Witiko

H155, S. 204a


Pechkugeln Wergkränze, die in Öhl getränkt waren, und andere Dinge in Feuer sezen, und auf die Feinde und auf ihre hölzernen Verrichtungen schleudern konnte. Diepold untersuchte alle Werkzeuge, und er sprach mit den Männern, und ermunterte sie zur Ordnung und Ausdauer. Wenn er zu einem Thore kam, ordnete er dessen besondere Befestigung an, und nahm den, der da mit dem Befehle betraut war, in eigene strenge Pflicht. Die Herzogin betrachtete die Dinge, machte sich ihre Bestimmung eigen, und sprach mit den Männern.
Randnotiz: hat Männer mit zur Untersuchung der Werkzeuge

Da man zu Ende war, ritt Diepold mit der Herzogin zu der Burg, verabschiedete sich dort von ihr, und ritt dann mit seinen Begleitern zu dem Hause, das er sich nahe an der Mauer an jener Seite, die in der Richtung gegen Mähren hinblikte, gemiethet, und in welcher er sich eine Wohnung zur Lenkung und Leitung der Dinge eingerichtet hatte.

Am Morgen dieses Tages kam eine Schaar von Kriegern der Bürger in die Burg, und nahm den Theil derselben, in welcher die Herzogin wohnte, in Hut. Sie stellten auch Reiter auf, die die |Person| der Herzogin zu bewachen hatten, wenn sie außer die Burg ging. Auch wurden Verhaue und Wälle gebaut, um die Burg für sich allein vertheidigen zu können. In der Stadt waren die großen Wassergefäße vertheilt, aus denen man Wasser nehmen und damit die Feuer löschen konnte, die der Feind zu erregen versuchen würde. Es waren Fenster mit Balken verrammelt und es waren Dächer mit frischem Rasen bedekt.1

Diepold empfing auch immer Boten, die auf ein Wort durch die Thore gelassen wurden, und es kamen auch noch Wagen mit Lebensmitteln in der Stadt an, zu deren Einlaße [Diepold] er selber immer von seinem Hause zu dem Thore [[kam.] ritt.] ritt.
Randnotiz: kam xxx

Am Abende dieses Tages, da die Dunkelheit herein gebrochen war, sah man ein düsteres Roth an dem Himmel in der Richtung gegen das Land ¢Mähren¢
Randnotiz: (Ort nennen)
hin. Je größer die Finsterniß wurde, desto heller wurde die Stelle, und sie dauerte bis über Mitternacht.

Als in kurzer Zeit darauf der Morgen angebrochen war, stiegen Greise Frauen Mädchen Kinder und solche, die sich zur Vertheidigung verbunden waren, auf hohe Stellen, Mauern Thürme Dächer Hügel, und blikten gegen Morgen und Mittag.
Randnotiz: xxx
Es war nichts zu sehen als das ruhige Land, wie es alle Tage bis her zu sehen gewesen war.
Randnotiz: draußen stehen Menschen
Als sich die Sonne über dem Rand der Erde erhoben hatte, erklangen die Gloken der Kirche des heiligen Veit, sie klangen so, wie sie klingen, wenn sie an hohen kirchlichen Festtagen zu dem feierlichen Gottesdienste rufen. Die Menschen gingen nun in die Kirche, und sie füllte sich immer mehr. Sie war geschmükt und gerüstet, wie sie nur an den höchsten Festen geschmükt und gerüstet ist. Bald erschien auch Diepold mit den Seinigen [gerüstet], es erschien [Heinrich] sein Bruder, es erschienen Bolemil, Diwis, Lubomir, und die Führer, es strömten Krieger und Menschen herbei, daß der Raum nicht mehr aus reichte. Vorne neben den Altare trat die Herzogin mit ihren Frauen und Jungfrauen heraus,
Randnotiz: xxx
und sie nahmen die für sie bestimmten Pläze ein. Dann ging Otto der Bischof von Prag in Begleitung des [Priesters] Propstes Daniel, [der Propst von Prag geworden war,] in Begleitung der drei Äbte, welche sich in der Stadt befanden, und in Begleitung von Priestern und kirchlichen Dienern zum Altare, und feierte den Gottesdienst, wie er vom Tage der Auferstehung des Herrn oder an einem anderen solch hohen Tage gefeiert wird. Nach dem Gottesdienste sprachen alle Priester ein Gebet um Hilfe zu Gott, und nach dem Gebete ertheilte der Bischof an die Anwesenden den Segen. Hierauf entfernten sich die Leute aus der Kirche, die Krieger gingen an ihre Pläze, die Herzogin ritt an der Seite Diepolds

1 Anmerkung am Rand des Absatzes: Muß das Ersatz sein Darunter: |Vorrichtungen nach den Boten| Seite vertikal mit Stift gestrichen