Witiko

H297


ben Rok auf dem Leibe und eine sehr alte Filzhaube auf dem Kopfe hatte.

"Eher zünden wir die Wälder an," rief ein goldblonder Jüngling.

"So wehrt euch," schrie eine alte Frau, die an dem unteren Ende des Tisches saß.

"Sagt dir denn jemand, daß wir uns nicht wehren werden. Susanna?" rief ein anderer Jüngling, "wir werden uns wehren, als seien wir ein einziger Mann, und werden unsere Kraft anwenden, und der alte Wenhart sagt recht, Witiko soll uns wieder anführen."

"Wir werden zusammen halten," rief ein Mann mit grauen Haaren, "wie wir zusammen gehalten haben, und es ist wahr, Witiko soll uns wieder anführen. Oder sagt jemand anders?"

"Nein, niemand sagt anders, Witiko soll unser Führer sein," rief der Mann mit den starken Händen.

"Ich sage auch so," rief der mit dem groben Roke.

"Witiko soll der Führer sein," rief der goldblonde Jüngling.

"Ich sage, Witiko soll uns führen," rief ein alter Mann, "er hat uns besser geführt, [als] da auf dem Berge der grüne Mann getödtet worden war, als uns vor ihm der grüne Mann geführt hat."

"Witiko, der Führer," riefen mehrere.

"Witiko, der Führer," riefen fast alle.

"Und Witiko soll als der Herr in den Wald kommen, und soll der Leche sein, der gutthätig ist," rief der Mann mit dem groben Roke.

"Witiko soll der Leche sein," rief der mit den starken Händen.

"Er soll es sein," rief ein alter Mann, "und soll nicht leiden, daß ein Anderer komme."

"Witiko soll der Leche sein," rief der große junge Mann.

"Witiko, der Leche," riefen mehrere.

"So thut Alles behutsam, und führet doch Alles in der Ordnung, daß es zu einem gedeihlichen Ende komme," sagte der Mann, welcher [[gemahnt]] gesprochen] gemahnt hatte, daß man auch die Felder und Wiesen und die häuslichen Arbeiten betrachte.

"So lasset doch Witiko sprechen," rief jetzt der alte Wenhart von der Friedau.

"So sprich, Witiko," rief der starke Mann.

"Sprich," rief der blonde Jüngling.

"So sprich, Witiko," rief ein anderer Jüngling.

"Sprich," riefen mehrere.

Witiko gab mit der Hand ein Zeichen, und da es stiller geworden war, sagte er: "Männer, Leute, höret mich. Höre mich, Wenhart. Ich habe dich früher nicht gekannt; jezt aber kenne ich dich. Es ist wahr, was du gesagt hast. Weil die Feinde von Mähren gegen Böhmen heran ziehen können, und wenn sie immer weiter zögen, und wenn sie in den Wald herein k[omm]ämen, so würde das Alles werden, was du in dem Kriege gesehen, und was du erzählt hast. Das müssen wir abwenden. Es ist aber nicht nöthig, daß ihr die Wälder anzündet. Macht aus starkem Holze Lanzenschäfte, und befestiget die Eisenspizen daran, richtet Keulen und Hämmer, schmiedet Schwerter, und nähet aus dikem Tuche die Streitgewänder. Zugleich aber übet euch, in festem Zusammenschluße zu stehen, zu gehen, und vorwärts zu dringen; daß ihr nicht zurük weichet, weiß ich ohnehin."

"Nein, wir weichen nicht," rief der goldblonde Jüngling.

"So lasse Witiko sprechen," schrie Wenhart.

"Und die Pferde haben," sagte Witiko, "die sollen fleißig reiten, daß sie und die Pferde es gewöhnen. Und wenn dann der Herzog Wladislaw ruft, und wenn er gegen die Feinde nach Mähren zieht, so gesellet euch zu dem Heere, und macht Gebrauch von den Dingen, die ihr vorbereitet habt. Und wenn ihr es wollet, daß ich euch geleite, und daß ich euch einige Rathschläge gebe, so werde ich es gerne thun, und werde bei euch sein wie im vorigen Frühlinge, wenn es der Herzog nicht anders gebiethet. Und Gott und die Heiligen im Himmel werden das Rechte beschüzen, ihr werdet mit Wladislaw siegen, und der Wald wird unser bleiben, und er wird Vergeltung erhalten."

"Gott und die Heiligen werden uns schüzen," riefen mehrere Frauen.

"Unterbrecht Witiko nicht," rief Wenhart.

"Und der Herzog, der Herr des Waldes," sprach Witiko, "wird euch nicht bedrüken, die ihr ihm geholfen habt, und wird euch keinen Bedrüker senden. Ich strebe nicht darnach, daß ich Unterthanen in dem Walde habe. Wenn es mein Glük fügt, werde ich in dem Walde wohnen, werde dort arbeiten, und mich meiner Arbeit freuen."