Witiko

H158, S. 209a


Es wurde durch Zeichen mit schwarzen Fahnen von den Mauern herab bewilligt. Die Reiter entfernten sich wieder.

Da die Männer, welche gekämpft hatten, mit Speise und Trank erquikt worden waren, verließ sie Diepold, und ging mit Lubomir und Diwis und Jurik zu denen, welche Wunden erhalten hatten. Sie waren in dem Hause untergebracht worden, welches man für solche Kranke schon vorher vorbereitet hatte. Diepold fand den Bischof Otto bei den Kranken den Probst Daniel und einige Priester, dann Frauen der Herzogin, welche von ihr, da sie [das K] sich von dem Krankenhause entfernt hatte, hier zurük gelassen worden waren, und dann andere Frauen, die sich zum Dienste erbeten hatten. Diepold ging zu jedem Verwundeten, und tröstete ihn. Sie waren alle durch die Hilfe der Herzogin und durch den Eifer der Ärzte schon mit Linnen verbunden, und lagen auf Betten. Der junge Zwest hatte einen Pfeil durch den linken Arm erhalten, Jurik der Sohn Juriks einen Steinwurf gegen das Knie, Zdeslaw der Sohn Diwis wurde an einer leichten Lanzenverwundung in dem Hause seines Vaters gepflegt, und eben so Moyslaw der Sohn Lubomirs, der einen Lanzenstich in der Schulter hatte, in dem Hause seines Stammes. Da die Kranken und Diepold Worte über fröhliche Genesung und über fröhliches Gelingen des gegenwärtigen Krieges ausgetauscht hatten, verließ er das Haus, und ging wieder auf die Mauern.1

Dort wurde gearbeitet, um das, was im Kampfe in Abgang gekommen war, wieder zu ersezen. Die Werkzeuge wurden untersucht, ob sie in den nächsten Kampfe wieder werden Dienste thun können, und wo etwas fehlte, wurde es verbessert. Wurfdinge wurden wieder angehäuft und in Ordnung gebracht, Männer, deren Alter sie schon von dem Kampfe fern hielt, ja selbst Frauen und Jungfrauen zogen leichte zweirädrige Wäglein mit gewürfelten Steinen hinan, und man brachte schwere Blokpfeile und leichte Pfeile aus den Werkstätten, in welchen sie verfertigt wurden, herbei, und was von den Feinden herein gekommen und brauchbar war, wurde aufgelesen, und in Ordnung gelegt. Die Stätten, welche bestimmt waren, heiße Dinge zu erzeugen, wurden wieder mit Holz und Kohlen versehen.

Am Nachmittage bewegten sich Männer und Wägen von dem Lager der Feinde herzu. Sie trugen schwarze Fähnlein und hatten wenig Waffen. Man betrachtete sie von den Mauern, und störte sie nicht. Man konnte die Gewänder erkennen, wie sie von einem Striche des Landes gekommen waren, und wenn sich einer ihrer Angehörigen auf der Mauer befunden hätte, so hätte er das Angesicht dessen gekannt [. Sie lasen], der zu ihm gehörte. Sie lasen die Leiber derer auf, die auf dem Boden lagen. Die Todten warfen sie in einen Wagen, die aber verwundet waren, denen gaben sie Getränke, suchten sie zu verbinden, und brachten sie auf Bahren oder in Wägen zurük, oder geleiteten sie, wenn sie gehen konnten. Und wo einer auf dem Boden saß, und Hülfe heischte, suchten sie sie ihm zu gewähren. Sie brachten alle fort, und der Plaz war wieder leer, außer daß Waffen Leitern Geräthe und andere Dinge auf ihm lagen.

Ehe der Abend dieses Tages gekommen war, ertönten wieder Gloken in der Stadt. Es waren die Gloken der Kirche des heiligen Veit. Sie tönten in der Art, wie sie geläutet werden, wenn sie die Gläubigen zur Andacht rufen. Die Menschen gingen in die Kirche. Die Herzogin Gertrud hatte ihre Waffenkleider abgelegt, und hatte ein schwarzes weitfaltiges Gewand an, in welchem sie in die Kirche ging. Ihre Frauen begleiteten sie. Dimut war ebenfalls ohne Waffen und ebenfalls in einem faltigen schwarzen Gewande. Diepold kam und Bolemil und Lubomir und Diwis und mehrere Führer, und darunter auch Rowno von dem Thurme, der auf der feuchten Wiese in den mittäglichen Wäldern stand, der Bruder Dimuts. Der Bischof Otto hielt mit seinen Priestern ein feierliches Lob= und Dankgebet zu Gott, daß er die Gefahr, welche die Feinde heute gebracht hatten, glüklich abgewendet habe. Darauf gingen alle wieder auseinander.

Da es Nacht geworden war, las Diepold eine Anzahl von Männern aus, die starken Körpers und gelenker Füße waren, und stellte es andern frei, ob sie ihn zu einem Kampfe geleiten wollten, den er in der Finsterniß ausführen werde. Es kamen mehr herzu: Ben der Sohn Bens, der junge Jurik, Sezima, Nemoy, Diet, Tusch und andere. Die Schaar wurde gestellt, die zu viel waren, wurden entlassen, die anderen

1 Absatz am Rand mit Strich markiert Randnotizen: xxx Federproben: der ner der etc. Seite vertikal mit Stift gestrichen