Witiko

H298

"Witiko ist ein Mann," schrie die alte Susanna.

"Witiko ist ein Mann," riefen mehrere Mädchen.

"Ja, er ist es," rief ein alter Bauer, "aber mischt euch nicht hinein."

"Witiko, ich bringe dir den Bundestrunk," sagte ein Mann, der eine Lammshaube und einen Lammspelz hatte.

Er reichte Witiko seinen Krug hin.

"Ich nehme den Trunk an," sagte Witiko.

Er faßte den Krug, und trank ein wenig daraus.

"Witiko, ich bringe dir den Trunk," sagte ein Anderer.

Witiko that wieder Bescheid.

"Ich bringe dir den Trunk, Witiko," riefen mehrere, und so riefen endlich alle.

Witiko faßte den Krug eines Jeden, und nippte daraus.

Jezt trat Raimund in die Stube, und mit ihm war Jakob, der Knecht Huldriks, der von dem Wangetschlage in die untere Moldau herauf gekommen war.

Mehrere von den Gästen bothen den zwei Männern den Grußtrunk an, und er ward von ihnen angenommen.

"Sezet euch zu uns an den Tisch, es ist noch Plaz," sagte der Mann mit den starken Händen.

Und die Männer rükten etwas näher an einander, und Jakob und Raimund sezten sich an den Tisch.

Und die Tochter des Schenken brachte ihnen einen Krug mit Bier.

Jezt erhob sich ein Mann von seinem Size, der in Lämmerfelle gekleidet war, und sprach: "Ich bin der Richter von dem schwarzen Bache, und wir werden schon so thun, wie du gesagt hast."

"Und wir werden zu der heiligen Jungfrau an dem braunen Steine und an dem [kal]kalten Wasser der Alsch bethen," sagte eine alte Frau.

Der Richter von dem schwarzen Bache sezte sich wieder nieder.

Ein anderer Mann aber sagte: "Ich bin der Richter von der Mugrauer Haide, und ich gedenke, daß wir uns vorbereiten werden."

"Die in Stuben werden nicht fehlen, wie die Weissagungen sind," sagte wieder ein anderer Mann.

"Und wir haben auch Bäume und Lammswolle und Schmieden," sagte Einer<.>

"Der Rath ist überall ein gutes Ding, wenn man ihn vernünftig befolget," sprach ein Anderer.

"Rath befolgen oder nicht, jeder räth sich selber, die in der Steinleithe und in den Waldhäusern des Heurafel sind auch immer Männer gewesen," sagte Einer mit rötlichen Haaren.

"Und die vom Rathschlage haben ihren Nachbarn stets geholfen," sagte ein sehr alter Mann, der ganz weiße Haare hatte.

"Ja, da wir in den Stubnerhäusern das große Feuer hatten, sind alle gekommen," sagte ein Anderer.

"Und die alten Leute, die vor Zeiten gelebt haben, sind auch nicht Thoren gewesen," rief jezt eine sehr alte Frau, welche neben Susanna am unteren Ende des Tisches saß, "wenn die Fässer um Mitternacht in dem Mönchgraben daher rollten, und sehr schwarz waren, und immer größer wurden, wenn der Kibiz in den Mooswiesen schrie, wenn in dem Scheine des Vollmondes nach dem Tage des heiligen Bartholomäus der Wassermann auf dem Rande des Moldauufers saß, und sich seine grünen Haare kämmte, wenn der Tule von Plan den schwarzen Mann von dem Hammer bis zu den Badehäusern tragen mußte, wenn man immer ein Weinen hörte, und die Hunde sich nicht aus den Häusern getrauten; so waren das Zeichen, und auf die Zeichen muß man achten, und die Zeichen werden wieder kommen, und es sind seltsame Dinge geschehen, der alte Wossic in Wodnian, der auf der Zupanei sizt, und Alles hat, was sich ein Mensch wünschen kann, hat einen Vorfahrer gehabt, der Holzschuhe gemacht hat, und der alte Lubomir, der in Daudleb ist, stammt auch von einem Manne, der Pech gesammelt hat, und mit dem Herzoge Samo in den Krieg gezogen ist, und dann eine weiße Reigerfeder und einen goldenen Gürtel getragen hat. In dem Hause des gelben Melchior an dem hinteren Glökelberge ist schon ein hölzerner Löffel von dem Ofensimse, auf