Witiko

H147, S. 190a


Straße ein Markt aus Markt ein, und ließen durch Rufer ausschreien, was der Herzog in der Versammlung gesagt hatte, und die den Rufer gehört hatten, erzählten seine Verkündigung weiter ihren Freunden und Bekannten. Da erhob sich eine Unruhe in allen Gemüthern, die an nichts gedacht hatten, dachten jezt, sie müßten fliehen, die besorgt waren, wurden noch besorgter, die keinen Entschluß hatten, fragten ihre Freunde um Rath, von den Schwankenden fielen manche erst jezt ab, und viele von den Armen gingen auf die Burg, um eine kleine Gabe zu ihrem Fortgehen zu empfangen. Aber sehr viele wurden auch durch die Worte des Herzoges erhoben, von den Zweifelhaften stellte sich ein Theil in seine Reihen, Ängstliche bekamen Muth, die Entschlossenen wurden noch entschlossener, viele Gefangene gingen zu Preda, stellten sich vor ihn und verlangten, daß er sie unter die Krieger Wladislaws führe, und da die Worte des Herzoges sich in die Umgebung der Stadt verbreitet hatten, kamen Männer herein, und [verlangten] begehrten, an der Vertheidigung Antheil nehmen zu dürfen.

Als die zwei Tage aus waren, in denen die, die fortgehen wollten, fort gegangen, und die, die herein wollten, herein gekommen waren, wurden die Thore der Stadt geschlossen. Einer der lezten von denen, die noch herein gekommen waren, war der Schuster Sebastian von dem oberen Plane gewesen. Er hatte Kleider Stiefel Hüte und andere nüzliche Dinge in einem Rükenkorbe für die Waldleute gebracht, und er hatte zu erzählen, was sich in dem Walde zugetragen hatte, seit sie fortgegangen waren.

Aber wenn auch die Thore geschlossen waren, so wurden doch immer noch Leute herein gelassen, welche sich der Vertheidigung beigesellen wollten.

Auf den [fünf und zwanzigsten Tag] frühen Morgen des achtzehnten Tages das Monates Mai war eine große Versammlung in der Burg anberaumt worden. Es kamen an dem Tage die Bischöfe Äbte Priester dann die vornehmen Herren und Lechen, welche bei Wladislaw in der Stadt waren, und die größeren und kleineren Führer der Krieger in die Burg. Es kamen auch die Vorsteher und die Auserwählten der Bürger herzu. Auch waren die Brüder des Herzogs Diepold und Heinrich zugegen. Von dem hohen Gange des Gemaches sahen durch Gitter die Herzogin und ihre Frauen Dimut und mehrere Jungfrauen und dann noch Männer von dem Schuze und der Haushaltung des Herzogs herab.

Als die Versammlung ihre Pläze eingenommen hatte, trat der Herzog in das Gemach. Er war, wie es, seit er den Herzogstuhl inne hatte, seine Sitte geworden zu sein schien, in sehr einfache Gewänder gekleidet. Sie waren von dunkelbrauner Farbe. Auf dem Haupte trug er eine dunkelbraune Haube mit einer weißen Feder. Seinen Oberkörper zierte ein schimmerndes Waffenhemd, und an seiner Seite hing in einer braunsammetnen Scheide das Schwert. Als er eingetreten war, schloß sich hinter ihm die Thür und deren Vorhang, und die Krieger, die ihn herein begleitet hatten, stellten sich in einer Reihe an derselben auf. Der Herzog ging zu dem Tische, um welchen sich die Versammlung gesezt hatte, und trat zu seinem Stuhle. Alle erhoben sich von ihren Sizen. Der Herzog nahm seine Haube von dem Haupte, neigte sich, und sprach: "Seid gegrüßet ihr Herren des priesterlichen Standes Bischöfe Äbte Pröpste und Priester, und seid gegrüßet ihr Herren des Laienstandes Nachkommen Premysls Lechen Zupane Kmeten Wladyken und Führer, ich bitte euch, nehmt eure Size wieder ein."

Seite vertikal mit Stift gestrichen