Witiko

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Er betheiligte sich auch bei allgemeinen Angelegenheiten in Berathungen, oder wie es sonst begehrt wurde.

So ging die Zeit hin, es mochte eine heitere trokne Wintersonne sein, oder Schneegestöber sein, oder Sturm sein, oder der Winternebel in die Zweige der Tannen herab reichen.

Die Tage wurden länger. Die Sonne war Morgens schon sehr zeitlich über den Föhren heroben, und am Abende stand noch spät die blaue Seewand im Golde des Himmels. Das Heulen des Wolfes war nicht mehr zu vernehmen, dafür tönte der Schrei des Hirsches, oder der Ruf des Auerhahnes, oder ein schneller Klang der Frühlerche.

Der Reif ging von den Wäldern, daß sie dunkel da standen, der Schnee rann als Wasser von den Bergen und durch die Senkung der Thäler, bis kein kleines Theilchen der Hülle mehr sichtbar war. Die längliche Tafel des Thales zeigte nun in ihrem unteren Theile Wiesen, und in dem fahlen Wintergrase war die blaue Schlange der Moldau. Weiter oben waren die braunen Streifen der geakerten Felder, oder die grünen derer, die Wintersaaten trugen, dann war der Wald.

Es begannen nun die Frühlingsarbeiten, und Martin und Raimund rükten mit ihren Gespannen in ihr Feld, und gedungene Lohnarbeiter halfen ihnen, und Witiko war auch dabei, und legte, wenn es nöthig war, Hand an, bis die Wiesen und Felder bestellt waren, und ihrer Ruhe und Entwiklung entgegen harren konnten.

Die Wintersaaten wurden höher und grüner, die Sommersaaten keimten, die Wiesen färbten sich dunkel, der Waldkirschenbaum, welcher im Sommer die kleinen schwarzen Kirschen bringen sollte, war mit weißen Blüthen überdekt, die Schlehe und der Kreuzdorn blühten, der Holzbirnbaum auch, darnach begann der Waldapfelbaum, die Tannen sezten die neuen lichtgrünen Sprossen an, und endlich öffnete sich auch die Blume der lichteren und dunkleren Waldrose mit den fünf Blättern, die am Hage oder am Saume des Waldes dahin stand.

Die Heerden des Ortes gingen mit ihren Hirten in die Wälder empor, wo Rasen zwischen den Föhren und andern Bäumen war, die Kinder spielten in der Sonne, und die Mädchen sangen, wenn sie das junge Gras aus dem Walde trugen, jezt in die blaue Luft empor. Sie hatten nicht, wie tiefer im Lande, die weiten Gewänder, sondern kurze faltige Rökchen und eine Schürze, und sie hatten weiße oder rothe Tücher um das Haupt und die Schultern, und öfter gingen