Witiko

H104, S. 111a


fortgegangen waren, sezten Witiko und sein Begleiter ihren Weg auf dem Pfade längs des Waldsaumes fort, und sie kamen von dem Grasplaze wieder unter Bäume. Dort war der Weg breiter und [gangbarer] aus getreten. Als sie ihn eine halbe Stunde verfolgt hatten, gelangten sie wieder in das Freie. Es war ein breites Thal mit Wiesen Feldern und Gebüschen. Hie und da glänzte ein Wasser[empor] auf1. Aus einem der Wässer ragte ein dunkles vierekiges Mauerwerk empor.2
Randnotiz: stand eine Mauer in die Höhe

"Das ist Rownos Thurm," sagte der Führer, "und ihr seid bald an eurem Ziele."

"Du hast dich aber in der Zeit getäuscht, Robert," entgegnete Witiko, "und wir sind in die Nacht gerathen."

"Das sind die [bösen Wege und die] Wurzeln
(1) und Verschlingungen,"
(2) und diet Verschlingungen undt [Irrweget]st,"
(3) und die Verschlingungen der Wegest und die Irrgräser, welche die Pfade länger machenst,"
sagte der Führer.

"Es ist schon gut," antwortete Witiko.

Er hatte sein Pferd wieder bestiegen, und sie gelangten auf einem Dammwege zwischen Wasser und Schilf an das sehr große vierekige [fast schwarze] Gemäuer. Robert nahm ein Ochsenhorn, das an dem Thore hing, und blies in dasselbe. Darauf sah ein Mann aus einer Luke des Thores, und öffnete [hier auf] es dann. Witiko ritt durch eine Wölbung in den Hof, und stieg dort vom Pferde. Man führte sein Pferd in einen Stall, und nachdem er [es] dort [versorgt] für dasselbe gesorgt hatte, ging er mit Robert in die Stube. An der Leuchte saß [Rowno] ein barhäuptiger Mann in einem weiten schwarzen Gewande, das aber gegürtet war. Er hatte gleichfalls auf dem Kopfe keine Bedekung. An dem langen Tannentische saßen mehrere Männer und Jünglinge vor Krügen. Sie waren auch in weite gegürtete Gewänder gekleidet, und trugen keine Bedekungen auf den Häuptern.

Als die zwei Männer eingetreten waren, erhob sich der im schwarzen Gewande an der Leuchte, und rief: "Ich bin Rowno der Wladyk, was begehrt ihr?"

"Ich heiße Witiko," antwortete Witiko, "stamme aus dem Mittage Böhmens, und bitte dich um Gastfreundschaft. Dieser da ist ein Bote, und hat mich zu dir geführt."

"Du bist Witiko der Knabe," sagte Rowno, "der [auf] an dem Tage auf dem Wysehrad [, an dem unser Herzog Wladislaw gewählt worden ist,] gesprochen hat, daß man ihn zu einer Botschaft an Sobeslaw in der [Versammlung] Wahlversammlung [lasse!"] für den Herzog Wladislaw lasse."

"Ich bin es," entgegnete Witiko, "wohne jezt in einem Hause meiner Mutter auf dem oberen Plane, und biethe dir auch dort Gastfreundschaft, wenn du zu mir kömmst."

"Seze dich an das obere Ende des Tisches," erwiederte Rowno, "du bist willkommen. Dein Bote Robert soll sich auch an den Tisch sezen, ihr werdet Speise und Trank erhalten."

Nach diesen Worten sezte er sich wieder auf seinen hölzernen Stuhl.

Witiko ging gegen das obere Ende des Tisches, das in der Nähe der Leuchte war, und als er gegen Rowno kam, stand dieser auf, und reichte ihm die Hand. Witiko emfping sie, und sezte sich dann an den Tisch. Robert hatte sich am untern Ende des Tisches nieder gelassen. Die Männer und Jünglinge an dem Tische waren vor Witiko aufgestanden, und sezten sich dann wieder.

Jezt erhob sich auch der andere Mann, der an der Leuchte gesessen war, und mit einem grauen Gewande angethan war. Er trat zu Witiko, und sprach: "Ich bin Osel, und habe dich auf dem Wysehrad gesehen, wo du tapfer geredet hast. Ich bin auch auf Gastfreundschaft bei Rowno, und wenn du zu mir

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