Witiko

H28, S. 43a


Cosmas sagt: Wie ein Stern vom Himmel fiel der erlauchte Fürst im Walde zu Boden. Seine Getreuen kamen zu spät herzu, und hoben den Sterbenden empor. Man rannte nach allen Seiten, um den Mörder zu finden. Dieser hatte auf seinem Pferde zu fliehen versucht, war aber in einen Graben gestürzt, und dort fand man ihn von seinem eigenen Schwerte durchbohrt. Man konnte nicht mehr ergründen, ob er es selbst getan habe. Damals war [im Volke allgemein] der Glaube [vorhanden] verbreitet, daß der Mörder von den verbannten Wrsen Mutina und Bozey angestiftet gewesen sei. Als der sanft müthige Boriwoy nach der Anordnung seines getödeten Bruders den Herzogstuhl bestiegen hatte, rief er mit anderen |Granden| auch die Wrse aus der Verbannung zurük, und gab ihnen ihre Ämter wieder. Sie dienten ihm nun treu und ergeben. Nachdem aber der falsche Bothe Swatopluks die [treuesten] ersten Freunde Boriwoys und besonders die Wrse als [die geheimen] Verbündete[n] Swatopluks genannt hatte, mißtraute ihnen Boriwoy, und fürchtete sie. Er suchte mehrere Male Mutina und Bozey gefangen zu nehmen. Da fielen sie von ihm ab, und gingen zu Swatopluk. Durch ihre Macht halfen sie [ihm] diesen Boriwoy besiegen, und den Fürstenstuhl [erringen] besteigen. [Fortan] Jezt dienten sie [nun] Swatopluk. Nachdem ein Jahr vergangen war, seit [Swatopluk] dieser den böhmischen Herzogstuhl inne hatte, schloß er einen Kriegesbund mit dem deutschen Könige Heinrich dem Fünften, der sein Gevatter [geworden] war, zu einem Angriffe gegen den Ungarkönig Koloman.
Randnotiz: Der Herbstmonat war bestimmt, daß S. durch Mähren eindringe. Er bestellte die Herren W. des Landes, ging, als.....und H. bereits die St.Pr. belagerte xxx
Im Monate September sollten die Heere in Ungarn eindringen, Heinrich durch Österreich Swatopluk durch Mähren. Swatopluk bestellte zum Schuze Böhmens mit voller Gewalt die Herren Wacek und den Wrsen Mutina. Dann ging er, als die Zeit gekommen war, und der König Heinrich die Stadt und Feste Preßburg belagerte, bei Trencia mit seinen Schaaren in das Ungarland, verwüstete alles bis an die Donau, und hieb alle Haufen nieder, welche Preßburg zu Hilfe ziehen wollten. Dann vereinigte er sich mit dem Könige vor Preßburg. Damals herrschte in Polen wieder ein Boleslaw, welcher dem Könige von Ungarn [treu] verbündet war. [Um ihm Hilfe zu gewähren] xxx, fiel er mit Kriegs[volk]macht in Böhmen ein. [Boriwoy] Der von Sw. vertriebene böhmische Herzog B. schloß sich ihm [gegen seinen Feind Swatopluk] an. Mutina und Wacek stellten sich den beiden entgegen; [allein sie] wurden aber geschlagen, und Boleslaw und Boriwoy drangen tief in das böhmische Land, und verwüsteten drei Zupen mit dem Schwerte und mit Brennen. Wacek schikte einen geheimen Boten an den Herzog Swatopluk, und meldete ihm, daß Mutina das Unglük verschuldet habe, daß er nur zum Schein gegen die Feinde gefochten habe, und daß er daher mit denselben wahrscheinlich im Einverständnisse sei. Ja, er sei einmal heimlich zu seinem Vetter Nemoy gegangen, der ein Anhänger Boriwoys sei.
Randnotiz: Sogleich brach S. auf und eilte nach Böhmen. Der König mußte Pr. verlassen und nach Deutschland zurük gehen.
Swatopluk konnte nun nicht länger bei dem Könige bleiben, der auch ohne dessen Hilfe die Belagerung nicht fortzusezen [konnte] vermochte, und sie aufgab. Swatopluk raffte seine Schaaren zusammen, und eilte mit ihnen in die böhmischen Lande. [[Die Feinde] xxx] Boleslaw und Boriwoy [verließen dieselben bei seiner Annäherung] [eilten] flohen nach Prag zurük. Wacek und Mutina gingen [ihm] Swatopluk1 entgegen, [und] er empfing sie freundlich.
Randnotiz: wie er auch gegen die Wrse....
Er ritt gegen die Burg Mutinas Wratislaw zu. Dreimal wurde an diesem Tage Mutina von seinen Freunden gewarnt, der Herzog beabsichtige seinen Tod; er achtete der Warnung nicht. ¢Der Herzog war auch gegen die Wrse, die in dem ungarischen Kriege mit ihm gewesen waren, sehr freundlich.¢
Randnotiz: Der H. übernachtete.
Auf Mutinas Burg Wratislaw übernachtete er mit einem großen Gefolge. Am anderen Morgen versammelte er alle anwesenden Herrn und Ritter in dem [größten] großen Saale der Burg. Unter ihnen waren auch Mutina mit seinen zwei jungen Söhnen und den Wrsen Unislaw und Domaslaw. Da trat der Herzog unter xxx sie, und hier [nun] brach ihm das wüthende Herz, und schüttete alles aus, was es in seinem Innern verborgen hatte. Von der Ofenbank herab hielt er an die Anwesenden eine Rede. Nicht was Mutina allein gegen ihn verschuldet, was alle Wrse seit je gethan, verdamme sie auf ewig, den [heiligen] geheiligten Adalbert haben sie mißhandelt, seine Brüder getödtet, ihr Gut geraubt, den rothhaarigen Boleslaw haben sie verrathen, den Fürsten Bretislaw xxx ermordet, seinen Nachfolger Boriwoy [wieder] an Swatopluk verrathen, [und jezt] Swatopluk wieder an Boriwoy, das Land des Cech gerathe durch [[sie] diesen Stamm] sie in Zukungen, und [den] allen Nachkommen des Premysl seien sie Gift geworden, drum spreche er das Urtheil [aus,] über den Stamm aus, daß er vertilgt werde,

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