Montag, 03.11.2025
17:15 - 18:30 Uhr
Hörsaal 5, Campus Innrain, Geiwi, EG, Innrain 52d, 6020 Innsbruck
Anmeldung ist nicht erforderlich
Eintritt / Kosten: Keine
Jacopo Torregrossa (Goethe-Universität Frankfurt)
Seit 2019 ist Jacopo Torregrossa Professor für Mehrsprachigkeit und Zweitspracherwerb an der Goethe-Universität Frankfurt. In seiner Forschung untersucht er den Einfluss von bi- bzw. multilingualer Literalität auf die sprachliche, metasprachliche und kognitive Entwicklung von Kindern. Er arbeitet aktiv an mehreren Projekten mit, die sich auf die Entwicklung und Implementierung mehrsprachiger Testinstrumente zur Lesekompetenz in bilingualen Schulen in Europa sowie in englischsprachigen Unterricht
Der Einfluss mehrsprachiger Aktivierung auf Lernprozesse: Psycholinguistische Evidenz für integrierte mehrsprachige Unterrichtskonzepte
Die Frage, ob bi- bzw. multilingual aufwachsende Kinder kognitive und metakognitive Vorteile gegenüber ihren monolingualen Altersgenossen aufweisen, wird in der Forschung seit Langem kontrovers diskutiert. Während einige Studien solche Vorteile nachweisen, gelingt es anderen nicht, diese Befunde zu replizieren. Dieser Vortrag schlägt eine neue Perspektive vor: Der bi-/multilinguale Vorteil könnte sich erst auf individueller Ebene zeigen, wenn Kinder dazu angeregt werden, ihr gesamtes sprachliches Repertoire zu nutzen, anstatt auf eine einzelne Sprache beschränkt zu sein.
Ich werde Ergebnisse einer Reihe von Experimenten vorstellen, die in einem Within-Participant-Design durchgeführt wurden, bei dem dieselben bi-/multilingualen Kinder Aufgaben sowohl in unilingualen als auch in bi-/multilingualen Modi bearbeiteten. Die Experimente untersuchten Bereiche wie metalinguistisches Bewusstsein und Textintegration beim Leseverständnis. Darüber hinaus präsentiere ich Befunde einer Studie, die zeigt, dass sogenannte Translanguaging-Pädagogiken – also Lernansätze, die die Aktivierung des gesamten sprachlichen Repertoires der Lernenden fördern – mit Vorteilen im metasprachlichen Bewusstsein einhergehen.
Über alle Studien hinweg zeigte sich, dass die Leistungen der Kinder bei Aufgaben im bi-/multilingualen Modus durchweg besser waren als im unilingualen Modus. Ich werde erörtern, warum die Aktivierung mehrerer Sprachen offenbar kognitive und metakognitive Prozesse unterstützt, und frühere Befunde zum bi-/multilingualen Vorteil im Licht dieser Ergebnisse neu interpretieren. Abschließend werde ich die bildungspolitischen Implikationen dieser Befunde diskutieren und für Curricula plädieren, die das gesamte sprachliche Repertoire von Kindern systematisch aktivieren und integrieren.
Institut für Fachdidaktik