Literaturhaus am Inn

Programm November–Dezember 2012

Buchpräsentation

Platzhalter

Montag, 5. Nov ., 20 Uhr
Literaturhaus am Inn
Oswald von Wolkenstein –
Lieder und Nachdichtungen von Hans Moser

Begrüßung: Rektor Tilmann Märk
Einführung: Max Siller

Oswald von Wolkenstein (1376 –1445) ist einer der bekanntesten und bedeutendsten Dichter des Mittelalters, ein glänzender Unterhalter und polyglotter Weltmann, dessen Lieder bis heute kaum an Frische verloren haben. Sein poetischer Sprachstil ist spielerisch, oft fragmentarisch und extrem verknappt, ein Telegrammstil, der mehr andeutet als ausführt und primär dem Sprachklang verpflichtet ist.

Schon in jungen Jahren wies Hans Moser diese Seite der Lyrik Oswald von Wolkensteins wissenschaftlich nach. Jetzt versucht er, sie ohne vordergründige Aktualisierung im Neuhochdeutschen nachzubilden. Noch nie wurden dem heutigen Leser diese Gedichte in einer so zeitgemäßen und musikalischen Sprache nahe gebracht: spannend, unterhaltsam und berührend, nah und fern zugleich.

Hans Moser, 1939 in Thiersee geboren, Studium der Germanistik, Geschichte, Romanistik und Philosophie an der Universität Innsbruck. Lektor für Civilisation allemande an der Universität Straßburg, Gastprofessur in Augsburg, ordentlicher Professor und langjähriger Rektor der Universität Innsbruck sowie der Fachhoch-
schule Kufstein.

Hans Moser: Wie eine Feder leicht. Oswald von Wolkenstein – Lieder und Nachdichtungen. edition laurin 2012


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Buchpräsentation

Mittwoch, 7. Nov ., 20 Uhr
Literaturhaus am Inn
Klaus Zeyringer
Eine Literaturgeschichte: Österreich seit 1650

Einführung und Gespräch: Johann Holzner

Jedes Werk in deutscher Sprache als „deutsche Literatur“ zu bezeichnen, ist kultur- und literarhistorisch keineswegs haltbar. Die Geschichte eines Landes sowie dessen politische und kulturelle Eigenart schlagen sich in entscheidendem Maße auch in seiner Literatur nieder. Nicht anders verhält es sich mit der österreichischen Literatur. Oder um es mit den Worten Ingeborg Bachmanns zu formulieren: „Dichter wie Grillparzer und Hofmannsthal, Rilke und Robert Musil hätten nie Deutsche sein können.“

Beginnend mit den ersten deutlichen Äußerungen eines Öster-reich-Begriffes als staatspolitisches Konzept im 17. Jahrhundert bis herauf in die Gegenwart, liegt mit diesem Werk erstmals – in dieser literatursoziologisch fundierten Art – eine umfassende Geschichte der österreichischen Literatur vor. Klaus Zeyringer und Helmut Gollner erfassen Formen, Strukturen, Funktionen und Evolutionen des literarischen Lebens in Wechselbeziehung zu gesellschaftlichen Realitäten im Österreich der letzten 350 Jahre und geben erhellende Einblicke in die anerkannt wichtigen wie auch in weniger bekannte Werke.

Klaus Zeyringer, geboren 1953 in Graz,  ist Universitätsprofessor für Germanistik an der Université Catholique de l’Ouest, Angers / Frankreich, sowie Universitätsdozent an der Universität Graz. Literaturkritiker insbesondere für Der Standard, Volltext und Literatur und Kritik.

Klaus Zeyringer, Helmut Gollner: Eine Literaturgeschichte: Österreich seit 1650. StudienVerlag 2012


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Lesung

Mittwoch, 14. Nov ., 20 Uhr
Literaturhaus am Inn
Anna Weidenholzer und Iris Wolff
Bemerkenswert: Neuerscheinungen

Einführung: Anna Rottensteiner

In ihrem Roman Der Winter tut den Fischen gut entwirft Anna Weidenholzer behutsam und mit einem hellwachen Blick für das Absurde im Alltäglichen und das Alltägliche im Absurden ein Bild von einer Frau am Rande der Gesellschaft: Maria hat Zeit. So sitzt sie tagsüber oft auf einer Bank am Platz vor der Kirche, beobachtet das Treiben dort, ein Kommen und Gehen, Leute, die Ziele haben und wenig Zeit. Die arbeitslose Textilverkäuferin kennt sich mit Stoffen aus, weiß, was zueinander passt, was Schwächen verbirgt und Vorzüge betont. Alt ist sie nicht, sie steht mitten im Leben, vielleicht nur nicht mit beiden Beinen. Aber ihr Leben läuft trotzdem rückwärts, an seinen Möglichkeiten, Träumen und Unfällen vorbei. Anna Weidenholzer zeigt in ihrem Roman vor allem, was das heißt: Der Rand der Gesellschaft ist immer noch mitten im Leben. Und davon ist dieses Buch voll wie selten eines.

Anna Weidenholzer, geboren 1984 in Linz, lebt in Wien. Studium der Vergleichenden Literaturwissenschaft in Wien und Wrocław. Veröffentlichungen in Literaturzeitschriften und Anthologien, zahlreiche Auszeichnungen, zuletzt: Staatsstipendium für Literatur 2011/2012. Mit ihrem ersten Roman Der Platz des Hundes (Mitter Verlag 2010), war sie 2011 für das Europäische Festival des Debütromans in Kiel nominiert.

In ihrem Debütroman Halber Stein schreibt Iris Wolff über Sine, eine junge Frau, die nach Abschluss ihres Studiums auf der Suche nach ihrem beruflichen Weg ist und die nach über 20 Jahren an den Ort ihrer Kindheit zurückkehrt. Ihre Großmutter Agneta ist gestorben, und gemeinsam mit ihrem Vater Johann ist sie zu deren Begräbnis nach Siebenbürgen gereist. Das Haus der Großmutter zieht sie vom ersten Augenblick an in ihren Bann: das Gebäude mit seiner geheimnisvollen Architektur, dem vermauerten Eingang zur ehemaligen Familienfärberei, den verschiedenfarbigen Räumen, Winklen, Aufböden und Treppen erinnert sie an ihre Kindheit, die Zugehörigkeit zu Natur und Landschaft, das Spiel in Haus und Garten. In die Trauer mischt sich die Trauer über die verloren geglaubte Heimat. In poetischen Landschaftsbildern wird die Familiengeschichte Sines geschildert, die Orte und Menschen werden durch die große Sprachkraft mit allen Sinnen erlebbar.

Iris Wolff, geboren 1977 in Hermannstadt / Siebenbürgen, Studium der Germanistik, Religionswissenschaft, Grafik und Malerei in Marburg an der Lahn. Neben dem Schreiben ist sie am Deutschen Literaturarchiv Marbach als Literaturvermittlerin tätig.

Anna Weidenholzer: Der Winter tut den Fischen gut.Residenz 2012

Iris Wolff: Halber Stein. Otto Müller 2012


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[Montagsfrühstück. Forum für strategische Langsamkeit]


Eine Kooperation zwischen Literaturhaus am Inn, Denkpanzer und der Abteilung für Vergleichende Literaturwissenschaft der Universität Innsbruck
Montag, 19. Nov ., 9 - 11 Uhr
Literaturhaus am Inn
[ Montagsfrühstück –
Forum für strategische Langsamkeit ]
Literatur und Engagement
Ekkehard Hey-Ehrl und Robert Prosser im Gespräch

Moderation: Gabriele Wild

Littérature engagée – die von Jean Paul Sartre im Zusammenhang seiner Existenzialphilosophie vorgeschlagene Bezeichnung meint eine „Literatur der Praxis“, eine „Literatur der Stellungnahme“, die im Gegensatz zu einer reinen „Seins-Literatur“ steht. Engagierte Literatur bezeichnet im weitesten Sinne alle Literatur, die ein religiöses, ideologisches und politisches Engagement erkennen lässt. Begriff wie Phänomen der engagierten Literatur haben merklich an Kraft und Einfluss verloren: Weil sie mit dem Autonomieanspruch der Kunst kollidieren? Weil sie in den unterschiedlichsten politischen Regimes des 20. Jahrhunderts korrumpiert wurden? Weil es heute keine Position mehr gibt, gegen die SchriftstellerInnen ästhetisch ihr Engagement richten könnten? Die unterschiedlichen revolutionären Bewegungen des beginnenden 21. Jahrhunderts (vom arabischen Frühling bis zur Occupy-Wall-Street-Bewegung) lassen es jedoch angezeigt sein, die Frage des Engagements im literarischen Schreiben neu zu stellen.

Ekkehart Hey-Ehrl, geboren 1961 in Perg / Oberösterreich. Studium der Geschichte und Germanistik an der Universität Innsbruck, arbeitet als selbständiger Buchhändler in der Buchhandlung liber wiederin sowie als Lehrbeauftragter an der Universität Innsbruck und der FHG Innsbruck.

Robert Prosser, geboren 1983 im Tiroler Alpmassiv, Autor und Initiator der Anthologie Riots im gläsernen Käfig. Europäischer Frühling: Im Brennpunkt der Revolte. Edition Aramo. Reihe unter Druck. (Hrsg. Michael Stiller, 2012). Publikationen zuletzt: Strom. Ausufernde Prosa. (2009), Feuerwerk. (2011, alle Klever Verlag).


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Lesung Dienstag, 20. Nov ., 20 Uhr
Literaturhaus am Inn
Natalja Kljutscharjowa
Ganna-Maria Braungardt

Im Rahmen der „Woche der russischen Sprache, Geschichte und Kultur“, veranstaltet vom Institut für Slawistik in Zusammenarbeit mit dem Russlandzentrum der Universität Innsbruck und mit Unterstützung der Stiftung „Russkij mir“ (Moskau)

Einführung und Gespräch: Andrea Zink

Russland, ein Land der Extreme: bitterste Armut in den abgehängten Provinzen, schamlos ausgestellter Reichtum in der Megametropole Moskau. Ein Land, in dem die Wut brodelt und junge Leute, revolutionär gestimmt sind. Sie sympathisieren mit den Zarenattentätern, befassen sich mit Bombenbau oder übersetzen Slavoj Žižek. So auch Nikita, der Protagonist in Natalja Kljutscharjowas Debütroman Endstation Russland. Er ist ein Petersburger Student, der zu Ohnmachtsanfällen neigt und den es, seit seine Freundin Jasja einem Geschäftsmann in die Schweiz gefolgt ist, nirgends mehr hält. Er fährt kreuz und quer durch das Land und gewinnt mit seinem Lächeln das Vertrauen wildfremder Menschen, die ihm in der Eisenbahn ihr Leben erzählen; Geschichten, die ihn aufwühlen und schließlich zum Handeln zwingen.

Natalja Kljutscharjowa, 1981 in Perm geboren, lebt in Moskau. Sie studierte in Jaroslawl und arbeitet als Redakteurin der Moskauer Zeitschrift Pervoe Sentjabrja, die sich mit Fragen der Erziehung und Bildung befasst. Sie lebt mit ihrer Familie in Abramzevo bei Moskau. Seit 2002 veröffentlicht sie Lyrik und Prosa. Ihr Roman Rossija: Obšcˇij vagon, erschienen 2006, wurde in 6 Sprachen übersetzt, ins Deutsche mit dem Titel Endstation Russland. 2012 erschien auf Deutsch ihr Roman Dummendorf.

Ganna-Maria Braungardt ist Übersetzerin von Ljudmila Ulitzkaja, Swetlana Alexijewitsch, Boris Akunin, Polina Daschkowa, Julia Kissina und anderen. Sie lebt in Berlin.

Natalja Kljutscharjowa: Endstation Russland. Roman. Aus dem Russischen von Ganna-Maria Braungardt. Suhrkamp 2010


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Lesung und Gespräch Donnerstag, 22. Nov ., 20 Uhr
Literaturhaus am Inn
Joachim Zelter

Einführung und Gespräch: Robert Renk

Hier ist er: Heinrich Manns Roman Der Untertan ganz anders, neu erzählt für unsere Zeit. Mit großem menschlichem Gespür erzählt Joachim Zelter, was längst überfällig war: die Entwicklungsgeschichte des modernen Untertanen in der Welt von heute, erzählt von der frühen Schulzeit bis zum Erwachsenenalter, von den Siebzigerjahren bis in die Jetztzeit. Ein Psychogramm, ein gesellschaftliches Sittengemälde individueller wie kollektiver Anpassung – und menschlicher Entfremdung. Unnachahmlich beschreibt Joachim Zelter das Zusammenspiel von Selbstverleugnung, Nicht-Sein und Aufgehen im Anderen, im Mächtigen und im geschichtlich Werdenden. Am Ende erzählt der Roman unser aller Geschichte: Wie wir zu dem geworden sind, was wir heute sind.

Joachim Zelter, geboren 1962, studierte und lehrte englische Literatur in Tübingen und Yale. Seit 1997 freier Schriftsteller. Autor von Romanen, Erzählungen und Theaterstücken. Zahlreiche Auszeichnungen. Zuletzt: Thaddäus-Troll-Preis (2000) sowie das Jahresstipendium des Landes Baden-Württemberg (2005).

Veröffentlichungen (Romane): Das Gesicht: Roman eines Schriftstellers (2003), Schule der Arbeitslosen (2006), How are you, Mister Angst? (2008) sowie des Erzählbandes Betrachtungen eines Krankenhausgängers (2004, alle: Klöpfer & Meyer). Überdies Erzählungen, Essays, Hörspiele und Theaterstücke, die an zahlreichen deutschen Bühnen gespielt wurden.

Joachim Zelter: untertan. Roman. Klöpfer & Meyer 2012


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Vortrag Dienstag, 27. Nov ., 20 Uhr
Literaturhaus am Inn
Roxana Nubert

In Kooperation mit dem Brenner-ForumDie Diktatur im Spiegel der Literatur: Surreale Bildlichkeit in Herta Müllers Romanen Herztier und Heute wär ich mir lieber nicht begegnet

In Herta Müllers Romanen Herztier (1994) und Heute wär ich mir lieber nicht begegnet (1997) werden die Macht- und Gewaltstrukturen in der Regierungszeit Nicolae Ceauescus in den Vordergrund gerückt. Sie stellen damit einen dokumentarischen Bericht über eine bedrückende Realität dar, die schmerzhaft präsent und fassbar wird. In beiden Texten entwirft die Autorin ein apokalyptisches Bild Rumäniens in der Zeit der kommunistischen Diktatur, wobei das entstellte Temeswar / Timioara den tragischen Hintergrund des Geschehens darstellt. Was für Lesende aus dem „Westen“ surreal erscheint, wird, so die These der Vortragenden Roxana Nubert, zum Ausgangspunkt einer kritischen Distanzierung dem diktatorischen System gegenüber.

Roxana Nubert, geboren 1953, Germanistin und Romanistin; seit 1996 Leiterin des Germanistiklehrstuhls an der Westuniversität Temeswar, Rumänien. Schwerpunkte: deutschsprachige Literatur im rumänischen Sprachraum, Mitteleuropa. Publikationen zuletzt: Mitteleuropäische Paradigmen in Südosteuropa – Ein Beitrag zur modernen Kultur der Deutschen im Banat (gemeinsam mit Ileana Pintilie Teleaga, 2006, Edition Praesens); Einführung in die literarische Moderne – Naturalismus und Jahrhundertwende 1900 (2008, Mirton Timioara)



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Lesung Freitag, 30. Nov ., 20 Uhr
Literaturhaus am Inn
David Albahari

Einführung und Gespräch: Andrea Zink
Dolmetscherin Serbisch-Deutsch: Maša Dabic´

Lesung auf Deutsch: Johann Nikolussi

Wer ist der Verfasser des geheimnisvollen Briefs, durch den schlagartig alles aus den Fugen gerät? Das fragt sich Filip, der allein in einer zugestellten Wohnung lebt und sich in seinen Memoiren einen Verlierer nennt. Ist der Absender ein Betrüger oder wirklich der in Argentinien verschollene Bruder, von dem Filip bisher nichts ahnte? Ein Treffen im „Brioni“, einer ehemaligen Belgrader Spelunke, jetzt ein modernes Restaurant, soll dieses Rätsel lösen. Doch Filips einstige Stammkneipe ist ebenso wie bald sein ganzes Leben nicht mehr wiederzuerkennen …

„Eleganter und unaufwendiger als David Albahari zieht kaum jemand dem Leser den Boden unter den Füßen weg. Die immer kürzer werdenden Bücher des seit 1994 in Kanada lebenden Serben sind höllische Achterbahnfahrten der Identität, in denen sich jede Kehre lediglich als Vorspiel einer weiteren erweist, bis am Ende nur das Schweigen bleibt.“ (Jörg Platz, Deutschlandradio Kultur)

David Albahari, 1948 in Pec´ geboren, studierte in Belgrad und lebt seit 1994 in Kanada. Er arbeitet als Schriftsteller und Übersetzer englischsprachiger Autoren ins Serbische. Bislang veröffentlichte er neun Erzählungsbände und elf Romane und gilt als einer der renommiertesten Schriftsteller Serbiens. Seine Werke wurden in 16 Sprachen übersetzt.

David Albahari: Der Bruder. Roman. Aus dem Serbischen von Mirjana und Klaus Wittmann. Schöffling & Co 2012


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Lesung Donnerstag, 6. Nov ., 20 Uhr
Literaturhaus am Inn
Clemens J. Setz

Einführung und Gespräch: Gabriele Wild

Im Norden der Steiermark liegt die Helianau, eine Internatsschule für Kinder, die an einer rätselhaften Störung leiden, dem Indigo-Syndrom. Jeden, der ihnen zu nahe kommt, befallen Übelkeit, Schwindel und heftige Kopfschmerzen. Der junge Mathematiklehrer Clemens Setz unterrichtet an dieser Schule und wird auf seltsame Vorgänge aufmerksam: Immer wieder werden Kinder in eigenartigen Maskierungen in einem Auto mit unbekanntem Ziel davongefahren. Setz beginnt, Nachforschungen anzustellen, doch er kommt nicht weit; er wird aus dem Schuldienst entlassen. Fünfzehn Jahre später berichten die Zeitungen von einem aufsehenerregenden Strafprozess: Ein ehemaliger Mathematiklehrer wird vom Vorwurf freigesprochen, einen Tierquäler brutal ermordet zu haben.

Mit Clemens J. Setz viertem Buch Indigo geht das „radikale Gegenprogramm zur hübsch verkasteten Literaturwerkstättenliteratur“ (Die Welt) weiter.

Clemens J. Setz, geboren 1982 in Graz, studierte Mathematik und Germanistik, lebt in Graz. Sein 2007 erschienener Debütroman Söhne und Planetengelangte auf die Shortlist des aspekte-Literaturpreises. 2008 erhielt er beim Ingeborg-Bachmann-Preis den Ernst-Willner-Preis. 2011 wurde sein Erzählband Die Liebe zur Zeit des Mahlstädter Kindes(2011, Suhrkamp) mit dem Preis der Leipziger Buchmesse ausgezeichnet. Weitere Publikationen: Söhne und Planeten. Roman (2007), Die Frequenzen. Roman (2009, beide Residenz).

Clemens J. Setz: Indigo. Roman. Suhrkamp 2012


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[Montagsfrühstück. Forum für strategische Langsamkeit]


Eine Kooperation zwischen Literaturhaus am Inn, Denkpanzer und der Abteilung für Vergleichende Literaturwissenschaft der Universität Innsbruck

Montag, 10. Dez ., 9 - 11 Uhr
Literaturhaus am Inn
[ Montagsfrühstück –
Forum für strategische Langsamkeit ]
Erinnern – aber wie?
Christoph W. Bauer und Irmgard Bibermann im Gespräch.

Moderation: Martin Sexl

NS-Gedenkstätten und Gedächtnisorte an die NS-Zeit im Allgemeinen finden sich überall auf der Welt. Sie sind wichtige Orte für die Erinnerung an das Leiden und Sterben so vieler Menschen und zugleich Herausforderung für das Verstehen. In diesem Montagsfrühstück diskutieren Christoph W. Bauer und Irmgard Bibermann darüber, auf welche Weise in einer Zukunft, in der es bald keine Zeitzeugen mehr geben wird, Erinnerungsarbeit geleistet werden soll. Braucht es neue Formen der Vermittlung?

Der Schriftsteller Christoph W. Bauer thematisiert nicht erst mit seinem Roman Graubart Boulevard (Haymon 2008), Fragen der Wahrnehmung und Darstellung von Geschichte und der Möglichkeiten der Korrektur von Geschichtsbildern. Dass er dabei den Weg der Literatur  wählt, ist nicht Zufall, vermag doch die Sprache der Literatur möglicherweise Dinge zu „zeigen“, die man nicht „sagen“ kann, um es  mit einem Begriffspaar von Ludwig Wittgenstein zum Ausdruck zu bringen.

Irmgard Bibermann ist Lehrbeauftragte am Institut für Geschichtswissenschaften und Europäische Ethnologie und arbeitet als AHS-Lehrerin und Theater- und Gestaltpädagogin. Mitarbeit am Vermittlungsprojekt www.erinnern.at


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Buchpräsentation Dienstag, 11. Dez ., 20 Uhr
Literaturhaus am Inn
Michael E. Sallinger

Ein Land in Gedichten? Auf seiner Reise durch Ort- und Talschaften südlich des Brenner hält Michael E. Sallinger Erlebtes, Gefühltes und Erfahrenes fest. Gedichte gehören zu den Äußerungen seines Lebens wie das Denken, das Atmen, das Lesen, das Essen und Trinken, wie die Liebe und der Hass, und kreisen diese Themen gleichzeitig ein.

Sein Weg führt ihn von Ambach über Franzensfeste und Klausen bis Sterzing, von Abschied über Gemischten Fisch bis in die Zwischenreiche, von der Feuernacht über N. C. Kaser bis zum Waalweg. Und in Sekunden nimmt jeder seiner Eindrücke Gestalt an – zart, bunt und unverdrossen, dabei nie ohne Tiefe.

Michael E. Sallinger, 1965 im Mühlviertel geboren, Studium der Rechtswissenschaften in Innsbruck, wo er seit 1993 als selbständig tätiger Rechtsanwalt lebt. Schwerpunkte als Autor: Lyrik, kleine Prosa und Aphorismen sowie essayistische Arbeiten zur deutschen Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts. Zahlreiche Veröffentlichungen im Schlern, in den Mitteilungen aus dem Brenner-Archiv, den Kulturelementen, den Kulturberichten aus Tirol und Südtirol, Quart u.v. m.
Neben zahlreichen Fachpublikationen bisher erschienen: Wege und Zweige (2002) zu Ernst Jünger und seinen Zeitgenossen, spiegelungen. hans mayer in seiner zeit. ein versuch(2006), Geflechte. Alt-Ausseer Flaschenpost (2006, alle: StudienVerlag). Er arbeitet derzeit an einem monografischen Band zu Paul Celan und einem Essay-Band unter dem Titel Signaturen des Glaubens.

Michael E. Sallinger: Hain, Traube und Nacht. Gedichte jenseits des Brenner. Haymon 2012


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Lesung

Donnerstag, 13. Dez ., 20 Uhr
Literaturhaus am Inn
Ursula Krechel

Einführung und Gespräch: Jochen Jung

Was muss einer fürchten, was darf einer hoffen, der 1947 aus dem Exil nach Deutschland zurückkehrte? Nach ihrem gefeierten, 2008 erschienenen Buch Shanghai fern von wo geht Ursula Krechel mit ihrem neuen großen Roman Landgericht noch einmal auf Spurensuche. Richard Kornitzer ist Richter von Beruf und ein Charakter von Kohlhaas’schen Dimensionen. Die Nazizeit mit ihren absurden und tödlichen Regeln zieht sich als Riss durch sein Leben. Danach ist nichts mehr wie vorher, die kleine Familie zwischen dem Bodensee, Mainz und England versprengt, und die Heimat beinahe fremder als das in magisches Licht getauchte Exil in Havanna. Ursula Krechels Roman lässt Dokumentarisches und Fiktives ineinander übergehen, beim Finden und Erfinden gewinnt eine Zeit atmosphärische Konturen, in der die Vergangenheit schwer auf den Zukunftshoffnungen lastet. Landgericht, der Roman mit dem doppeldeutigen Titel, handelt von einer deutschen Familie und erzählt zugleich mit großer Wucht von den Gründungsjahren einer Republik.

Ursula Krechel, geboren 1974 in Trier, lebt in Berlin. Zahlreiche Auszeichnungen und Preise, zuletzt erhielt sie 2012 den Orphil Lyrikpreis der Stadt Wiesbaden. Publikationen (Auswahl): Mittelwärts. Roman (2006, zu Klampen!), Shanghai fern von wo. Roman (2008), Jäh erhellte Dunkelheit. Gedichte (2010, alle: Jung und Jung).

Jochen Jung, 1942 in Frankfurt am Main geboren, lebt in Salzburg. Verleger des Jung und Jung Verlags und Schriftsteller. Literarische Publikationen (Auswahl): Das süße Messer. Eine Novelle (2009) und Wolkenherz. Eine Geschichte (2012, beide: Haymon)

Ursula Krechel: Landgericht. Roman. Jung und Jung 2012

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