Literaturhaus am Inn

Programm Jänner–Februar 2008

LiteraturLandKarte

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Dienstag, 15. Jänner, 20 Uhr
Literaturhaus am Inn

LiteraturLandKarte: Multimediale Präsentation mit Iris Kathan und Christiane Oberthanner
Es liest Katrin Daliot

Tirol ist aufgrund seiner geographischen Lage in der Mitte Europas ein Anziehungspunkt für viele Reisende. Auch Literaten verbrachten immer wieder Zeit in der Landeshauptstadt Tirols und nicht selten verarbeiteten sie ihre Eindrücke in ihren Werken. Das Projekt Literatur-Land-Karte Tirol, Teil des universitären Forschungsschwerpunkts "Kulturen in Kontakt", beschäftigt sich mit Literatur zu Tirol und mit Autoren, die durch dieses Bundesland reisten bzw. hier verweilten. Ziel ist es, mit Hilfe der Datenbank "Dokumentation Literatur in Tirol" sowie weiterer Recherchen einen "literarischen Reiseführer" zu erstellen und die Ergebnisse der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Iris Kathan und Christiane Oberthanner präsentieren anhand von Texten und Bildern einen literarischen Streifzug durch Innsbruck.


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Nahaufnahme Hofer

Dienstag, 22. Jänner, 20 Uhr
Literaturhaus am Inn

Maria Hofer, eine facettenreiche Frau. Mit Milena Meller und Hugo Bonatti. In Kooperation mit dem PEN-Club Tirol und dem Turmbund

Organistin, Pianistin, Kapellmeisterin, Komponistin, Turnierreiterin, Chauffeuse ... eine vielseitige Frau war Maria Hofer. Sie führte ein aufregendes, vielversprechendes Künstlerleben, war mit der Elite der Kunstwelt bekannt, arbeitete für die renommierte Universal-Edition, gab Konzerte, lebte im Haus des Ehepaars Hertzka, ehe sie 1939 nach Kitzbühel ging. Hier war sie als Organistin tätig, fand kurzfristig auch wieder Anschluss an die Musikszene, doch dann vereinsamte und verarmte sie zusehends und starb 1977 mittellos, krank und verbittert. Ein Teil ihres musikalischen Nachlasses wurde 2006 von Bernhard Sieberer auf CD eingespielt. Obwohl wichtige Teile ihres Werks verschwunden sind bzw. vernichtet wurden, ihre musikalischen Werke ungewöhnlich große Qualitätsunterschiede aufweisen, ihre Biographie lückenhaft und ihre Selbstaussagen mit Vorsicht zu behandeln sind, strahlte und strahlt Maria Hofer eine Faszination aus, der man sich nur schwer entziehen kann.

Milena Meller hat Hofers Nachlass bearbeitet und wird ausgehend vom in den späten 60er Jahren verfassten "Curriculum Vitae"das Leben der außergewöhnlichen Frau nachzeichnen. Hugo Bonatti, der Maria Hofer als Schüler und Freund persönlich gekannt, etliche Texte über sie verfasst hat und schließlich ihr Nachlassverwalter wurde, setzt einen Kontrapunkt zu den wissenschaftlichen Nachforschungen, indem er von Begegnungen und Erfahrungen berichtet. Hörproben runden den Abend ab.


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witzig und charmant

Donnerstag, 24. Jänner, 20 Uhr
Literaturhaus am Inn


Selma Mahlknecht: Im Kokon. Erzählung (Raetia). Lesung und Projektion von Bildern der Südtiroler Künstlerin Michaela Götsch.
Einführung: Birgit Holzner

"Ich besorgte mir nämlich von allem zwei Wahrheiten, von denen eine meist die gängige, die andere eher abwegig war, und weil ich mit beiden nie recht zufrieden sein konnte, legte ich mir noch eine dritte für mich selbst zurecht." Selma Mahlknechts freche Protagonistin ist keine Stubenhockerin, es zieht sie in den Wald, wenn sie Vergangenes atmen oder ihre Lebensträume um die angehimmelte Märchenvorleserin Nelly und den Schulfreund Holger in Bäume hängen will. In Andeutungen werden verschiedene Varianten und Spielarten von Wirklichkeit zu einem Kokon verdichtet, werden die Möglichkeiten, die wir haben, durchgespielt. Im Kokon ist eine Adoleszenzgeschichte, witzig, sprühend und charmant.

Selma Mahlknecht, geboren 1979 in Meran, lebt in Chur. Veröffentlichungen: Ausgebrochen. Erzählungen (2003), rosa leben. Prosa (2004, beide: Raetia).


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kaiser+kaiser




Montag, 28. Jänner, 20 Uhr
Literaturhaus am Inn

Ein Abend für und mit Leander Kaiser und Konstantin Kaiser

Einführung: Irene Prugger.
Konstantin Kaiser liest aus seinen Knappen Gedichten, Mechthild Podzeit-Lütjen liest eigene Texte zu den Bildern von Leander Kaiser

Die Brüder Konstantin und Leander Kaiser, 1947 in Innsbruck geboren, haben, jeder auf seine eigene Weise, ihren künstlerischen Weg gefunden. Ihnen ist der Abend gewidmet.

Konstantin Kaiser: Studium der Psychologie, Philosophie, Kunstgeschichte und Politologie in Wien. Seit 1983 freischaffender Literaturwissenschaftler, Lektor und Schriftsteller in Wien. Zahlreiche Publikationen im Bereich der Exilforschung sowie eigene Buchpublikationen (Lyrik, Prosa, Essay).

"Konstantin Kaiser hat sich in und mit seiner Lyrik nie aufgeplustert [...] er traut sich wegzulassen, auszulichten, leiser zu drehen [...]. In den jüngsten Gedichten hat er eine neue Qualität schlackenloser Fülle erreicht. [...] Nichts Erlesenes in des Wortes doppelter Bedeutung findet sich da, nur Erlebtes und Gedachtes."

(Daniela Strigl)

Leander Kaiser: Studium der Philosophie sowie an der Akademie der Bildenden Künste in Wien bei Max Weiler. Seit 1984 freischaffender Künstler und Philosoph. Aufenthalte in Madrid, Rom, New York. Zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland. Lebt und arbeitet derzeit hauptsächlich in Wien.

Peter Weiermeier zu den Bildern von Leander Kaiser: "Jenseits der im allgemeinen symbolisch oder literarisch deutbaren Szenen seiner Kunst, die auch ganz archetypischen Charakter besitzen und von Zeit- und Ortlosigkeit bestimmt sind, den Darstellungen des Ausgesetztseins, der liebenden Vereinigung, des Schlafs wie der Erwartung, von Streit wie häuslicher Harmonie, sind es vor allem ganz bestimmte Stimmungen, bei denen die Bilderzählung zum Stillstand kommt und Farb- wie Formerfahrungen der alten Kunst sich in der Malerei spiegeln."

Mechthild Podzeit-Lütjen, geboren in Bremen, lebt und arbeitet als freie Schriftstellerin in Wien. Schreibt Lyrik, Prosa, Novellen, Haikus.


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[ A – CH ]

Donnerstag 31. Jänner, 20 Uhr
Literaturhaus am Inn

Doppellesungen mit Autorinnen und Autoren aus Österreich und aus der Schweiz. Mit Alois Hotschnig und Peter Weber

In der neuen Reihe [A – CH], die in Zusammenarbeit mit Robert Renk organisiert wird, lesen jeweils eine Autorin/ein Autor aus Österreich und aus der Schweiz. In den übers Jahr verteilten Veranstaltungen wird das literarische Nah- oder Fern?-Verhältnis zwischen Österreich und der Schweiz beleuchtet.

Den Texten von Alois Hotschnig und Peter Weber ist, wenn auch auf ganz unterschiedliche Weise, große Musikalität und konzentrierte Dichte eingeschrieben. Alois Hotschnig liest aus einem in Entstehung begriffenen Erzählband, Peter Weber aus seinem neuen Roman Die melodielosen Jahre.

Alois Hotschnig, geboren 1959 in Berg im Drautal, Kärnten. Studium der Medizin, Germanistik und Anglistik an der Universität Innsbruck. Seit 1989 freier Schriftsteller. Romane, Erzählungen, Dramen, Hörspiele. Veröffentlichungen (Auswahl): Aus. Erzählung (Luchterhand 1989), Eine Art Glück. Erzählung (Luchterhand 1990), Leonardos Hände. Roman (Luchterhand 1992), Absolution. Ein Stück in drei Akten (Kiepenheuer&Witsch 1994), Ludwigs Zimmer. Roman (Kiepenheuer&Witsch 2000), Die Kinder beruhigte das nicht. Erzählungen (Kiepenheuer&Witsch 2006). Zahlreiche Auszeichnungen, Preise und Stipendien, zuletzt Tiroler Landespreis für Kunst 2007.

Peter Weber, geboren 1968 in Wattwil/ Toggenburg, lebt im Toggenburg und in Zürich. Zahlreiche Zusammenarbeiten und Projekte mit Musikern aus verschiedenen Bereichen. Veröffentlichungen: Der Wettermacher. Roman (1993), Silber und Salbader. Roman (1999), Bahnhofsprosa. Miniaturen (2002), Die melodielosen Jahre. Roman (2007, alle: Suhrkamp). Förder- und Literaturpreise.


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aller Anfang ...

Donnerstag, 7. Feber, 20 Uhr
Literaturhaus am Inn


Das erste Buch. Schriftsteller über ihr literarisches Debüt. Herausgegeben von Renatus Deckert (Suhrkamp). Buchpräsentation und Gespräch mit Renatus Deckert, Ulrike Draesner und Lutz Seiler

Das erste Buch eines Autors ist sein Entrée in die Welt der Literatur. Mit jedem folgenden Buch entfernt er sich weiter von diesem Anfang. Welche Gedanken und Empfindungen aber bewegen einen Autor beim Blick auf sein Debüt, wenn dessen Erscheinen 20, 30 oder sogar 50 Jahre zurückliegt? An über 125 deutschsprachige Autoren ging die Bitte, ihr erstes Buch noch einmal zur Hand zu nehmen und aufzuschreiben, was ihnen bei der erneuten Lektüre durch den Kopf geht. Sie schildern die Wiederbegegnung mit ihrem Erstling aus dem Abstand der Jahre, erinnern sich an ihre Schreibanfänge und erzählen von dem Moment, als sie den Schritt in die Öffentlichkeit wagten. Entstanden ist ein fesselndes Panorama der deutschsprachigen Literatur in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts – eine andere Literaturgeschichte: erzählt von den Autoren selbst, anhand ihrer ersten Bücher.

Ulrike Draesner: "Daß ich heute keines der Gedichte des Bandes mehr so schreiben könnte, zeigt mir, daß sie damals richtig waren. Genau verortet – in mir, der Zeit. Ohne ihr ganz anheimzufallen." (Aus: "mit heißem brustkorb da")

Lutz Seiler: "Das Schreiben vergeht wie das Leben. Das Schreiben in der Gegenwart, wenn es zum Erinnern aufgefordert wird, interessiert sich für das vergangene Schreiben zuerst als vergangenes Leben, es interessiert sich für den Lebenstext, selten für den Text." (Aus: "Vor dem Bücherregal meines Traums")

Renatus Deckert, geboren 1977 in Dresden, lebt als Essayist, Lyriker und Mitherausgeber der Literaturzeitschrift Lose Blätter in Berlin. Herausgeber von Die wüste Stadt. Sieben Dichter über Dresden (insel taschenbuch 2005).

Ulrike Draesner, geboren 1962 in München, lebt als Dichterin, Prosaautorin und Essayistin in Berlin. Zuletzt erschienen: Schöne Frauen lesen. Essays (Luchterhand 2007), Zauber im Zoo. Vier Reden von Herkunft und Literatur (Wallstein 2007), Spiele. Roman (Luchterhand 2005), Kugelblitz. Gedichte (Luchterhand 2005). Mehrere Preise, zuletzt Droste-Preis der Stadt Meersburg 2006.

Lutz Seiler, geboren 1963 in Gera/Thüringen, bis 1999 Mitherausgeber der Literaturzeitschrift moosbrand, seit 1997 Leiter des Literaturprogramms im Peter-Huchel-Haus, lebt in Wilhelmshorst bei Berlin. Veröffentlichungen: berührt/geführt. Gedichte (Oberbaum 1995), pech & blende. Gedichte (Suhrkamp 2000), vierzig kilometer nacht. Gedichte (Suhrkamp 2003), Sonntags dachte ich an Gott. Essays (Suhrkamp 2004). Mehrere Preise, zuletzt Ingeborg-Bachmann-Preis 2007.


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Starke Worte Dienstag, 12. Feber, 20 Uhr
Literaturhaus am Inn

Mit Waltraud Seidlhofer und Petra Ganglbauer.
Lesung und Gespräch

Mit Worten an der Realität kratzen, mit Sprache Fassaden durchbrechen: Petra Ganglbauer und Waltraud Seidlhofer sind Sprach-Arbeiterinnen im besten Wortsinn, sie beobachten die Vorgänge beim Verfassen von Texten genau, letztere zielen nicht auf glatten Lesegenuss ab, sondern offenbaren zahlreiche gesellschafts- und sprachkritische Widerhaken. Der Klang von Lauten und Rhythmen ist ein wesentliches poetisches Element in den Texten von Waltraud Seidlhofer, Petra Ganglbauer experimentiert mit unterschiedlichen Stilen und führt Poesie und Politik zu einer überzeugenden Kombination zusammen.

Petra Ganglbauer, geboren 1958 in Graz, lebt als freiberufliche Autorin und Radiokünstlerin in Wien. Lyrik, Prosa, Essays, Wiener Vorlesungen zur Literatur, Hörstücke, Hörspiel, interdisziplinäre Projekte, Filmzusammenarbeit, Werkstätten, unterrichtet im Rahmen des Lehrgangs Wiener Schreibpädagogik. Zuletzt erschienen: Prosa: Niemand schreit (2001), Manchmal rufe ich dorthin (2004), Der Himmel wartet (2006, alle: Milena). Lyrik: Meeresschnee (herbstpresse 2001), Schräger Garten Texte (Das fröhliche Wohnzimmer 2001), Im Schonungslosen. (edition ch 2007). Zahlreiche Preise und Stipendien.

Waltraud Seidlhofer, geboren 1939 in Linz, Prosaschriftstellerin und Lyrikerin. Mitglied der Grazer Autorenversammlung und der Künstlergruppe Maerz; seit 1961 Beiträge in Literaturzeitschriften und Anthologien, Arbeiten fürs Radio sowie für verschiedene Zeitungen. Veröffentlichungen (Auswahl): anstelle von briefen. ausgewählte lyrik (Blattwerk 1994), zeit. staedte. spiel. Eine Sammlung (Pangloss 1994), la(e)sergedichte. Mit Textgrafiken von Fritz Lichtenauer (Blattwerk 1996), text: ein erinnern (Blattwerk 1999), te Anau. wilderness. zeilen (Grasl 2001), Wellington (Pangloss 2002), gehen. ein system (Ritter 2005). Zahlreiche Preise und Stipendien.


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Nichts geht verloren

Mittwoch, 27. Feber, 20 Uhr
Literaturhaus am Inn

Bernhard Kathan: Nichts geht verloren.CD-Einspielung. Erika Wimmer liest aus Morgen oder Abend von Katrin Seebacher (beide: Libelle). Anschließend Gespräch zwischen Bernhard Kathan und dem Verleger Ekkehard Faude

"Beeindruckende Texte über das Lebensende, die Vor- und Nachräume des Todes, über das veränderte Sterben in der Moderne finden sich nicht oft. 1996 bekamen wir von Katrin Seebacher in ihrem Roman Morgen oder Abend die widerspenstigen Wirklichkeitserfahrungen der Albertina [...]: wie sie abgeschoben wird in den verwalteten Vortod. Als uns Bernhard Kathan im Januar 2006 seine Erzählung um Jodoks Sterben schickte, schlossen sich seine starken Bilder vom Fortleben und sein kulturwissenschaftlich genauer Blick auf die medizinische Entsorgung der Alten sowie die Abbrüche des Herkommens unvermittelt eng an die dichterische Präzision von Katrin Seebacher an. Das Wispern zwischen diesen beiden Texten hat nun begonnen." (Ekkehard Faude)

Bernhard Kathan, geboren 1953 in Fraxern, Vorarlberg, studierte zunächst Erziehungswissenschaften, lebt und arbeitet inzwischen als Kulturhistoriker und Künstler in Innsbruck und entwickelt seit Jahren ein experimentelles Museum: www.hiddenmuseum.net.

Zahlreiche Kunstprojekte im öffentlichen Raum, Sprech- und Hörstücke. Buchpublikationen: Das indiskrete Organ. Organverpflanzungen in der Literatur (Studienverlag 2007), Strick, Badeanzug, Besamungsset. Ein Nachruf auf die kleinbäuerliche Kultur (Studienverlag 2006), Zum Fressen gern. Zwischen Haustier und Schlachthof (Kadmos Kulturverlag 2003), Das Elend der ärztlichen Kunst. Eine andere Geschichte der Medizin (Kadmos Kulturverlag 2002).

Katrin Seebacher, geboren 1966, gestorben 1997. Studium der Germanistik und Romanistik an der Universität Freiburg, wissenschaftliche Tätigkeit, u.a. als Mitherausgeberin der Brandenburger Fontane-Ausgabe, literarische Übersetzerin. Seit 1986 Erzählungen und Kurzgeschichten. Sie erlebte noch das breite Echo auf ihren Roman Morgen oder Abend, für den sie 1997 den Rauriser Literaturpreis erhielt.


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