Witiko

H163, S. 217


in großer Menge, wie sie nur können, an Nürnberg herzu rüken, und sich ordnen. Ich werde durch Herolde den Zug verkünden lassen. Und so wäre denn nun die Sache beschloßen, und hochehrwürdige erlauchte hohe und liebe Fürsten und Herren, wir gehen an die Vollbringung, zu der ich die Leitung übernehme."

Nach diesen Worten stand er auf, alle erhoben sich, und die Versammlung war geschlossen.

Der Markgraf von Österreich trat zu Wladislaw, nahm ihn bei der Hand, und sagte: "Ja, du liebster Schwager, so mir Gott helfe, werde ich nicht der Schwächste sein, dir die Strolche von Prag verjagen zu helfen, und meine Schwester von ihrer Angst zu befreien. Es thut mir wohl, daß ich die Hand nun von den leidigen Händeln mit Baiern und Sachsen frei habe, und dir reichen kann. Wir werden nach dem Siege die andern
Randnotiz: und erfreulicheren Feste nach dem Siege
Randnotiz: Feste feiern, zu denen du geladen bist."

"Ich sage dir meinen guten Dank, verehrter Schwager," entgegnete Wladislaw, "und ich hoffe, daß der Krieg nur sehr kurz sein wird, und du dann mit deiner Gertrud so fröhlich leben mögest wie ich mit der meinigen, die jezt vielleicht anderes empfinden wird als Angst."

"Ich werde sie in die [heitere] fröhliche Stadt Wien führen, [in der ich wohnen will] in der ich mir einen Wohnung errichte," antwortete der Markgraf, "und sie wird da vergnügt sein, und wenn ich von der Angst meiner Schwester sprach, so meinte ich damit Ungeduld; denn die von Babenberg, auch die Frauen, empfinden nicht so leicht Angst."

Jezt trat der Herzog Friedrich von Schwaben zu Wladislaw, und sagte: "Nun, Schwager, werden wohl die auch, die um den Hohenstaufen wohnen, die Gefilde von Böhmen sehen, und der Raum soll nicht der kleinste sein, den sie bedeken."

"Und er wird geehrt sein durch solche Krieger, die ihn betreten," sagte Wladislaw.

"Hoher Herzog," sprach Albero der Erzbischof von Trier, "die Mährer bekommen keinen Wein, wie ich ihn vor drei Jahren den Sachsen gegeben habe; allein für uns und euch führe ich nebst den schönen Kriegern, die ich stelle, schon manches Fuder mit."

"Ich hoffe euch in meiner Burg in Prag ein Entgelt biethen zu können," antwortete Wladislaw.

"Wir werden in reichen Schaaren kommen," sagte der Pfalzgraf.

"So schneller und leichter wird das Ende sein," entgegnete Wladislaw.

Und so kamen noch mehrere herzu, Wladislaw die Hand zu reichen, und ihn ihrer Theilnahme zu versichern, darunter war auch Otto von Österreich der Bischof von Freisingen, der auf die Begebenheiten seiner Zeit sehr aufmerksam war, um sie in einem Buche zu verzeichnen.

Man entfernte sich dann von dem Saale.

Wladislaw führte Welislaw Odolen und Witiko zu dem Könige, und erzählte ihm, was sie gethan haben.

Der König Konrad richtete seine blauen Augen auf Witiko, und sagte: "Ist das nicht der Jüngling, der für unseren verstorbenen Freund Sobeslaw die Furth durch die Fulda entdekt hat?"

"Hoher Herr," sagte Witiko, "ich habe sie nicht entdekt, ein Bauer hat sie mir gezeigt."

"Danken wir Gott, daß wir sie nicht gebraucht haben," erwiederte der König.

Wladislaw ließ auch den Cardinal Dietwin zu sich laden, um mit ihm über eine Botschaft an den heiligen Vater zu verhandeln.

Zdik führte auch die Bischöfe Embriko Egibert und Otto zu Wladislaw.

Noch an dem Tage, an welchem die Versammlung gehalten worden war, kamen die Schaaren in allen Richtungen vor Nürnberg an, und die Fürsten begaben sich zu ihren Leuten in die Lager.

Des andern Tages aber erschienen noch mehr Männer Ritter Grafen und Herren in ihrer Zier und Bewaffnung Banner der Städte und Leute der Klöster und der geistlichen Krieger, daß die Lager so weit die Augen reichen konnten, sich mehrten.

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