Witiko

H208, S. 266a


befestigen wird. In deutschen Landen könnte einer Gutes thun, der das Blut der Hohenstaufen und der Baiern zugleich in sich trüge, die Städte im oberen Italien müssen zur Botmäßigkeit gebracht werden. Der heilige Vater Innozenz und der Kaiser sollten in Freundschaft sein, und dann werden die zum Zuge in die heiligen Länder nicht fehlen, die den Herrn dort verherrlichen werden, und es wird nicht an einem fehlen, der so zum Zuge aufruft."

Als der Bischof noch diese Worte sprach, trat der Priester Constantius in das Gemach. Er blieb in der Entfernung stehen, bis der Bischof ausgesprochen hatte.

"Nun, was hast du zu berichten, lieber ehrwürdiger Bruder Constantius?" fragte ihn der Bischof.

Der Priester trat näher, verneigte sich, und sprach: "Es ist alles vollendet, was zur Aufnahme des hochehrwürdigen Bischofes von Olmüz nothwendig gewesen ist, und der hochehrwürdige Herr kann seine Wohnung in Besiz nehmen, sobald er es an der Zeit erachten wird."

"Wenn du in dein Gemach begehren wirst, hochehrwürdiger Bruder Zdik," sagte Regimbert, "so wirst du uns dieses zu erkennen geben."

"Wir sind gegen Sonnenuntergang in deine Stadt geritten," antwortete Zdik, "und nun ist sie bereits untergangen, wie ich an den Bergen, welche wir durch diese Fenster hier sehen, bemerken können, weil sie nicht mehr beleuchtet sind, und es möchte wohl an der Zeit sein, seine Wohnung zu suchen, und dort ein Abendgebet zu sprechen."

"So sei es," sagte der Bischof Regimbert, und erhob sich von seinem Size.

Der Bischof Zdik in seinem braunen Gewande stieg von dem seidenen Thronstuhle herab. Regimbert nahm ihn bei der Hand, indem er sagte: "Lasse dich geleiten, und ihr edler Witiko folgt uns, daß euch auch eure Herbergsstube, die ihr bei uns bewohnen sollt, gezeigt werde."

Er führte den Bischof an der Hand gegen eine andere Thür, als durch welche die Wanderer herein gekommen waren. Witiko hatte sich erhoben, und folgte den beiden hohen Kirchenherren. Hinter ihm ging der Priester Constantius. Als sie in das Vorgemach gekommen waren, standen noch Priester da, es standen Kämmerlinge da, und dann Diener, welche Gewänder aus Veilchenblau und Gelb hatten. Sie reihten sich nach der Abstufung ihres Standes dem Zuge hinter Constantius an. Der Bischof Regimbert führte seinen Gast durch die Gemächer mit Holzgetäfel und hohen geschnizten Gestalten von Aposteln Jüngern und Heiligen, und dann über einen kurzen Gang, dessen Steinboden mit Tüchern belegt worden war, in einen andern Flügel der kirchlichen Burg, und hielt vor einer hohen Eichenthür stille, indem er sagte: "Möge dein Eingang gesegnet sein."
Randnotiz: xxx

Die Flügel der Eisenthür öffneten sich, und man trat ein. Es war ein großes Vorgemach, in welchem sich bereits Leuchter mit brennenden Kerzen befanden.

"Es ist hier deine Wohnung, hochehrwürdiger Bruder," sagte Regimbert der Bischof von Passau, "benuze sie wie dein Haus, und offenbare jeden Wunsch zur Erfüllung eines Bedarfes. Gelobt sei Gott der Herr."

Bei diesen Worten küßte er den Bischof Zdik auf die Stirne.

Dieser antwortete: "Es sei dir Dank gesagt für meine Aufnahme. Gelobet sei Gott der Herr."

Er küßte den Bischof von Passau gleichfalls auf die Stirne.

Darauf neigten sie sich, und Regimbert trat den Rükweg an. Einige Priester Kämmerlinge und Diener folgten ihm. Constantius zwei Priester zwei Kämmerlinge und vier Diener blieben bei Zdik zurük.

Dieser ging nun allein in das nächste Gemach, in welchem ein dunkelrother gepolsterter Bethschämel vor einem Kreuze war, über den sich ein dunkelrothseidener Himmel befand. Zdik kniete in seinem braunen Gewande auf dem Schemel nieder, und bethete.

Als er sich erhoben hatte, trat er wieder gegen die Thür zurük, und winkte Witiko zu sich hinein. Dieser folgte, und Zdik ging mit ihm in die weiteren Gemächer. Nach dem Kreuzgemache folgte wieder ein Eingangsgemach, zu dem man auch durch eine andere Thür vom Gange aus gelangen konnte.

Seite vertikal mit Stift gestrichen Federproben