Witiko

H133, S. 176


Webor hat das Alter nicht abgehalten, auf dem Felde der Ehren zu sein. Predbor, dich hat Bolemil geehrt, und diese Ehre ehrt dich mehr, als mein Dank. Nemoy, du bist ein Nachbar Bolemils, und strebst seinen Tugenden nach, und du Ctibor hältst es wie Lubomir, an den du grenzest, du hast deine Leute genommen, und sie zum Schuze des Fürstenstuhles geführt. Casta, du hast immer gesagt, daß du für deine Freunde in den Tod gehen könntest, rufe dein Schiksal nicht, es hätte dir heute bald für mich willfahrt. Pflege deine Wunde, daß ich dir bald einen Gegendienst thun kann. Welislaw, wie kannst du wagen, hieher zu kommen? Dich haben sie halb todt von dem Felde getragen, und nun sizest du hier, und trozest deiner Wunde. Du bist der Genosse meiner Jugenddinge gewesen, willst du mich in meinen Mannesjahren verlassen?"

"Solche Sachen heilen desto eher, je thätiger man ist," antwortete Welislaw.

"Vertraue dich einem Wagen, wenn wir fortziehen," sagte der Herzog, "ich werde sorgen, daß dich der Arzt nicht verläßt. Ich möchte dich nach Deutschland mit nehmen, vielleicht braucht Konrad Männer, die sich ohne Sinn dem Feinde entgegen werfen. Odolen, du bist auch ein solcher Thor. Es ist wahr, was deine Feinde sagen, daß du gerne Berge umwerfen möchtest. Du hast bei unsern Jugendzügen Tolles genug gewagt. Willst du immer ärger werden? Hast du keine Wunde empfangen?"

"Nein," antwortete Odolen, "Welislaw ist mir immer mißgünstig gewesen, er hat mir meinen Theil weggenommen."

¢"Witiko, du gehst mit mir zu dem Konige Konrad,"¢ fuhr der Herzog fort, "Sezima, Wecel, Zwest, habt meinen Dank, ich weiß, was ihr gethan habt. Jurik, du bist immer in der Nähe deines Vaters, du bist in einer guten Schule; aber sie ist nicht ohne Gefahr. Beneda, du hast dir dein Lob verdient. Männer des Waldes! euch ist ein harter Theil geworden, man hat euch trennen wollen, wie man einen Tropfen Wasser von der Hand weg schleudert; ihr aber seid gewesen wie das Pech eures Waldes, und seid kleben geblieben. Man hat uns in unserer Jugend nicht in jene Wälder gehen lassen, ich kenne nicht alle eure Männer; aber ich werde heute noch in euer Lager kommen, und da werden wir weiter sprechen. Wer sind die Knaben?"

Osel trat vor, und sprach: "Wenn du die Männer des Waldes Pech heißest, hoher Herr, so sind diese junges Pech. Ich heiße Osel, wohne in Dub im Walde, und bin ihr Vater. Sie haben sich von einer falben Stutte drei falbe Pferdlein auferzogen, und in der Sonnenwende habe ich ihnen die Haare beschnitten, daß sie Jünglinge werden, und habe jeden auf sein Pferdlein gesezt, und habe sie in den Krieg mitgenommen, daß sie lernen, wie man gegen den Übermuth von Lechen ist, und lieber einem einzigen hilft, der uns wohl will."

"Nenne mir die Namen der Knaben," sagte der Herzog.

Osel antwortete: "Dieser ist Olen der älteste, dann kömmt Dis, der um ein Jahr jünger ist, und dann Os, der wieder um ein Jahr später kömmt."

"Die zwei jüngsten bluten ja," sagte der Herzog.

"Ein wenig," entgegnete Osel, "es ist gar nicht zu verbinden, sie sind nicht träge gewesen, ich bin immer an ihrer Seite geblieben, da sie noch zu kindisch sind; aber der älteste hat auch seine Schuldigkeit gethan, wenn ihm gleich das Zeichen ausgeblieben ist."

"Sorge, daß du auf die schönen blonden Knaben siehest, Osel," sagte der Herzog, "damit

Seite vertikal mit Stift gestrichen