Witiko

H190, S. 235a


Hof zu der äußern Mauer, deren Thor sich für ihn öffnete, durch welches er in das Freie gelangte.

Dort schlug er den Weg nach Prag ein.

In Prag blieb er zwei Wochen. Dann ritt er wieder ganz allein, wie er auch nach Prag gekommen war, gegen den Mittag des Landes an den Saum des Waldes in den Ort Pric. Dort stand ein Hof, wie einer in Plan und in dem Wangetschlage war, welcher dem Geschlechte Witikos gehörte. Dieser Hof war aber viel größer als die beiden andern. In ihm blieb Witiko längere Zeit, und ordnete manches an, und richtete manches zu besserem Betriebe.

Eines Tages kam gegen den Untergang der Sonne ein Mann in den Hof geritten, welcher ein braunes weites Gewand an hatte, das mit einem schwarzen Lederriemen gegürtet war. Auf dem Haupte hatte er eine braune Haube ohne Feder oder sonstige Verzierung, und aus dem Angesichte floß ein langer brauner Bart auf sein Gewand. Von Waffen konnte man nichts wahrnehmen. Der Mann begehrte Herberge über die Nacht. Witiko, welcher herzu gekommen war, gewährte sie ihm, half ihm selber von dem Pferde steigen, ließ dieses in den Stall führen, und geleitete den Mann in die große Stube. Dort sezte sich dieser auf die Bank neben dem Buchentische, und man sezte Salz Brot und einen Krug mit Bier vor ihn. Dann wurde an die Bereitung des Abendmales gegangen, welches in geräuchertem Schweinefleische und gesäuertem Kohle bestand. Als der Mann mit Witiko und den Knechten an dem Tische sizend das Mahl verzehrt hatte, blieb man noch eine Weile bei einander, und der Mann erzählte, wie draußen die Ernte stehe, was man von den Zeitläufen sage, und welche Dinge man in der nächsten Zeit erwarte. Als die Abenddämmerung dunkel wurde, führte Witiko den Mann in eine Kammer, in welcher er allein die Nacht hindurch schlafen konnte.

Als das erste Grauen des nächsten Morgens angebrochen war, ging der Mann aus seiner Kammer hervor. Witiko, der in das Gewand gekleidet war, welches er getragen hatte, da er von Passau über den großen Wald nach Böhmen geritten war, führte ihn in die Stube, gab ihm dort Brot und einen Frühtrunk und theilte beides mit ihm. Als der Mann sein Thier bestiegen hatte, führte Witiko auch sein graues Pferd heraus, bestieg es, und ritt mit dem Manne fort.

Sie schlugen den Weg nach dem Walde mittagwärts ein. Als sie in die Gegend gekommen waren, in welcher die Bäume dichter standen, und die Felder und die Wiesen und die Wohnungen aufgehört hatten, ritten sie auf den schmalen Waldwegen fort und fort. Wenn einer Durst empfand, nahm er seinen ledernen Becher aus dem Gewande, stieg ab, schöpfte sich Wasser aus einer der unzählbaren Quellen, trank, barg den Becher wieder, stieg auf sein Pferd, und sie verfolgten den Weg weiter. Als der Vormittag schon ziemlich vorgerükt war, und der Sonnenstrahl, wenn einer durch die Nadeln hereinfiel, schon heißer wurde, kamen sie an eine Stelle, welche freier und mit Rasen bekleidet war, und auf welcher ein Bach über den Weg floß. Hier hielten sie an, stiegen von den Pferden, halfterten sie an Bäumen, entzäumten sie, und gaben ihnen von dem Vorrathe, den Witiko mitgenommen hatte, zu fressen. Als die Thiere schon eine Weile von ihrer Nahrung genossen hatten, und anfingen, ihre Köpfe gegen das rieselnde Wasser zu wenden, und als man sich überzeugt hatte, daß sie gehörig abgekühlt waren, führte jeder sein Pferd an den Bach, und ließ es von dem klaren Wasser trinken. Hierauf verzehrten die Thiere noch den Rest ihrer Nahrung, die Männer bezäumten und bestiegen sie, ritten durch den sprudelnden Bach, und sezten dann ihren Weg auf dem dunkeln Waldpfade, der sie aufnahm, wieder weiter fort.

Am Mittage, da die Sonne heiß auf die Äste schien, kamen sie an die Stelle, auf welcher die Waldhütten standen, die den Namen Elhenic [hatten] führten. An diesen Hütten hielt man stille, brachte die Pferde unter das Dach eines Schoppens, und labte sie mit den Vorräthen, welche die Hütten bieten konnten, wie man Pferde zu ihrer [Hauptmahlzeit] Mittagmahlzeit zu laben gewohnt ist. Auch die Männer be-