Witiko

H34, S. 43b


Der Leche Cosmas hat aufgeschrieben: "Wie ein Stern vom Himmel fiel der erlauchte Fürst im Walde zu Boden." Seine Mannen kamen zu spät, und hoben den Sterbenden empor. Man rannte dahin, um den Mörder zu suchen, und fand ihn mit seinem Pferde in einen Graben gestürzt, von dem eigenen Schwerte durchbohrt. Ob mit Absicht, konnte nicht mehr ergründet werden. Es war in jener Zeit der Glaube verbreitet, daß der Mörder von den verbannten Wrsen Bozey und Mutina angestiftet gewesen sei. Nach Bretislaw kam, wie ich dir schon früher sagte, sein Bruder Boriwoy auf den Fürstenstuhl, und jezt wurden die Wrse Bozey und Mutina wieder zurük gerufen, und in ihre Ämter eingesezt. Sie dienten Boriwoy treu; als aber Swatopluks falscher Bote gekommen war, und die Wrse unter Boriwoys Feinden genannt hatte, fürchtete er sie, und suchte Bozey zweimal zu fangen; aber vergebens. Da fielen sie von ihm ab, und halfen Swatopluk. Durch sie wurde Boriwoy besiegt und Swatopluk auf den Herzogstuhl erhoben. Da ein Jahr vergangen war, seit er diesen inne hatte, schloß er ein Bündniß mit dem deutschen Könige Heinrich dem Fünften, der sein Gevatter war, um einen Krieg gegen den ungrischen König Kolomann zu führen. Im Herbstmonate sollte der König durch das Land Österreich nach Ungarn kommen und Swatopluk durch Mähren. Zum Schuze des böhmischen Landes bestellte Swatopluk den Herren Wacek und den Wrsen Mutina mit Heeresmacht. Und da die Zeit gekommen war und der König Heinrich bereits die Feste Preßburg belagerte, ging Swatopluk mit seinen Schaaren nach Ungarn, [xxx] zerstörte im Feindeslande alles auf seinem Wege [im Land des Feindes], näherte sich Preßburg, schlug alle zurük oder tödtete sie, welche der Feste zu Hilfe kommen wollten, und vereinigte sich mit dem Könige. Indessen war der polnische König Boleslaw, der ein Freund der Ungarn war, mit Boriwoy in Böhmen eingefallen, hatte Wacek und Mutina besiegt, und verwüstete grausam mehrere Zupen. Da schickte Wacek einen geheimen Boten an den Herzog Swatopluk, und meldete ihm, daß Mutina gegen Boriwoy günstig sei, daß er nur zum Scheine gekämpft habe, und daß er einmal heimlich zu seinem Vetter Nemoy gegangen sei, der Boriwoy anhange. Swatopluk mußte nun von Preßburg gegen Böhmen aufbrechen; auch der König Heinrich mußte von der Belagerung abstehen, und nach Deutschland zurük kehren. Boleslaw ging bei der Annäherung Swatopluks nach Polen zurük. Wacek und Mutina gingen dem Herzoge bis an die Grenze entgegen, er empfing sie freundlich, wie er auch gegen alle Wrse, die in dem ungarischen Kriege mit ihm gewesen waren, eine freundliche Miene hatte. Er ritt gegen die Burg Mutinas Wratislaw zu. Drei mal wurde an diesem Tage Mutina von seinen Freunden gewarnt, der Herzog hege Böses gegen ihn; er achtete nicht darauf. Der Herzog übernachtete in der Burg Mutinas mit großem Gefolge. Am andern Tage versammelte er alle anwesenden Männer Herren und Ritter in dem großen Saale der Burg. Unter ihnen war auch Mutina mit seinen zwei jungen Söhnen und waren die Wrse Domaslaw und Unislaw. Da trat der Herzog schnell unter sie, und von der Ofenbank herab hielt er an die Anwesenden eine Rede. Nicht, was Mutina gegen ihn verschuldet: was alle Wrse seit je gethan, verdamme sie auf ewige Zeiten. Den geheiligten Adalbert haben sie mißhandelt, seine Brüder getödtet, das Gut derselben geraubt, den rothhaarigen Boleslaw haben sie verrathen, den Herzog Bretislaw verrathen und ermordet, seinen Nachfolger Boriwoy an Swatopluk und Swatopluk wieder an Boriwoy verrathen, das Land des Chech gerathe durch sie in Unordnung, den Nachkommen des Premisl seien sie ein fressendes Gift geworden, das sie zerstöre, oder das man ausrotten müsse. Er sprach das Urtheil der Vertilgung aus über alle, und wer einen tödtet, erhält sein Gut erblich auf alle Zeiten. Mit denen im Saale könne man beginnen. Er gebe das Zeichen. Hierauf sprang er von der Bank, und schritt aus dem Saale. Als er fort war, schrieen einige jauchzend, anderen versagte die Stimme. Mutina war arglos da gesessen. Auf zwei Hiebe, die er erhielt, rührte er

Im unteren Drittel der Seite am Rand mit Tinte Wellenlinien und geschwungene Klammern, wohl eher Federproben als Markierungen Seite vertikal mit Stift gestrichen