Witiko

H134, S. 177


sie Männer werden."

"Im Walde lernt man früh die harte Arbeit," entgegnete Osel.

"Meine Kinder," sagte der Herzog, "ich werde euch schon wieder sehen, ihr müßt mir eure falben Pferdlein zeigen, und wenn Friede wird, gehe ich zu euch in den Wald, um zu sehen, was er für Gewächse hat."

Die Knaben verneigten sich gegen diese Anrede.

Dann sprach der Herzog zu allen Versammelten: "Es wird wohl ein Bischen Abendkost bei mir bereitet, und vielleicht ist noch ein Wein vorhanden, wer das, was ich habe, mit mir theilen will, ist hoch willkommen. Ruhet jezt. Später besuche ich meine Krieger."

Er hatte diese Worte kaum beendet, als eine Schaar von Reitern zu ihm auf den Plaz kam. Es waren auch Frauen darunter. Eine war in der Mitte, sie saß auf einem weißen Zelter hatte ein blaßgrünes sammetnes Gürtelgewand an und eine schwarze Filzhaube auf dem Haupte, unter welcher eine Fülle röthlich blonder Haare hervor quoll, die in ein grünes Nez eingefangen waren. Das Angesicht war jung und rosig, und hatte zwei große dunkelblaue Augen. Sie schwang sich mit Hilfe eines Reiters vom Pferde.

"Gertrud!" rief der Herzog.

"Wladislaw!" rief die Frau.

Sie trat zu ihm, er trat ihr entgegen, und sie umfingen sich.

Alle Reiter und Reiterinen waren von den Pferden gestiegen.

"Bores," sagte der Herzog, "ich habe sie deiner Seele und deiner Macht anvertraut, wie ist sie hier?"

"Ich bin nicht von der hohen Frau gewichen, und habe sie mit meiner Macht beschüzt," sagte Bores, "aber sie hat mir befohlen, mit ihr hieher zu reiten, und ich bin hieher geritten."

"Wladislaw," sprach die Frau, "du bist mein Gemahl, ich wollte selber sehen, als durch Boten hören, wie dir ist, und so bin ich hier."

"Aber Gertrud, du hast dich großer Gefahr ausgesezt," sagte der Herzog.

"Wir sind schon klug geritten," antwortete die Herzogin, "und wenn sie mich gefangen hätten, der Schwester des österreichischen Markgrafen und des deutschen Königes hätten sie schon glimpflich begegnet."

"Aber sie hätten mir Bedingungen für deine Freilassung auferlegt," sagte der Herzog.

"Schimpfliche hättest du nie eingegangen," erwiederte sie.

"Aber schmerzlich wären sie mir gewesen," antwortete er.

"Und nun weiß ich die herrliche Ehre, mit der du heute gekämpft hast," sagte sie.

"So bleibe bei uns, und ziehe in der Mitte meines Heeres mit nach Prag," entgegnete der Herzog.

Aber jezt trat eine zweite Unterbrechung ein. Kundschafter hatten mehrere Reiter und unter ihnen ein Mädchen angetroffen, und brachten sie, weil sie es so wollten, zu dem Herzoge. Das Mädchen saß auf einem braunen Pferde, hatte ein schwarzes Gürtelgewand an, darüber ein schimmerndes Waffenhemd und an dem Gürtel ein Schwert. Auf dem Haupte trug das Mädchen eine Spangenhaube, darunter schwarze Haare waren. Die Brauen und Augen waren schwarz, und die jungen Wangen und Lippen geröthet. Die Reiter waren ihre Begleiter.

"Was verlangst du von mir?" fragte der Herzog, "und wer bist du?"

"Ich bin von einem Thurme, der im Mittage des Landes im Walde in einem Sumpfe steht, hieher geritten, um dich zu sehen, und zu sehen, wie die Sache steht," antwortete das Mädchen.

"Dimut," rief Rowno, als er die Stimme hörte.

"Rowno, ich rede mit dir später," antwortete das Mädchen.

"Und was kümmerte dich meine Sache?" fragte der Herzog.

"Mich kümmerte das Recht," antwortete das Mädchen, "als der Krieg ausbrach, und

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