Witiko

H180, S. 204b


[|bemeisterte|] bewältigte. Der Geschoßwerkmeister berichtete an Diepold, wie er mit seinen Gesellen die Geräthe untersucht habe, und in welchem Stande er sie gefunden habe. Dann wies er auf die Vorräthe der Wurfdinge, Pfeile Pflöke Steine und andere, die bei ihren Geschossen lagen. Hierauf betrachtete man die Schuzdächer die Dekbollwerke die Haufen der rauhen Tücher der Geflechte des Rasens die Feuerstellen und die anderen Vorrichtungen. Dar[auf]nach ritt Diepold zu allen Anstalten, die man zur Bewältigung von Bränden gemacht hatte, und besah alles: Wassertonnen Eimer Gußwerke Leitern Feuerhaken und dergleichen. Er besuchte auch die Stellen, wo Wägen Karren und Fuhrwerke aller Art ihren Stand hatten, um [den] jeden Bedarf [jeder Art] auf die Mauern zu bringen, und betrachtete sie sammt den Männern, die zu ihnen gehörten, und der Bespannung, die heute dort, wo eine nöthig war, vorgespannt sein mußte.

Als die Schau aller dieser Dinge vorüber war, geleitete Diepold mit den Seinen die Herzogin in die Burg, und begab sich dann in seine Wohnung.

Auf den dritten Tag Morgens von diesem Tage ab war von dem Bischofe von Prag und Diepold ein feierlicher Gottesdienst angesezt worden. Zu der bestimmten Stunde, da die Gloken des heiligen Veit ertönten, strömte eine große Menschenmenge in die Kirche. Die Herzogin kam mit ihrem Geleite, Diepold kam, alle Führer kamen und eine große Zahl von Kriegern. Die ganze Kirche war mit Menschen angefüllt, und die keinen Plaz mehr fanden, standen dicht geschaart vor den Thüren. Da trat Otto der Bischof von Prag in Begleitung Daniels des Propstes von Prag in Begleitung der drei Äbte, welche sich in der Stadt befanden, und in Begleitung von Priestern und kirchlichen Dienern vor den Altar, der sammt den Innern der Kirche wie an hohen Festtagen etwa dem Tage der Auferstehung des Herrn oder am Pfingsttage geschmükt war, und feierte den Gottesdienst auch eben so, wie an hohen Festtagen. Nach dem Gottesdienste sprachen alle Priester das Kriegsgebet, und nach dem Gebete ertheilte der Bischof an die Anwesenden den Segen. Dann entfernten sich die Menschen aus der Kirche. Die Herzogin ritt von Diepold begleitet mit den Ihrigen in die Burg, der Bischof ging mit den Priestern bethend gegen sein Haus, die Führer und Krieger begaben sich an ihre Pläze, und die Leute sammelten sich in den Straßen zu verschiedenen Haufen, und sprachen miteinander.

In der Nacht nach diesem Tage sah man in der Richtung gegen Morgen hin einen Schein an dem Himmel, als ob eine Feuersbrunst wäre. Der Schein dauerte sehr lange.

Als der Morgen nach dieser Nacht angebrochen war, stiegen viele Menschen Greise Frauen Kinder und solche, die nicht zu den Vertheidigern gehörten, auf hohe Stellen, Mauern Thürme Dächer Hügel, und blikten auf den Weg von Suchdol her, auf welchem der Herzog mit seinem Heere nach der Schlacht auf dem Berge Wysoka in die Stadt gekommen war. Sie sahen aber nichts als das ruhige Land, wie es dieser Tage her immer gewesen war.

Als aber die Sonne auf ihrem Nachmittagsbogen war, verbreitete sich in der Stadt die Nachricht, daß die Feinde kommen. Man sah in den Gegenden, wohin die Menschen des Morgens geblikt hatten, im Grünen öfter weiße Blize wie von Lanzen. Die Blize wurden deutlicher, und zeigten sich auf einem großen Raum. Eine Menge von Leuten drängte sich an die Stellen, von denen aus man diese Erscheinung sehen konnte. Es blieb lange immer das Gleiche. Endlich erkannte man deutlich, daß das Schim-

Seite vertikal mit Stift gestrichen