Literaturhaus am Inn

Programm November - Dezember 2016

 

 

[Montagsrühstück. Forum für strategische Langsamkeit] 

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Eine Kooperation zwischen Literaturhaus am Inn und der Abteilung für Vegleichende Literaturwissenschaft der Universität Innsbruck

Montag, 7. November, 9-10.45 Uhr 
Literaturhaus am Inn

Shitstorm und Clicktivism:
Kommunikation im Netz
Mit Markus Koschuh und Theo Hug
Moderation: David Winkler-Ebner

Zweifelsohne hat das Internet die zwischenmenschliche Kommunikation revolutioniert: Im Netz erfolgen der Austausch von Wissen und die Pflege sozialer Kontakte weltweit, in Sekundenschnelle und – das eigentlich Entscheidende –: Jeder und jede kann, zumindest in der Theorie, eine beliebig große Zahl an Adressatinnen und Adressaten erreichen. Welchen Einfluss hat dies auf das Kommunikationsverhalten im Netz? Welche Auswirkungen hat es, dass wir im Internet oft unsichtbar, anonym und ohne klare Vorstellungen von unserem Gegenüber agieren? Und wie lässt sich erklären, dass verbale Gewalt in sozialen Netzwerken wie Facebook häufig aber doch unter Angabe des Klarnamens passiert?

Das Montagsfrühstück will den sich daraus ergebenden neuartigen Phänomenen nachgehen wie der zunehmenden sprachlichen Enthemmung, die sich in Hasspostings und Shitstorms niederschlägt, oder dem „Clicktivism“, der die zunehmende Verlagerung des politischen Aktivismus ins Netz beschreibt.

Markus Koschuh, geboren 1977, lebt als Kabarettist und Schriftsteller in Innsbruck. www.markuskoschuh.at

Theo Hug, geboren 1960, Professor für Erziehungswissenschaften mit Schwerpunkt Medienpädagogik und Kommunikationskultur sowie Sprecher des Interfakultären Forums Innsbruck Media Studies.

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Lesung und Gespräch

 

Dienstag, 8. November, 19 Uhr
Literaturhaus am Inn 

Wie es kam ...
M
arlene Streeruwitz
  Moderation: Anna Rottensteiner

Ihr Vater nannte sie Yseut. Dieses Isolde-Motiv stand wie ein Motto über ihrem bisherigen Weg, immer folgte sie in ihrem Leben der Liebe. Soll sie auch jetzt ihrem Namen gerecht werden und eine neue Liebe wagen, oder ist die bequeme Sicherheit, in der sie lebt, vorzuziehen? Dieser Frage will sich Yseut auf einer Reise stellen. Sie bricht nach Italien auf, ins Po-Delta, wo sie als Linguistin die Monumente des Venetischen studiert und die Orte von Antonionis Film Der Schrei aufsucht. Aber es ist nicht die angenehme Reise in den Süden wie einst. Europa ist auseinandergebrochen, überall trifft sie auf Überwachung und Einschränkungen. Yseut jedoch hat keine Angst mehr, sie hat sich bewaffnet.

Marlene Streeruwitz, in Baden bei Wien geboren, lebt als Schriftstellerin in Wien. Für ihre Romane erhielt sie zahlreiche Auszeichnungen, zuletzt den Bremer Literaturpreis und den Franz-Nabl-Preis. www.marlenestreeruwitz.at

Marlene Streeruwitz: Yseut. Abenteuerroman in 37 Folgen. Fischer Verlag 2016

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Buchpräsentation, Lesung und Gespräch

 

 

In Kooperation mit dem Brenner-Forum

Donnerstag, 10. November, 19 Uhr
Literaturhaus am Inn

Arunda – 40 Jahre Südtiroler Kulturzeitschrift
Am Podium diskutieren Hans Wielander und Benedikt Sauer
Lesung: Ulrike Lasta

Dieses (nach einem Berg in der Grenzregion zur Schweiz benannte) Experiment einer Kulturzeitschrift wurde 1976 begonnen. 95 Ausgaben und vierzig Jahre später gelingt es seinen Betreibern noch immer, unerwartete Ergebnisse in literarisch-künstlerischer Form zu präsentieren. Zum runden Jubiläum erscheinen mit dem Band Arunda.vierzig und einer begleitenden Internetdokumentation zwei Publikationen, die erstmals die Zeitschrift selbst, ihren Themenpool und ihre Gestalter in den Mittelpunkt stellen.

Anlässlich der Präsentation beider Publikationen resümiert Arunda-Initiator Hans Wielander im Gespräch mit Benedikt Sauer die wichtigsten Stationen „seiner“ Kulturzeitschrift. Ulrike Lasta liest ausgewählte Arunda-Texte von Norbert C.Kaser, Herbert Rosendorfer, Johannes E.Trojer und anderen. www.arunda.it

Hans Wielander, geboren 1937, ist seit 1976 treibende Kraft im Herausgeber-Kreis der Arunda.

Benedikt Sauer, geboren 1960, freischaffender Journalist und Autor, u.a. für die Tiroler Tageszeitung und RAI-Südtirol.

Ulrike Lasta, geboren 1968, Schauspielerin am Tiroler Landestheater.

Christine Riccabona/Erika Wimmer (Hg.): Arunda.vierzig. Limbus 2016

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[widerlesen]

 

Mittwoch, 16. November, 19 Uhr
Literaturhaus am Inn 
 

Jean Rhys: Die weite Sargassosee
Impuls: Ulla Ratheiser (Institut für Anglistik)

Jean Rhys’ Roman aus dem Jahr 1966, der nun in Neuübersetzung vorliegt, gilt mittlerweile als Klassiker der postkolonialen Literatur. Die Autorin erzählt darin die Vorgeschichte der „Frau auf dem Dachboden“ aus Charlotte Brontës Roman Jane Eyre. Antoinette, wie sie vor der Hochzeit mit Rochester heißt, wächst auf Jamaika als Tochter eines Plantagenbesitzers und einer Kreolin auf, die sich, zuerst widerwillig und dann lustvoll, in die Ehe mit dem Briten stürzt, der sie schließlich auf den Dachboden sperrt.

Wir bitten um Anmeldung unter literaturhaus@uibk.ac.at

Die Teilnahmegebühr von [widerlesen] kommt als Spende dem Verein KAMA Innsbruck zugute. www.kama.or.at/innsbruck

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Lesung

 

Donnerstag, 17. November, 19 Uhr
Literaturhaus am Inn 

Über Erde / Leichtfüßig sein
Einführung: Christine Riccabona

Slow motion ist der Inspirations- und Ausgangspunkt für den Lyrikband von Anne Marie Pircher. In drei Zyklen führt die Autorin in ferne und nahe Landschaften, lotet zwischenmenschliche Begegnungen mit ihrem geheimnisvollen Sog genauso aus wie stille und eigenwillige Vorgänge in der Natur, Momente des Glücks, der Geborgenheit, aber auch des schmerzhaften Verlusts und der Trauer. In allem aber klingt eine erahnte Fremdheit an, die im Schreiben und in Begleitung der Vögel erträglicher scheint.

Anne Marie Pircher, 1964 geboren, lebt in Kuens bei Meran. Verfasst Lyrik, Erzählungen und Theaterstücke. Zuletzt erschienen: Rosenquarz. Erzählungen (2007, Skarabaeus), Zu den Linien. Erzählungen (2014, edition laurin). www.annemariepircher.eu

Den Stoff für ihre Gedichte findet Vera Vieider in der überraschenden Verwandlung des scheinbar Banalen ins Geheimnisvolle und Rätselhafte. Sie vertraut sich den Worten an, um das Unaussprechliche auszusprechen. Ihre Gedichte berauschen, betäuben, sie vermitteln die Nüchternheit der Welt. Denn Vera Vieider setzt nicht auf Spektakel, sie beschränkt sich vielmehr auf wenige Worte und schafft so leise Gedichte, die die Absurdität des Lebens in wenigen Zeilen auf den Punkt bringen.

Vera Vieider, 1988 geboren, Studium der Pharmazie an der Universität Innsbruck, lebt in München. Veröffentlichungen in Literaturzeitschriften und Anthologien. Zuletzt erschienen: Am Hafen. Gedichte (2010, editin laurin)

Anne Marie Pircher: Über Erde. Gedichte. edition laurin 2016

Vera Vieider: Leichtfüßig sein. Gedichte. edition laurin 2016

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[Otto Grünmandls
Zimmertheater]

Dienstag, 22. November, 19 Uhr
Literaturhaus am Inn

Die Familie der Dadaisten Herzfeld
Literaturgespräch und Lesung mit Martin Hanni und Silvia Bengesser
Moderation: Erika Wimmer

Der Schriftsteller Franz Herzfeld (Ps. Franz Held, Verfasser von Romanen, Gedichten, Theaterstücken), geboren 1862 in Düsseldorf, war Anarchist, wurde wegen Gotteslästerung angeklagt, eingesperrt, einige Jahre später in Bozen aufgegriffen und um 1900 in eine Irrenanstalt eingeliefert, ebenso wie seine Frau. Die vier Kinder wuchsen als Waisenkinder auf, ohne von ihren Eltern zu erfahren. Zwei von ihnen – John Heartfield und Wieland Herzfelde – erlangten als Mitglieder der Berliner Dada-Bewegung Berühmtheit. Doch auch ihre jüngste Schwester Charlotte Herzfeld war Schriftstellerin und im Kunstgewerbe tätig. Sie verbrachte den Großteil ihres Lebens in Salzburg und war Mitglied des Künstlerbundes Die Silberrose.

Martin Hanni, TV-Redakteur und Mitherausgeber des Buches Franz Held. Vordadaistische Texte aus Jenesien (2012, Edition Raetia), und Silvia Bengesser, Literaturwissenschaftlerin und Mitarbeiterin des Literaturarchivs Salzburg, erzählen im Gespräch die Geschichte der Familie Herzfeld und präsentieren ausgewählte Texte.

Eine Kooperation zwischen Kulturlabor Stromboli, Brenner-Archiv und Literaturhaus am Inn

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Lesung und Gespräch

Donnerstag, 24. November, 19 Uhr
Literaturhaus am Inn

Wie sagt man auf Deutsch. Und die Wörter leben.
Tomer Gardi

 Einführung: Angelika Klammer

Jahre, nachdem Radili sich nach bedrohlichen Anpöbelungen durch Skins ein Messer gekauft hat, kehrt er als Erwachsener in dieselbe Stadt zurück. Die Suche nach dem damals vergrabenen Messer ist die erste von vielen Situationen, die der Erzähler auf unorthodoxe Weise miteinander verknüpft.
Es wäre ein ganz normaler, übermütiger und ungenierter Großstadtroman, wäre da nicht seine Sprache, die Sprache all dieser Migranten, die wie der Erzähler – „Das ist kein Deutsch!“ – aus ihrer Sprache deportiert und aus der Geschichte bzw. der Erzählung hinausgeworfen wurden. Gardi entwickelt in
Broken German ein anspielungsreiches, anspruchsvolles und vergnügliches Plädoyer für die Sprachenvielfalt in der einen Sprache, für die Regelübertretung, für das nicht Normierte.

Tomer Gardi, 1974 im Kibbuz Dan in Galiläa geboren, studierte Literatur und Erziehungswissenschaft in Tel Aviv und Berlin. Er war Herausgeber der Zeitschrift Sedek: A Journal on the Ongoing Nakba, ein Projekt der israelisch-jüdischen Initiative Zochrot, die die Erinnerung an die Vertreibung der Palästinenser im öffentlichen Diskurs verankern will. Tomer Gardis literarischer Essay Stein, Papier erschien 2013 auf Deutsch (Rotpunkt).

Angelika Klammer, selbständige Lektorin, lebt in Wien.

Tomer Gardi: Broken German. Roman. Droschl 2016

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[Im Fokus: Brenner-Archiv]

 

Freitag, 2. Dezember, ab 17 Uhr
Literaturhaus am Inn 

Zum 50. Todestag von Karl Felix Wolff
 Von den Murmeltieren und dem Volk der Fanes
Lesung in ladinischer, italienischer und deutscher Sprache

Mit einer Ausstellung von ausgewählten Radierungen von Markus Vallazza und einer Vitrinenausstellung zum Nachlass von Karl Felix Wolff

Die von Karl Felix Wolff (18791966) gesammelten und niedergeschriebenen Dolomitensagen haben seit ihrem ersten Erscheinen 1913 ein großes Publikum gefunden. Die fremdartig erscheinende Bild- und Vorstellungswelt legt nahe, dass hier sehr alte Überlieferungen vorliegen. Bereits Wolff sprach über Spuren des Matriarchats in den Sagen. Die Darstellung der Frauenfiguren, der Geschlechterverhältnisse und der Ökologie inspirierte Künstler-Innen unserer Gegenwart zu Texten und bildkünstlerischen Werken. Nicht zuletzt gelten Karl Felix Wolffs Dolomitensagen heute als „der verkannte Beginn der ladinischen Literatur“. Am Abend werden Forscherinnen und Autorinnen zu Wort kommen, die sich auf unterschiedliche Weise mit den Mythen und der Person Wolffs selbst auseinandersetzen.

Vortrag
Ulrike Kindl: „...aber die Geschichten von Fanis, die sind viel älter“.
Karl Felix Wolff und die Entdeckung der ladinischen Sagenwelt. Kommentar von Rut Bernardi

Lesungen
Rut Bernardi, Brunamaria Dal Lago Veneri,
Anna Rottensteiner
Erika Wimmer liest Texte von Anita Pichler

Rut Bernardi, 1962 in St.Ulrich/Gröden geboren, Schriftstellerin, Publizistin, Übersetzerin, Lehrbeauftragte an der Freien Universität Bozen.

Brunamaria Dal Lago Veneri, 1935 in Bozen geboren, Anthropologin, Journalistin, Schriftstellerin.

Ulrike Kindl, 1951 in Meran geboren, Volkskundlerin, Professorin an der Ca’ Foscari in Venedig.

Anita Pichler, 1948 in Meran geboren, Schriftstellerin und Übersetzerin, starb 1997 in Bozen.

Anna Rottensteiner, 1962 in Bozen geboren, Literaturwissenschaftlerin, Literaturvermittlerin und Schriftstellerin.

Erika Wimmer, 1957 in Bozen geboren, Literaturwissenschaftlerin und Schriftstellerin.

Eine Kooperation zwischen Brenner-Forum, Brenner-Archiv und Literaturhaus am Inn.

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 [Montagsfrühstück. Forum für strategische Langsamkeit]

Eine Kooperation zwischen Literaturhaus am Inn und der Abteilung für Vergleichende Literaturwissenschaft der Universität Innsbruck

Montag 5. Dezember, 9-10.45 Uhr
Literaturhaus am Inn 

Grenzen der Satire?
Mit Sigurd Paul Scheichl und Tim Wolff
Moderation: Erika Wimmer

Die Kunstgattung der Satire hat eine lange Tradition. Schon der griechische Komödiendichter Aristophanes kritisierte in seinem Stück Lysistrata auf humorvolle Weise die Kriegstreiberei der Männer im Peloponnesischen Krieg und der römische Dichter Horaz prangerte in seinen Sermones die Laster seines gesellschaftlichen Umfelds an. Eine Kritik der Zeit, die übertreibt, parodiert und gern auch einmal ins Lächerliche zieht – als solche lässt sich die Satire verstehen. Doch wie weit darf Satire gehen? Gibt es Grenzen des guten Geschmacks, die auch die Satire nicht überschreiten darf? Der Anschlag auf die französische Satirezeitschrift Charlie Hebdo im Jänner 2015 sowie die Debatte um Jan Böhmermanns Schmähgedicht auf den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdo˘an im heurigen Frühjahr werfen diese Fragen neu auf. Beim Montagsfrühstück stellen wir sie dem Satiriker Tim Wolff und dem Literaturwissenschafter Sigurd Paul Scheichl.

Tim Wolff, geboren 1978, Chefredakteur der Satirezeitschrift TITANIC.

Sigurd Paul Scheichl, geboren 1942, em. Professor für Österreichische Literaturgeschichte und allgemeine Literaturwissenschaften.

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 I[V-Effekt!]

 

Dienstag, 13. Dezember, 19 Uhr
Literaturhaus am Inn 

Franz Kafka: Der Bau
Szenische Lesung mit Klaus Rohrmoser

Zum Abschluss der Reihe [V-Effekt!] wird Klaus Rohrmoser eine unvollendete Erzählung von Franz Kafka szenisch inszenieren. Um sich gegen einen imaginären Feind zu schützen, hat sich ein nicht näher bestimmtes, dachsartiges Tier einen labyrinthischen Erdbau geschaffen und ist ständig mit dessen Perfektionierung beschäftigt, die zwanghafte und paranoide Züge annimmt.

Kafka verfasste die Erzählung zwischen 1923 und 1924. Sie erschien posthum 1928 und kann als Spätwerk verstanden werden, in dem sich wesentliche Motive seiner Hauptwerke wie Das Schloß oder Das Urteil verdichten.

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 Lesung und Gespräch

Freitag, 16. Dezember, 19 Uhr
Literaturhaus am Inn 

Alternativloses Dasein?
Reinhard Kaiser-Mühlecker
Moderation: David Winkler-Ebner

Es ist die Geschichte zweier Brüder, die dieser Welt zu entkommen versuchen. Alexander ist Soldat und kehrt von einem Auslandseinsatz in die Heimat zurück. Sein jüngerer Bruder Jakob führt den elterlichen Hof. Als sich sein Freund aufhängt, wird Jakob die Schuldgefühle nicht mehr los. Der Vater fabuliert von phantastischen Geschäftsideen, während er heimlich Stück für Stück des Ackerlandes verkaufen muss. Mit großer poetischer Ruhe und Kraft erzählt Reinhard Kaiser-Mühlecker von den Menschen, die durch Verwandtschaft, Gerede, Mord und religiöse Sehnsüchte aneinander gebunden sind.

 Reinhard Kaiser-Mühlecker, geboren 1982 in Kirchdorf an der Krems, sein Debütroman Der lange Gang über die Stationen erschien 2008, für sein Werk erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, zuletzt das Comburg-Stipendium 2015. www.kaiser-muehlecker.at

 Reinhard Kaiser-Mühlecker: Fremde Seele, dunkler Wald. Roman. S.Fischer Verlag 2016.

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