Witiko

H148, S. 191a

Alle sezten sich nach diesen Worten auf ihre Pläze nieder.

Der Herzog legte seine Haube vor sich auf den Tisch, und nahm seinen Stuhl ein.

Dann sagte er: "Es ist das erste Mal, daß wir in vollständiger Zahl versammelt sind, um über den Fortgang der Sache, die sich in diesen Reichen erhoben hat, zu berathen. Wir müssen zu ihrer Beendigung einen Entschluß fassen, der allen lieb ist, und den sie deßhalb zum Gedeihen führen werden. Ich habe den allmächtigen Gott angefleht, mich und alle diejenigen, die hier zu handeln haben, zu erleuchten, daß das Beste und Christlichste ergriffen werde, ich habe meine Gedanken stets dieser Sache zugewendet, und habe den Rath derer angehört, die erfahren und wohlwollend sind. Ich werde euch eine Mittheilung machen, vonder ich glaube, daß sie gedeihlich ist, und daß ihr sie in euren Rath und in eure Handlungen aufnehmen möget. Bleibet auf euren Stühlen sizen, wenn ich aufstehe, und zu euch spreche, und höret mich an."

Nach diesen Worten stand der Herzog auf, schob seinen Stuhl zurük, blieb an dem Tische stehen, sah auf die Versammlung, und schwieg einen Augenblik.

Dann öffnete er die Lippen, und sprach: "Hochehrwürdige Herren der Kirche Bischöfe Äbte Pröpste und Priester, dann ihr Nachkommen aus dem Hause des geheiligten Premysl, die ihr dem erwählten Haupte eures Stammes treu geblieben seid, ferner ihr ehrwürdigen Lechen Zupane Kmeten und Wladyken, die ihr an eurem erwählten Herzoge der Länder Böhmen und Mähren anhänglich geblieben seid, oder die ihr ihn, wenn ihr ihn auch nicht im Anfange gewählt habt, doch später als den Herzog erkannt, und ihm eure Dienste geweiht habt, sodann ihr, starke Führer der Krieger, die das Recht schüzen wollen, und ihr ehrbare Kmeten der Stadt Prag, welche insgesamt die Treue nicht vergessen haben! ich bitte euch, achtet auf meine Worte. Es sind in der gegenwärtigen Sache zwei Dinge zu betrachten. Das erste ist das, daß die Männer, welche, nachdem sie im Hornung des Jahres des Heiles 1140 mich als Herzog der Länder Böhmen und Mähren gewählt hatten, nun wieder einen neuen Herzog gewählt haben, nicht in die Stadt Prag, in welcher der heilige Stuhl der Herzoge steht, zu kommen vermögen, um ihren Herzog auf diesen Stuhl zu sezen. Und das zweite Ding ist das, daß sie nie in dieser Absicht die Stadt zu betreten vermögen, sondern daß ihre Macht nieder geworfen, und ihr Anhang zerstreut werde. Was das ersten Ding anbelangt, so haben die Kundschafter alle gemeldet, daß die Feinde sich geordnet, daß sie sich verstärkt und mit Belagerungswerkzeugen versehen haben, und daß sie im Zuge nach dieser Stadt begriffen sind. Es strömen immer mehr Haufen zu ihnen, der Zugang zur Stadt Prag wird stets schwieriger, und in drei Tagen können sie vor diesen Mauern erscheinen, und in einigen darauf die Stadt umschlossen haben. Wir sind in diese Stadt eingezogen, wir haben die Männer, die zu ihrer Vertheidigung eifrig sind, um uns versammelt, wir haben unsere Schaaren geläutert, daß alles Übrige nun probefest ist, wir haben Lebensmittel herein bringen lassen, daß uns der Hunger nicht entkräfte, wir haben Vertheidigungswerkzeuge, und haben die Stadt und die Krieger eingetheilt, sie zu schüzen, und zu schirmen. Die Feinde werden uns die Stadt in langer Zeit nicht entreißen können, [und] werden zum Spotte vor derselben liegen, und die Wunden, die ihnen unsere Ausfälle zufügen, hinnehmen müssen. Das ist das erste

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