Witiko

H160, S. 213a


Bögen aus seinen Rüstzeugen Steine in die Stellen, wo gearbeitet wurde. Der Feind that, wo er seine Geschüzwerke nahe genug bringen konnte, deßgleichen, und sendete Wurfpfeile Steine, und was er für tauglich erachtete, gegen die Mauern der Stadt. Ein Theil von den Männern Diepolds war an diesem Tage auch damit beschäftigt, durch große Greifzangen, die er an Ketten oder Seilen warf, Leitern und ähnliche Sturmwerkzeuge, welche die Feinde zurük gelassen hatten, zu fassen, und auf die Mauern hinauf zu winden. Wo mehrere von derlei Werkzeugen beisammen lagen, ließ man Kugeln von brennendem Peche Stroh und Holzsplittern auf sie hinab, um sie durch Feuer zu zerstören.

Die Arbeiten der Feinde wurden in der Nacht fortgesezt, wie man aus dem Schalle, der in die Stadt kam, entnehmen konnte, und wie man bei der Lohe, die noch gelegentlich von dem zerstörten Mauerwerke empor ging, mit den Augen zu sehen vermochte. Wo man eine größere Anzahl von Leuten vermuthete, dorthin wurden Steine und Geschoße gesendet. Wo eine größere Helle von Lichtern bei den Arbeitern zu erbliken war, dort war sie auch durch eine Berge gedekt.

Am andern Tage gingen die Arbeiten fort. Man konnte schon deutlicher die Gestalt der Werke erbliken. Ein Sturm wurde nicht unternommen, und es war zu erkennen, daß man gegen die Veste, welche man gewinnen wollte, eine äußere Veste zu erbauen gesonnen war, um von ihr aus durch große Geschoße die Mauern der Feindin zu zertrümmern, und dann über die Trümmer einzu dringen. Diepold sendete Wurfstüke gegen die Feinde, wie er nur konnte, und suchte sich gegen die, welche von ihnen herein kamen, zu schüzen. Er errichtete gegen die äußere Veste eine innere. Von Säken mit Erde und Sand von Rasen von Balken und von den verschiedensten Dingen ließ er Bergen und Schuzwerke erbauen. Seine großen Schleudergerüste, mit denen er die Werke der Feinde zu zerstören trachtete, wurden so umwallt, daß sie und diejenigen, welche bei ihnen beschäftiget waren, gegen gerade Würfe Sicherheit fanden. Die Schnellwerkzeuge, mit denen eisenbeschlagene Balkenpfeile in die Feinde gesendet wurden, hatten nur eine Öffnung, durch welche die Augen und der Pfeil an den Ort zu dringen vermochten, der für beide bestimmt war, die Pfeilschüzen und die Lanzenschwinger, welche gegen den näher dringenden Feind in Bereitschaft waren, konnten sich nach jedem Schuße und Wurfe bergen, und über die größeren Werke wurden Dächer aus Rasendeke begonnen. Was nothwendig war, fand sich in Bereitschaft, und was in Abgang gelangte, wurde versezt.

Man konnte endlich die äußere Veste klar erkennen. Gegen Morgen in der Mitte der vornehmesten Werke einige hundert Schritte von den vordersten Wehren, hinter denen die Zerstörungswerkzeuge standen, zurük wehete das große weiße Banner, das größte, welches in dem Lager zu erbliken war, das Banner Konrads von Znaim, den die Feinde gegen den Herzog Wladislaw zum Herzoge ausgerufen hatten. Dorthin war das Gedränge von Gehenden und Kommenden am größten, wie man fast mit den Augen von den Mauern aus zu erbliken vermochte. Von da gegen Mittag hin war auf einer etwas erhobenen Stelle das Banner Wratislaws von Brünn[, e]. Es war kleiner, war gleichfalls weiß, und zeigte dabei die grünen Farben, die er zu führen gewohnt war. Das Banner Ottos von Olmüz war weiter zurük. Es hatte viele Fähnlein seiner Dienstleute um sich. Ob Spitihnew und Leopold die Söhne Boriwoys des Oheimes des Herzoges Wladislaw und ob Wladislaw der Sohn Sobeslaws des andern Oheimes des Herzogs Wladislaw eigene Stellen und Banner hätten, war nicht zu erkennen. Dafür kannte und zeigte man sich Stellen und Banner, wo Häupter der Bewegung standen: der trozige Bogdan, der schlaue Domaslaw, der alte Mikul, weit auf einem Hügel zurük Kochan, von dem man sagte, er sei nur gekommen, zu sehen, wie beide Herzoge sich zerstörten, nicht aber um zu wirken, weil er jeden Herzog aus den Ländern entfernt wissen wollte, dann der alte Rodmil, der reiche Strich

Seite vertikal mit Stift gestrichen