Witiko

H177, S. 198b


Zeit verwenden könntest, eine Bitte der Bürger der Stadt Prag zu hören. Sie warten vor der Thür dieses Saales.<">

Der Herzog antwortete: "So lasset sie augenbliklich herein treten."

Auf eine Weisung wurden die Flügel der Saalthür geöffnet, und eine Anzahl Männer von den Bewohnern von Prag, welche in Feierkleidern in einem Vorgemache gewesen waren, kam herein. Sie näherten sich dem Herzoge, und stellten sich in einer Reihe auf. Sesin und die andern Stadtherren, welche in dem Saale waren, gesellten sich zu ihnen. Dann trat Sesin hervor, und sprach: "Hoher Herr. Du siehst die Abgeordneten deiner treuen Bürger der Stadt Prag vor dir. Die Bürger bitten dich in Verehrung, du wollest, wenn du fort gehst, um mit einem Heere zu kommen, und den Feind zu schlagen, in der Zeit die Person deiner Herzogin zum Zeichen, daß du [unsere] die Treue anerkennst, und zum Beweise, daß die Treue da ist, dem Schuze der Stadt Prag anvertrauen. Wir geloben dir vor allen den Herren dieses Saales, daß wir eher den Tod leiden als gestatten wollen, daß der Herzogin ein Weh geschehe."

Der Herzog antwortete: "Hochehrenwerthe Männer und Bürger der Stadt Prag. Eure Bitte gereicht meinem Herzen zur Freude; aber sie geht nicht mich allein an, sondern vorzugsweise meine Herzogin, wir müssen sie hören. Lubomir und Diwis thut mir den Dienst, und verfügt euch mit Dienern zu der Frau Herzogin Gertrud, und entbiethet Gruß und Ehrfurcht, und fragt, ob sie ein Gesuch der Stadt Prag an Sie in ihrem Frauengemache erhören will, oder in diesem Saale vor den Räthen und Kriegern der Länder Böhmen und Mähren, und bringt uns den Bericht."

Diwis und Lubomir verließen ihre Pläze, näherten sich der Thür, und entfernten sich durch dieselbe, als sie sich vor ihr mit Herren aus der Hofburg vereinigt hatten.

Der Herzog aber verließ, da die zwei Lechen aus dem Saale gegangen waren, seinen Plaz, und trat zu den Bürgern. Er redete mit ihnen, fragte nach ihren Geschäften, und ließ sich von Manchem, den er noch nicht kannte, den Namen nennen.

Imgleichen gingen mehrere von den Herren, die an dem Tische waren, zu den Bürgern, und redeten mit ihnen.

Nach einer Zeit kam ein Herold, und meldete, daß die Herzogin in dem Saale erscheinen werde.

Sofort wurde ein Plaz an dem Tische neben dem Herzoge für die Herzogin und ihre Frauen eingerichtet, und der Herzog und die Herren und die Bürger ordneten sich.

Da wurden die Flügel der Saalthür geöffnet, und die Herzogin trat herein. Sie hatte ein weites faltiges Gürtelgewand aus dunkelrothem Sammet an. Der Gürtel war Gold, und die goldblonden Haare waren in ein goldenes Nez gefaßt. Hinter ihr ging Helicha ihre Hoffrau, und die Hoffrauen Swatowa, Bozetecha und Ludmila, und die Jungfrauen Cilika, Bozena und Dimut die Schwester Rownos. Sie hatten weite Gürtelgewänder, kostbare Gürtel und goldene Haarneze. Hinter den Frauen und Jungfrauen gingen Lubomir und Diwis und die Herren des Hofes.

Der Herzog ging der Herzogin entgegen, und geleitete sie zu ihrem Plaze. Ihre Frauen schaarten sich um sie.

Dann sprach der Herzog: "Sesin, trit hervor, und offenbare der Herzogin dein Anliegen."

Sesin näherte sich dem Tische an der Stelle, wo die Herzogin saß, blieb in einer Entfernung stehen, und sprach: "Erhabene Herzogin, Tochter des ruhmreichen frommen Markgrafen Leopold von Österreich, Gemalin des hohen und durchlauchtigen Herzoges der Länder Böhmen und Mähren! Höret die Bürger der getreuen Stadt Prag, welche durch mich reden. In der Zeit euer ruhmvoller Gemal abwesend ist, um ein Heer zur Befreiung der Stadt zu bringen, bitten sie in Ehrfurcht, daß ihr euern Leib ihrem Schuze anvertrauen wollet, sohin sie dann alles leiden wollen, ehe sie zulassen, daß diesem Leibe ein Übel widerfahre."

Die Herzogin erwiederte auf diese Worte: "Liebe getreue Bürger der Stadt Prag, und du, Sesin, Kmete der Altstadt, den sie zum Sprecher gewählt haben. Mein Gemüth vertraut es, was mir die Bürger meiner neuen Heimathstadt und die Männer meines neuen Heimathlandes biethen, [allein]

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