Witiko

H134, S. 178


mein Bruder Rowno, dem der Thurm gehört, fortzog, sagte ich: ihr werdet für das Recht streiten, und wenn es sein muß, euer Leben dafür lassen. Und dann habe ich es mir erdacht, daß das Recht bei dir ist, und daß die andern Unterdrüker sind, und da ich durch die Waldknaben, die als Boten auf den Wegen liefen, erfuhr, daß Rowno bei dir ist, bin ich gekommen."

"Und warum ist Rownos Weib nicht gekommen, wenn er ein Weib hat?" fragte die Herzogin.

"Bist du die Herzogin, und bist du zu deinem Herzoge gekommen?" fragte Dimut.

"Ich bin die Herzogin und bin zu meinem Herzoge gekommen," antwortete Gertrud.

"Rownos Weib, Ludmila, ist bei ihren Kindern geblieben," entgegnete Dimut, "und wenn du Kinder hättest, wärest du auch bei ihnen geblieben. Ich bin keines Menschen angehörig Weib, und bin gekommen."

"Wer wird dich denn aber hier schüzen, Dimut?" fragte der Herzog.

"Ich bedarf hier keines andern Schuzes, als den jeder jedem gibt," erwiederte das Mädchen, "die vier Reiter, welche mit mir gekommen sind, gehören zu den Vertheidigern von Rownos Thurm, und wenn sie dort nöthig sind, mögen sie zurük kehren."

<">Lasse die Jungfrau mit mir gehen, Wladislaw, wenn sie will," sagte die Herzogin.

"Wenn du an den Dingen, die geschehen, Theil nimmst," entgegnete Dimut, "so gehe ich mit dir."

"Ich werde wohl Theil nehmen müssen," antwortete die Herzogin.

"So schließe dich an die Herzogin an," sagte Wladislaw, "und bleibet bei dem Heere, wenn du mit deinem Bruder übereinkommen kannst."

"Ich kann mit ihm übereinkommen, und werde später noch mit ihm sprechen," sagte das Mädchen.

"Jezt führt mich hinweg," sagte Welislaw, "es freut mich, daß ich die Jungfrau noch gesehen habe."

Er erhob sich nach diesen Worten von dem Stuhle, und ging mit Unterstüzung von Freunden fort."

"Ich verabschiede euch, Freunde und Herren," sagte der Herzog, "Gertrud, gehe mit mir in meine schlechte Wohnung, und du Dimut, sprich mit deinem Bruder."

Dimut neigte sich gegen den Herzog und die Herzogin, wendete ihr Pferd, und ritt [gegen] mit ihren vier Reitern gegen die Stelle hin, wo Rowno stand.

Die Anwesenden fingen an, sich zu zerstreuen.

Nach einiger Zeit, ehe die Dämmerung eintrat, ging der Herzog an dem Heere hin, und sprach mit den Abtheilungen der Krieger.

Als er gegen die Waldleute kam, stellten sie sich auf, wie sie gereiht worden waren. Dimut war nicht mehr bei Rowno.

"Witiko," sagte der Herzog, "nenne mir die Männer und zeige sie mir, die diese Leute geführt haben."

Witiko sprach: "Das ist Rowno, das ist Diet von Wettern, Osel mit den drei Knaben kennst du, das ist Wernhard von Ottau an der Moldau, das ist Witislaw von Hora, das ist Herrmann von Ottes, das ist Wysan von Prahatic, und das ist Wenzel von Winterberg."

"Ich danke euch, ihr lieben Herren," sagte der Herzog, "ihr habt heute die Ehre gerettet, und habt gehalten, wenn auch der arme Smil, der eure ganze Reihe befehligen sollte,

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