Witiko

H208, S. 265a


Griechen waren. So stehen jezt griechische Christen gegen abendländische Christen, und Johannes ist ein sehr beachtenswerther Feind. Weiter hin gegen den Aufgang der Sonne, wo die Ströme fließen, ist ein anderer Mann erstanden, der gewaltig werden kann, Emadeddin Zenki ist von dem Sultane mit Aleppo Sirien und dem Lande zwischen den Flüssen belehnt worden. Er hat eine große Macht, und hat auch schon gezeigt, daß er sie gebrauchen kann. Er hat in einer Fehde den Grafen Raimund von Tripolis gefangen, und zugleich den König Fulko in einer Burg bei Akkon eingeschlossen. Er hat beide gegen die Burg und Lösegeld frei gegeben. Wenn dieser Ungläubige Mäßigung beobachtet, kann er gefährlich werden, und Edessa wird sein erstes Augenmerk sein. Gott wird die Seinigen in den heiligen Landen retten und |befreien|, und wenn auch jener Boemund der Sohn Robert Guiskards auf irdische Weise gesprochen, und ein Mittel angegeben hat, nehmlich das Reich der Griechen zuerst zu erobern, daß sie an das starke Reich angefügt, und nie mehr von ihm los gerissen werden können, wenn er auch so gesprochen hat, so wird doch Gott die Seinigen in den heiligen Landen retten und befreien. Und glücklich sind die, welche er als Werkzeuge zu dieser Rettung auserwählt. Wer wird der Mann sein, der die Dinge im Vaterlande in Italien und auf der heiligen Erde schlichtet, da ihn Gott dazu erwekt hat? Wird es Konrad sein, wird es sein [weißhaarige] weißangesichtiger blondhaariger Neffe Friedrich sein, auf den jezt viele sehen, da er in seiner Jugend den bairischen Wohlfhartshauser Grafen, der ihn verachtete, in einer Fehde so geschlagen hatte? Auch Wladislaw der Herzog von Böhmen wird immer bedeutender, und ich, der ich der Geringste der Geringen bin, werde, wenn ein Zug beginnen sollte, Gott bitten, daß er mich als Opfer nicht verschmäht. Glaubst du, Zdik, daß, wenn ein großes Unternehmen begonnen werden sollte, der Herzog von Böhmen seine Mitwirkung darbringen würde?"

"Ich glaube," antwortete Zdik, "daß Wladislaw der Herzog von Böhmen zuerst und immer die Befestigung seiner Herrschaft in den Ländern Böhmen und Mähren, die Grundsteinlegung seiner Macht, und das Wohl und das Heil seiner Länder als Augenmerk vor sich haben werde, daß er aber, wenn dieß gelungen und gesichert ist, Unternehmungen beitreten wird, die zu Gottes Ehre und zum Ruhme und Heile der Menschen sind."

"Und ihr, junger Witiko," sagte Regimbert, "habt mich so freundlich angeschaut, als ich die Dinge erzählte, die ich eben erzählt habe."

"Ihr habt von den heiligen Ländern gesprochen, hochehrwürdiger Herr," sagte Witiko, "mein Herz hat Antheil daran genommen, und ich möchte sie sehen, und ich werde diese Länder sehen, und sollte es im höchsten Alter sein. Dann habt ihr einen Namen genannt, hochehrwürdiger Herr, der mir nahe geht. Jener Almos der flüchtige Bruder des Königs von Ungarn, den der griechische Kaiser Johannes gütig aufgenommen hatte, ist der Vater Adelheids der Gemalin des böhmischen Herzoges Sobeslaw gewesen, die mir Wohlwollen gezeigt hat, und die eine wahre und einfache Heilige auf dieser Welt gewesen ist. Und erlaubet mir auch, hochehrwürdiger Herr, von dem zu reden, der jezt auf dem Herzogstuhle in Prag sizt. Wenn es die Ehre und der Ruhm seiner Brüder erheischt, wird Wladislaw seine Banner über die Grenze und zu entfernten Völkern tragen, und wir werden ihm folgen."

"Möge es sein, und möge alles nur zur Ehre und zum Lobe Gottes geschehen", antwortete Regimbert der Bischof von Passau.

"Wie Gott alle Zeiten hindurch
Randnotiz: durch alle Zeiten hindurch die Zeiten lenkte
die, welche er für die Zeiten brauchte, erwekte," entgegnete Zdik der Bischof von Olmüz, "so wird er auch die, welche für die Länder Böhmen und Mähren nothwendig sind, erweken, und die, welche eure deutschen Lande und die Lande Italien fordern, und vor Allem die, welche dem heiligen Grabe und den heiligen Orten ersprießlich sind, wenn wir durch unsere geringen Tugenden diese Gnade verdienen, und sie nicht durch unsere Sünden eingebüßt haben."

"Amen", sagte der Bischof von Passau, "es ist eine merkwürdige Zeit. Der heilige Vater wird einen Gesandten nach Böhmen und Mähren schiken, der in heiligen Dingen ordnen und

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