Witiko

H207, S. 264


das Gleiche that Wilhelm der Bischof von Orange, und die meisten der Anwesenden gelobten den Zug. Sie hefteten ein rothes Kreuz auf ihre Schulter, daß es ein Zeichen der Unternehmung sei. Und nun gingen sie nach Hause, zeigten das Kreuz, und forderten zur Theilnahme auf. Und eine Bewegung entstand im Volke, wie noch nie eine auf der Erde gewesen ist. Der Mann trennte sich von dem Weibe, das Weib von dem Manne, die Eltern von den Kindern, die Kinder von den Eltern, der Bruder von der Schwester, die Schwester von dem Bruder, der Landmann verließ die Pflugschar, der Handwerker die Pfriemen, der Ritter verpfändete seine Burgen, Mönche und Nonnen verließen ihre Zellen, und nicht jung nicht alt, nicht arm nicht reich, nicht Mann nicht Weib wollte von der großen That ausgeschlossen sein. Der heilige Vater konnte nicht mehr die, welche untauglich und zu den Waffen nicht fähig waren, oder denen die Mittel fehlten, ausscheiden, und wie ein Meer oder ein brausendes Gewässer strömte alles vorwärts. Die ersten Schaaren, ungeheuer an Zahl, unter denen der Ritter Walter und Peter der Einsiedler waren, gingen zu Grunde, weil sie nur Eifer und nicht Einsicht hatten, so auch die Schaar des Grafen Emiko. Da zog der edle Herzog von Lotharingen Gottfried von Bouillon aus, es zogen mit ihm seine Brüder Balduin und Eustathius, Robert der Graf von der Normandie der Bruder des Königs von England, Robert der Graf von Flandern, es zog mit ihm Hugo der Graf von Vermandois der Bruder des Königs von Frankreich, dann der Graf Stephan von Blois, der Burgen hatte wie Tage im Jahre, dann Boemund der Sohn des Normannen Robert Guiskard der Enkel Tankreds, von dem ich geredet habe, und mit ihm war Tankred sein Neffe, der in jungen Jahren so hohes Lob gewann. Es waren auch unzählige Herren und Ritter und Edle mit ihnen. Sie gingen mit Muth und Besonnenheit durch Ungarn und das Land der Griechen, und waren, da sie den Erdtheil Asien betraten, eine halbe Million und hundert tausend Menschen, darunter dreihundert tausend streitbare Fußgänger und hundert tausend Reiter. Sie gingen mit unsäglicher Mühsal vorwärts, Leute aller Zungen und Völker, sie litten durch Hunger und Durst durch Feinde und Zwietracht, durch Krankheiten und Erschöpfung, durch Feuereifer und Selbstsucht, durch Kämpfe und Aufenthalt, und sie eroberten Nicäa Edessa Antiocha und am fünfzehnten Tage des Monates Julius des Jahres 1099 Jerusalem im dritten Jahre nach ihrem Auszug aus dem Vaterlande. Welches Wunder und welche Freude, du mein verehrungswürdiger Bruder. Die [B]Pilger weinten vor Freude, wollten alles sehen, berühren, küssen, thaten Busse, und versprachen mit lauter Stimme Besserung. Ja es sollen die Verstorbenen, und die auf dem Zuge umgekommen waren, unter den Betenden gesehen worden sein. Es ist etwas Höheres seit dem Heilande noch nicht [[in] unter den Fürsten in] in der Welt gewesen, und ein Wonnenruf ging durch die ganze Christenheit. Sie wählten nun Gottfried den Herzog von Lotharingen zum Könige, und er waltete des Amtes vortrefflich ein Jahr. Da rief ihn der Herr zu sich. Nach ihm, wie du weißt, kam Balduin sein Bruder, der unter manigfaltigen Kämpfen Unruhen Erwerbungen und Verlusten siebenzehn Jahre König war. Ihm folgte der andere Balduin sein Verwandter der Graf von Edessa, der dreizehn Jahre herrschte, und ein Reich hinterließ von Tarsus bis Egipten. In unseren Tagen vermählte er seine älteste Tochter Melisenda mit Fulko dem Grafen von Anjou, und weil er keine Söhne hatte, so wurde nach ihm dieser Fulko König, und Zwiste brachen aus, und das christliche Reich in Jerusalem wurde schwächer, indeß sich die Ungläubigen stärkten, und sich noch mehr gestärkt hätten, wenn sie nicht auch uneins gewesen wären. Fulko ist jezt schon alt, seine Thaten sind unsicher, und es machen sich verschiedene Meinungen in verschiedenen Richtungen geltend. Auf dem Kaiserstuhle der Griechen sizt jezt ein tapferer Mann Johannes, der Sohn des Kaisers Alexius, von dem die Kreuzfahrer viel Gutes und viele Täuschungen erfahren haben. Er bekämpfte gleich im Beginne seiner Regierung die Türken die Petschenegen die Ungarn, welche Krieg anfingen, weil er Almos den flüchtigen Bruder ihres Königs gütig aufgenommen hatte. Da diese Dinge beendet waren, ging er nach Asien, und drängte die Ungläubigen zurük, es mag jezt fünf Jahre her sein, er eroberte Tarsus und das ganze Cilicien, und kam vor Antiochia die christliche Stadt. Er will die Oberlehensherrlichkeit über sie und die dortigen christlichen Länder ausüben, weil sie die Pilger seinem Vater Alexius versprochen hatten, da die Länder in den Händen der Ungläubigen Länder der

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