Literaturhaus am Inn

Programm März–April 2007

Berge versetzen?

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Dienstag 6. März, 19.30 (!) Uhr
Literaturhaus am Inn

Barbara Frischmuth: Kann der Glauben Berge versetzen? Und wenn ja, wie hoch dürfen sie sein? Gedanken zum gegenwärtigen Erscheinungsbild des Islam

Vortrag mit Einführung von Johann Holzner

Raymund-Schwager - Innsbrucker Religionspolitologische Vorlesungen


"Wo das Vorurteil ungerührt seine starren Welt- und Sinnordnungen etabliert, weiß es Barbara Frischmuth nicht aus Besserwisserei besser, sondern weil sie ihr Wissen offen hält und so auch dem vermeintlichen 'Unsinn' des Fremden, seiner andersartigen Logik, Geltung verschafft." (Gerhard Melzer)

Immer wieder hat die Autorin ihre Stimme erhoben, wenn statt Verständigung und Toleranz Terroranschläge oder Kriege die interkulturellen Beziehungen beherrschten. Beharrlich wie nur wenige andere steht Frischmuth für eine Offenheit, eine aktive Suche nach dem Anderen, dem (noch) Fremden, für das Verständnis zwischen Religionen, Kulturen und Literaturen.

Barbara Frischmuth hat 2006 den "Ehrenpreis des Österreichischen Buchhandels für Toleranz in Denken und Handeln" erhalten.

Barbara Frischmuth, 1941 in Altaussee geboren. Dolmetschstudium für Englisch, Türkisch und Ungarisch in Graz, Studienaufenthalte in Erzurum und Debrecen, später Orientalistikstudium in Wien. Seit 1966 hauptberufliche Tätigkeit als Schriftstellerin und Übersetzerin (aus dem Ungarischen), Romane, Erzählungen, Lyrik, Theaterstücke, Kinder- und Jugendbücher, 2 literarische Gartenbücher, Hörspiele, Drehbücher, zahlreiche Übersetzungen und Verfilmungen ihrer Werke; Auswahl: Die Klosterschule (Suhrkamp 1968), Romantrilogie im Residenz Verlag: Die Mystifikationen der Sophie Silber (1976), Amy oder Die Metamorphose (1978), Kai und die Liebe zu den Modellen, (1979), Die Schrift des Freundes. Roman (Residenz 1998), Die Entschlüsselung. Roman (Aufbau 2001), Der Schamanenbaum. Gedichte (Droschl 2001), Der Sommer, in dem Anna verschwunden war. Roman (Aufbau 2004).


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Vergangenheit komplex

Dienstag, 13. März, 20 Uhr
Literaturhaus am Inn


Kevin Vennemann liest aus Nahe Jedenew und Mara Kogoj

Gespräch: Ekkehard Hey-Ehrl

Kevin Vennemanns Romandebüt Nahe Jedenew (Suhrkamp 2006), eine radikale literarische Annäherung an ein antijüdisches Pogrom, wurde als "die schönste traurige Geschichte" (Die Zeit) gefeiert, als "der beste literarische Text, der in den letzten Jahren von einem unter Dreißigjährigen erschienen ist" (Süddeutsche Zeitung). Jedenew -, das ist ein Kindheitsort und ein gedachtes, vielleicht polnisches Dorf, in dem mit einem Schlag die funktionierende Zweckgemeinschaft zwischen Juden und Katholiken zerschlagen wird. Versteckt in ihrem Baumhaus, beobachten zwei Zwillingsschwestern die Zerstörung ihres Weilers und durchleben gleichzeitig die letzten Augenblicke der Kindheit wie im Zeitraffer. Ihre Flucht gerät zu einer Flucht vor dem Ende der Vergangenheit.

Kevin Vennemanns zweiter Roman Mara Kogoj (ebenfalls Suhrkamp) setzt da an, wo der erste aufgehört hat: Wie und mit welchen Folgen wird Geschichte interpretiert, verdrängt, erinnert oder vergessen?

Kevin Vennemann, geboren 1977 in Dorsten (Westfalen), lebt in Wien und Berlin.


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Haslinger

Freitag, 16. März, 20 Uhr
Literaturhaus am Inn


Josef Haslinger: Lesung aus Texten der
letzten 10 Jahre

Einführung: Carolina Schutti

Sprachreflexives Schreiben und lakonisches, präzises Erzählen, an den Linien der Zeitgeschichte, der Gegenwart Österreichs und der eigenen Geschichte entlang: Josef Haslinger zählt zu jenen Autoren und Autorinnen der österreichischen Gegenwartsliteratur, in deren Werk sich beides findet. Am Abend wird der Autor aus seinem Erzählband Zugvögel (Fischer 2006) sowie ältere Texte lesen.

' Josef Haslinger, geboren 1955 in Zwettl, Schriftsteller, Studium der Philosophie, Theaterwissenschaft und Germanistik in Wien. Lehraufträge und Gastprofessuren in Deutschland, Österreich und in den USA. Seit 1996 Professor für literarische Ästhetik am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Lebt in Wien und Leipzig.

Werke (u.a.): Politik der Gefühle. Ein Essay über Österreich (Luchterhand 1987), Wozu brauchen wir Atlantis. Essays (Löcker 1990), Das Elend Amerikas. Elf Versuche über ein gelobtes Land(Fischer 1992), Opernball. Roman (Fischer 1995), Das Vaterspiel. Roman (Fischer 2000), Klasse Burschen. Essays (Fischer 2001), Am Ende der Sprachkultur. Über das Schicksal von Schreiben, Sprechen und Lesen. (Bibliothek der Provinz 2004).


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Zum 70. Geburtstag von Walter Methlagl

Samstag, 17. März 10 Uhr
Parkhotel Hall und Kleiner Kurhaussaal

Kritik der Gegenwart. Søren Kierkegaard seinerzeit und heute

Gespräche - Lesung - Konzert

10.00 Uhr: Eröffnung/Begrüßung

10.15 - 12.00 Uhr, Parkhotel Saal 1-2

Gesprächsmatinee:
Kierkegaard und seine Zeit - Philosophie, Kunst, Musik

Teilnehmer/Statements:
Jörgen Iversen Jensen (Kopenhagen),
Anders Munch (Odense),
Rainer Thurnher (Innsbruck)

Moderation: Allan Janik (Innsbruck, Boston)

12.00 - 16.00 Uhr, Parkhotel Saal 1-2

Nachmittagsgespräch: Kierkegaards Kritik der Gegenwart - eine Schrift für unsere Zeit?

Teilnehmer/Statements:
Jörgen Iversen Jensen (Kopenhagen) , Anders Munch (Odense),
Walter Methlagl (Hall),
Rainer Thurnher (Innsbruck) - Moderation: Allan Janik (Innsbruck, Boston)

16.30 - 18.00 Uhr, Kleiner Kurhaussaal

Lesung und Buchpräsentation - Steen Steensen Blicher: Der Himmelberg 12 Erzählungen (Libelle Verlag)

Einführung und zweisprachige Lesung mit den Übersetzern Inger und Walter Methlagl Überraschungsgäste!

Feier zum 70. Geburtstag Walter Methlagls

20.30 Uhr, Kleiner Kurhaussaal: Dänische Reise

Erik Kaltoft (Kopenhagen) spielt Werke von Josef Matthias Hauer, Per Nörgaard, Carl Nielsen und Rued Langgaard.

Mit einer Einführung von Jörgen Iversen Jensen


Eine Veranstaltung von:
Brenner-Forum
Forschungsinstitut Brenner-Archiv
Literaturhaus am Inn

Gefördert von:
Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur
Land Tirol
Stadt Hall
Stadt Innsbruck


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scharf sinnig

Freitag, 23. März 20 Uhr
Literaturhaus am Inn

Juri Andruchowytsch liest aus seinem Roman Zwölf Ringe sowie Essays

Einführung und Gespräch: Christine Engel

Juri Andruchowytsch ist einer der wichtigsten ukrainischen Gegenwartsautoren. Der scharfsinnige Essayist und Romancier ist 1960 in Iwano-Frankiwsk/Westukraine, dem früheren galizischen Stanislau, geboren. Er absolvierte die journalistische Fakultät des polygraphischen Instituts in Lemberg und leistete anschließend seinen zweijährigen Wehrdienst in der Roten Armee.
Bereits 1982 debütierte er als Lyriker und gründete 1985 mit zwei Kollegen die literarische Performance-Gruppe Bu-Ba-Bu (zu deutsch in etwa: Burleske, Rummel, Possenreißer). Weiters übersetzte er literarische Werke aus dem Russischen, Polnischen, Englischen und Deutschen ins Ukrainische.
Mit seinen drei Romanen Rekreacij (1992), Moskoviada (1993), Perverzija (1999), die ins Polnische und Russische übersetzt wurden, ist er zum Klassiker der ukrainischen Gegenwartsliteratur geworden. 2000 erschien in Polen Mein Europa (mit Andrzej Stasiuk), Ergebnis einer gemeinsamen Reise durch den unbekannten europäischen Osten.
Während er im 2006 auf deutsch erschienenen Roman Moscoviada (Suhrkamp) radikal mit der Sowjetunion kurz vor deren Verfall abrechnet, entwirft er in Zwölf Ringe ein Kaleidoskop der ukrainischen Gesellschaft im Transit. "Das Buch ist gesättigt mit Details der ukrainischen Gegenwart, ein Karneval der Lebenden mit den Untoten, magischer Realismus, ein großer postmoderner Jux." (Wolfgang Schneider)
In seinen Essaybänden Das letzte Territorium (2003) und Mein Europa (2004, Suhrkamp) plädiert er, erfrischend im Ton, farbig im Detail und voller Ironie, für eine Neu-Definition, eine geographische und gedankliche Erweiterung von "Europa". 2005 erhielt Juri Andruchowytsch den Sonderpreis des Erich Maria Remarque-Friedenspreises der Stadt Osnabrück, 2006 den Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung.


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welt weit

Montag, 26. März, 18 Uhr
Literaturhaus am Inn


Frankophone Impulse
Ein Leseabend mit den französisch-schreibenden Autoren und Autorinnen Marie-Célie Agnant, Fatou Diome, Abdourahmam A. Waberi und Andreï Makine

Lesungen auf französisch und deutsch
Lesung der deutschen Texte: Doris Eibl, Barbara Hundegger, Irene Prugger, Erika Wimmer


Jedes Jahr wird am 20. März weltweit der Internationale Tag der Frankophonie gefeiert. 710 Millionen Menschen, 63 Staaten und Regierungen gehören der internationalen Organisation (Organisation internationale de la Francophonie - OIF) an.
Am 26. März teilen vier berühmte Autoren aus drei Kontinenten ihre literarische Welt mit dem Publikum in Innsbruck im Literaturhaus am Inn. Am 27. März debattieren sie um 18 Uhr in der Claudiana/Universität Innsbruck zum Thema Frankophone Impulse: zeitgenössisches Schreiben in französischer Sprache.

Marie-Célie Agnant (Haïti/Québec): In Port-au-Prince, Haïti geboren, lebt Marie-Célie Agnant seit 1970 in Québec. Sie hat französisch unterrichtet und mehrere Jahre als Übersetzerin und Dolmetscherin gearbeitet. Sie schreibt Gedichte, Romane und Kurz-geschichten. In ihnen beschäftigt sie sich mit Themen wie Rassismus, Einsamkeit, Exil sowie mit der Auseinandersetzung mit Vergangenheit und Erinnerung.
Zahlreiche Lesungen in Europa, Südamerika und den USA. Literarische Preise und Auszeichnungen: Prix littèraire Desjardins für La Dot de Sara, Prix du Gouverneur Général für Le Silence comme le sang.

Fatou Diome (Senegal/Straßburg): 1968 in Niodior/Senegal geboren. Sie studierte Literaturwissenschaften und unterrichtet heute an der Universität Straßburg. Erstmals veröffentlicht sie 2001 eine Sammlung mit Kurzgeschichten; mit ihrem ersten Roman Le ventre de l'Atlantique (2003) erfolgt der literarische Durchbruch. Auf deutsch erschienen: Le ventre de l'Atlantique – Der Bauch des Ozeans (Diogenes 2004).

Andreï Makine, geboren 1957 in Sibirien. Er studierte in Moskau und unterrichtete Philosophie in Nowgorod. 1987 erhielt er politisches Asyl in Frankreich und begann auf Französisch zu schreiben, eine Sprache, die er seit seiner Kindheit beherrscht. In Frankreich wurde sein Roman Le Testament Français zu einem großen Erfolg und zum Beginn seiner literarischen Karriere.
Literarische Preise und Auszeichnungen: Prix Goncourt und Prix Médicis für Le testament français. Auf deutsch erschienen (u.a.): Das französische Testament (1997), Die Liebe am Fluß Amur (1998), Das Verbrechen der Olga Arbelina (2000), Russisches Requiem (2001), Tochter eines Helden (2002), Musik eines Lebens (2003), Himmel und Erde des Jacques Dorme (2004), Bekenntnisse eines Fahnenträgers (2005, alle: Hoffmann und Campe).

Abdourahman A. Waberi (Djibouti/Caen): geboren 1965 in Djibouti. Er verließ 1985 sein Land, um in Caen zu studieren. Schriftsteller und Englisch-Lehrer. Regelmäßige literarische Publikationen seit 1994.
Literarische Preise und Auszeichnungen: Grand Prix de la nouvelle francophone de l'Académie Royale de Langue et Littérature Française de Belgique für Le pays sans ombre; Grand prix littéraire d'Afrique Noire für Cahier nomade.
Auf deutsch erschienen: Cahier nomade (1996) - Die Legende von der Nomadensonne (Marino 1998).
Eine Veranstaltung des Französischen Kulturinstituts in Kooperation mit Kanada-Zentrum, Frankreich-Schwerpunkt der Universität Innsbruck und Literaturhaus am Inn


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zwei leben ein tag
Mittwoch, 28. März, 20 Uhr
Literaturhaus am Inn

Anna Mitgutsch liest aus Zwei Leben und ein Tag (Luchterhand 2007)

Einführung: Wolfgang Hackl

Nach einem Nomadenleben in Amerika, Südostasien und Osteuropa haben sie sich getrennt: Edith und Leonard, zwei Menschen, die nicht wieder zusammen finden und nicht voneinander lassen können. Was sie verbindet, ist ihr Sohn Gabriel und die Frage, was diesem in seiner Kindheit zugestoßen ist und ihn zum Außenseiter gemacht hat. In langen Briefen an den Ex-Mann, die sie freilich nie abschicken wird, versucht sich Edith noch einmal über ihr Leben und ihr Schicksal Klarheit zu verschaffen und darüber, woran ihre Liebe zerbrach - und ihr Glück. In diesen Briefen denkt Edith aber auch über den großen Exzentriker der amerikanischen Literatur, Herman Melville, nach, für den sie und Leonard sich früh schon so rauschhaft begeistert hatten, dass sie gemeinsam ein Buch über das Leben des geheimnisvollen Außenseiters und sein Werk schreiben wollten - den unbehausten Reisenden, dessen Schicksal ihnen oft wie ein Schlüssel für ihr eigenes Leben vorgekommen war, für das Anderssein ihres Sohnes, für Gabriels Scheitern an der Welt. (Verlag)

Anna Mitgutsch, 1948 in Linz geboren, lehrt an Universitäten in England und Seoul, Südkorea und lebte von 1979 bis 1985 in den USA. Nach der Publikation ihres ersten Romans Die Züchtigung kehrte sie nach Österreich zurück und lebt seither als freischaffende Autorin in Linz und Boston, seit 1974 verfasste sie zahlreiche Essays und literaturwissenschaftliche Publikationen zur anglophonen und deutschsprachigen Gegenwartsliteratur. Sie erhielt zahlreiche Auszeichnungen, u.a. den Anton Wildgans Preis, Solothurner Literaturpreis.
Bücher: u.a. Das andere Gesicht (Claassen 1986); Ausgrenzung (Luchterhand 1989); In fremden Städten (Luchterhand 1992); Abschied von Jerusalem (Rowohlt 1995); Erinnern und Erfinden (Grazer Poetik-Vorlesungen, Droschl 1999); Haus der Kindheit (Luchterhand 2000); Familienfest (Luchterhand 2003).


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Neuerscheinungen

Montag, 16. April, 20 Uhr
Literaturhaus am Inn

Anne Marie Pircher und Christine Pitzke. Autorinnenabend

Anne Marie Pircher liest aus ihrem neuen Erzählband Rosenquarz (Skarabaeus 2007): Nicht auf der Suche nach spektakulären Höhepunkten, sondern den Blick auf die schlichten Details gerichtet, begleitet die Autorin ihre Figuren, wandert mit ihnen an der Grat-schneide entlang, die den Alltag vom Phantastischen und Surrealen trennt, und erzählt ihre Geschichten, in denen immer wieder die Magie aufblitzt, die sich in der Realität versteckt. (Verlag)
Anne Marie Pircher, geboren 1964 und aufgewachsen in Südtirol, lebt mit ihrer Familie auf einem Bauernhof in Kuens bei Meran. Im Jahr 2002 wurde sie zum österreichischen Literaturwettbewerb Floriana eingeladen. Zahlreiche Veröffentlichungen in Zeitschriften und Anthologien. Bücher: bloßfüßig. Gedichte (2000); Kopfüber an einem Baum. Erzählungen (Skarabaeus 2003)

Christine Pitzke liest aus ihrem neuen Roman Nächste Nähe, weit entfernt (Jung und Jung 2007). "Früher ist Karoline jedes Jahr umgezogen, damit Hausrat erst gar nicht zustande kam, Hausrat oder Verdruß ... jetzt will Karoline bleiben." Zusammen mit Mann und Tochter. Doch wieviel Wachheit, Phantasie muss man aufbringen, täglich, damit Zuneigung, Nähe nicht einfach weggleiten, dass der gemeinsame Entwurf nicht schadhaft wird? Und natürlich braucht es dafür den Weg über die Welt. Der Roman ist ein Versuch, dem, was man leichthin Beschädigung des Humanen nennt, entgegenzutreten, unbeugsam zu sein der Zerstörung gegenüber und ein Dach zu errichten aus fragilen, kühn sich emporschwingenden Sätzen, unter dem es sich sein lässt. (Verlag)
Christine Pitzke, geboren 1964 in Burghausen, lebt als freie Autorin in München. Für ihr Prosadebüt Versuche, den Morgen zu beschreiben (Jung und Jung 2004) erhielt sie mehrere Auszeichnungen: 2004 Förderungspreis der Jürgen-Ponto-Stiftung, 2005 Rauriser Literaturpreis.


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Laher

Mittwoch, 18. April, 20 Uhr
Literaturhaus am Inn

Ludwig Laher: Und nehmen was kommt (Haymon 2007)

Buchpräsentation. Gespräch: Matthias Part

Ohne falsche Sentimentalität und hart an der Wirklichkeit erzählt Ludwig Laher von einer jungen Frau aus einer ostslowakischen Roma-Familie: Mit Selbstbestimmtheit hat der Lebensweg von Monika nichts zu tun - ihrer an sich starken Persönlichkeit fehlen Bildung und der Rückhalt, sich in der Welt zurechtfinden zu können. Kampf, Flucht und Angst bestimmen ihre Entwicklung. Ausgenützt, hintergangen und gedemütigt scheint ihr Weg am Strich und in Clubs an der Grenze Tschechiens zu Deutschland und Österreich vorgezeichnet. Ludwig Laher konzentriert sich in seinem Roman auf die Entwicklung dieser Frau, die er ebenso präzise wie beklemmend erzählt. Dennoch ist das Buch gleichzeitig ein messerscharfer Befund über gesellschaftliche Zustände mitten in Europa, jenseits moralisierender Anklage, aber auch jenseits der öden Beschwörungs-formel, es gälte vor allem, die Eigenver-antwortung des Individuums zu stärken, während gleichzeitig unter immer mehr Menschen der Boden wegbricht.

Ludwig Laher, geboren 1955 in Linz, studierte Germanistik, Anglistik und Klassische Philologie in Salzburg, lebt in St. Pantaleon (Oberösterreich). Er schreibt Prosa, Lyrik, Essays, Hörspiele, Drehbücher und Übersetzungen; dazu kommen wissenschaftliche Arbeiten. Mehrere Bücher, bei Haymon: Selbstakt vor der Staffelei. Erzählung (1998), Wolfgang Amadeus junior: Mozart Sohn sein. Roman (1999), Herzfleischentartung. Roman (2001), So also ist das/ So That's What It's Like. Zweisprachige Anthologie (2002), Aufgeklappt. Roman (2003), Folgen. Roman (2005).


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