Witiko

H189, S. 234


blikt hatte, auf dem Wysehrad und dann in deiner Zurükgezogenheit gehandelt hattest, geachtet, und hat darin schon die feste Treue gesehen, mit der du ihn dereinst lieben wirst, wenn er durch sein Wesen dein Herz zu sich gezogen hätte. Darum hat er alle Reden, die dich tadelten und Feind nannten, zurükgewiesen, und hat geharrt. Ich habe mit Sorgfalt Angst und Liebe auf alle Handlungen Wladislaws geschaut. Sie bewährten sich immer mehr, und wenn du auch ohne Dienst für ihn um Güte gegen die Nachkommen Sobeslaws bittest, so wird die Bitte selber ein Dienst sein, und er wird dich höher achten, und ehren."

"Ich danke euch mit tausendfachem Danke, hochehrwürdiger Vater," sagte Witiko, "weil ich euch schon nicht heiliger Vater nennen darf, daß ihr die Worte zu mir geredet habt, welche ihr geredet habt. Ihr seid auf dem Wyehrad und nachher einzig richtig gestanden, und habt nicht nach rechts und nicht nach links geblikt, und ich habe mir gedacht, euch als meinem Vorbilde nach zu streben, wenn ich die Gaben habe."

"Ja ja, mein Sohn, darin hast du ganz Recht, daß du mich nicht heilig nennen darfst," entgegnete Silvester, "wäre ich ein Heiliger, so würde ich ein Wunder wirken, und Heil und Gerechtigkeit in die Herzen der Bewohner dieser Länder gießen. Auch ein besseres Vorbild als mich könntest du dir wählen. Da ist der heilige Wenzel der heilige Adalbert. Aber das glaube ich ganz gewiß von dir Witiko, wenn du einmal zu Macht gelangtest, daß du sie nicht mißbrauchen, und Raub und Willkühr und Unterdrükung üben würdest, sondern daß du die, welche um dich sind, belehren achten schüzen würdest, daß sie dich lieben und mit dir zu starken Thaten ausziehen würden, wenn ein mal Kämpfe für das Vaterland für das Recht für das Christenthum nothwendig würden."

"Ja, hochehrwürdiger Vater, so würde ich thun," sagte Witiko.

"Ich weiß es, ich weiß es, mein Sohn," antwortete der Abt, <">was wirst du denn jezt beginnen?"

"Ich werde nach Prag zu dem Herzoge gehen," entgegnete Witiko, "dann werde ich Pric besuchen, wo auch kleine Liegenschaften für uns sind, und dann werde ich zu meiner Mutter gehen, welche ich schon lange nicht gesehen habe. Wo mein kleiner Dienst wieder im Lande nöthig ist, werde ich erscheinen."

"So thue, mein Kind, und Gott geleite dich," sagte der Abt, indem er sich erhob, "wenn du zu uns immer für Zeiten und wie oft immer in diesen Garten und in diese Zelle kommen willst, so werde ich dich mit Freundlichkeit und Zuneigung empfangen, Witiko."

Witiko war gleichfalls aufgestanden, und sagte: "Ich danke euch, hochehrwürdiger Vater, ich werde kommen.<">

Hierauf legte Silvester seine Hand leicht wie zu einem kurzen Segen auf den Scheitel Witikos, dieser neigte sich zum Danke, und beide Männer schritten der Thür der Zelle zu. Sie gingen durch dieselbe hinaus in die Vorhalle und auch aus dieser. Im Gange draußen sezte Witiko seine Haube wieder auf seine blonden Loken. Dann gingen sie durch den Gang, und durch den Garten bis zu der starken Mauer mit Strebepfeilern, welche die Bäume und die Kräuter und die Zellen umfing. Da öffnete ein Mönch mit wenig Haaren das große Thor in der Mauer, und die zwei Männer, die davor standen, trennten sich; der mit den weißen Haaren und dem langen weißen Barte ging in den Garten zurük, und der mit den blonden Loken und dem kurzen blonden Barte ging von einem Mönche begleitet durch das Thor hinaus. Dort wurden ihm in der Gaststube Wein und Speisen vorgesezt, er nahm sehr Weniges, und Mönche dienten ihm. Dann führte er selber sein Pferd aus dem Stalle, bestieg es, und ritt durch den großen

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