Witiko

H165, S. 219b


ko, "und habe die dreihundert Ritter des Erzbischofes Albero gesehen[,]. Sie trugen Hauben und Harnische, die von Goldzierathen leuchteten."

"Wie es jezt noch sehr viele in ihrer Hoffarth thun," entgegnete Odolen.

Während sie so sprachen, sahen sie Reiter auf dem Wege vom Morgen gegen Abend heran kommen. Die Reiter zogen in einer geschlossenen Schaar des Weges daher. Odolen gab den Seinigen ein Zeichen, daß sie sich ruhig verhalten sollten, und sie richteten ihre Augen den Ankommenden entgegen. Als diese nahe waren, sah man Bogdan unter ihnen. Er hatte die schwarze Rabenfeder auf seiner Haube, wie er sie gerne trug. Dann war Benes mit einer weißen Feder. Sein rother Bart und seine rothen Haare leuchteten von ferne her. Dann war Domaslaw mit einer rothen Feder und Bohus mit einer weißen Schwanenfeder, und endlich Wladislaw der Sohn des verstorbenen Herzoges Sobeslaw mit einfacher Haube. Hinter ihnen war eine Schaar von Reitern. Als sie an dem Gehölze zu der Stelle kamen, neben der sich Odolen und Witiko befanden, hielten sie an, und erwarteten drei Männer, welche mit langen Stäben in den Händen und in Kleidern, wie sie die Bauersleute der Gegend trugen, auf dem Wege von Pilsen daher gingen. Als die Männer zu den Reitern kamen, blieben sie vor ihnen stehen, und Wladislaw sagte: "Sei gegrüßt, Eppo, was bringet ihr für Kundschaft?"

"Wir haben die Sache sehr genau und von mehreren Seiten angeschaut, hoher Herr," entgegnete der Angeredete in einer Sprache, welche nicht die eines Bauers war.

"Es ist gut," erwiederte Wladislaw, "und wirst du vielleicht auch wieder das Nehmliche sagen wie alle andern?"

"Ich weiß nicht, was die andern gesagt haben," antwortete der Mann, "aber ich bringe dir die Nachricht, daß das Heer des Königs Konrad sehr groß ist. Bis zu dem Walde lagert es hinter Pilsen, und erstreket sich stundenweit. Es sind die Leute fast aus allen Theilen des Reiches mit Konrad gegangen, Männer, Ritter, Herren und Fürsten. Sie haben gute Waffen, und viele sind sehr geschmükt und geziert. Wenn sie aufgestellt sind, bedeken sie Feld an Feld, und die Schaaren reichen an die Schaaren, so daß die Sonne, welche über ihre vergoldeten Schilde und Helme und Harnische glänzt, den Wald und den Berg mit seinem Scheine erfüllt."

"Und was sagt ihr andern?" fragte Wladislaw.

"Es ist so, wie Eppo verkündigt hat," entgegnete der zweite der Männer.

"Das Heer ist etwa dreimal größer als das vor Prag, wenn die Angabe reicht," sagte der dritte.

"Sind zwischen hier und Pilsen Kriegsleute?" fragte Wladislaw.

"Es ist vor Tagesanbruch eine Schaar Reiter gegen Prag gegangen," antwortete der erste der Männer, "wir haben sie an mehreren Orten erfragt aber nicht gesehen. Sonst sind keine Leute da."

"Es ist gut," sagte Wladislaw, "tragt eure Botschaft weiter, und sorgt, daß ihr die Abtheilungen und ihre Mannschaften angeben könnt."

"Wir werden dem Herzoge Konrad fast richtig die Stärke der Haufen [xxx] melden können," sagte der erste der Männer.

"So lebt wohl, und hüthet eure Sicherheit," erwiederte Wladislaw.

"Gehabt euch wohl, hoher Herr," sagte der erste der Männer, und sie gingen an dem Rande des Weges bei den Reitern vorüber, wichen dann von der Heerstraße ab, und schlugen einen Fußweg durch die Felder ein.

Die Reiter blieben nun ein Weilchen auf dieser Stelle stehen.

"Männer, wir müssen doch nach vorwärts gehen," sagte endlich Wladislaw, <">um auch die andern zu hören."

Die Reiter ordneten nach diesen Worten ihre Rosse, und ritten wieder auf dem Wege gegen Pilsen weiter.

Odolen winkte mit der Hand Ruhe, und als die Reiter eine solche Streke weit weg waren, daß sie eine Rede oder ein Geräusch unter den Bäumen nicht mehr vernehmen konnten, sagte [Odolen:] er: "Jezt gehn wir zu den Unsern, und heißen sie rüsten."

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