Witiko

H173, S. 186c

Der Reiter schwenkte mit seiner Begleitung um, sie jagten seitwärts in die Gasse, und kamen wirklich in sehr kurzer Zeit mit vier Männern, die auf Pferden saßen, und einem Mädchen, das gleichfalls zu Pferde war, zu dem Herzoge zurük. Die Männer waren in sehr grobe wollene weite gegürtete Gewänder gekleidet, hatten Waffen, und auf den Häuptern rauhe Wolfshauben. Das Mädchen saß auf einem schönen braunen Pferde, es hatte ein schwarzes Gürtelgewand an, darüber ein schimmerndes Waffenkleid, und an dem Gürtel ein Schwert. Auf dem Haupte trug es eine Spangenhaube, darunter schwarze Haare waren. Das Angesicht war leuchtend.
Randnotiz: xxx

"Das ist der erlauchte Herzog" sagte der Führer der Reiter.

"Das ist schon die rechte Weise, wenn, die als Freunde zu dem Herzoge reiten, von Kriegern, die wie Schergen dienen, daher geschleift werden," rief das Mädchen.

"Dimut!" erscholl ein durchdringender Schrei in dem hinteren Theile des Gefolges des Herzogs, und ein Mann suchte sich mit seinem Pferde Bahn zu dem Herzoge [zu bre] durch das Gedränge zu brechen. Er war in einem dunkeln Waffenhemde, ritt auf einem schwarzen Pferde, und hatte eine Wolfshaube auf dem Haupte.

"Rowno!" rief das Mädchen, "jezt rede ich nicht mit dir, bleibe stehn, ich komme dann schon."

"Störet nicht, was hier zu sprechen ist," rief der Herzog, "und verhandelt eure Sache später."

Der Mann auf dem schwarzen Pferde blieb auf dem Plaze, auf dem er war, stehen.

Der Herzog aber wendete sich zu dem Mädchen und sprach: "Dimut heißt du?"

"Dimut heiße ich," antwortete das Mädchen.

"Und du und die Männer, die bei dir sind, ihr reitet, wie du erst im Unwillen gesagt hast, als Freunde zu dem Herzoge?" fragte Wladislaw.

"Ich stamme von einem Thurme, der in einem Sumpfe im Mittage des Landes Böhmen im Walde steht, der Mann dort auf dem schwarzen Pferde, welcher gerufen hat," sagte das Mädchen, <">ist Rowno mein Bruder, er ist unser Wladyk in Rowna, und er ist bei dir, für dich zu streiten, und andere sind auch noch da von unseren Wäldern Diet von Wettern Osel Witiko und mehrere, und da bin ich im Geleite der vier Männer vom Thurme nach Prag geritten."

"Und warum ist denn die Gattin Rownos, wenn er eine Gattin hat, nicht zu ihm geritten?" fragte die Herzogin.

"Bist du die Herzogin, und bist du zu deinem Herzoge gekommen?" fragte Dimut.

"Ich bin die Herzogin, und bin in Waffen an der Seite des Herzogs," antwortete Gertrud.

"Bist du in Waffen zu ihm in die Schlacht gekommen?" fragte Dimut.

"Ich mußte mit den Männern die er zurük gelassen hat, die Stadt Prag hüthen, und konnte nicht kommen," antwortete Gertrud.

"Und Ludmila die Gattin meines Bruders Rowno muß ihre Kinder hüthen, und kann nicht kommen," erwiederte Dimut, "ich aber bin zu keinem Menschen gehörig."

"Und warum bist du denn nach Prag gekommen, schöne Jungfrau," fragte der Herzog, "deines Bruders Rowno wegen?"

[xxx] "Ob ich schön bin, thut hier nichts zur Sache, hoher Herr, gekommen aber bin ich des Rechtes wegen," antwortete Dimut. "Als der Krieg aus brach, und als Rowno fort zog, sagte ich: ihr werdet für das Recht streiten, und wenn es sein muß, euer Leben dafür lassen. Ich habe das Recht immer als das erkannt, was bestehen muß, und was geschüzt werden muß. Und da hat Rowno gemeldet, wie es gekommen ist, daß er in Erfahrung gebracht hat, das Recht sei bei dir, und

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