Literaturhaus am Inn

Programm März–April 2008

Starke Worte

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Mittwoch, 5. März, 20 Uhr
Literaturhaus am Inn

Der Untertreiber schlechthin. Studien zu Alfred Polgar
Mit unbekannten Briefen Polgars. Buchpräsentation mit den Herausgebern Evelyne Polt-Heinzl und Sigurd Paul Scheichl Günter Gräfenberg liest Texte von Alfred Polgar

Alfred Polgar (1873–1955) ist einer der bedeutendsten Prosaisten deutscher Sprache des 20. Jahrhunderts. Seine bis heute vorbildlichen Rezensionen und Kritiken verbinden in äußerster Knappheit sprachlichen Witz und prägnante Aussagen über Autoren, Regisseure und Schauspieler. Aus kleinen Anlässen vermochte er intensive Sprachbilder zu gestalten – in Wien und Berlin, später im Exil, aus dem er nicht mehr auf Dauer nach Österreich zurückgekehrt ist.

   Der Untertreiber schlechthin stellt in 10 Beiträgen Polgar als Kabarett- und Filmautor, als Theaterkritiker, als unbestechlichen und kompromisslosen Publizisten und immer wieder als Meister des Sprachwitzes vor. Dazu enthält das Buch unbekannte Briefe und einen kritischen Text über das Nachkriegs-Österreich. Im Mittelpunkt des Abends werden die Texte des Sprachmeisters stehen.

Evelyne Polt-Heinzl, geboren 1960, Studium der Germanistik und Politikwissenschaft. Seit 1990 Mitarbeiterin für neuere österreichische Literatur im Literaturhaus Wien. Zahlreiche Publika-
tionen zur österreichischen Literatur; Rezensionstätigkeit (u.a. Die Presse, Literatur und Kritik, Neue Zürcher Zeitung).

Sigurd Paul Scheichl, geboren 1942, Studium der Germanistik und Anglistik. Seit 1992 Professor am Institut für Germanistik an der Universität Innsbruck. Zahlreiche Publikationen mit Schwerpunkt auf österreichischer Literaturgeschichte.


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Lyrikwoche
After Work

Montag, 10 bis Freitag, 14. März
jeweils 18.30 -19.30 Uhr
Literaturhaus am Inn


Ausklang eines (Arbeits)tages oder Auftakt zu einem schönen Abend: Nicht nur durch die außergewöhnliche Beginnzeit um 18.30 Uhr unterscheidet sich die Lyrikwoche „After Work“ ein wenig von den regulären Veranstaltungen des Literaturhauses am Inn. Geboten wird an den fünf Tagen ausschließlich „Lyrik pur“ – nach einer konzentrierten halben Stunde laden wir bei kleinen Gaumenfreuden zu Gesprächen mit den Autorinnen und Autoren ein!

Montag, 10. März
Anja Utler

geboren 1973 in Schwandorf/Oberpfalz, studierte Ostslawistik, Anglistik und Sprecherziehung. Lebt als freie Autorin in Wien.


Dienstag, 11. März
Gisela Kraft

geboren 1936 in Berlin, Ausbildung in Schauspiel und Eurythmie, Studium der Islamwissenschaft. Lebt als freischaffende Schriftstellerin in Weimar.


Mittwoch, 12. März
Julia Rhomberg

geboren 1968 in Mannheim, studierte Geschichte, Kunstgeschichte und Romanistik. Lebt und arbeitet in Innsbruck.


Donnerstag, 13. März
Malte Borsdorf

geboren 1981 in Reutlingen, lebte nahe Tübingen und Innsbruck, Studium der Europäischen Ethnologie und Philosophie in Innsbruck und Wien. Wohnt seit 2005 in Wien.


Freitag, 14. März
Christoph W. Bauer

geboren 1968 in Kärnten, aufgewachsen in Lienz/Osttirol und Kirchberg/Tirol. Lebt als freier Autor in Innsbruck.


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Frankophon

Donnerstag, 27. März, 19 Uhr
Literaturhaus am Inn


Rencontres Francophones – Frankophone Begegnungen
Zweisprachige Lesungen. Jean Rouaud/Judith Keller, Kossi Efoui/Doris Eibl, Nancy Huston/Klaus Rohrmoser

Jean Rouaud, 1952 im französischen Campbon geboren, wurde mit dem preisgekrönten Roman Die Felder der Ehre (1990) bekannt. Er bildet den Auftakt einer Reihe, die das 20. Jahrhundert im Schicksal dreier Generationen spiegelt. In seinen Geschichten geht es Rouaud darum, die emotionale Substanz des Lebens im scheinbar Unbedeutenden wiederzufinden. Mit den Personenporträts seiner Familie rückt er die Helden des Alltags ins Licht, um mit dem Fresko einer Familie das Fresko einer Zeit, einer Gesellschaft, einer Landschaft zu entwerfen. Publikationen: Die Felder der Ehre. Roman (1993), Hadrians Villa in unserem Garten. Roman (1994), Die ungefähre Welt. Roman (1997), Der Steinzeitzirkus (1999), Der Porzellanladen. Roman (2000), Meine alten Geliebten. Roman (2002, alle: Piper), Schreiben heißt, jedes Wort zum Klingen bringen (Schirmer Graf 2004). Auszeichnungen: Prix Goncourt 1990, Andrè- Gide-Preis 2004.

Kossi Efoui, 1962 in Togo geboren, studierte zunächst Philosophie. Er ist Autor von 10 Theaterstücken und zwei Romanen, La Polka  (1998) und La fabrique de cérémonie (beide: Le Seuil 2001) und lebt in Frankreich, zwischen Paris und Nantes. Mit seinen zauberhaften und unfehlbaren Wort-, Sinn- und Gedankengefügen ist Kossi Efoui ein „Weltenerfinder“. Er schreibt in einem opulenten Stil, schwer und leicht in einem, der den Leser mit Bildern, Gerüchen und Gefühlen überschwemmt. Humanist und Dichter in einer Person, nimmt er für sich in Anspruch, ein Autor zu sein, der nicht in das Schema der so genannten „afrikanischen Literatur“ oder des „afrikanischen Theaters“ passt.

Nancy Huston, 1953 in Calgary geboren, ist mit 15 in die USA übersiedelt, seit 1973 lebt sie in Paris, wo sie zu schreiben begann. Nancy Hustons Lebensweg ist der einer „éternelle itinérante“ zwischen Orten und Sprachen. Als Kanadierin englischer Muttersprache und Wahlfranzösin, die inzwischen als eine der großen Stimmen der zeitgenössischen französischen Literatur wahrgenommen wird, veröffentlichte sie neben einer Reihe von Essays zahlreiche preisgekrönte Romane. Zu ihnen zählen Les variations Goldberg (1981; prix Contrepoint), Instruments des ténèbres (1996; prix Goncourt des lycéens), Instrumente der Finsternis (Rowohlt 2000) und Lignes de faille (Actes Sud 2006), Ein winziger Makel (Luchterhand 2008; Prix emina 2006). Parallel dazu hat Nancy Huston ihre Muttersprache wiederentdeckt und gilt heute vielfach auch als bilinguale Autorin.

Ein Gemeinschaftsprojekt des Französischen Kulturinstituts, des Frankreich-Schwerpunkts, des Zentrums für Kanada-Studien der
Leopold-Franzens-Universität Innsbruck und des Literaturhauses am Inn


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real fiktional medial

Mittwoch, 9. April, 20 Uhr
Literaturhaus am Inn

Lesung mit Kathrin Röggla
Einführung: Sieglinde Klettenhammer

Kathrin Röggla (geb. 1971 in Salzburg) zeigt sich in ihrem Werk, zu dem Prosa und Drama ebenso wie Essay, Reportage, Kolumne oder Hörspiel gehören, als scharfsichtige sprachkritische Kommentatorin der globalisierten und medialisierten Welt. Die Auseinandersetzung mit „Fiktionen“ und deren Einfluss auf unsere Wahrnehmung der Realität sowie Fragen des künstlerischen Umgangs mit dem Wirklichkeitsmaterial bestimmen die Poetologie der Autorin. Was geschieht, wenn Realität nach den Regeln fiktionalen Erzählens dargestellt, die Abgrenzung von Realität und Fiktion unterlaufen wird? „katastrophenlust“ und die verschiedenen medialen Narrationen der „katastrophe“ und deren Grammatik stehen im Fokus von Rögglas jüngsten Arbeiten. Wie wird „katastrophe“ erzählt, wie müsste sie erzählt werden, um das Katastrophische unserer Welt sichtbar werden zu lassen?

Die in Berlin lebende, mehrfach ausgezeichnete österreichische Autorin wird aus ihrem Essayband disaster awarness fair und aus ihrem Theatertext die alarmbereiten lesen.


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Poetikvorlesung


Öffentliche Poetikvorlesung, in Zusammenarbeit mit dem Institut für Germanistik

Donnerstag, 10. + Freitag, 11. April
jeweils 16.00-18.00 Uhr und 20.00-22.00 Uhr
Literaturhaus am Inn

Poetikvorlesung von Kathrin Röggla

An den Beispielen von wir schlafen nicht (S. Fischer 2004, Roman), junk space (BR 2004, Drama) und draußen tobt die dunkelziffer (DRS 2005, Drama) stellt Kathrin Röggla die Frage, was es bedeutet, dokumentarische Mittel in der ästhetischen Arbeit anzuwenden. Wie sieht der Rechercheprozess aus, was hat er mit dem Sprechen, verschiedenen Gesprächsformen und Aufnahmeverfahren zu tun und wie könnte dabei der Transmissionsriemen zwischen Politik und Ästhetik in Schwung geraten? Anhand des Roman- und Theaterprojekts die ansprechbaren, das sich mit dem Katastrophischen und der Krisenintervention bzw. der Arbeit an Krisen beschäftigt, versucht die Autorin, mögliche literarische Antworten auf virale Medienerzählungen, Genreterror und politische Rhetoriken zu skizzieren.


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Über die Inspiration

Freitag, 18. April, 20 Uhr
Literaturhaus am Inn


Über die Inspiration. Lesung und Gespräch mit Sabine Gruber und Eugenie Kain
Gespräch: Anna Rottensteiner

Was inspiriert zum Schreiben? Erinnertes, Erlebnisse, Ereignisse, Menschen, ein Satz, ein Wort? Die Autorinnen Sabine Gruber und Eugenie Kain spüren dem kreativen Prozess der literarischen Verwandlung nach. Sie lesen eigene Texte, die im Rahmen des 59. Autorinnenprojekts der Alten Schmiede zum Thema „Musen-Dialoge“ entstanden sind.

Sabine Gruber, 1963 in Meran geboren, studierte Germanistik, Geschichte und Politikwissenschaft in Innsbruck und Wien. 1988 – 1992 Universitätslektorin in Venedig, 2001 Stadtschreiberin von Inns-
bruck. Sie lebt in Wien. Sie erhielt u.a. den Förderungspreis der Stadt Wien, das Solitude-Stipendium, den Reinhard-Priessnitz-Preis, das Heinrich-Heine-Stipendium der Stadt Lüneburg und das Elias-Canetti-Stipendium der Stadt Wien. Neben Erzählungen, Hörspielen und Theaterstücken veröffentlichte sie die Romane Aushäusige (Wieser 1996) und Die Zumutung (Beck 2003) sowie den Lyrikband Fang oder Schweigen(Wieser 2002).

Eugenie Kain, geboren 1960 in Linz, studierte Germanistik und Theaterwissenschaft in Wien, Autorin, Kulturjournalistin und Beraterin im Sozialbereich. Lebt und arbeitet in Linz. Sie erhielt u.a. den Buch: Preis 2003 für Atemnot, 2007 den Oberösterreichischen Literatur-Landeskulturpreis zum Stifter-Preis. Zahlreiche Veröffentlichungen in Zeitungen, Zeitschriften und Anthologien sowie im Österreichischen Rundfunk. Buchpublikationen: Sehnsucht nach Tamanrasset.Erzählungen (Resistenz 1999), Atemnot. Roman (Resistenz 2001), Hohe Wasser. Erzählungen (Otto Müller 2004), Flüsterlieder. Erzählung (Otto Müller 2006).

In Kooperation mit dem PEN-Club Tirol


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[A – CH] Mittwoch, 23. April, 20 Uhr
Literaturhaus am Inn

Doppellesungen mit Autorinnen und Autoren aus Österreich und aus der Schweiz:
Arno Geiger und Ruth Schweikert
Gespräch: Robert Renk

Arno Geiger und Ruth Schweikert lesen Essayistisches und Unveröffentlichtes. „Arno Geiger kann das Beklemmende alltäglichen Scheiterns wunderbar und feingliedrig nuancieren. Er beherrscht einen Tonfall von unsentimentaler, lakonischer Härte“ (Sigrid Löffler, Deutschlandradio 3. 8. 2007). „Ruth Schweikert schreibt eine scharfe, gelenkige, von hellwacher Selbstwahrnehmung gesteuerte Prosa“ (Urs Jenny, Der Spiegel).

Arno Geiger, geboren 1968 in Bregenz, Studium der Deutschen Philologie, Alten Geschichte und Vergleichenden Literaturwissenschaft in Wien und Innsbruck. Lebt als freier Schriftsteller in Wolfurt und Wien. Zahlreiche Auszeichnungen, zuletzt Deutscher Buchpreis 2005 für den Roman Es geht uns gut (Hanser 2005). Weitere Buchveröffentlichungen: Kleine Schule des Karussellfahrens. Roman (1997), Irrlichterloh. Roman (1999), Schöne Freunde. Roman (2002), Anna nicht vergessen. Erzählungen (2007, alle: Hanser).

Ruth Schweikert, geboren 1965 in Lörrach (CH). Sie lebt und arbeitet in Zürich als Schriftstellerin und Theaterautorin. Stipendien und Preis der Schweizerischen Schillerstiftung 1999. Veröffentlichungen (Auswahl): Erdnüsse. Totschlagen.Erzählungen (Rotpunktverlag 1994), Augen zu. Roman (Ammann 1998), Ohio. Roman
(Ammann 2005), Hin und Her. Ein Dialog zwischen Peter Radelfinger und Ruth Schweikert (Verlag für moderne Kunst 2006).


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[ Nahaufnahme ]

Eine Veranstaltung des
Brenner-Forums in
Zusammenarbeit mit dem

Literaturhaus am Inn

Montag, 28. April, 20 Uhr
Literaturhaus am Inn

Die böhmische Freundin. Rainer Maria Rilkes Briefwechsel mit Sídonie Nádherný von Borutin in der Konstellation mit Karl Kraus.

Vortrag und Lesung mit Joachim W. Storck.

Mit einer Vitrinenausstellung zu Sídonie Nádherný aus den Beständen des Brenner-Archivs

Die Freundschaftskorrespondenz des aus Prag stammenden Dichters mit der zehn Jahre jüngeren tschechischen Baronesse währte von 1906 bis zu Rilkes frühem Tod 1926. Ein Vorzug dieser Ausgabe ist die erstmalige Veröffentlichung jener Briefe der Korrespondenzpartnerin, die sich aus dem Zeitraum 1914 bis 1926 erhalten haben. Sie erlauben Einblicke in das Innenleben dieser Frau, deren Freundschaft für zwei der bedeutendsten Persönlichkeiten der deutschsprachigen Literatur des 20. Jahrhunderts von außerordentlicher Bedeutung gewesen ist. Nicht zuletzt das Fehlen ihrer Antwortbriefe in der opulenten Ausgabe der an sie gerichteten Briefe von Karl Kraus aus den Jahren 1913 bis 1936 gibt den von ihr erhaltenen Briefen an Rilke ein besonderes Gewicht. Desgleichen gewinnen auch Rilkes Antworten durch die Konfrontation mit ihren Gegenbriefen an Lebendigkeit. Vor allem aus der Zeit des Ersten Weltkriegs spiegeln sie das gesellschaftliche und zeitgeschichtliche Umfeld ihrer Entstehung. Die Lesung ausgewählter Briefe und der erläuternde Vortrag, der auch Sidonie Nádhernýs weiteres Leben und Schicksal abrisshaft verfolgt, sollen der Vermittlung dieser Eindrücke dienen.

Joachim W. Storck, geboren 1922 in Karlsruhe, war in den Jahren 1971 – 1988 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Literaturarchiv Marbach a. N., unterrichtete zwanzig Jahre an der Universität Mannheim; seit 1991 ebendort Honorarprofessor; einer der bedeutendsten Rilke-Forscher. Spezialgebiete: Lyrik von Hölderlin bis Celan; österreichische Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts (Stifter, Hofmannsthal, Rilke, Aichinger); Exil-Literatur.


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Mord & Kunst

Dienstag, 29. April, 20 Uhr
Literaturhaus am Inn

Evelyn Grill: Schöne Künste. Kriminalroman
Lesung. Gespräch: Carolina Schutti

Geduldig lauert eine kranke Liebe auf den Tag der Erlösung. Viktor Escher sitzt beim Frühstück, als ihn die Nachricht vom Mord an seinem Schwager, dem exzentrischen und umstrittenen Museumsdirektor Carlo Morwitz, erreicht. Escher führt seit dem mysteriösen Tod seiner Frau Cosima, Halbschwester des Ermordeten, ein zurückgezogenes Leben. Nun hofft er, ihrer Zwillingsschwester Margot näherzukommen, doch die Vergangenheit duldet keine Korrekturen. Ein klassischer Krimi ist Schöne Künste (Langen Müller 2007) freilich nicht: „Vielmehr geht es um die gar nicht schöne Kunst, sich die Mitmenschen dienstbar zu machen, die eigenen Neurosen stilbildend werden zu lassen und seinen Leidenschaften mit kalter Berechnung zu frönen“ (Süddeutsche Zeitung).

Evelyn Grill, geboren 1942 in Traun/OÖ. Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Linz. Lebt seit 1986 als freie Schriftstellerin in Deutschland, zurzeit in Freiburg i. Br. Diverse Preise und Stipendien, zuletzt Rom-Stipendium 2006 und Otto-Stoessl-Preis (2006). Zuletzt erschienen: Winterquartier. Roman (Suhrkamp 2004), Vanitas oder Hofstätters Begierden. Roman (Residenz 2005), Der Sammler. Roman (Residenz 2006), Wilma. Roman (Neubearbeitung, Residenz 2007).



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