Witiko

H34, S. 44b


sich nicht. Als er gegen den dritten aufstehen wollte, fiel sein Haupt von dem Rumpfe. Die Wrse Domaslaw und Unislaw wurden ermordet. Ein Freund der Wrse Neusa sprang aus dem Fenster in das Dikicht, wurde aber durch sein Scharlachgewand verrathen, entmannt und geblendet. Die Ritter Krasa Wakula und andere warfen sich auf ihre Rosse, und flogen gegen die Burg Libic, wo, als sie anlangten, eben Bozey mit seinem Weibe und mit seinem jungen Sohne Borita bei dem Mittagmahle saß. Da der Wächter meldete, daß Reiter gegen die Burg anstürmen, sagte er: "Sie kommen von dem ungrischen Kriege, sie mögen mit dem Segen Gottes eintreten." Da rannte schon Krasa mit gezüktem Schwerte in den Saal, lästerte, und als Borita sagte, wenn er komme, sie gefangen zu nehmen, so könne er es ruhig thun, durchbohrte er ihn, und stieß dann das blutige Schwert sogleich in das Herz des Vaters. Alle Wrse der Burg wurden ermordet, die Todten der Kleider beraubt, nakt verscharrt, und die Wohnungen geplündert. Das geschah in Libic, wo einst die Slawnike von den Wrsen ermordet worden waren. Von dem Tage an entstand ein Krieg der noch lebenden Wrsen gegen ihre Angreifer. Freunde kamen ihnen zu Hilfe; aber Feinde, die nach ihrem Gute verlangten, wurden immer mehr, und so unterlagen sie, und kamen um. Die einen führte man auf die Stadtmärkte und richtete sie dort hin, die andern tödtete man auf dem Berge Petrin, oder brachte sie in den Gassen oder Häusern um. Die Söhne Mutinas so schön, als wären sie auf Elfenbein gemalt, wurden ergriffen, und ermordet. Da erzählt, der Leche Cosmas, daß alle, welche noch ein Herz hatten, ein Kreuz schlugen, und entflohen, um nicht zu sehen, was geschah. Alle Wrse waren ausgerottet bis auf einen, der entfloh, Johann, der Sohn [jenes] Tistas[, welcher xxx]. Als Swatopluk das Vertilgunsurtheil in der Burg Mutinas ausgesprochen hatte, brach er gleich wieder gegen Ungarn auf, weil ihm Kolomann gegen Böhmen gefolgt war. Da er heftig in einem Walde ritt, stieß er sich einen Ast in das Auge, daß es ausgestochen war. Man trug ihn nach Prag, daß er dort geheilt werde. Kolomann ging nun auch nach Ungarn zurük. Als Swatopluk geheilt war, ritt er im Winter mit seinen Schaaren drei Täge und drei Nächte, bis er an die Feste Neitra kam. In [D]diese wollte er einreiten; aber die Wächter hatten ihn noch gesehen, und hatten die Thore geschlossen. So verwüstete er alles ringsum, und zog nach Mähren zurük. Als der Sommer gekommen war, lag er in Verbindung mit dem deutschen Könige Heinrich im Kriege gegen die Polen. Aber der Streit dehnte sich bis zu dem Herbste ohne Gewinn, und man mußte auf den Rückzug denken. Am ein und zwanzigsten Tage des Herbstmonates, als Swatopluk den ganzen Tag bei dem Könige gewesen war, um den Rükzug zu berathen, ritt er in der Abenddämmerung gegen seine Gezelte zurük. Da mischte sich aus dem nahen Eichenwalde ein fremder Ritter in das Gefolge, man hatte damals gesagt, daß es der Wrse Johann der Sohn Tistas gewesen sei, und warf seinen Speer mit Gewalt zwischen die Schultern des Herzogs, daß er todt vom Rosse fiel. Der Mörder entfloh durch die Schnelligkeit seines Pferdes. So endete Swatopluk, der zwei Jahre den böhmischen Stuhl wie ein Feuer inne gehabt hatte. Im Jahre nach dem Tode Swatopluks wurde Johann der Sohn Tistas, als er im Aufruhre gegen den Herzog Wladislaw ergriffen worden war, von Wacek geblendet. Wacek aber, der die Wrsen an Swatopluk verrathen hatte, wurde vier Jahre nach dem Tode Swatopluks auf Geheiß des jezigen Herzogs Sobeslaw, der damals noch ein Prinz war, auf dem Felde vor dem Wysehrad erschlagen, weil dem Prinzen seine Freunde berichtet hatten, daß ihn Wacek bei seinem Bruder dem Herzoge Wladislaw angeklagt habe[n], und ihn auf den Wysehrad zur Gefangennehmung und Blendung loken wollte."

"Das ist ja ein furchtbares Gericht," rief Witiko.

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