Witiko

H26, S. 40b


[suchen]; aber [Konrad xxx.] der König Konrad ist vorsichtig und hartnäkig, unser Herzog Sobeslaw ist älter und ausdauernd, und steht ihm mit Rath zur Seite. Die Fürsten werden sich zu ihm thun. Sachsen ist dem Herzoge [so gut wie] abgesprochen, und Baiern, wenn er sich nicht beugt, sagt man, könnte dem Halbbruder des Königs dem jungen Markgrafen Leopold von Österreich zuerkannt werden, wodurch dieser [viel] an Macht gewänne und ein gesuchter Bundesgenosse würde.[xxx] Unser Land berührt das wenig, wenn auch unser Herzog an Konrad Hilfe findet."

"In Baiern sagt man [es, daß der mächtige] unverholen," entgegnete Witiko, <">daß der Herzog sich nicht beugen werde[<,"> entgegnete Witiko,] ["]und noch weniger Welf. Es wird Zwietracht und ein Kampf deutscher Völker gegen deutsche Völker kommen."

"Wie es dort und bei uns öfter gewesen ist," erwiederte der Scharlachreiter. "Und wenn unser Volk seine Banner [ruhmreich] in ferne Länder trägt [, wie du sagst],wirst du dann [auch] diesen Bannern folgen?"

"So lange ein [Tropfen Blut in mir ist,"] Hauch in meinem Munde ist<,>" sagte Witiko.

"So ist es gut," entgegnete der Scharlachreiter, "und hast du denn nicht erfahren, was bei uns in den lezten Zeiten in den Personen unserer Herzoge geschehen ist?"

"Ich habe Manches gehört, und hoffe noch Vieles zu vernehmen, wenn ich älter werde," antwortete Witiko.

"Kennst du den alten Lechen Cosmas?" fragte der Scharlachreiter.

"Nein," entgegnete Witiko.

"Jezt kannst du ihn auch nicht mehr kennen lernen; denn er ist todt," sagte der Scharlachreiter. "Cosmas ist ein [xxx] Leche gewesen, der viele Schulen besucht hat. Er hat eine edle Magd Bozetecha geheirathet, die ihm den Zdik geboren hat, der jezt auf dem Bischofstuhle in Olmüz sizt. Als der Leche Cosmas vier und fünfzig Jahre alt geworden war, wurde er Priester und Dechant an der Kirche zu Sanct Veit in Prag. Da er fünf und siebenzig Jahre [alt geworden war] zählte, begann er die Schiksale und Thaten unseres Volkes, [so weit] wie sie bekannt geworden sind, von den ältesten Zeiten an bis auf die neuen aufzuschreiben. [Er] Und so schrieb er fünf Jahre daran, und starb[,] [da er] in seinem achzigsten [Jahre alt war]. Es mögen jezt zwölf oder dreizehn Jahre sein."

"Da kann ich ihn ja gar nicht gekannt haben," sagte Witiko, "denn damals war ich kaum acht Jahre alt."

"Aber du könntest das kennen, was er aufgeschrieben hat," antwortete der Scharlachreiter.

"Nein, das kenne ich auch nicht," entgegnete Witiko.

[xxx,] "Nun, so wird es dir vielleicht in Zukunft möglich sein, es zu sehen," sagte der Scharlachreiter, ["] [xxx] "hast du von dem trozigen Swatopluk gehört?"

"Ja, [der] er war vorher Fürst in Olmüz [gewesen,] und dann Herzog [geworden ist] in Böhmen," sagte Witiko.

"Er war ein [wilder xxx] grimmer Mann," entgegnete der Scharlachreiter, "der es nicht sehen konnte, daß ein anderer als er den Stuhl der Herzoge von Böhmen inne habe [xxx]. Vor hundert Jahren lebte ein edler Mann, der Bretislaw hieß und den Herzogstuhl in Prag besaß. Der hat mit seinen Lechen und Zupanen die Ordnung vereinbaret, daß fortan Böhmen nicht mehr getheilt werden dürfe, und daß von seinen Nachkommen immer der älteste als [Großherzog] Oberherzog Böhmen beherrsche[n], die andern als Herzoge, welche Antheile in Mähren erhalten [[werden] würden] sollten, ihm [zu] zu gehorchen [[haben] sollen] haben, so lange einer von dem Geschlechte des Premysl des Gatten der Libusa, dem sie alle angehörten, übrig wäre. So sollte jeder aus dem Geschlechte Premysls die Hoffnung haben, wenn er zu Jahren komme, auf den Fürstenstuhl Böhmens gelangen zu können, und er sollte daher für das Land sorgen, es sollten Streitigkeiten vermieden werden, und es sollte stets ein erfahrener Mann den Stuhl besizen. Aber schon die Enkel Bretislaws thaten anders. Er hatte zahlreiche Enkel. Durch seinen älteren Sohn Wratislaw, der der erste unter den böhmischen Fürsten den höchsten Glanz erreichte, dessen sie ja theilhaftig werden können, nehmlich die Königskrone [zu sein], hatte er vier Enkel: Bretislaw [Bory] Boriwoy Wladislaw und Sobeslaw<,> de[n]r [gegenwärtigen] jetzt Herzog ist. Durch seinen jüngeren Sohn Konrad den Fürsten von Brünn1 hatte er die anderen Enkel: Ulrich Lutold Swatopluk Otto und Bretislaw. Als von den ersten Enkeln Bretislaw nach dem Rechte auf den Fürstenstuhl gelangte, brach er mit Zustimmung der [Vornehmen Böhmens] Mächtigen des Landes das Gesetz seines

1Das Doppel-n ist hier ausgeschrieben Federprobe am Rand: der