Literaturhaus am Inn

Programm November - Dezember 2014

Georg Trakl zum 100. Todestag

Platzhalter

Mittwoch, 5. November, 18 Uhr 
Literaturhaus am Inn

Aus dem östlichen Tor trat silbern der rosige Tag
Vortrag, Präsentation der Innsbrucker Trakl-Ausgabe und Lesung

Begrüßungen

Wolfgang Meixner (Vizerektor der Universität Innsbruck);
Christine Oppitz-Plörer (Bürgermeisterin der Stadt Innsbruck); Karl D. Wolff (Stroemfeld-Verlag); Ulrike Tanzer (Leiterin des
Forschungsinstituts Brenner-Archiv)

Vortrag

Rüdiger Görner Georg Trakl oder: Das Gedicht als Landschaft

Präsentationen

– Eberhard Sauermann Georg Trakl: Sämtliche Werke und Briefwechsel: Innsbrucker Ausgabe. Historisch-kritische Ausgabe mit Faksimiles der handschriftlichen Texte Trakls (6 Bände und
2 Supplementbände. Basel, Frankfurt: Stroemfeld 1995–2014)

– Präsentation des Faksimiles aus dem Brenner-Archiv Nr. 10

Lesung

Helmuth A. Häusler liest Gedichte und Briefe von Georg Trakl

Buffet

Am 3. November 1914 ist Georg Trakl in Krakau, Galizien, an den Folgen der grausamen Kriegsereignisse gestorben. Sein Werdegang als Dichter ist eng mit Innsbruck verbunden. Hier wurde er von Ludwig von Ficker gefördert, hier hat er zeitweise gelebt und gearbeitet. Das Brenner-Archiv beherbergt einen Teil seines Nachlasses und ist seit Jahrzehnten als Forschungsstätte zu Leben und Werk Trakls bekannt. Die Innsbrucker Trakl-Ausgabe findet in diesem Jahr mit den letzten beiden Bänden ihren Abschluss.

Rüdiger Görner, geb. 1957 in Rottweil, ist Professor für Neuere Deutsche Literatur und Kulturgeschichte am Queen Mary College der University of London. Zuletzt erschien die Publikation Georg Trakl. Dichter im Jahrzehnt der Extreme (2014, Zsolnay).

Eberhard Sauermann, geb. 1949 in Feldkirch, ao. Univ.-Professor bis 2013 am Institut für Germanistik in Innsbruck und Mitarbeiter des Forschungsinstituts Brenner-Archiv. Zahlreiche Publikationen über Trakl, begleitet von intensiver Vermittlungstätigkeit. Höhepunkt seiner Forschung ist die gemeinsam mit Hermann Zwerschina von 1992 bis 2003, ab 2004 allein herausgegebene historisch-kritische Trakl-Ausgabe.

Helmuth A. Häusler ist Schauspieler am Tiroler Landestheater. Er hatte die Sprechrolle Trakls beim Tanzstück Georg Trakl von Enrique Gasa Valga vom Tiroler Tanztheater 2010 inne.

Weitere Informationen: www.uibk.ac.at/brenner-archiv

In Kooperation mit dem Brenner-Forum

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Neue Lyrik: Buchpräsentation

Dienstag, 11. November, 20 Uhr
Literaturhaus am Inn 

Barbara Hundegger
Moderation: Donatella Trevisan

Als eine der versiertesten Lyrikerinnen Österreichs hat Barbara Hundegger sich in Sprache und Bilder von Dante Alighieris Fegefeuer /Läuterungen gestürzt. Kunstvoll verwebt Hundegger die Themen, Gefühls- und Denkwelten des großen europäischen Dichters in eine moderne lyrische Auseinandersetzung und geleitet ihre Leser_innen durch ein Fegefeuer unserer Zeit. Fragend und kritisch, unpathetisch und emanzipatorisch zeigt die Lyrikerin in ihrer Reise durch Dantes Reich, wie viel aktuelle gesellschaftspolitische Brisanz in der Göttlichen Komödie steckt – vom Raubrittertum der so genannten Eliten bis zur Vernutzung der Liebe im Kalkül. Dabei beherrscht sie es wie keine andere, mit allen sprachlichen Mitteln und Techniken von Fortschreibung, Montage, Widerspruch und Fokussierung Verse von größter atmosphärischer Dichte zu erzeugen, die vielgestaltig nachhallen.

Barbara Hundegger, geboren 1963 in Hall in Tirol, lebt als freie Schriftstellerin in Innsbruck, mehrere Jahre Studium der Germanistik, Philosophie und Theaterwissenschaft in Innsbruck und Wien; langjähriges Engagement in der Autonomen Frauenbewegung; Lektorin am Institut für Sprachkunst/Universität für Angewandte Kunst/Wien. Mehrfach ausgezeichnet, u. a. Christine-Lavant-Lyrikpreis (2003), Outstanding Artist Award für Literatur (2011). Zahlreiche Veröffentlichungen, zuletzt die Gedichtbände rom sehen und (2006) und schreibennichtschreiben (2009, beide: Skarabaeus Verlag). www.bahu.at

Donatella Trevisan, Studium als Übersetzerin und Dolmetscherin in Triest, Promotion im Bereich Gehirnwissenschaften in Tübingen.

Barbara Hundegger: wie ein mensch der umdreht geht. dantes läuterungen reloaded. Gedichte. Haymon Verlag 2014

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Erzählungen

Donnerstag, 13. November, 20 Uhr
Literaturhaus am Inn

Anne Marie Pircher und Ilma Rakusa
Lesung und Autorinnengespräch

Moderation: Barbara Siller

Im Erzählband Zu den Linien folgen Anne Marie Pirchers Protagonisten den Linien, die das Leben zeichnet: Zwei Frauen und ein Mann, die im winterlichen Val di Sela im Trentino nach den Spuren ihrer Vergangenheit suchen. Ein Wellness-Hotel in den Bergen entpuppt sich als Endstation für eine gedemütigte Ehefrau. Und unter den Klängen eines Konzerts von Maurice Ravel zerrinnt ein scheinbares Glück. Ob am westlichsten Punkt Europas oder im heimatlichen Meran, ob als Kind in Mailand oder einfach nur am Fluss entlang. Mit nüchterner Melancholie, mit Andeutung und Aussparung erzählt die Autorin von Zeiten des Übergangs, von der Komik und Tragik des scheinbar Alltäglichen – und von der Ambivalenz des Daseins.

Anne Marie Pircher, geboren 1964, aufgewachsen in Schenna/Südtirol, lebt in Kuens bei Meran, schreibt Lyrik, Erzählungen und Theaterstücke. 2002 wurde sie zum österreichischen Literaturwettbewerb Floriana eingeladen. Publikationen zuletzt: Kopfüber an einem Baum. Erzählungen (2003), Rosenquarz. Erzählungen (2007, beide: Skarabaeus-Verlag). www.annemariepircher.eu

Im Zentrum von Ilma Rakusas Erzählband Einsamkeit mit rollendem „r“ stehen Begegnungen mit Menschen und Orten, vorübergehende Aufhebungen der Einsamkeit in Zürich, Nagoya und Graz, am Mont Ventoux und im slowenischen Karst: Da ist die aus Russland nach Berlin gekommene Marja, eine passionierte Köchin, die in der Fremde erst von den Gräueln der sowjetischen Geschichte der 1930er Jahre erfährt; da ist Katica aus der ungarischen Steppe, die mit Dóra zusammen irgendwo im Westen auf der Straße Geige spielt und dann doch wieder heimkehrt nach Budapest … Es sind Menschen mit sehr gegenwärtigen Biografien, freiwillig und unfreiwillig Reisende, in vielerlei Hinsicht Entwurzelte, Suchende mit rätselhaften, oft dramatischen Schicksalen, denen sich Ilma Rakusa mit großer Diskretion und sprachlicher Sensibilität nähert.

Ilma Rakusa, geboren 1946 in der Slowakei, lebt seit 1951 in Zürich, Schriftstellerin, Literaturkritikerin, Übersetzerin (u. a. Tschechow, Zwetajewa, Duras, Kertész). Zahlreiche Auszeichnungen und Preise u. a. Adelbert-von-Chamisso-Preis und Schweizer Buchpreis für Mehr Meer (2009, Droschl). Zahlreiche Publikationen (Auswahl): Langsamer! Gegen Atemlosigkeit, Akzeleration und andere Zumutungen (2005, Dorschl), Durch Schnee. Erzählungen und Prosaminiaturen (2006, Suhrkamp) Aufgerissene Blicke. Berlin Journal (2013, Droschl). www.ilmarakusa.info

Anne Marie Pircher: Zu den Linien. Erzählungen. Edition Laurin 2014

Ilma Rakusa: Einsamkeit mit rollendem „r“. Erzählungen. Literaturverlag Droschl 2014

≥ schauen & lesen & hören:

Lesen Sie dieses Mal im Inn-Lesebuch auf unserer Homepage die Erzählung Zum Süden hin von Anne Marie
Pircher sowie einen Auszug aus der Erzählung Maurice von Ilma Rakusa.

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[Montagsfrühstück - Forum für strategische Langsamkeit]

Eine Kooperation zwischen Literaturhaus am Inn und der Abteilung für Vergleichende Literaturwissenschaft der Universität Innsbruck

Montag, 17. November, 9-11 Uhr
Literaturhaus am Inn 

Opferboom und Sündenbockkultur: Phänomene des 21. Jahrhunderts?Kirstin Breitenfellner und Andreas Oberprantacher im Gespräch
Moderation: Martin Fritz

„Alle wollen Opfer sein, aber niemand will sich mehr opfern“, so heißt es in Kirstin Breitenfellners aktuellem Sachbuch Wir Opfer. Breitenfellner diagnostiziert für das 20. und 21. Jahrhundert eine zunehmende Verdrängung des „aktiven Opfers“, das sich für etwas hingibt bzw. für etwas hingegeben wird, durch das „passive Opfer“, das sich jemandem oder etwas ausgeliefert fühlt und darunter leidet. Auch wenn die Geschichte der Menschheit voll von unsinnigen aktiven Opfern ist, die Diktaturen, Kriegen oder extremer Armut ausgesetzt sind, so verwundert diese Verdrängung: Fühlen sich doch – und heute mehr denn je – viele Menschen, die man eher auf der Seite der vom Leben Begünstigten oder sogar auf der der Täter_innen sehen würde, als Opfer. Das reicht von all den überzeugten österreichischen Nationalsozialist_innen, die sich nach 1945 als Opfer deutscher Aggression empfanden, bis zu jenen, die sich versehentlich in den Finger schneiden und den Messerhersteller dafür verantwortlich machen. Über die Gründe und die Konsequenzen eines solchen Opferbooms für unsere Wohlstands- und Überflussgesellschaft diskutieren die Autorin Kirstin Breitenfellner und der Philosoph Andreas Oberprantacher.

Kirstin Breitenfellner, geboren 1966, studierte Germanistik, Philosophie und Russisch in Heidelberg und Wien, lebt als Autorin und Journalistin in Wien, publiziert regelmäßig im Falter. Veröffentlichungen zuletzt: Die Überwindung des Möglichen. Roman (2012, Edition Voß im Horlemann Verlag), Wir Opfer. Warum der Sündenbock unsere Kultur bestimmt. (2013, Diederichs Verlag).

www.kirstinbreitenfellner.at

Andreas Oberprantacher, Assistenzprofessor am Institut für Philosophie und am UNESCO Chair for Peace Studies der Universität Innsbruck, Forschungsschwerpunkte u. a. im Bereich der Politischen Theorie, Kultur- und Sozialphilosophie, Religionsphilosophie und Ethik. Zahlreiche Publikationen (Auswahl): Außenseiter der Philosophie. Hrsg. mit Helmut Reinalter. (2012, Königshausen & Neumann), Demos ohne Polis. Aufbegehren in Zonen postdemokratischer Indifferenz. Kulturrisse – Zeitschrift für radikaldemokratische Kulturpolitik Heft 1 (2013).

 

Eine Kooperation zwischen Literaturhaus am Inn und der Abteilung für Vergleichende Literaturwissenschaft der Universität Innsbruck

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Sprachberserker und stiller Stilist bei der Arbeit:
Neue Prosa aus Berlin und Innsbruck

Donnerstag, 20. November, 20 Uhr
Literaturhaus am Inn 


Stephan Groetzner und Georg Payr
Moderation: Rainer Götz (Literaturverlag Droschl)

So einfach können Romane sein. Stephan Groetzners So ist das ist so lapidar, wie es der Titel verspricht – aber das heißt nicht, dass es in diesem Roman nicht Ab- und Ausschweifungen mancher Art gibt, rasende Autofahrten, merkwürdige Verwechslungen, dramatische Unfälle, schöne Frauen und eigenartige Männer, dazu Landschaften, Städte, Subkulturen, Haustiere und knappe Dialoge. Unter dem Buster-Keaton-Blick von Stephan Groetzner zeigen die turbulenten Ereignisse ein sehr komisches Eigenleben. „Es lässt sich nicht leugnen, dass hier ein Sprachkünstler am Werk ist, ein Sprachberserker, der nichts von Zufälligkeiten hält.“ (Carola Leitner, Faq)

Stephan Groetzner, geboren 1965 in Hamburg; u. a. als Chorleiter, Galerist, Erntehelfer, Organist, Stanzer und Wachtmeister tätig; lebt seit 1996 in Berlin. Zahlreiche Auszeichnungen u. a. 2014 Wartholz Literaturpreis für einen Auszug aus seinem Buch Tote Russen. Publikationen zuletzt u. a.: Die Kuh in meinem Kopf (2012, Droschl).

Georg Payr präsentiert Auszüge aus einem Roman, der noch im Entstehen ist: „Es geht um einen Hunde-Schlächter, und irgendwie soll das Ganze auch eine Art umgekehrte Dr.-Jeckyll-und-Mr.-Hyde-Geschichte werden.“ (Georg Payr vorab über sein Romanprojekt)

Georg Payr, geboren 1956, Lehramtsstudium der Germanistik und Geographie, lebt und arbeitet in Innsbruck. Schreibt Prosa und Hörspiele, zuletzt: Das ewig Päpstliche zieht uns hinan. Erzählungen. (2010, Kyrene).

Stephan Groetzner: So ist das. Roman. Droschl 2013
Tote Russen. Roman. Erscheint im Frühjahr 2015 bei Droschl

Georg Payr: unveröffentlichte Prosa

In Kooperation mit 8tung Kultur

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[  Kunst & Kultur im Konflikt  ]

Donnerstag, 27. November, 20 Uhr
Literaturhaus am Inn

Andreas Hapkemeyer
Kunst und Tabu - Vortrag

Als Waldimir Putin erklärte, dass Kunst, die für Homosexualität werbe, in Russland gesetzlich verfolgt würde, ging ein Aufschrei durch den Westen. Doch auch hierzulande gibt es immer wieder Fälle, in denen die Freiheit der Kunst für manche Menschen zu einem Problem wird. Darf Kunst alle Tabus brechen? Andreas Hapkemeyer behandelt eine Anzahl von Fällen, bei denen Kunst mit der öffentlichen Meinung bzw. mit dem Gesetz in Konflikt geraten ist. Die verletzten Tabus sind primär Tod, Sexualität, religiöse und nationale Gefühle. Hierher gehört natürlich auch das Persönlichkeitsrecht. Einige Beispiele hat Hapkemeyer am Museion Bozen selbst miterlebt, 2008 führte Martin Kippenbergers gekreuzigter Frosch zu einem handfesten, von der Presse geschürten Skandal um das neu eröffnete Museion; 2011 wurden Werke der mexikanischen Künstlerin Teresa Margolles gezeigt, in denen sie mit Sekreten von Menschen arbeitete, die im Zug des mexikanischen Drogenkrieges ermordet wurden. Ist sie damit zu weit gegangen? Der Vortrag wird keine Antwort darauf geben, was Kunst darf und was nicht. Ziel ist es, im einzelnen Fall ein Für und Wider abzuwägen. Welche Tabuverletzungen sind nicht zu akzeptieren – z. B. die Verharmlosung des Nationalsozialismus oder der Pädophilie?

Andreas Hapkemeyer, geboren 1955 in Osnabrück, lebt in Bozen, studierte Germanistik, Kunstgeschichte, Romanistik und Philosophie in Innsbruck, zahlreiche Ausstellungsprojekte und Publikationen zu visueller Dichtung und konzeptioneller Kunst. 2000–2006 Direktor des Museion – Museum für Moderne Kunst Bozen, 2006–2008 Koordinator der Manifesta 7, der Europäischen Biennale für zeitgenössische Kunst, Südtirol und Trentino 2008. Derzeit Leiter des Bereichs Forschung und Lehre am Museion.

In Kooperation mit dem Cluster Kunst & Kultur im Konflikt
Im FSP „Kulturelle Begegnungen – Kulturelle Konflikte“

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Hiddensee 1989: Von Schiffbrüchigen und Gestrandeten

Dienstag, 2. Dezember, 20 Uhr
Literaturhaus am Inn 

Lutz Seiler
Moderation: Thomas Wegmann (Institut für Germanistik)

Als das Unglück geschieht, flieht Edgar Bendler, der Protagonist in Lutz Seilers Roman Kruso, aus seinem Leben. Er wird Abwäscher auf Hiddensee, jener legendenumwobenen Insel, die, wie es heißt, schon außerhalb der Zeit und „jenseits der Nachrichten“ liegt. Im Abwasch des Klausners, einer Kneipe hoch über dem Meer, lernt Ed Alexander Krusowitsch kennen – Kruso. Eine schwierige, zärtliche Freundschaft beginnt. Von Kruso, dem Meister und Inselpaten, wird Ed eingeweiht in die Rituale der Saisonarbeiter und die Gesetze ihrer Nächte, in denen Ed seine sexuelle Initiation erlebt. Geheimer Motor dieser Gemeinschaft ist Krusos Utopie, die verspricht, jeden Schiffbrüchigen des Landes (und des Lebens) in drei Nächten zu den „Wurzeln der Freiheit“ zu führen. Doch der Herbst 1989 erschüttert die Insel. Am Ende steht ein Kampf auf Leben und Tod – und ein Versprechen.

Lutz Seiler schlägt in seinem lang erwarteten Roman einen Bogen vom Sommer 1989 bis in die Gegenwart. Die einzigartige Recherche, die diesem Buch zugrunde liegt, folgt den Spuren jener Menschen, die bei ihrer Flucht über die Ostsee verschollen sind, und führt uns dabei bis nach Kopenhagen, in die Katakomben der dänischen Staatspolizei.

Lutz Seiler, geboren 1963 in Gera/Thüringen, lebt in Wilhelmshorst und Stockholm. Zahlreiche Auszeichnungen und Preise, u.a. Ingeborg-Bachmann-Preis (2007) und Fontane-Preis (2010). Publikationen zuletzt: im federlatein. Gedichte (2010), Die Zeitwaage. Erzählungen (2009), Sonntags dachte ich an Gott. Aufsätze (2004, alle: Suhrkamp).

Lutz Seiler: Kruso. Roman. Suhrkamp 2014

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[ Im Fokus: Brenner-Archiv]*

Donnerstag, 4. Dezember, 20 Uhr
Literaturhaus am Inn 


Ludwig Wittgenstein: „Die Arbeit an der Philosophie“
als „Arbeit an Einem selbst“

Vortrag von Ilse Somavilla. Es liest Armin Staffler.

Wittgensteins Beziehung zur Zeitschrift Der Brenner geht auf eine an den Herausgeber Ludwig von Ficker überwiesene Spende von 100.000 Kronen für „unbemittelte österreichische Künstler“ im Jahre 1914 zurück. In der Folge kam es zu einer Korrespondenz zwischen Wittgenstein und Ficker, von der seither wertvolle Briefe im Brenner-Archiv aufbewahrt sind.

1988 wurde in Wien ein umfangreiches Konvolut an Briefen, an Ludwig Wittgenstein adressiert, aufgefunden und dem Brenner-Archiv in einer Schenkung übergeben. Von da an intensivierte sich die Wittgenstein-Forschung im Archiv – mit der Herausgabe von Briefen und Tagebüchern, sowie einer elektronischen Fassung seines Gesamtbriefwechsels. Wesentlich dabei war die Erkenntnis des engen Zusammenhangs zwischen Wittgensteins Leben und Werk, die Bedeutung von Ethik und Religion sowie Kunst und Literatur für das Verständnis seiner philosophischen Gedankengänge.

Anhand interessanter Stellen aus Wittgensteins philosophischen Texten, persönlichen Briefen und Tagebüchern soll in diesem Vortrag ein Zugang zu seinem Leben und Denken vermittelt werden, das sich an steter „Arbeit an sich selbst“ orientierte.

Ilse Somavilla, geboren in Fulpmes, Studium der Philosophie, Anglistik und Amerikanistik, Dissertation über Ludwig Wittgenstein, Mitarbeiterin am Forschungsinstitut Brenner-Archiv, Forschungsaufenthalte am Wittgenstein-Archiv der Universität Bergen in Norwegen und an der Jewish National and University Library in Jerusalem. Lehraufträge am Institut für Philosophie in Innsbruck und in Klagenfurt. Mehrere Editionen, u.a.: Ludwig Wittgenstein. Denkbewegungen. Tagebücher 19301932/19361937 (1997); Ludwig Wittgenstein. Licht und Schatten (2004); Wittgenstein und die Antike/ Wittgenstein and Ancient Thought (2012). Zahlreiche Artikel und Vorträge zur Philosophie Wittgensteins im In- und Ausland.

Armin Staffler, Theaterpädagoge und Liedermacher.

  

 In Kooperation mit dem Brenner-Forum

*In dieser Reihe stellen sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Brenner-Archivs im Rahmen des 50-jährigen Bestehens des Forschungsinstituts mit ihren Arbeitsschwerpunkten vor.

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 Geschwätz & Gemetzel

Dienstag 9. Dezember, 20 Uhr
Literaturhaus am Inn 

Verena Roßbacher
Moderation: Gabriele Wild

Hier geht es nicht zur Sache, hier wird lange gefackelt, hier wird um den heißen Brei herumgeredet, hier werden viele Worte gemacht – und es ist ein Riesenspaß. Auch wenn Verena Roßbachers Roman Schwätzen und Schlachten mit der dramatischen Ankündigung beginnt, dass jemand umgebracht werden wird und drei junge Kerle sich als Detektive beweisen müssen, die nicht dazu taugen. Es gibt ein Hausmusiktrio, jede Menge Ungereimtheiten und dazu eine Erzählerin, die Teil des Geschehens ist und sich nach Kräften bemüht, den Überblick zu behalten … Verena Roßbacher erschafft einen ganz eigenen Kosmos, in dem ihre monomanischen Figuren darum ringen, ihre Sicht der Dinge mit der allgemeinen Verfasstheit der Welt zusammenzubringen.

Verena Roßbacher, geboren 1979 in Bludenz, lebt in Berlin. Studium der Philosophie, Germanistik und Theologie in Zürich und am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Zahlreiche Auszeichnungen, bisher erschienen: Verlangen nach Drachen. Roman (2009, Kiepenheuer & Witsch).

Verena Roßbacher: Schwätzen und Schlachten. Roman. Kiepenheuer & Witsch 2014
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 [Montagsfrühstück - Forum für strategische Langsamkeit]

Eine Kooperation zwischen Literaturhaus am Inn und der Abteilung für Vergleichende Literaturwissenschaft der Universität Innsbruck

Montag, 15. Dezember, 9-11 Uhr
Literaturhaus am Inn 

Literatur vs. (Natur)wissenschaft?
Thomas Berger und Ernst-Wilhelm Händler im Gespräch
Moderation: Gabriele Wild

Der Naturwissenschaft schreibt man häufig zu, wahre Aussagen über Faktisches und Reales zu tätigen, während im Gegensatz dazu die Literatur als Erfindung angesehen wird. Aber erfindet nicht auch die Sprache der (Natur)wissenschaft? Ist es nicht die Aufgabe des Forschenden, Modelle und Begriffe zu erfinden, mit denen wir Realität verstehen können? Und liefert nicht auch die Sprache der Literatur Modelle, mit denen wir unsere Realität erst begreifen können? Am Beispiel der Neurowissenschaften wollen wir diskutieren, wie nahe die Wissenschaft mit ihren Instrumenten tatsächlich an ihre Realität – an kognitive und neuronale Prozesse – herankommt und welche Art der Erforschung der Gedanken- und Gefühlswelt die Literatur zu bieten hat. Welche „Resultate“ liefern uns Naturwissenschaft und Literatur? Welche „Zwecke“ verfolgen sie? Wie greift die Literatur Stoffe aus den verschiedensten Wissenschaften und Lebensbereichen auf? Und inwiefern lässt sich die Wissenschaft von den Möglichkeiten und der Metaphernwelt der Literatur leiten oder beeinflussen? In diesem Montagsfrühstück machen sich der Autor Ernst-Willhem Händler und der Neurologe Thomas Berger auf die Suche nach Schnittstellen, Gegenpolen und Grenzen von Literatur und Wissenschaft.

Thomas Berger, geboren 1964 in Wien, seit 1995 in Innsbruck. Facharzt für Neurologie und Psychiatrie, Wissenschaftler und Hochschullehrer. Leseratte, Bücherwurm und Buchstabenphage.

Ernst-Wilhlem Händler, geboren 1953, lebt in Regensburg, Verfasser zahlreicher Romane und darüber hinaus Essays über ökonomische und künstlerische Themen. Zahlreiche Auszeichnungen und Preise, zuletzt Hans-Erich-Nossack-Preis. Publikationen (Auswahl): Welt aus Glas. Roman (2009, Frankfurter Verlagsanstalt), Der Überlebende. Roman (2013), Versuch über den Roman als Erkenntnisinstrument (2014, beide: S.Fischer).

 

Eine Kooperation zwischen Literaturhaus am Inn und der Abteilung für Vergleichende Literaturwissenschaft der Universität Innsbruck

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