Witiko

H104, S. 112a


kommst, so bist du gut aufgenommen."

"Ich erinnere mich deiner so wie Rownos sehr gut," sagte Witiko, "du bist auch in meinem Hause willkommen. Wir sind in dem Walde; aber wir gehören zusammen."

"Daher müssen wir auch zu einander halten," sagte Osel.

Nach diesen Worten ging er wieder zu seinem Stuhle. Vor Witiko wurde ein Krug mit Bier hingestellt.

Es begannen nun Gespräche, die des Inhalts waren, daß Rowno Witiko fragte, wie er von Prag fortgekommen, ob er auf Hostas Burg gewesen sei, ob er der Bestattung Sobeslaws beigewohnt, und was er weiter gethan habe. Witiko erzählte es ihm. Rowno sagte, daß er [noch] alles xxx angesehen habe, und dann in seine Heimath zurük gekehrt sei. Osel sagte von sich das Nehmliche. Dann sprach man von dem Stande der Saaten, von Hausthieren, von der Jagd, von Käufen und Verkäufen, die geschlossen worden waren, und von Ereignissen, die sich jezt oder vor Langem in dem Walde zugetragen hatten.
Randnotiz: noch anderes sprechen

Vor Witiko war schönes frisches Schweinefleisch und Brot hingestellt worden. Robert hatte auch Speise bekommen.

Da sich alle gesättigt hatten, und die Nacht vorgerükt war, stand man auf und trennte sich. Witiko wurde von einem Manne, der einen brennenden Buchenspann trug, über eine Treppe in eine Kammer hinauf geführt, die ihm zum Schlafgemache dienen sollte. Auf einem Tannengestelle war sein Lager bereitet. Der Mann stekte den brennenden Spann in eine eiserne Zange, legte noch mehrere Späne daneben auf den Boden, und entfernte sich.

¢Witiko löschte den Spann aus, er sah noch durch das vergitterte Fenster, wie sein Bote aus dem Thurme gelassen wurde, wie derselbe im Mondschein über den Damm ging, und dann seinen Weg gegen die Wälder in der Richtung nach dem oberen Plane einschlug.¢
Randnotiz: Der Bote geht am andern Tage fort

Hierauf entkleidete er sich, und legte sich auf sein Lager.

Als der Morgen gekommen war, ging er zuerst zu seinem Pferde, und dann in die Stube. In derselben versammelten sich viele Leute. Es war Rowno da, [es war Osel da,] es waren mehrere Männer und Jünglinge da, dann die Kinder Rownos, Knaben und Mädchen, dann war seine Gattin Ludmila da, dann seine Schwester Dymut, dann waren noch mehrere Frauen da, die die Gattinen oder Schwestern von anwesenden Männern waren. Rowno trug das schwarze Kleid wie gestern aber gegürtet. Auf dem Haupte hatte er eine graue Filzhaube. Osel hatte das gestrige Kleid aber eine schwarze Filzhaube. Ähnlich waren alle andern Männer gekleidet. Sämmtliche Männer trugen keine Waffen. Ludmila hatte ein braunes weitfaltiges Kleid, fast wie das der Männer aber länger, es war durch einen blauen Gürtel gebunden, und hatte einen Faltenschlag über das Haupt, von welchem dunkelblonde Haare unter den Überwurf zurük gingen. Ludmila hatte blaue Augen und sanftrothe Wangen. Dymut war in ein dunkelblaues Kleid gekleidet, das einen veilchenblauen Gürtel hatte. Sie war hochgewachsen [Schwarze] Ihre [Augen] Haare waren schwarz, ihre Augen waren schwarz, die Wangen tief geröthet und die Lippen wie Kirschen. Die andern Frauen und Mädchen hatten Kleider, die denen Ludmilas und Dymuts ähnlich waren.

Es wurde gewärmte Milch zum Morgentrunke herum gereicht.