Witiko

H202, S. 258


zu verwalten. Wir wählten ihn, und da der Herzog Sobeslaw gestorben war, und er herrschte, war das, was wir gewußt hatten, und war das nicht, was die andern gehofft hatten. Da riefen sie, wir haben falsch gewählt, wir haben einen Wütherich, der unsere Rechte zertritt, und uns unterdrüken will, wir müssen anders wählen. Und sie gingen zu den Fürsten nach Mähren, viele mächtige und reiche Geschlechter der Länder gingen zu den Fürsten, alle aus dem Stamme Premysl standen gegen Wladislaw auf, man schaarte sich, sie wählten Konrad von Znaim den Sohn Lutolds zum Herzog, und der Kampf brach aus, und dauert noch fort, den wir durch Klugheit haben vereiteln wollen. Auf dem Berge sind hunderte in ihrem Blut gestorben, die Saaten sind zerstört die Häuser verbrannt worden, die Menschen sind Bettler geworden, und zerstreuen sich im Lande, bei der Belagerung von Prag sind wieder hunderte und hunderte getödtet oder verstümmelt worden, die ¢edelsten¢
Randnotiz: heiligen
Bauwerke liegen in Asche, die kostbarsten Handschriftenschäze der Kirche des heiligen Veit sind vernichtet, und die Menschen sind wild und schlecht geworden. Und jezt rüstet sich der Herzog Wladislaw zum Kriege gegen die Mährer seine Vettern aus dem Geschlechte Premysls, er wird sie züchtigen, und wieder hunderte und hunderte von Menschen werden verbluten, und die Länder werden verwüstet werden. Die Kirche wird nicht beachtet, und das Heil ihrer Worte wird von dem Kriegslärme übertönt. Und dann werden sie alle sich Wladislaw unterwerfen müssen, er wird sie strafen oder schonen, wie sie es verdienen, und der Kampf, der bei dem Wechsel des Fürstenstuhles eintrit, ist aus, und Jahre werden benöthigt werden, daß der Schaden verbessert werde, und daß das Heil der Kirche die Menschen wieder durch dringe. Als die Mährer vor der heranrükenden Macht des Königs Konrad von Prag weichen mußten, und als sie durch die Klugheit dieses jungen Mannes Witiko, der ihnen die Nachricht von dieser Macht durch ihre eigenen Leute zugehen ließ, gänzlich zerstreut wurden, riefen sie: "Zdik ist ein Verräther, Zdik wußte es, und Zdik sagte es, daß Wladislaw selbstsüchtig handeln, daß er uns von aller Macht ausschließen werde, daß wir seine Knechte werden würden, er ist ein Betrüger, er hat ihn gekannt, und ist mit ihm verschworen." Das riefen die Fürsten Konrad von Znaim Otto von Olmüz Wratislaw von Brünn Wladislaw der Sohn Sobeslaws und die Söhne Boriwoys. Das riefen Slawibor Domaslaw Hugo Kuno Groznata Radmil Jurata und andere, insbesonders der ältere Mikul. Die Fürsten bemächtigten sich der Einkünfte des Hochstiftes Olmüz, und alle suchten Haß gegen mich zu säen, und verwirrten die Heerde, daß Zucht und Ordnung zu weichen begann. Ich ließ nun Ermahnungen ergehen, daß sie die heiligen Bräuche beachten, daß sie die Zucht der Kirche ehren, und daß sie vor dem Heile der Gotteslehre sich beugen sollen. Ich würde die Trübsal, welche mich allein betrift, tragen; aber die Heerde der Kirche soll nicht entweiht, die Altäre sollen nicht zerrissen, und der Glaube nicht getrübt und verspottet werden. Allein der Zwiespalt kam in die Glieder des Sprengels, selbst Priester gesellten sich zu den Feinden, die Zucht erschlafte und die Seelen waren zerrüttet. Da sprach ich die Worte des Bannes wegen Treuebruches und Gottlosigkeit über die Fürsten und über das Land. Und als die Tröstungen und Erbauungen der Kirche mangelten, und als das Labsal für die Seelen wie von einem bösen Hause aus dem Lande geweht war, und als die Klagen und die Angst immer größer wurden, da stürmten die Männer in mich, ich solle den Bann weg nehmen, und ich solle die Seelen wieder dem Himmel geben, ich solle das Land befreien, ich solle den Jammer lösen, und da ich ihnen sagte, das liege nicht in meiner Gewalt, sie könnten es durch Unterwerfung und Demüthigung vor ihrem Fürsten und vor der Kirche, wurden sie wahnwizig, und suchten mit Gewalt mich zu zwingen. Sie sandten Männer nach Böhmen, die mich mißhandeln, die mich fangen, die mich vielleicht tödten sollten. Gottes Wille ließ mich manches entdeken und vereiteln, und führte manches an mir vorüber. Der Herzog Wladislaw konnte mich vor offener Gewalt schüzen, [nicht aber im Geheimen. xxx] aber er konnte nicht entdeken, was im Geihmen gesponnen ward,

Randnotiz: xxx Federprobe: der das Seite vertikal mit Stift gestrichen