Witiko

H181, S. 205b


mern sich nähern. Nach einer Weile ersah man Staubwolken, die an mehreren Stellen sich erhoben, und wieder nach einer Zeit vermochte man wahrzunehmen, daß auf allen Wegen an jener Seite der Stadt, von der man aussah, ein Vordringen statt finden müsse von Fußgängern Reitern Kriegswagen Gerüsten und Werkzeugen. Um die fünfte Stunde erblikte man das Heer. Es hielt an, und breitete sich aus, wie, um ein Lager zu schlagen, und es zu befestigen. An vielen Stellen sah man über dem dunkeln Grunde weiße Banner glänzen. In diesem Augenblike erschien auf der Kirche des heiligen Veit das große rosenfarbene seidene Banner Wladislaws des Herzogs von Böhmen und Mähren, es erschien ein rosenfarbenes Banner auf der Burg, auf manchen Gebäuden der Stadt und an vielen Abtheilungen der Mauer.

Die Vertheidiger waren auf den Zinnen. Diepold stand über dem Roßthore. Er war schwarz gekleidet, hatte darüber ein glanzloses dunkles Waffenhemd an, und einen ähnlichen Waffenhelm auf dem Haupte, der eine kurze gerade Rabenfeder trug. Das Schwert hatte er in schwarzer Scheide hängen. Neben ihm stand die Herzogin Gertrud. Sie war, wie es oft an ihrem Gemale zu sehen war, braun gekleidet, trug über dieser Kleidung ebenfalls ein schwarzes glanzloses Waffenhemd, hatte ein gleiches Waffennez auf dem Haupte und ein Schwert in brauner Scheide an ihrer Seite. Neben ihr standen mehrere Frauen und Jungfrauen in Waffenkleidern. Dimut stand hinter ihr. Sie war schwarz gekleidet, hatte ein glänzendes Waffenhemd, ein dunkles Waffennez auf dem Haupte, und darauf eine gerade Rabenfeder. Das Schwert stak in schwarzer Scheide. Sie wäre wie Diepold gewesen, wenn sie nicht das glänzende Waffenhemd gehabt hätte. Weiter hin waren das Geleite Diepolds, dann Krieger und Boten.

Gegen Abend kam eine Schaar Reiter an die Stadt mit Friedensfähnlein auf hohen Lanzen. Zwei ¢Pfeilschüsse¢
Randnotiz: In der Weite von 2 Pfeilschüssen
von den Mauern hielten sie an, und gaben Zeichen, daß sie zu einer Unterredung gekommen wären.

Diepold rief den jungen Sezima, und sagte: "Sezima, nimm zwanzig Männer mit Friedensfähnlein, reite hinaus, und frage, was sie begehren."

Nach Kurzem sah man Sezima, den das Pförtlein des ¢Roßthores¢
Randnotiz: (Es xxx Roßthore)
hinaus gelassen hatte, mit den zwanzig Reitern sich den Feinden nähern. Eine Weile ¢sah man¢ die zwei Reiterschaaren neben einander halten, dann die des Sezima wieder gegen die Stadt zurükkehren, während die andere stehen blieb. Als Sezima in die Stadt gekommen war, trat er vor Diepold, und sprach: "Sie berichten, daß ein hoher Mann unter ihnen sei, der mit dir über die Unterwerfung der Stadt unter die Macht Konrads, den sie ihren Herzog heißen, reden wolle[."], Wratislaw von Brünn, Otto von Olmüz, Spitihnew, Leopold und Wladislaw lassen dir Gutes sagen."

Diepold antwortete: "Sezima, reite wieder zu ihnen und sprich: "Diepold redet nur mit denen, die sich unterwerfen, und zum Zeichen dessen mit zwei Friedensfähnlein auf einer Lanze gegen die Stadt reiten. Die andern achtet er nicht, so auch nicht weiter ihre Friedensfähnlein, die sich zu dieser Frist entfernen mögen, und mit den entarteten Söhnen Premysls Wratislaw von Brünn, Konrad von Znaim, Otto von Olmüz, Spitihnew, Leopold und Wladislaw wird er sprechen, wenn sie mit Säken auf dem Haupte und Striken um den Hals vor ihm knieen. Sezima, eile, und komme sogleich zurük."
Randnotiz: Striken und |Steinen| und den Hals

Sezima ritt hinaus, und kam wieder.

Er sprach zu Diepold: "Sie sagen, sie wollen mit Wladislaw sprechen, und wenn es wahr ist, daß dieser entflohen sei, mit Gertrud.<">

Gertrud sprach: "Diepold, lasse Kugeln in sie werfen.<">

Die feindlichen Reiter standen noch immer auf derselben Stelle, und hatten den Worten Diepolds, daß sich die Friedensfähnlein entfernen sollten, kein Gehör gegeben.

Diepold sprach: "Richtet die Schleuder, und legt auf.<">

Die Männer richteten die Schleuder, und legten einen Stein auf.

Federprobe: Seite vertikal mit Stift gestrichen