Witiko

H206, S. 261


sagte Regimbert, "da ist der Herr von Büren, dessen Geschlecht, dem er entstammt, in seinem Ursprunge unbekannt ist, obgleich sein Vater ein edler Mann war, und es auch sein Großvater gewesen sein mag, aus seinem Dorfe Büren auf den Gipfel des hohen Staufen gestiegen, und hat dort eine Burg gebaut, und er hat seine Kraft und seinen Rath immer dem Kaiser Heinrich dem vierten gewidmet, daß dieser sagte: Du bist der treueste und tapferste gewesen, als der Teufel den Verrath gesäet hatte, und das vierte Gebot verschwunden schien, fahre fort, wie du begonnen hast, ich gebe dir meine einzige Tochter Agnes zum Weibe, und verleihe dir das Herzogthum Schwaben. Und sizt nicht der Sohn dieses Mannes Büren Conrad jezt auf dem Königsstuhle der Deutschen, dem ersten in der Welt? Und dieses Geschlecht wird noch gewaltiger werden. Es ist der Feind der alten Welfen geworden, die in dem Lande Baiern herrschten, und hat unsern stolzen Herzog Heinrich, den wichtigsten Mann in den deutschen Landen, in den Staub geworfen. Aber der Streit, den der König Konrad eben beschwichtiget hat, ist nicht aus; in dem jungen Heinrich, dem Sohne des stolzen Heinrich, wächst ein Löwe heran, der seine Krallen brauchen wird, und über das Leben dieses Heinrichs hinaus wird Streit währen. Und so wie Friedrich von Büren hat ein anderer Mann in den Tagen vor unserer Zeit seine Söhne ausgesendet, daß sie sich ihren Lebensunterhalt suchen, und es ist aus ihnen eine Macht gewachsen, die schon jezt gewaltig ist, und noch furchtbar werden kann. Es saß in dem Lande Normandie der edle Mann Tankred aus angesehenem Geschlechte. Er hatte nacheinander zwei edle Frauen Mariella und Fresenda, die ihm Töchter und zwölf Söhne gebaren. Fresenda erzog die fünf Stiefsöhne und die [fünf] sieben eigenen Söhne. Die Jünglinge waren in allen ritterlichen und männlichen Tugenden geübt. Da sagte der Vater: Wenn meine Habe unter euch getheilt wird, erhält jeder so wenig, daß er ein schlecht angesehener Mann ist, wenn sie aber einer erhält, und sein Geschlecht in Ansehen fortführt, und die übrigen sich Ruhm und Habe erwerben, könnt ihr alle groß und herrlich sein. Da schifften sich drei der Söhne Wilhelm Drogo und Humfried nach Apulien ein, und nahmen Dienste bei dem Fürsten von Kapua, und als dieser kargte, gingen sie zu seinem Gegner dem Fürsten von Salerno, welcher sie hinwiederum dem griechischen Kaiser Michael schenkte. Für diesen schlugen sie auf der Insel Sicilien mit normannischen Hilfsmännern, welche zu Zeiten dahin gekommen waren, ein sicilisches saracenisches Heer. Die Griechen aber betrogen sie um die Beute, und hatten Arges im Sinne. Sie mußten daher von der Insel wieder auf italisches Land flüchten. Dort errannten sie im Sturme die Stadt Malfi, sch[a]uf[ft]en sie zu einer Veste um, suchten sich in ihr zu schüzen, und sie sollte gemeinschaftliches Eigenthum sein, und was man erobern würde, sollte getheilt werden. Wilhelm war als Haupt erkannt. Es kamen immer neue Normannen aus der Heimath an, und Wilhelm führte sie gegen die Griechen, welche die Eingedrungenen aus dem Lande werfen wollten, zu mehreren Siegen. Da Wilhelm gestorben war, führte Drogo die Herrschaft, und es kamen wieder sieben Söhne Tankreds mit Normannen. Und da die Griechen nicht zu siegen vermochten, und da sie die Fremden auch nicht durch Geschenke mehr aus dem Lande bringen konnten, dachten sie auf Arglist. Drogo wurde, als er in die Kirche von Mantello ging, ermordet, und viele der Seinen wurden getödtet, und es sollten an diesem Tage alle Normann ermordet werden. Aber an Drogos Stelle trat jezt der dritte Sohn Humfried, er rief die Seinen zusammen, sie erstürmten Mantello, tödteten die Verräther, und befestigten ihre Macht. Nun wies sie selbst der heilige Vater Leo aus dem Lande, und befahl, daß sie aus ganz Italien weichen sollten, und da sie nicht Folge leisteten, zog er mit Leuten des Fürsten von Benevent mit Griechen und selbst mit Deutschen gegen sie. Allein sie siegten, und nahmen den heiligen Vater gefangen. Sie erwiesen ihm die höchste Verehrung, und er belehnte sie mit dem, was sie bereits hatten, und was sie noch im unteren Italien erobern würden. Da Humfried starb, kam der nächste der Söhne Robert Guiskard an seine Stelle. Es war Robert mit den rothen Wangen den glänzenden Augen und den blonden Haaren. Die Sache der Normannen war in tiefe Bedrängnis gekommen. Sie waren nicht mehr unter einem Haupte, und wohnten auf Burgen

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