunden auf den Wysehrad gebracht. Der Herzog kehrte nun auf seinem Zuge um, und ging nach Prag. Dort zog er barhäuptig barfüßig und in Bußkleidern ein, und ging sogleich vor allen in die Kirche Sanct Veit, um Gott für seine Rettung zu danken. Alle Gloken läuteten, Kinder mit Zweigen standen in den Straßen. Das Volk drängte sich, und die Priester sangen den ambrosianischen Lobgesang. Sieben Tage nach diesem Einzuge wurde ein Land= und Gerichtstag auf dem Wysehrad abgehalten. Mehr als zweitausend Menschen waren zugegen. Der Herzog selber hielt eine Rede, in der er sagte, daß er es mit dem Lande Böhmen immer wohl gemeint habe, daß er große Fehler habe, die aber anders gestraft werden müssen als mit Mord wie bei seinem Bruder Bretislaw. Das Gericht soll nach genauer Gerechtig-

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